Oedenburger Zeitung, 1873. Mai (Jahrgang 6, nr. 41-53)

1873-05-30 / nr. 53

E Mi « AeASEEC WEDER Fan Harrer ,«-maschinen,sind nochs in höchstem Grade unvolllomi­m­men;die Aufstellung eigt uns bereits jetzt eine große Anzahl dieser Geräthe, über deren muthmachlichen Werth wir und in der Folge außsprechen werden. Schließlich die interessanteste Landwirthschafts- Maine der Neuzeit, der Dampfpflug. Kein Sach­verständiger wird behaupten, daß mit dem jenigen Fomb­rfden Systeme, trog der günstigen Resultate, welche dasselbe in den Iegten Jahren erzielt hat, die Konstruction bereits abgeschlofen je. Schon der äußere Umstand, daß der Apparat etwa 25.000 Gulden kostet, macht eine allgemeine Einführung unmöglich. Ein Apparat, der zum Gemeingut der Landwirtsschaft werden muß, bisher aber nur den bemittel­ten Groß­­gemndbefigern zugänglich ist, bedarf entschieden noch mancher Umformung. Es ist dies auch der Grund, weshalb nicht nur in England, sondern an auf dem Kontinent jeder Versuch, den Dampfpflug zu verein­­fachen, die allgemeinste Beachtung findet, denn mit Bereinfachung und einer entsprechenden Grmäßigung der Anschaffengötosten wird einer der gewichtigsten Dampf-Cultur beseitigt. Wir erinnern hier nur an das Aufsehen, welches der billige Fisteniche Dampfpflug vor einigen Jahren allerwärts erregte, ein Apparat, der ganz und gar verfehlt con­­fteuit, aber einfach und billig war. Tropdem das erstere leicht ersichtlich war, da hielt man doch den Vorzug der Billigkeit für so dominirend, dab man lange Zeit gebrauchte, ehe man zu der Erkenntniß der Unbrauchbarkeit des Systemed gelangte. So oft ich dem jegigen Fowler’schen Dampfpflug in Arbeit gesehen habe, #* ih der Landwirthschaft nur Eines gewünscht: einen neuen Motor am statt der schwerfälligen Dampfkraft. Die stationären Industrien mögen das Bedürfnis nach einem solchen bei weitem nicht so empfinden, wie die Landwirtschaft, deren Kraftmaschinen wie das Zug­­vieh den lotomotiven Charakter beiten müssen. Beide Hindernisse bieten sich in dieser Hinsicht der Landwirtschaft dar duch die Nothwendigkeit. Die schweren, gefährlichen Dampfteffer stets mitzutrans­­portiren? und wie würden dieselben mit einem Schlage befestigt sein, wenn es gelänge, einen Motor, ungefähr in der Art der Ealorischen Maschine, zu erfinden, welcher als landwirthschaftliches Locomobile und Loco­­motive Verwendung finden könnte. Ich lebe der posi­­tiven MWeberzeugung, dab bei den raftlosen Bes­mühungen der­ tüch­tigsten Techniker aller Industrie- Zander und dem bereits fept erzielten Erfolge sein Jahrzehnt vergehen wird, bis eine solche mit günstig gem Gfferte arbeitende Maschine der Landwirthschaft zur Verfügung steht. Und dann beseitigen wir das ganze Saillettem und suchen wieder die Gultur-Instru­­mente des älteren directen Dampfpfluges hervor, um mit dem neuen Motor, der nicht mehr, wie der jegige, in aufgemeichtem Boden versinkt, und hinten angehängten Pflügen und Grubbern direct über den Ader zu pflügen. Lord-Zeitung, Dedenburg, am 29. Mai 1873. In der am Dienstag abgehaltenen außerordentl­ichen Sigung des Municipal-Ausschußes wurde, wie wir ,bereits notificirten, die Absendung einer Deputation an den Monarchen, zum Beichlusje erhoben und unser Obergespann v. Mercy mit der Führung derselben be­­traut, — somit der in der Vormittags abgehaltenen Bürgerversammlung entsprungene Gedanke. realisirt. Der Zweck diesser Deputation sol die Erbittung schleunigster Hülfe vom Monarchen für den biesigen Geldmarkt sein — dad wie? wurde angedeutet, daß dur die Nationalbank eine Summe von Einer Million, Dedenburg zur offeften Belehnung, Reescomptirung von Wechseln, Hypothelar » Darlehen zur­ Disposition gestellt werde. Von vorne­herein ist der Gedanke, sich an den Monarchen zu wenden, ein verunglückter. Ein konstitutioneller Monarch kann mit bestem Willen nicht die Regierung umgehen und einem Geldinstitute einen Ufas senden: „Du hast so und so viel dem und jenem zur Disposition zu stellen.