Oedenburger Zeitung, 1873. Oktober (Jahrgang 6, nr. 111-119)
1873-10-22 / nr. 115
is-s * « Das Blatt erscheint jr den tritten Freitagiizzomitaw Ytållumerationsstreich ksiit LocotGanzjährig sfhHalbjähriges Vierteljährigef1.25kk.,Monatricht tirsln schirtdGanzjährig 12fl.,·Halbjährig6fl., ierteljährig 3 fl. Alte fir das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Pränumerations- und Infertionsgebühren sind an die Nedaction portofrei einzusenden, ee . fl. 50 te., fl. Berlag u. Expedition: Grabenrunde Nr. 124 Nedaction: Kirchgasse Nr. 25.2. 1. Stock. E Einzelne Nummern Kosten MED Kreuzer. Na en a it. überhaupt. Orga für: Dandel, Iudustrie und brandwirthschaft, dann für m anche Anteress scatte-»Dem Fortschritt zur Ehr’-—Bedrückten zur Wehr’—Der Wahrheit eine Gasse-« «Im Auslande Übernehmen Pränumerationen auf Inserati 3 Die Generat:Agentschaft Zeitung, ,,‚Petter-2loyd Nauhenstein« gaffe Nr. 7 Wien, Hausenstein, Konten bien, Ballfide gasse10, Hamburg, Berlin, Leipzig,Fransfurt aM. Basel« nfersionssbebüßr : .5Ntr.für die eeinspaltie,10Nkr.für die zweispalige. IZMU für die dreispalige und softkit für die durchli!fende Petitzeile exklusive der Stempelgebühr von solt-«s-Auskünfte in allen Richtungen werden bereitwilligst ertheilt A nn - Ungarische Kunst auf der Weltausstellung. Tüchtig,achtunggebietend,produktiv,vielseitig stellt sich die bildende Kunst»der Ungarn dem Auge des Fremden dar,·der ein Schattens der roth-weiß-grünen Trikolorei wandelnd nach Spuren des sichtbar gemachten Schönen sucht.«Schon in den Räumen der Insdustrie"sird er darauf vorbereitet,da die Wände meh rerer Korridore mit Zeichnungen,Grund-und Aufrissen der hervorragendsten Bauten behängt sind,welche die ungarische Hauptstadt dem letzten Quinquenium verdankt oder dem nächsten verdanken wird.Die verdienstvollen ls Entwürfe zum Ausbau des alten Korviner Schlosses Vajdy-Hunyad,deren Verwirklichung durch den früh dahingegangenen Franz Schulz(oder wie er sich auch «im Deutschen stets nannte Schultz Ferencz)begonnen wurde und durch den als Gothiker hervorragenden Profi ·Emeri Steindl rüstig fortgesetzt wird,ist bei der «Seltenen ähnlicher Rekonstruktionen einer todten Vergangenheit(wir wüßten in der Geschwindigkeit höchstens Stolzenfels am Rhein als Analogen anzuführen)gewiß auch für den Fremdenvoanterese.Wir finden s dn ferner die Zeichnunen des Hauptzollamtes,die(von uns vor Wochen auführlich besprochenen) Modelle der Radialstrasse, für welche der Baurath auch ein Ehrendiplom erhalten hat, Zeichnungen der neuen Dörse und des Haas’schen Hauses, ein Modell des großen Tüböry:chen Zinshauses auf der Hochstraße, einen Linzbauer hen. Entwurf für den Ausbau. des Diner Königs: ihlosjeg (Meine Verdopplung des vorhandenen), mehrere Aquarellen vom neuen Steindl’ schen Stadthause in der Leopoldgasse (worunter besonders die Ansicht des Festsaales hervorzuheben) aus dem Pinsel des Prof. Schu- Let, eine Ansicht, der ewig im Bau begriffenen Franzstädter Kirche von Ybl, mehrere Aquarellen über das Schlachthaus. (Berliner Arbeit) und verschiedene mehr oder weniger utopische Pester Bilder (sogar: schon den Zentralbahnhof vor der Kerepejerstraße und die Berbinerungsbrüche unterhalb des Zollamtes.) Die Originale all’ dieser Bilder haben wir theils schon eingehend besprochen, theild werden wir