Oedenburger Zeitung, 1873. Oktober (Jahrgang 6, nr. 111-119)

1873-10-19 / nr. 114

.v1.»ist ZUOUOT»DeM Fortschritt zur Ehr’—Bedrückten zur Wehr’­—Der Wahrheit ein­e Gasse.« & gUU PATE­N TEEIEE ERBTEEEE ERRRZET STR­­ — Das Blatt erscheint jeden Mittwoc), Freitag u. Sonntag. Pränumerations-Preise. Für Loco: Ganzjährig 9 fl., halbjährig 4 fl. 50 fl. Vierteljährig 2 fl. 28 Br Monattich 1 fl . h gie Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., ierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Pränumerations- und Infertionsgebühr­­­ren sind an die Redaction portofrei einzusenden. = Berlag nu. Expedition: Grabenrunde Nr. 12. | N Redaction: Kirchgasse Nr. 29.2. 1. Stock. ® Im Auslande übernehmen From­merationen: au - Die Gen­erals Agen­tschaft Zeitung,Bester-An«!Ra«it"b"­.­­gasse Nr.7 Wien­,Haasen­stein 6, Vogler 1, Wallfi­hh saffero, Hamburg, Berlin, Leipzig, Senntjart aM. Boje) Insertions-Gebühr : «"« EN 5 Nr. für die einspaltige, 10 Nr. für die z weispantig : NEN TER ET | 15 an BEE De nun 90 BR. Al­d BEN . enceseie eneekemeervv »- Einzelne Nummern fofter 2 «> Krenzer. es allahe harten Situngen wir bereitwilligst erteilt or »E- - Zur Geschichte der Wettrennen. „Niemals stirbt die Eitelfeit in den Herzen der Frauen,“ sagt George Sand; die geistreiche Schriftstel­­lerin hätte den Ausspruc auch auf die weniger schöne Hälfte des Menschengeschlechtes ausdehnen körmen ; denn die Eitelfeit begleitet uns von der Wiege bis zum Grabe ; sie ist so gut die Duelle vieler großer und edler Handlungen, als von Verbrechen und Scändlicfeiten. Al das Menschengeschlecht noch auf einer niedern Kulturstufe stand, oder besser gejagt, eigentlich noch gar seine Kultur besaß, äußerte er die Titelfeit nur bei körperlichen Eigenschaften ; erst als eine geistige Ente wicklung ji bildete, trat sie auch auf diesem Gebiete hervor, und war, und ist größtentheils die Schöpferin alles dessen, was die Meenschen in geistiger und körper­­licher Beziehung leisten, und geleistet haben. Sie ist es hauptsächlich, welche den Wunsch im Menschen wahı­­ruft, si vor Andern hervorzuthun, und so sehen wir soweit die Geschichte zurücreicht, denselben zuerst im körperlichen, dann im geistigen Wettkampfe. Bei ganz wilden­ Völkern waren Ningkämpfe, Wettlauf zu Fuß und zu Pferde, an der Tagesordnung, und alle heute spielen, dieselben bei wilden Stämmen, sowohl der alten, als neuen Welt, eine wichtige Rolle. Man kann also wohl die Behauptung aufstellen, daß die M Wettrennen zu Pferde, ihren Ursprung von dem Diomente­n bau­ten, als der Mensch überhaupt verstand, das Pferd, Die­ses edelste aller­ Thiere, seinem Willen unterthänig, zu machen. Bei den alten Völkern, bei den Griechen und Römern, waren sie als glänzende Spiele, besonders bei­­ festlichen Gelegenheiten im Schwunge, die Passion ging nur selten und Mafiose über, indem man beispiels­­weise­ nicht nur den Neitern, sondern an den Pfer­­den, Monumente errichtete; aber Niemand legte ihnen seine höhere Bedeutung, zur Beredlung der­ Pferdezucht bei, da man eben von einer solchen überhaupt nur Schwache Begriffe hatte. Erst in Arabien wurde die Pferdezucht rationell betrieben, und kann man dieses als die Wiege,derselben und auch als Pflanzstätte der Wettrennen zu Pferde, betrachten ; doch hatten die Rennen der Araber eine an­­dere Form als unsere jenigen, deren Gründung wir den Engländern verdanken, melde sie alle Prüfungs­­mittel der vorhandenen Pferderacen, besonders ihres eis­genen Vollblutes, verwendeten und steht England be­kanntlich bis zur Stunde, was Pferdezucht und Nenne Iport anbelangt, allen anderen Staaten weit voran, während die Wettrennen der Araber, beinahe ihre ganze Bedeutung verloren haben. Die Engländer lernten der Wilhelm den Ero­­berer, 1066 bis 1087, die Grundprinzipien der Pferdezucht und Neutkunft kennen, und wurde von da ab mit Fleiß und Verständnis auf diesem Felde weiter gearbeitet. König Heinrich I. importirte (Historisch nachgewiesen) 1121 den ersten arabischen Hengst, und 1128 wurde auf dem Shmithfiel bei London das erste Nennen