Oedenburger Zeitung, 1877. Januar (Jahrgang 10, nr. 2-13)

1877-01-26 / nr. 11

5 Freitag, 26. Jänner 1877. Bil­onco: „Bauläbein 9,11, Sarsläßeig d­ie 50 fl Grabenrunde Nr. 124.­­ Hotel „Rose“ Nr. 19, 2. Stock. Organ für Poli Das Blatt ersgeint jeden Mittwoch, Freitag u.Sonntag-­ P­ränumerations-Preise. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme v.Inseraten, Pränumerationd“ u. Insertions­­gebü­hren sind an die Viedaction portofrei einzusenden. I­X. Jahrgang. (vormals „Wedenburger Nachrichten“.) tik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehre! — Beprn­kten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Administration, Verlag, Expedition, Redaction: Einzelne Nummern Losten AED Sage. ur | Inserate vermitteln: die­ Herren Hanfenstein , Vogler Baltfa­hwalle 10, Wien, Budapest,. A. Oppelit, I. Stus benpartei 2, Wien, Heinr. Schafer, 1. Singerstrasse 8, Wien. 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B. man erkennt unsere glühende Baterlandeliebe an, man weiß, daßh wir für den geliebten König alles, Blut und Gut freudig zu man hält und ferner und zwar ebenfalls verdientermassen für ritterlich und großmüthig, für gastfreundig und freisinnig; — allein wir gelten auch für eine politisch reife Nation, wenn aber nicht bald von dem Wege auf den ein Theil der Un­­garn gerathen ist wieder abgelenkt wird und wichtigere Pfade betreten werden, dann wird und der Ruf her­­vorragend politischer Neffe bald nicht mehr begleiten ; ehe wir ed und versehen werden ist 8 — Schwupd wegdamit! ir wollen es beweisen: Da reist eine Deputa­­tion hauptstädtischer Studenten von Budapest nach Stambul um einen türkischen General, der so viel wir wissen, keineswegs im Interesse der ungarischen Nas­tion gefochten, sondern nur seine verfluchte Schuldig­­keit für die eigene Waffenehre gethan hat, einen Ehren» jäbel zu überreichen. Wir sind gewiß nicht gegen Die Türken eingenommen. Wir haben im­egentheile ber­wiesen, daß sie unsere vollste Sympathie besigen, indem sie ziele und selbstbewußt russishe Bergemaltigungen zurückweisen. Wie aber kommt Ungarn dazu friegeris­che Verdienste fremder Heerführer, die in einen und jedenfalls und unter allen Umständen nachtheili­­gen Kampf erworben worden sind zu belohnen ? — allein die Herren D Budapester Studenten wollen auf Regi­­mente-Unforten Konstantinopel sehen, darum blamiren sie sans gene unsere sogenannte politische Reife; und von ihren Vorträgen — von denen sie erst mit der Zeit und Fleiß politisch gereift werden sollten — fort, eilen sie in der türkischen Hauptstadt Demonstrationen zu machen, die Lehrbücher aber werden indeß unter die Schulbank geworfen — Schwupd, weg damit! Hierauf findet ein ehemaliger Königli) ungaris­cher Minister e8 angemessen, während sein eigener Vater die offizielle österreichische ungarischen Politik in der Konferenz vertritt und bemüht ist, die Pforte zur Nacgiebigkeit zu stimmen, damit Europa der Frie­den erhalten werde, gegen diese Politik zu demonstri­­ren und auf eine „D­erfassung“ einen Zrinfspruch aus­­zubringen, die von seinem Staat Europas, von seinem ersten Politiker all etwas Anderes, denn ein byzan­­tinisches Auskunftsmittel, berechnet, die Gegner hinzue­halten und wieder etwas Zeit zu gewinnen angesehen worden ist. Die Krone regt allen vielen erlatanten Angehörigkeiten die Demonstration der Gregleder Ver­­gnügzungszügler auf, die nach Gollegno reisen und dort Heren Ludwig Kossuth bitten wollen, er möge gerus­chen, als DBater des V­aterlandes, oder als ein zweiter Gineinnatus nach Ungarn heimzufehren, einen Eig im Neid­etag einzunehmen, und die Rolle eines „politischen Mittlers" zu spielen. Zum Glud it Kossuth Flüger als seine bes geisterten Anhänger, er weiß, daß seine politische Thä­­tigkeit in Ungarn nur wieder zu Reibungen führen würde und antwortet daher auf die ihm gemachten An­­träge nichts anders als: ‚Schwups weg da mit!