binnen ‚Kurzem hoffentlich Gelegenheit haben, sie nach ihrem Kunstwerte zu beleuchten, wir können also hier füglich darüber schweigen. Das bedeutendste, was in solchen Darstellungen aus dem modernen ‘Pest geleistet wurde, ist (höchstens neben der einen Schulefischen Aquarelle) eine Serie von siebzehn Aquarellen über die Margaretheninsel, im Auftrage des Groherzogs Joseph von Prof. Ludwig Rauffcher, dem bekannten Urheber des auch jet in der Ausstellung vielbewunderten Gisela - Albums, gemalt. Diese 17 Bilder hatten ursprünglich in einem einzigen, schön geschnigten, architektonischen Rahmen vereinigt ausgestellt werden sollen, doch hat es hienen im Feten Stadium der Ausführung sein Abkommen gefunden und wir je ben die Bilder nur in einem großen und vier kleinere getrennte Rahmen nach des Künstlers eigenem Entewurfe gefaßt. Die Aufgabe des Maler war hier seine geringe, da er, um sie zu lösen, Architektur- und landschaftsmaler in einer Person sein mußte, und da auch noch der quegestedte Termin durch sein Drängen die Arbeit nervös machte, darf ihrer gelungenen Vollendung die Anerkennung gewiß nicht versagt werden. Den Vorzug möchten wir denjenigen der Bilder geben, in denen die Architektur überwiegt; besonders zwei Interieurs, das eine mit einem Durchblid ins Freie, das andere mit dem DBlid fur den Skuppelraum und die lange Gnserie, ragen sowohl durch die glücliche Bewältigung der perspektiviischen Schwierigkeit, als auch durch die effektvolle Beleuchtung und kräftige Farbe hervor. Unter den eigentlichen Landschaften möchten wohl die besten eine fein gestimmte Abendlandschaft mit Donaumühlen und ein Bild zwischen den zwei Inseln durch auf Das ferne hell besonnte Altofen "ein. Das größte Bild gibt die Ansicht der Donau mit den beiden S Inseln und dem Diner Gebirge aus der Vogelperspective, ut also fünstlerisch gewiß nicht dankbar zu nennen. Berdienst genug, wenn die fühne Projektion so gut geslingt, wie hier der Fall ist, und das Blatt schließlich da mehr Bild wird, als Plan bleibt. Auch auf die Plastik bereitet und fon die Industriehalle vor, erweckt jedoch mit zwei gleichlicherweise nur quasi dekorativ angewendeten lebensgroßen Statusen (Typs) von Eötvös und Szecheny seine großen Erwartungen. Sie sind Werke des Barond Nikolaus Bay jun, so freiherrlich sie aber auch sein mögen, adelige Werte können wir sie nicht nennen. Nicht uns interessant ist dagegen der in der Witte des Hofes aufgestellte „eiserne Ritter“, die überlebensgroße, nach Steindl’s Entwürfe duch das Schlidh’sche Etablissement trefflich in Kupfer getriebene Figur eines geharnischten Kriegers, welche auf dem Schlosse Vaydar Hunyad aufgestellt werden wird. Der Styl der Arbeit ist der einer vergangenen Epoche, die Figur hat etwas Naiv-Magyarisches, Mittelalterlich” Unbehohlenes und wirft dadurch ganz ihrem Ziedlen Ebenda sehen wir einen zu Prasenfalva leider in Bronze gegossenen „Honved mit der Fahne“ (der Name des Urshebers ist uns entfallen und ein Katalog nicht zu bar ben); die Figur haben wir in kleinerem Maßstabe schon auf der Vetter Kunstausstellung gesehen und dort nichts Gutes über sie zu berichten gehabt, — in vergrößertem Formate wird sie durch ihre hohle Proteneion geradezu unausstehlich. Wie bei anderen Statuen ein Enthüllungsfest, so sollte hier ein wohlthätiges Br ——— bülungsfest