“ Daher wäre die einzig richtige Adrede, an welche man sich zu wenden hätte „die Regierung." Ist­ das Vertrauen in die Güte des Monarchen sehr lobenswerth, — einige Bürger mein­­ten in ihrer Finale Noth und der Vermittlung des Königs gerettet werden zu können — so vergaßen sie aber auf das Unziemende, welches in diesem Schritte liegt, sie wollten sich vom Könige die Gnade erbitten, als Vermittler zwischen ihnen und der Nationale Banf zu fungiren. Wir glauben kaum, daß der Monarch gewillt sein dürfte, in Erkennung der schiefen Position in welcher man ihn­­ hineindrängen wollte Die Deputation zu empfangen, da duch den Befehl ohnehin die Natio­­nalbanf » Alte in Folge der $. 14 der Staats grundge­­feßed suspendirt wurde, und somit dad einzige, was die Regierung für den Moment zu leisten im Stande war. Be,­ist, — und wird sie empfangen, so dürfte die Antwort dahin lauten — dab dad Promemoria der Regierung zur Begutachtung übergeben werde. Und somit muß doch der Weg eingeschlagen werden, welchen man mit einer direkten Bitte an den König abfürzen wollte. Aber selbst wenn der Monarch tropf ded cone­stitutionellen­­ Regierungssystemes die Macht besäße, selbstständig Hülfe zu bringen, so wäre eine Ge­währe­leistung noch immer aus prinzipiellen Gründen sehr in Frage gestellt und zwar aus dem „was dem Einen recht, in dem Anderem billig‘ und erhielt Dedenburg Hülfe, so wären sofort Linz, Raab, Graz, Prehburg und wie sie nun alle unsere Städte heißen bei der Hand, ich direkte Hilfe gegen den finanziellen Nothstand zu holen. Der einzig forreste Vorgang wäre si an die Lan­­desregierung zu wenden gewesen und der wird auch eing­eschlagen werden müssen, obwohl wir es lieber gesehen äkten, wenn die Schow vor 14 Tagen in Szene ge­legt worden wäre, nicht von Einzelnen, sondern nur einen cumulativen Schrit. E&& fann und darf einer Res­t"Einwände gegen die Vierung, wenn sie ihre Pflichten richtig versteht, nicht gleichgültig sein, wenn Handel und Gewerbe, Industrie und Agrikultur doch Ereignisse wie die Gegenwart sie mit fi brachte, in ihrem innersten Wesen erschüttert werden. Aber die Negierug wird nu­ f, Gummiffäre auchsenden, um irgendwo vielleich sich erbötig zu machen, Hilfe zu bringen, sondern sie muß erwarten, dab der Bedrängte zu ihre fonımt. Wäre vor zwei Wochen von Seite der Kommune — bdamald wie schon unsere Geldverhältnisse bedeutend erschüttert erschie­­nen im O­ereine mit Handelön und Gewerbe­kammer ein diesbezüglicher Schritt unternommen worden so hätten wir vielleicht heute Ihom die gewünschte Hilfe. Nicht eines blüthenreichen Styles hätte es bedurft die Regierung zu überzeugen, daß sie moralisch verpflichtet ist mit helfender Hand einzugreifen, sondern nur der Hinweisung auf zwei Thatsachen. Die eine ist, daß lange genug ihon das­­ trefflich motivirte Gesuch um Greiung einer Nationalbankfiliale Hierorth, eingereicht wurde und daß die Regierung bis jegt hiefür noch gar nichts gethan. Die zweite, Daß ed nur im­­Interesse der Regierung selber gelegen sein muß, die Handel­ und Gewerbe, Industrie und Agrikultur treibende Bevölkerung in­­einer Geldfrisid zu unterfrügen, wenn amberjei­d ihr nicht eine Verminderung der Steuern (auch Restrin­girung der Arbeit und Erwerben in mannigfacher Rich­tung) nebst spärliche Zahlung der Steuern selber gleich­­gültig it. Von diesem Standpunkte aus ist sie ver­­pflichtet, den Volkswohlstand nicht finden zu lassen, um 10 eher wo auch deshalb, da wir, wie alle anderen 3. D. ein