* Wir möchten, um nicht mißverstanden zu werden, vor Allem hervorheben, daß wir gegen alle diese Demon­strationen keineswegs aktives Cinschreiten von eite der ungarischen St­aatsbehörden begehrten. Das unga­­rische Gefett bietet für ein solches Einschreiten keine Handhabe und man kann am Ende Niemandem, der sich seine Fahrkarte zahlt, verbieten nach Konstantinopel oder nach Galleano al Barraccone zu fahren und einen „Schreinäbel“ oder eine Adresse im Freigepäck mitzu­­nehmen. Aber es gibt Dinge, die der politische Haft, der Anstand und Patriotismus verbieten, wenngleich sein­­­e Strafgefeg­­te verpönt. Dem ungarischen Ministerium machen wir auch, seinen Vorwurf daraus, dab­er ge­­schehen ließ, was er nach dem Geld nicht hindern konnte, obgleich es wohl fraglich ist, ob man nit der rechtzeitige moralische Einwirtung Mandes im Keim hätte erft­den können. Aber wir legen Werth dar­­auf, dem gegenüber zu fonstatiren, daß die Szenen, die die Ungarn in Konsstantinopel und in ihrer eigenen Hauptstadt zum Besten gegeben haben, eben nichts sind, als große Unüberlegtheiten, worüber Europa lächeln muß und dieß Schadet unserem Nufe politischer Elevation. Die jungen Herrchen, die in Konstantinopel demonstrir­­ten, die Gregleder Deputation und die Studenten, die in Budapest die Luft mit ihrem Elfen Geschrei zu Ehren Kossuth’s erfüllten, repräsentiren nichts als ihre eigene Unkenntniß der Verhältnisse. Wir würden glauben, dem ungarischen Volke eine Beleidigung anzuthun, wenn wir es mit diesen Leuten identifizirten, wir klagen aber, daßs man in Ungarn von Seite ernster Männer Dinge geschehen läßt, gegen die die politisch reifen Elemente der Nation energisch protestiren sollten; denn indem­ man ohne Protest geschehen läßt, übernimmt man selbst einen Theil der Verantwortung, angesichte­nmeldyer wohl jeder B Vernünftige jagen wird: ‚Schwupp, weg damit!" In Bezug auf den Ausgleich mit der andern Neihe«­hälfte spricht man in Abgeordneten Kreisen viel von der Eventualität zweier P­rovisorien. Das erste Projekt nimmt ein Provisorium von drei Fahren in Aussicht. In diesem sollen die auf das Zol- und Handelsbündniß bezüglichen Gefege je­gt erledigt und das Zol- und Handelsbündnis auf die Dauer von zehn Jahren erneuert werden. Das Provisorium selbst würde eigentlich nur die Banffrage betreffen. Die­­ Organisation der Nationalbanf würde für die nächsten drei Jahre prinzipell nicht verändert werden, wohl aber würden für Ungarn namhafte Zugeständnisse, wie die Erhöhung der Dotation und die Vermehrung der Bank­­filialien, angestrebt und wohl auch zerreicht werden.­­ Nach Ablauf der drei Jahre, binnen welcher man auf eine Besseiung unserer wirthschaftlichen Zustände und eine günstigere Su­mme der Geldmärkte zu erzielen hofft, soll nach diesem­­ Protekte das Definitivum ges­­chaffen werden. opfern fähig find­­ et Seuilleton. Mildfräulein. OOriginal-Novelle von Anton v. Duaglio. (Fortfegung.) Dieser unvorhergesehene Zufall |chien Kennens Lieb­­lingsplan zu­nichte zu machen und ihrem Diebbezüg­­lichen Mühen ein Ziel zu jegen. Nun kümmerte sie id­andy wenig mehr um Marien. Sie konnte dieselbe Doc­ ‚nicht heirathen , und so war es unmöglich, das liebe schöne Geld, das der verstorbene Herr v. Sulowna oder eigentlich dessen ihm schon vorangegangene Gattin ihren einzigem Kinde hinterlassen, in den Befig des Grafens geschlechtes Setonoff zu bringen! — Breilich vermeinte Karpud, einen rechtlichen Anspruch auf dasselbe auch ohnedem zu haben. Denn weiland seine Mutter war ja die Schwester der Frau von Sulowna gewesen. Bon dieser rührte das ganze große Vermögen her. Und auch sie hatte sich ald Marie und Karpud­no in findlicher Unschuld an nichts Mehres dachten, Schon mit dem Ge­­danken an eine dereinstige Verbindung dieser Beiden­­ getregen. Noch als sie starb, hatte sie si nicht völlig davon überzeugen gekonnt, daß der körperlich mißbildete junge Graf denn doch wohl nit dem einstigen Ideale ihrer lieblich heranwachsenden Tochter zu entsprechen ver­­möge. Sie liebte indes ihre Schwester, war für deren Sohn eingenommen, wünschte für ihr eigene Kind die Grafenkront und hoffte, Mariens so früh zu Zage tretende Abneigung gegen den schmeichlerischen und beutlerischen Knirps Karpus mit der Zeit schwinden zu sehen. Da ihr Leben selbst aber vor dieser ersehnten Zeit schwand, legte sie die Förderung ihres Wunsches den Gatten und Herz. Der versprach, was