gefeiert werden. Noch tiefer steht ein Prieste in ganzer Figur (Cyps) von Dunaifiy; diesem D Barbiergesellen möchten wir seine anständige Gurgel anvertrauen... In der Kunsthalle sieht er schon meit. besser aus und wir sehen daselbst zu unserem großen Erstaunen eine Menge lebensgroßer Gruppen aus weis bem Marmor u. dgl., da doc unseres Willens in leg»terer Zeit nicht d. Wenliched' auf dem‘ Gebietes der HH Stefanskrone geschaffen‘ worden ist. Bei näherer Bestrachtung jedoch: löft fi und das Ytäthjel dieses impros vifieten Neichthums ; vier von den Pester Ausstellungen her schon bekannte und seinerzeit«non. und gewürdigte s ältere Marmorgruppen Engels finden, hier diesen Spekakel machen,dazu ein neues Fischermädchen(Gyps) helle Lage der Letzteren kein sehr heiteres Stressl«icht wi ft.Bilder,welche schon vor mehreren Jahrenx an den Wanden heimischer und auswärtiger Ausstellungen prangsten,ja deren Güte das Ausland durch Vervielfältigung und Reproduktion anerkannts hat(Szekely’s»,,Nonne« von Vay,welches,wenn auch nicht bedeutend,doch weit besser als seine Porträtstatuen ist und einiges größere, zum Theil schon bekannte Büsten." Für den Ausländer, dem von einer ungarischen Plastiz jedenfalls seine Idee hat, immerhini nicht ohne Interesse . Auch unter den zahlreichen Delbildern des Sange finden wir viele gute alte Freunde. Leider! = wir sagen,da diese lange Disponibilitätd mitunter ehs-;««««" tüchtige Werke unserer ernsteren Maler aus«dhemate . ; «s-s ai | ,Y- Feuilleton. Eine Reise in’ Blaue. (Erdachtes und Erlebtes von R-R.)— « (Fortsehung.) I. ’ F | &8 giebt sein freudigeres, reizenderes Gefühl, als das, welches den Menschen beschleicht, wenn er Den Wagen besteigt, der ihn in die Ferne führen soll — die Erde brennt und unter der Sohle und doch ergreift und ein eigenthümlicher Schmerz, der und die Heimat in schönstem Lichte erscheinen läht. — Drum lobe ich die Abschiedsfeste über alle Maßen: — denn wenn man mit einem Kleinen, Rausche die Diaterstadt verläßt, so ist und die Neile nur ein Traum, dessen Ende und an das Ende unserer Reife vor Augen führt; wir erwachen und vor unseren Aussen liegt Kanaan — „ed gibt nur a Kaiserstadt, '8 giebt nur a Wien!" — nun so schnell geht es in ‚der Wirklichkeit freilich: nicht, aber mit Geduld und der. Branz-Sojesd-Bahn (eigentlich sollte ich Jagen: mit der .$r. » Sosefsbahn und „der dazu, gehörigen. Geduld), geslangt man endlich auch. an’d Ziel, mir freilich, ist die » Geduld fast schon ausgegangen, wenn ich an. besagte Bahn, eine Ironie auf den menschlichen Genius, unter u . dachte ;. auch. habe. ich weder geträumt noch geschlafen. — ‚e Tief eingehullt , in. diverse Plaids und Mäntel sah ich am. Senfter des. Coupe’d und wünschte, dab. es ‚möglich wäre, mit der Schnelligkeit des elektrischen Bunfend zu reifen — warum, sollte .es nicht einmal wirklich geschehen können ; ist doc der menschliche Geist sonst so erfinderlich — — — « «—Da entdeckt ein Claude im Badener Theater ein «.neues«Mordinstrument und probirt’s am Kopfe seiner : „Weib, du mußt sterben !" — Datwieder entströmen der Feder des Herrn E. D.. so herrsliche Tagebuchgedanken, dak er nothgedrungen feine Geistesproducte der Redaction offerirt, ohne Agto, sogar unter Nominalwert, — nur um die darbendetenheit mit wohltätig erquidendem Wide zu laben