reelles Sümmchen zur Beschönerung des Regierungs« jigeö beitragen, so können wir auch, wo es einmal da­­rauf ankommt, ein Beneficium von der Regierung zu erhalten, mit guter Hoffnung darauf rechnen. Bald hätten wir vergessen, daß uns ja in unserem Abgeordneten, Minister Trefort, eine tüchtige Bundes­­kraft zu Seite steht. Wir glauben, dab­er, ja nur in der Vorahnung einmal mit allen ‚ihm zu Gebote ste­­henden Kräften für das Wohl seiner Wahlstadt eintre­­ten zu müßen, bis jegt gar nichts­­ für Dedenburg ges leistet hat. Also Here Deputicter, lassen Sie in diesem Sale den von Ihnen geahnten Moment geb­en und arbeiten Sie­ mit aller Energie für jene, welche in Ihnen eventuellen Falles als mehr als nur den Mann des „Wortes“ zu erbliden meinten. . . . Die Handel­-und Gewerbekammer hat bereits in richtiger Würdigung der Verhältnisse-obwohl sie sich auch an der Deputation zum Monarchen betheiligen will —eine Repräsentation an das Ministerium­ gerichtet,«mit Hinweisung an die Gefahr,welcher nicht nur der städ­­­tischen Bevölkerung,sondern jener des gan­zen Bezirkes, —­mit namentlicher Betonung,daß auch der tief erschüts­­terte Handelsplatz Raab unterstützt werden müsse­— droht,wenn nicht der Hypothek ars Credit aufrechterhal­­­­ten bleibt. Wir können nicht glauben, daß die Regierung ru­­hig der Verarmung eines der reichsten Komitate, eines jener wenigen, in welchen die kulturelle Entwicklung so volständig zum Durchbruche gelangt ist, zusehen werde, und hoffen die um jo eher, ‚da der Finanzminister jo eben in Wien weilt, um eine Erhöhung der Dotation von der Nationalbank zu erwirken — die bereits zur Verfügung gestellten 4 Millionen sind in den ersten 3 Tagen absorbirt worden — und des Herrn Ministers Streben dürfte mit Erfolg verbunden sein. Sollte aber­ wieder jedes Vermuthen diese Hoffnung scheitern, dann wird er Pflicht der Kommune sein einen Modus zu finden­­ — worüber wir vielleicht nächstend schon in der Lage sein werden zu berichten — welcher den Hypothel als Geschäft unter die Arme greift. Gehen wir speziell auf den Standpunkt unseres Geldmarktes überso,können wir ohne uni optimistis­­chen Anschauungen hinzugeben mit hinweisen auf obiges sagen,daß er ein nicht so gefährlicherst,«als manche ihn hinzustellen trachten.—Da­ßvnzlverloi­ren ist,ist eine unlängbare Thatsache und mit Gesches­senem laßt sich nicht rechten,aber eine Beruhigung ist es,daß aus den Schiffbruch­ noch so manches zu retten ist.Heute telegrafisch eingelangte Nachrichten aus Wien melden,daß sowohl der Ausweis der Nationali bank ein guter ist,wie die aus Deutschland eingetrof­­fenen Nachrichten über den dortigen Stand des Gelds markteö äußerst günstig lauten;dem zu Folge steht zu erwarten,daß von heute an die Börse sich auf der ganzen­ Linie mit Festigkeit entwickeln werde. Bestättigen sich diese Nachrichten und wis noch « mehr werth wäre,tritt keine weitere Baisse ein,sodas­sen wir Hoffnung,daß beide fallite Banken,einenges­gen die jetzige Erwarkung bedeutend besseren Ausgleich machen werden.Sobald die Rohbilanz der Credits Bank aufgestellt ist,werden wir nicht ermangeln über den Stand der Verhältnisse genaue Erfinchungen eins zuziehen und darüber zu rapartiren und hoffen, in der Heberzeugung, daß durch Bekanntmachung der annähern­­den Ausgleichsverhältnisse je­manded Durch den Zweifel irritirted Gemüth duch Kenntniß des Standes beruhigt werde — auch von Seite her als C urater der Ha­ne deld» und Gewerbebanf, deren Curator wegen Nichtannahme der Stelle von Seite des Hr. Friedrich, Hr. Julius Graf wurde, in gleiche Lage gebracht zu werden. Was die übrigen Banken betrifft, so ist durch­aus seine nur annäherungsweie Gefahr zu befürchten und hat namentlich der Entschluß des Verwaltungse­tab­es