abgehalten, in welchem bereits Nachkommen dieses Hengstes mit vielem Gefolg debütirten. Von diesem Zeitpunkte traten­­ die Nennen immer mehr in den Vordergrund, und wurde durch häufiges Einführen arabischer Hengste fortwährend die­­ Verbesserung der Pferdezucht angestrebt. Die Nennen wurden nun, daß­mit man sich von den Erfolgen der Zucht überzeugen eine von Jahr zu Fahr wiederholt und auf verschiede­­nen Plägen Englands abgehalten. Carl I. verlegte den Hauptpunkt der englischen Nonnen nach Newmarket, ei­­nem kleinen mit einer weitem Großebene umgebenen Städtchen, in welchem sich Carl I., der ein großer Pferdezüchter und Beirrüger der Wettrennen war, 1663 ein Haus bauen, und zur Verbesserung der Zucht auch Stuten aus Arabien kommen lie, während m­an bis dahin nur Hengste importirte. Jacob II. brachte 1687 Byerley Zurf, von dem das beste Nennblut abstammt, nach England e­inen zweiten für die Nennzucht bes deutsamen Hengsten. Darlay Arabian, entdeckte ein Pfer­­derenner unter der Regierung Königin Anna’s, sonnte den dritten vieleicht wichtigsten­ Stammvater des eng­­lischen­ Rollblutes, Godolfin Arabian, unter der Ne­­gierung. König Georg’ II. Beide Pferde waren zwar Araber, wurden aber in England zu sehr untergeordne­­ten Diensten verwendet (der Eine ging in einem Was­­serwagen, der Andere als Bauerngaul) und nur doch das Auge des eben erwähnten Pferdefenners aus der ihnen unwürdigen Stellung befreit, und von ihm als Zuchtpferde gebraucht. Am 1. April 1774, während einer Sonnenfine­sterung, wurde das bis zu diesem Momente an Schnelle­infeit nicht mehr erreichte, und berühmteste Nennpferd, Eclipse, welches in einer Minute eine Meile zurücklegte, im Gestüte des Herzogs von Cumberland geboren. Seine Eltern­ waren Rollblut,, doch beide nicht beson­­ders geschäßt, dagegen wurde er selbst nie geschlagen. Seine Laufbahn als­ Rennpferd währte aber trotdem nur 17 Monate,­­da sein Pferdebefiger seine Neffe, im Vorhinein von ihrer Niederlage überzeugt, mit ihm wetteifern­ lassen wollte. Er gewann in der furen Zeit seines Wirkens 25.00­0 Pfund Sterling, eine Summe, welche damals mindestens das Doppelte ihres heutigen Werthed repräsentirte, und wurde von seinem Beleger, den er zum reichen Mann gemacht, zehn Jahre nach seinem legten Siege, nebt je seiner Nachkoms­men, um­ 25000 Pfund Sterling, und nebstdem einen Sahrgehalt von 500 Pfund Sterling verkauft. — Er lipfe starb im Alter von 25 Jahren. Wilhelm II. bewilligte 1692 die ersten Nenn­preise aus seiner Privatichatulle, die dann unter Georg­­ I. verhältnismäßig vermehrt wurden. Unter Georg II. gründete sich 1770 der Sodeyklub, welcher­ die „Nenn­angelegenheiten von ganz England in die Hand annahm, dieselben regelte und die Normen und Gelege festjepte, nach welchen alle Nonnen auf flacher Bahn gehalten jen werden mußten. Dadurch hoben sich" natürlich bie­r­"..«Äm englischen Rennen von Jahr zu Jahr,und erneiiicht kånix ihre höchste Blüthe unter der regigen Königin Victoria. ° .8 ernft­ren in diesem Augenblide gegen hundert Nenn­pläge in den vereinigten Königreichen, auf denen jähre­ls mehr ald 2000 Pferde um die verschiedenen Preif­e concentriren. Für ein kontinentales Auge wirft der alte Anblif eines großen, englischen Nennend, wo das Fed oft von mehr als 30 und 40 Pferden befest ist, gerade­zu überraschend. , Die Preise welche von Communen,v­on«Städten,,—,..,««­­sowie von, Privaten gegeben werden, — der Staat hat gar nicht mehr die Nothwendigkeit sich, dabei zu beuhei« tigen! — übersteigen jährlich die Summe von 2.000.000 Gulden. Die Nonnen sind in England in Sleich und Blut der Nation übergangen ; der höchste Aristokrat so­­wie der ärmste,Prole­tarier nehmen den regsten Antheil - In En EEE TEE , . TEEN EEE EEE EEE EEE TREU AT EEE TEL STETTEN EEG 5 . Feuilleton. Krad. Die Fliegen sind zur Sommerzeit Ein unau­ftehlig Wich ! Boll unverschämter Lüsternheit : Der Kr E­ffe! Red, übrall d’rauf und übrall, d’ran, Stedte feinen Rüffel drein ; € 3 bleib’ geduldig wer da Tann, Bei­ solchen Pladerer­ n. Wohl hundertmal und öfter noch Duälts an demselben Ort, Zrog aller Abwehr sümmt es doch Zurück, in Einem fort. Nun wartet,dacht’ich­ einm­al mir, Wenn Naschen euch ergötzt, Das Pole der­ Fliegen Ende fein, Da wird mehr feine wach. Wenn so die Börse gastlich winkt, Strömt auch viel Bölklein zu;­­ Kommt her!