Oedenburger Zeitung, 1877. Januar (Jahrgang 10, nr. 2-13)

1877-01-14 / nr. 6

»l­ est e­n­­- i = 42: + =“ Fe ü­ x Sonntag, 14. Jänner 1877. X. Sahrgang. nbunmer Zei (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zum Er’ — Bepunktten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Waffe.“ Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag un. Sonntag- Srum­merations-Preise.­ür Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl.50 fl., Vierteljährig 2 FL. 25 fl., Monatlich 1 fl. Kür Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vierteljährig 3 fl. Alte für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme v. Inseraten, Pränumerationd« u. Infertions­­gebühren sind an die Medaction portofrei einzusenden. | ac Administration, Verlag, Expedition, Grabenrunde Nr. 124. Redaction: | Inferate vermitteln: die Herren Hanfenstein , Vogler Wallfischgasse 10, Wien, Budapest. A. Oppelit, I. S tu=­­benpartei 2, Wien, Heinr. Schalek, 1. Singerstrasse 8, Wien. Snfertions-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. für die zweispaltige 15 Er, für die dreispaltige und 20 kr. für die durchlau­­fende Petitzeile ekflusive der Stempelgebühr von 30 fr Auskünfte in allen Hiptungen werden bereitwillig fiert beim­ Hotel „Rose“ Nr. 19, 2. Stock. Gingelme Nummern offen MED Kreuzer. Mit 1. Jänner 1877 begann das 1. Quartal auf die „Derenburger Zeitung“, (Früher „Dedenburger Nachrichten“) Zn &oco: vierteljährig 2 fl. 25 fl., halbjährig 4 fl. 50 fl., ganzjährig 9 fl. Auswärtige, vierteljäh­rig 3 fl., halbjährig 6 fl., ganzjährig 12 fl. Gleichzeitig erlauben wir und zur Pränumeration auf die „Oedenburger Zeitung“ böflichst einzuladen Die P. T. Abonnenten, deren Pränumerationszeit mit Ende Dezember abgelaufen ist, werden um rechtzeitige Erneuerung ihrer Prämumeration ersucht, wie auch in weiteren Kreisen um zahlreichen Abonnements - Bei­­tritt gebeten wird. Ernst Marbach, E. Rommalter, Redakteur. Verleger. Konferenz Morkus. Debenburg, 13. Jänner 1877. Wenn die Lebensgeister eines Sterbenden aufge­­feischt werden sollen gibt man ihm Morhus ein, in der Regel aber bleibt dieje­legte Stimulation erfolglos, sie verlängert nur die Agonie des Aufgegebenen. Fol­­gende Nachricht ist offenbar. Folge vom­­ Konfe­renz-Mofjhus­: ‚Rußland darf sic­h- so schreibt der russische „Nord“ — im. der gegenwärtigen Politik von der Medereinstimmung und der gemeinsamen Aktion mit den Großmächten nicht trennen, sondern muß die in­­ Konstantinopel verfolgte Aufgabe als eine europäis­­che Aufgabe betrachten. Man erkennt zwar in St. Petersburg, dab dad Werft der Konferenz, wegen des Mangels an Entflossenheit der Großmächte bis zum Äeußersten vorzugehen, scheitern könne; aber selbst in diesem Falle, selbst bei einem endgültigen­­ Widerstand der Türkei, werde die russische Re­gierung nicht sofort einen Äußersten Entschluß fassen: sie habe einerseits die Lasten des Krieges abzuwägen und andererseits­­s zu fragen, ob es selbst unter septerem Gesichtspunkte nicht besser wäre, endlich einmal dem drühenden Unbehagen, wiels­ched der ewig fritische Stand im Orient bereite, ein Ende zu machen; aber wenn sie diesen legteren Ents­chluß faffen würde, so würde sie es zu der ihr gelegenen Stunde und unter Zuratbeziehung vor Allem der Interessen des Landes thun.“ Ja, wenn der rufliche Bar nur fönnte, er spräche wahrlich nicht im einem mit seinen früheren Anmaßungen so wenig übereinstimmenden bescheidenen Töne. Warum er aber si bequemt den vormaligen peremptorischen aller dominiren wollenden tiefen Baß mit einem Male einzustellen und dort nur Schüchtern zu lispeln, wo er früher gedonnert hat, dies erklärt ein höchst interessanter Brief der „Augsburger Allgem. Ztg.