die Sterbende verlangt und auch in ihrem Testamente angedeutet hatte. Allein damit ae ja­no gute Wege! Indeß vermißten Karpus und diesen selbst die erwartete Grbbetheiligung. Auch ein Godicil fand si nicht, als nach Herrn v. Sulowna’d Tode der legte Wille seiner Gattin eröffnet ward. Und doc hatte diese ihrer Schwester vorlängst das Schriftliche D Versprechen gegeben, deren Sohn eine beträchtliche Summe zu legigen, zahlbar für den Fall, al die beiderseitig gewünschte Verbindung nicht zu Stande käme! Aber dies erhoffte Legat war eben uns auffindbar. Marie war, als ihr Diater starb und das ganze Vermögen der Muter ihr zufiel, etwa vierzehn Jahre alt gewesen. Einem gerichtlich bestellten Vormunde war die Verwaltung dieses Vermögens, die Erziehung Ma­­tiend übertragen worden. Aber um septere kümmerte sic der mindere Mann nicht im mindesten. Ihm war ed sogar lieb, als sich die nach Unabhängigkeit verlane­gende Mündel ganz ihren Neigungen überließ und der Heimath den Naden wandte. Um so ungestörter konnte er mit ihrem Gute falten und walten, wie er seinen Neigungen und Interessen entspach, wobei er es indeh jluger Weite nicht unterließ, dem fern weilenden weib­­lichen Studiojus reichliche Mittel zur Verfügung zu stelen. Um so weniger kümmerte er Marie um sein Gebahren mit ihrem Gelde! — Das Karpus, dessen Mutter in währender Zeit auch zu ihren Ahnen versammelt worden, auf ihre Hand, hoffte und in seinem Streben von sämmtlichen Verwandten unterfragt ward, hatte Marie noch bei den Daterd­erb­­zeiten nur allzu deutlich wahrgenommen. Wohl war sie damals fast wo ein Kind und demnach von einem Werben bei ihr selbst umso weniger die Rede gewesen, als ein Scharfer Beobachter wohl erkennen mochte, daß der vielleicht um zehn Jahre ältere Retter nicht( weniger als Zuneigung zu dem damals allerdings noch ziemlich) häßlichen Bäschen empfand. — Aber Herr v. Sulowna war eben sein scharfer Beobachter gewesen, und ihn hatte Graf Scarpuß, dem es nur um die Mitgift zu thun war, erfolglich auf jene Zeit vorbereitet, da­zu alt genug geworden, um zum Altare treten zu­önnen. Nach des Baters Tod war die junge Erbin nur kurze Zeit si selbst und ihrem Scherze überlassen geblieben. Dann kamen die sieben Verwandten alle mit Nathschlägen, Planen und Wünschen — besonders aber „Zante" Xenia, die si mit Gleichen und Schönthun in ihrem „Töchterleind" Herz eintrab, um dort dem lieben Korpus Raum zu verschaffen. Aber Marte war unempfänglich und fühllos, sogar gegen die bald per­­sönlich versuchten Werbungen des Retters, befreite sie endlich dessen W­erduften nach Sibirien. Wohin er plöglich gefongen, erfuhr sie erst später. Inde benügte­­ sie die ihr jegt gegönnte Ruhe und Freiheit, um ihren lange gehegten Plan einer Reise uns Ausland auszuführen.­­ Jahre­ lang war sie fern von der Heimath geweilt, unbelästigt von Nachforschung und Bespaltung. Selbst Tante Kenia schien ihrer vergessen zu haben. Um so lebhafter erinnerte sich diese aber an sie, als ganz nie versehend ihre Herzens » Karpus nach etwa dreijähriger Berbannung begnadigt aus Sibirien zurückkehrte.­­ Nun wurden die alten Pläne, Intriguen und Berfuche wieder aufgenommen, wobei es sich allerdings zuvörderst darum handelte, das abhanden genom­mene Object ders­­elben aufzufinden. Durch Mariend Bormund erfuhr man indes bald genug ihren Aufenthalt; und nach ei­nem förmlichen Kriegsrath ward Gräfin Zenia nach der Schweiz entsendet, um mit ihrem „süßen Zöchterlein­ wieder in Verbindung zu treten. — Mancherlei Ungünstie­ged hatte man über Selbes gehört; und vorsichtig’ Sprichen und Sondiren war immerhin nothwendig, ob Karpud selbst kommen, sehen und siegen wollte. Gerade zur selben Zeit aber hatte Maria Sulowna, des wüsten Treibens ihrer emancipirten Landsmännnnen und Studiengenossinen überdrüssig und angeedelt von den unvermeidlichen Folgen ihrer selbstgewählten Stel­­lung, „die­ Universität verlassen. Kreuz und quer dur die Schweiz, Baden und Baiern mußte Tante Kenia nun der Nichtsahnenden folgen, biß sie selbe endlich in Salzburg einholte. Nun hatte sie das schöne Wild im = 3 Bon diefeen u ee

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