Oedenburger Zeitung, 1873. April (Jahrgang 6, nr. 29-40)

1873-04-20 / nr. 36

...,„SürXoco: u BR M R = 4 .f «’i O $ steingasse Nr. 7 in Wien, Haa­­-« stummen-»nemeMaus« Bienen-listig fiidig. 10 hamburg, Berlin, Leips­en Insertions-Gebühr. . . 3. — Mr. . 5th.fü­r die einspaltige,10 Ne « le vierteljährig Einzelne N­ummern kosten 10 kr. Verlag, Expedition und Rebal­­ zion I auf der Drachen­­runde Nr. 121 in Debdenburg. — Ale für das Blatt bestimmte Sen­­dungen, mit Ausnahme von Prä­­­am­terations- und Injertionsge­­bühren, sind an die Nevaktion partsfrei einzusenden. v . € Motto:,,Dem Fortschritt zut Ehr’ Bedrückten zur Wehr’ Der Wahrheit eine Gasse.« s­ou R­­I. ‘Im Auslande übernehmen Pränumerationen auf Inserate Die General - Agentschaft der­­ Zeitung „Pefter Lloyd“ Raub s­eör nie zweispeitige, AR­TE die vreispaltige und 20 Nie, für­ R die durchlaufende SPetitzeile egs­äufige der Stempelgebühr von 30 Fr. 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Die Wiener Weltausstellung ist hauptsächlich für und Ungarn um Vieles wichtiger, als jede bisher vor­­handen gewesene, gleichartige Ausstellung, weil sie durch das in unserer unmittelbaren Nachbarshaft erfolgende Arrangement derselben leicht zugänglich­st für jeden unga­rischen Industriellen, Kaufmann und Defonomen. Dadurch wird der größtmöglichen Anzahl­ derselben Ge­­legenheit geboten, Die sie interessivenden­ Abtheilungen zu studiren und den­ Gefichtefreis ihres eigenen Buches zu erweitern. Denn — gestehen wir uns es aufrichtig — dieser Gefichtefreis blieb bei der in mehrfachen Bezie­­­hungen faktischen Zurückgebliebenheit unserer, wirthschaft­­lichen und industriellen Zustände bisher in sehr enge Grenzen eingeengt und entbehrte jenes Schwunges, den das Sehen größerer überraschender Leistungen in den­­ einzelnen Fächern auf das empfängliche­ Gemüth und den Geist zu erwecken vermag. Aber nicht blos das hier Angeführte soll als Ber­weggrund dazu dienen, daß wir mit einer je größeren Freude die Wiener Weltausstellung willkommen heißen und­ in je ansehnlicherer Anzahl dieselbe besuchen sollen, sondern auch der Umstand, daß unser Baterland bei dieser Ausstellung in einem bis nun noch nie Dages­wesenen Masstabe r­epräsentirt sein und­­ demgemäß jeder Ungar, der die Weltausstellung besuhen wird, von seinem Unterlande solche Begriffe bekommen wird, daß das Selbstvertrauen für den Fortschritt in ihm erwas­chen, das Streben nach Gonkurrenz in ihm lebhaft wer­­den wird. Zur Erhärtung, dieser unserer Behauptung brin­­gen wir folgende Daten: Die Zahl der­ Anmeldungen für die Wiener Welt­­ausstellung beträgt bis jegt aus Ungarn,Siebenbürgen 4000, aus Kroatien, Slavonien und der Militärgrenze 1100, zusammen also 5100. Nenn wir diese Zahl mit jener­ vergleichen, durch welche während der Pariser Weltausstellung die ganze öfterr. ung. Monarchie repräsentirt war, stellt sich das als eine unerwartete Erspeinung heraus. Bei der legten Weltausstellung nämlich figurirte die Gesammtmonar­­chie mit 2094 Ausstellern, wovon auf Ungarn mit Ne­­benländern die verschwindende Zahl von 363­ entfiel. Wenn wir nan die angemeldeten 5100 auf 4500 redus ziren, die faktisch ausstellen dürften, so stellt sich heraus, daßs die Zahl der