und zu erheitern. — Zwar geht ed da ganz natürlich zu, denn Herr EB. „ging nach Tiihe — nofabene um 1 Uhr ward,“ ohne zuerst anderen Bedürfnissen nachzugehen, vom Hause weg" — daß er seinen Weg durch die Silbergasse nahm, interessirt und weniger, dafür ging vor ihm ein Pärchen — nit Würftel, lieber Xefer, denn die fünften da nicht gehen — feelenvergnügt und im Anblid dieses Genusses und im Genusse dieses Anblides „macht“ Herr E. DB. seinen ersten Wis. — Famos! Herr 8.... wird sich ungemein geschmeichelt fühlen, einer von denen zu sein, deren Zahl bald auf Null zusammenschmelzen wird. — Nachdem er das „Nicht ohne" seines Mstes ber dacht, stellt Herr ©. DB. eine mathemathische Meinung an: Gegen 1 Uhr gieng ih auch; nach einer kleinen Stunde langte ih an — also gegen 2 Uhr, denn 1 und 1 sind 2! Dann kommt ein langer Sermon, dem der Athem nicht ausgehen will; darauf erklärt Herr &. DB, daß er: „fein... ..* ist, denn die Karte hostete nur 30 fr. ‚Nachdem er fino etwas über Transdanubien gedacht und einige Neime dem Publito vorgeführt, erblicht er ein „Mädchen nicht vom Adel“, dann „drei Mägdleins* (ein neuer Plural) und schliegt den 28. September in seinem Tagebuche. — Sind das nicht, herrliche Erfindungen? — Heilliger Sebastian, stehe, und bis — — — iglos laß , ich im Coupe, nichts ahnend im Gemüte; mir gegenüber" hatte ein Kolok in Menschengestalt Plan genommen und inmitten meiner poetischen Gedanken und himmelanstrebender Gefühle, ertönte plößlich die quästende Viehhändlerstimme meines feilten Nachbarns : „Entschuldigen Se, wohin fahren Set« — Wie uns doch eine solche Bemerkung,ausi.allen Himmeln stürzen kannt ". Ich hatte die Vergangenheit ims Geite auf mir vorbeiziehen lassen und meine Seele-durchbebten verträumte Melodie anzich dachte der Zeit;.scha·ich.»seiselig war,der süßem-wonne durchschauerten,Stunden,.-das ich meinte,-die Welt seit fürs mich-allein geschaffen sunndkein Glücklicherer aus Erden,als«ich:»«L’Längstvergessenes kam wieder in meinen Sinn und der Schleier der Vergessenheit hob sich und gewährte denitrunkenen Blicken Einsicht in die entschwundene Zeitzm armorschön,doch achl auch,marmorkalt,stand das Bildniß meiner Göttin dasüber ihrem goldigen Haupteileu whsstete ein funkelnder Stern und aus ihren phimnilischen Augen strahlte ein blendendes,und doch so mildes Licht und ihres Lippen sprachen leise ein Wort,das das Sastrament der Liebe ist—o,du mein goldner Streut blickst so wehmüthigs herab auf mich,--als ob Alles nur ein Traum wäre,-schön,süß,liebs und bold——spaber doch nur-ein-Trauimi!Und»der Stern«-er·bleicht,der Augen frommer Strabi erlischt,und-·langsam,-kwieidie» Scholle auf’s Grab des-Todten,-rolIt-i«über die alte Zeit der Schleier der Vergessenheit wieder-herabs-—---—-« ,,Entschuldisgende,wohinfahren-Se?·-s—i—sie· transit gloria mundis (Fortsetzung folgt.) « « | genen Frau — ei "DieBlume-von«Shetlimd.Original-Novellevon.H.Ant"hieny. « (Fortsetzung«) , " »Was soll das heißen,ihr.Männer?«rief er ihne an.»Warum gi«eift ihr die Leute des Lords s Gousverneurs an?« I Ein wildes Geschrei untermischt mit"zornigen,Flü-«-chen,antwortetei’hm.Doch während sich die drei Minissner vergeblich bemühten,den Sinn und anhalt des iGeschreis zu verstehen,««x paxten sich auf einen ank des IS -,« i »- .ziA HEXE EA a 3 N » « J--"««,;7.-» «