——Ich steh’euch gut dafür, Jcknascht mir auch zuletzt Da strich ich an deö Tisches Saum Ein wenig Honig auf; Die Fliegen, — hob ich that es faum, Die jegten sich schon drauf. Da Hau ich ich mit der Klatsche drein, Das gab wohl einen Krach! « Gar lüftern, selbst das Alter hinkt ‚Herbei und hat nit Ruh. Milionär! — Wen lobt das nicht? Gewinn und Geld! — Nur Ge! Schweig, unausstehliges Gesicht, Sted ein im Lad die Welt! — Lab Pfriemen und lab Hobelbanf In Sü­d, und schwindle mit: Der Schwindler hat ja Gott sei Dank! Beim Börsentuich Kredit! Lab Arbeit sein! — Der Schwindel­body ! Wozu die Pladerei ? &3 lebt si wohl viel schöner noch) Und ohne Schererei ! So rumst es um die Börs' herum, Ganz wie ein Fliegenheer, Neukalifornien! — Krah! bum! bum! Ein Trumpf, d’rauf Zentner schwer. Das purzelt durcheinander bunt, Baifje hieß der Donnerkeil, Miseria hieß der große Fund, Run Habt Ihr euern Theil! — Das stolze Börsenpublikum Wird winzig und verzagt, so hochgeseh'n und dody so dumm, Weh dem, den Habsucht plagt ! Ein guter Imbiß — bleibt gewiß. Das Boll, dad Dummheit quält, Und das im Traum vom Paradies Sein. Erdenglüd, verfehlt. Wem nicht genügt ein­ stilles Loos, Mag sich im Zaumel freu'n ! Was nügt ein Glüd, das no so groß, Und wenn ed, doch, nicht mein! Bor Augen wirre Phantasien, Zieh! hin am Bettelstab ! Ein Blendwert hat die Reit gelieh'n, Ein Bettler geht zu Grab. EEE !» Die Blume von Shetland. Driginals N­ovelle von H. Anthieny. (Bertießung ) Der Fremde, der in der That der Lord-Gouverneur, Patrid Stuart, Graf von Ortney, war, war im Bes­griff zu antworten, als plöglich ein anderes Ereignis die ganze Aufmerksamkeit der Anwesenden in Ynpruc offenbar auf der Yacht gel wurde. Alles Andere für nahm. Man vernahm den Donner einer Kanone, die einen Augenblick vergessend, stürzten die Theilnehmer des eben beschriebenen Auftritte aus dem Hause. Da erdröhnte von dem Schiffe aus der zweite Schuf und­ deutlich, sah man, wie ein Boot nach dem Lande ein­steuerte, dessen Ufer mit den sämmtlichen Bewohnern des Dorfes bedeckt war. Auf ded, Udallers Zuruf mache­ten die jungen Männer, von ihm selbst fraftig unter­­flügt. Schnell das kleine, leichte Boot, das dem alten Eritjon gehörte, flott und sprangen hinein, da man zu Wasser, den DBoe durchschneidend, schneller an den Ort dieses neuen Creignissed gelangte, als auf dem­ länges­ten und zumeilen etwas beschwerlichen Wege auf der Landzunge. Die jungen Leute ergriffen die Ruder, der kräftige Udaller Das Steuer und niemand verhinderte den Lord gleichfalls, das Boot zu besteigen. Mir hatten den Sec­retär verlassen, als er ih aus dem Hause der Udallers entfernte, um von dem Schire in Gefährten zu holen, da er­ in dem Hause eins Shetlanders allein zu wohnen für zu gefährlich sie, und einem andern, der zu ihm ungefähr­ in dem Ver­hältniß ‚eines Unter-Secretärs stand — er hatte ihn selbst zu dieser Stellung herangebildet und pflegte an dem „langen Lucas," an Gestalt und Gesichtsausbr­uch sein­ gerades Gegentheil, seine Launen gerade so anzu­lassen, wie Mylord an ihm selbst — nach dem Hofe des Udallers, zurüd. Hier angelangt geberdeten si­­cie | Bald, führte er, begleitet von dem Kapitän der Yadıt drei, als ob­ ihnen der Befehl über das ganze Befih­­thum zustände. Sie zwangen die Diener, ihnen Meth und Brandwein in Menge vorzugeben, bis sie sich simmi­­sch im Zustande der schwersten Trunkenheit befanden und nun in zügelloser Rohheit in dem Zimmer des Mannes,dessen Gastfreundschaft sie genossen,die tollste Verwirrung und selbst Zerstörung stifteten.Als aber die Diener das Eigenthum­ ihres Herrn zu schützen sich dann zwischenwarfen,kam es zu einem Handgem­enge,bis· es·den wohlbewaffnen Schotten gelang das Freie zuge­« x Fikt­­« ä ; .­­

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