Aussteller in Ungarn gegenwärtig um 1500 mehr beträgt, als im Jahre 1867 in der Gesammt­­monarchie waren. Wenn wir hingegen die Betheiligung Ungarns an der Wiener Weltausstellung mit der­ Betheiligung der übrigen europäischen Staaten vergleichen, gelangen wir­ zu dem Resultate, daß, während die Monarchie in dieser Beziehung zu Paris nur den­ 7. Rang einnahm, — Ungarn im Jahre 1873 — vermöge der Zahl seiner Aussieler im dritten Range steht. Zu bemerken ist, daßs unter diesen Anmeldungen 47 Kollektivausstellungen sind, deren manche, wie z.B. die Ausstellung der ethnographischen Sammlungen, der Zucer- und Mühlenindustrie nicht nur in quantitativer, sondern auch in qualitativer Hinsicht hervorragen. Dieser erfreulichen­­ Bet­eiligung Ungarns ange­messen ist auch der Raum, der­ seinen Objekten bestimmt wurde, indem er einer der ersiten ist. Während nämlich in Paris die Gesammm­onar­­chie nur über einen Flächenraum von 1800­­ Meter verfügte, nimmt fest Ungarn allein 1900 [1­ Meter in Anspruch. Außerdem werden noch 12­ Separatgebäude aufgeführt, u. zw. eine ungarische Csárda, als Kosthalle der ungarischen Weine, 6 Bauernhäuser, 5 Jagd- und Wald-Bauten. Die Betheiligung unseren V­aterlandes in so gro­­bem Machstabe ist eine erfreuliche Dindheinung. Es ist wünschenswerth, daß die Anmelder ihre Ausstellungs­­peich rechtzeitig an den Ort ihrer Bestimmung erge­­b­en. Je größer die Anzahl der ungarischen Ausstellungs­­objekte sein wird, in desto günstigerem Lichte werden wir vor den Ausländern erscheinen, denen man unsere wirths­chaftlichen Verhältnisse­ bei jeder Gelegenheit in den düstersten Farben zu schildern bestrebt ist. Man speciell die von Dedenburg und seiner Ums lvz­gebung zur Ausstellung gelangendenaturprodukte und" industriellen Erzeugnisse anbelangt,darauf werden wie» nächstens zu sprechen kommen. »i: , RE MEN —­ » RE : Kein Schulgeld mehr! «. Wenn in jeder (politischen)­­Gemeinde eine Boltsschule zu den wichtigsten und nothwendigsten Bes­dürfnissen "gehört und wenn er gerecht ist, Daß jeder Bürger nach Maßgabe seines Vermögens zur Bestreis­tung der Gemeinde und Staatsbedürfnisse­ beiträgt, so ° ist er ‚offenbar *unrecht, daß man diejenigen Eltern, deren Kinder die Volksschule besuchen, gleichviel Schutz­geld bezahlen läßt, indem diese Eltern hinsichtlich ihrer Finanzkräfte gewiß nicht alle einander gleich sind. Von dieser Ungerechtigkeit wird man sich noch mehr über­zeugt hal­en müssen, wenn man erwägt, das das so­ genannte Schulgeld, welches bekamntlich, auf den Kopf schulpflichtiger Kinder berechnet wird und von den El­­tern zu­ bezahlen ist, auf einem Umlagsfuße ‚beruht, welchem dem wol überall geltenden Steuersystemschnur­­stracks widerspricht Denn nicht selten­ besteht gerade bei den wenig bemittelten und armen Eltern die einzige Ueberfülle des Segens von oben in der Anrathinde. Es sind mithin nach der bis jetzt noch herrschenden Art der Schulgelder-Einnahme diejenigen Eltern am höchsten besteuert,welche gewöhnlich die meisten Kinder, also in der Regel am wenigsten übrig haben,und ges­rade zu einer Zeit,in welcher die Kinder nur Ausgas ben verbrachen,noch nichts verdienen können,folglich die Loren der Eltern wenigstens in der fraglichen Beziehung am