der­­ geomptesBanf, weder auf eigene noch auf fremde Rechnung mehr Börsenspieloperationen durchzu­ führen, gleich deren conlantes Vorgehen während der Krisis gegen ihre Komittenten allgemeine Würdigung gefunden. In­olge eingeholter Erfundigungen an compe­­tenter Stelle Tin die beiden eng mit der Gesammtber­völkerung litten Geld + Institute „Oede­n­burge “: „Die Völker der Erde, Die Stämme der Menschheit Sollen sich würgen, Sich wechselnd zerfleischen In wüthigen Fehden — Sie sollen sie morden, Nicht für die Meinung, Nur weil sie der Schranken Des Grenzpfahls geschieden — Zügellos fol rafen der Zanf, Nur weil sie reden vershiedene Zungen“ ?! u. |. w. Der psychologische Baden ist im Ganzen richtig fortgesponnen bis zu dem erschütternden Schlufse der zweiten Abtheilung: Chor der Dämonen: Die Menschheit, die Menschheit, An sich selber verzweifelnd, Sich) selber fluchend, Sie gibt sich uns gänzlich Für immer zu eigen — u. |. w. Warum in der dritten und roten Abtheilung (Seite 120 u. 121) nur der „Sänger“ die Mission er­­hielt, die „vom Herzen aus verdunkelte Hölle“ in den Menschenhäuptern wiederzubringen — ist und nicht Har. Zu mystisch klingen die Schlußworte: 18 fie (ded „Lichtssohn’s Geschlechter“) ruhen vom Kampf, Bon den Lasten der Serfal, Bon der Lodung des Irrihemnd — Bis sie ruh'n, wo dem Nrlicht Sid gattet die Nrnacht, In der Stille des Allseins Auf wir erlöst. Wir meinen, daß die Menschheit ihre Erlösung schon vor der Ruhe und Stille des „Allfeins“, d. h. (dody wol?) vor dem Tode, suchen und finden müsse — wenn auch erst nach Jahrtausenden — finden müsse und werde in einer fortan vernünftigen und natur­­gemäßen Entfaltung, in einer geordneten, harmonischen Debung aller ihrer Theile und Kräfte, im urheiligen ewig schönen Genusse des Daseins. Mörter und Ausdrücke wie „Mordbehelf“ ee 109), mMaffe* statt: Menge (S. 18), „gestoffen“ statt: ger­stoßen, „baß" u. Aehnt. sind Neubildungen oder Austria­­d­­men, die si in diese neueste Schöpfung des Dichters en »Geble«(!)für Geblöke Seite 79),,Magieren« O auf Seite 54 sindwomnnrruckfehler. Warum der Dichter gerade diese,sieben Tod­ fünden ® (nach H.Mazarts B Vorbilde) wählte? Warum er die Selbst» oder „Schlucht? in drei den Gesammt­­begriff nicht e­rschöpfende Theilbegriffe (Hoffahrt, Hab­­sucht und Neid) spaltete: Warum er wal die verbreis­tetsten und mächtigsten .„Zodsünden‘ der Gegenwart: den Zwang (Mibbrauch geistiger oder Physischer Uebermagt), die Bölferm­ehtung, die Schädi­­gung und Ausbeutung des Mitmenschen, die Lüge und ähnliche modernste ‚„Todsünden“ so ganz mit Still- Schweigen überging ?! Wir sind überzeugt, dob der berühmte Dichter, der auch in seiner­en Schöpfung die Wage des Gerichts mit fih­rem Blid und fester Hand hochgehal­­ten, diesen Berfuch einer freundschaftlichen Beurtheilung nicht mißdeuten wird, und schließen mit dem prachtvollen „Lied des Sängers" (Seite 121): Auf Gipfeln der Berge Auf Zinnen der Sterne Naht wintend entzündet Die Lohe des Licht. Sie schmüdet mit Schimmer Die farbige Ferne, Den Reigen der Welten, Und wirft einen legten verlorenen Glutstral In die tiefste der Tiefen, In’s gähnende Nichte. Bon Bergen zu Bergen, Den Sternen zu Sternen tanzet der Stral: Und er sinkt in Die Seelen Und waltet ald Wahrheit — Und entfaltet die Schwingen Und flattert all Freiheit In stürmendem Aufschwung Bon Pole zu Pol — Und bändigt sich selber, Bon Keinem gebändigt, Mit Banden des Mahes, Und schimmert ale Schönheit, Und glänzet ad Güte — Und m­­ich selber Und findet sich selber Mit brünftiger Andacht Im Reigen der Brüder, Im Reigen des Lebens, Und nennet sich Liebe, Die ewig Geschiednes Ewig umschlingt! Dr. &. _ Re W 2

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