größten sind Es ii hie mit andern Worten, den unzweifelhaft meisten Bürgern, welchen von den Früchten ihrer Arbeit nur so viel zugetheilt ist, als ihr nothwendiger Unterhalt erfordert, eine höhere­­ Steuer­ auferlegt, als denjenigen, welche dur Capital­­zinsen, Grundrenten, oder durch den Gewinn aus ihren gewerblichen Unternehmungen gerade den größten Theil jener Früchte beziehen, deren Einkommen von­ der Ein­sicht und Gesittung der arbeitenden Klasse im gewöhne RE EEE ’% re ae . REREEEITERENSLETTET TEASER: a b ve PR Te 4 ze FREIEN Re . Im« Feuilleton, Der Ring Kovelette von Friedrich Pole (Fortlegung.) Unser Substitut hatte aber auch noch eine andere Verpflichtung, welche ihn nöthigte, ‚zu Gesellsshhaft zu ers­scheinen. Er war, jung, liebenswindig, mit der Aus­­sicht auf die nächte­­ Dialanz eines Pastorats, der Sohn eines reichbegüterten Landwirthes, und was noch mehr, als alles die wog, er war unverheirathet. Wie aller­­orts hätte auch das Städtchen Spreewig dem­ Landes­­fürsten eine ganze Amazonengarde heirathä lustiger Da­­men stellen können. Getreulich mußten daher die Ehe­­männer, wenn sie aus der „Erholung“ heim­kamen, ihren Gattinnen berichten, mit wem der­ „Herr Gandis hat” gesprochen, wie er si benommen — mit wem er­­ am vertraulichsten gewesen und­ dergleichen. In Folge dessen stürzten denn ‚auch die an das Ohrenwort ihres zweiten Ichs gebundenen Männer wie Fallen auf den Substituten, wenn er in ihrer Mitte erlitten und hasch­­ten die Brotamen von­ dessen Lippen, um dieselben als „Herzstärke” dann den gestrengen Ehewirtinnen, welche uns­ter bewandten Umständen auch gnädigst den Hausschlüss­­el mitgaben, heimzubringen. um Sprach der Kandidat unglücklicherweise zu viel ‚ mit dem Sprigenschlauchfabrikanten Pumper, der nu z­wei Töchter von ebenso zweifelhafter Schönheit als älter hatte, und berichtete dieses Faktum der Kämmerei- und Klingelbeutelvorsteher. Hahn seiner zweiten Hälfte, welche der Himmel mit nicht weniger, als sechs weiblichen Sprossen gesegnet, so wurde der nichtd nhmende Sub­­stitut .inquisitorisdi, in contumaciam noc) denselben Abend verurtheilt. Während der­ männliche Theil der Spreewiger Bevölkerung als Charges d’ affaires die Gunst seiner hohen Gebieterinnen daheim nicht verscherzen wollte und den jungen Theologen umstreifte,­­ saß Elise da­­heim im männlichen Stübchen bei ihrer Arbeit. Die seinen Geschwister hatte sie schon längst zu Bett ge­­bracht; nur der Franke Bater sah noch im Lehnstuhl und starrte aus seiner Nacht hinaus in die da draußen. Unverständliche Worte waren es, die von Zeit zu Zeit über seine Zippen glitten, und nur das immer wieder­ fehrende Phantom, der Ring, die ihn verstindlicher werden ; dann verfiel er wieder in seine grauenvolle Les­thargie. Elise, die sich allmählig an diese ungefährlichen Parorismen gewöhnt hatte, überfiel heute doch bei dem Verlangen des Vaters nach dem Ringe ein eignes Ge­­fühl, über welches sie sich nicht Nechenschaft zu geben vermochte. Mederhaupt kam ihr sett einiger Zeit das Wohnzimmer, in welchem doch Alles­no bis auf das kleinste Nippfigüchen am gewohnten Plabe stand, ver­­ändert vor, — oder vielmehr, sie sah c8 jei mit an­­deren Augen an. War doch sreit Kurzem ein neues­­ Sfied in die Familie eingetreten, das ihr mit Rath und That zur Seite stand, — der Kandidat; sie war nicht mehr die Einzige, die da waltete und schaltete. Elise hatte si ih ihrer kindlichen Unbefangenheit gefreut, dab Stödhardt heute sich einmal eine Erholung gönne und nicht auf die tausende Fragen, die sie sonst an ihn stellte, zu antworten brauche. — : Und warum stellte Elise Diese Fragen? War es der reinste, lauterste Drang nach wissenschaftlicher Belehrung? && kann das reine Bild der Heldin unserer Erzählung auch nicht im Mindesten betrübt werden, wenn wir" dies zum Theil verneinen. Eine dunkle Ahnung kettet einen Menschen an den andern, ohne dab­er fi des Grundes Far­bes ruht wird. Der­ Eine anerkennt in­ dem Anderen das Vorzüglichere und möchte gern seinem Spdeale ebenbürs­tig sein, ja und dadurch, daß er­ sich bis zur Ehrenbür­­tigkeit erhebt, das Interesse des Andern für seine Per­­son zu gewinnen. — @lije fühlte, daß der junge Thes­olog an geistiger Bildung body über ihr stand; ebenso war es in ihr zur Gewißheit geworden, daß sie seiner Bildungsstufe näher treten mußte; wußte sie doch, wie fehd sie­­ mit ihrem Wissenseifer erfreute, und er ich bemühte alle nur möglichen Töne in ihr wiederum zum Anschlag zu bringen und dieselben dann zu einer gewissen Harmonie zu verbinden. — Heute vermißte life Die gewohnten Belehrungen und gedankenlos blickte sie über ihre Arbeit ein; in ih­­rem Innersten war er, ald müßte sie bereuen, den Kan­­didaten genötigt zu haben in die „Erholung“ zu gehen. Aber so wie nur dieser Gedanke in ihr dämmerte und zu Harem Bewußtsein sie gestalten wollte, schlaf sie zus­­ammen als hätte sie ein Verbrechen begangen. Schnel beugte das Mädchen sich über seine Arbeit und führte die Nadel mit doppelter Schnelle, ald müßte «8 fürdhe­u­ten, dab jener Gedanke noch einmal herantreten künnte. So sehr aber auch­ die Aufmerksamkeit Elifens auf das Stiemnuster fi concentrirte und so oft je die Stiche zählte, um sich noch einmal zu verzählen, immer und immer wieder regte si in ihrem Innern, was ihr noch tief Geheimung war. Eben als sie zum vierten Male die Märchen des Musters abzählen wollte, hörte sie den Sub­­stituten die Thüre des Schulhauses schließen und mit Schnelligkeit eilte sie dem Kommenden, in der Hand die Leuchte, entgegen. Der Eintretende trat froher, ver­­gnügter und freier als je ein, grüßte und danfte dem jungen Mädchen mit der ihm eigenen Liebenswürdigkeit. Wie wol­lst mir doch wieder zu Hause, Fräulein, fast hätte ich bereut Ihrem Nam­e gefolgt zu sein, wenn ich nicht wüßte, welche gute Absicht Sie mit diesem ver« « bunden hätten.« Aber Elisens Wangen ergoß sich ein tiefes Roth,s­­—­sie dachte daran wie vor wenigen Minuten auch in—­» ihr die Reue aufkeimen wollte und warf auf den Can-««».T—Js"« Holidaten einen prüfenden Blick,der keineswegs mehr die frühere Unbefangenheit verrieth;ebenso schnell senkt es sich der Blick wieder.Mit unsicherer Stimme trug sie den vor ihr Stehendent,Haben Sie sich nicht gatnn­»·«" terhalten?«und als dieser die Frage mit einem,,Nein,­, gute Elise«beantwortete,da war es als müßte sie sich einen Augenblick freuen,doch in­ demselben Moment« l AR

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