“ von der russischen Grenze: „Die Symptome innerer Unzufrieden­heit bereiten den russischen Staatsmännern schwere Sorgen.­­ Die Proflamirung der Berfassung für die Zürfei — dieselbe mag nun „durchführbar ein oder nicht — erweist si­ald ein sehr bedeutsamer Schach­zug der Pforte. Er äußert seine Wirkung weniger darin, hab man sich in jenen Streifen, welche die Sorge um das Schicsal der Christen in der Türkei offensibel wenigstens auf ihre Sühne geschrieben, beruhigt er zeigt, ald vielmehr darin, daß man wegen der in Rufe­land selbst aufgetauchten Wünschen nach einer Berfassung beun­ruhigter geworden. Er dammert den Herren in St. Petersburg auf, als ob die Zeit nicht fern wäre, wo auch der russischen Bev­­ölkerung konstitutionele Zugeständnisse werden gemacht werden müssen, und als ob die Tage Stublands als einzigen absolutistischen Staates in Europa gezählt wären. Noch vor einigen Wochen hätte man durch eine Aktion nach Außen der Bewegung im Innern Herr werden künnen. Heute ist dies nicht mehr der Ball, denn die Kriegsluft der Bevölkerung, wo mehr aber ihre Opferwilligkeit, ist star in der Abnahme begriffen Kaiser Alexander ist aber ein zu ruhig denkender, persönlich dem Krieg abgeneigter Mann, als dab­er gesonnen wäre, den Krieg zu sorechen. Vieles hat dazu beigetragen, die Kriegsluft zu dämpfen. Vor Allem die, wenn auch­ übertriebenen, Nachrichten über den Zustand der Südarmee, dann der Mangel an Frösten, auf deren Bundeigenosfenschaft man, was Märs­te und Flußübergänge anbelangt, mit Bestimmtheit rechnete ; ferner die Erfrankung des Großfürsten Nikolai, die, wie man immer über dieselbe denken mag, die Armee doch im wichtigsten Momente ihres Führers beraubte endlich die Ungewißheit, im welcher man bezüglich der Haltung Rumäniens schmebt, und die Gewißheit, das man in Serbien auf sei­­nen freundlichen Empfang rechnen künne, da sie die Animosität der Serben gegen die russischen Freiwilligen an auf die regulären Truppen erfrieden werde. Diplomatisch gebt ed Nurland nicht besser. General Ignatieff mußte seine Forderungen immer weiter herabmindern, weil er die anderen Konferenz­­bevollmächtigten b­aten und weil er Gefahr laufen mußte, sonst isolirt zu werden. Ein V­ersuch, den der General machte, die Pforte zu einer Separatver­handlung zu verleiten, ist vollständig mißglück, und seitdem zieht an Lord Salisbury gegen Ignatieff andere Saiten auf. Allerdings muß­ man es den General nacklagen, dab er den zweiten engli­­schen Bevollmächtigten nie recht traute, und wiederholt sol er sich in Berichten nach St. Petersburg ‚geäußert haben, daß es ihm vorkomme, als je das schroffe. Auftreten Lord Salisburys der Pforte gegenüber nur Maske baald fer die osma­­nische Regierung hinterradd avertict, ich aus der scharfen Sprache, die der Marquis führe, nicht viel zu machen. Man hat es in der resten Zeit von Sankt Petersburg aus nicht an Versuchen fehlen lassen, die Beziehungen zu den beiden anderen Kaisermächten zu beseitigen, allein man hat nur erfahren, daßs diese Beziehungen seiner Befe­­stigung bedürfen, ohne in der Richtung einer etwaigen Kooperation auch nur das Allergeringste zu erreichen. An den Mächten ist es, die gedrühte Stim­mung Rußlands für den Friedendzwed zu verwerb­en. 8 ist nicht zu zweifeln, daßs Rußland eine Brüde zum Rückzug auch wenn sie seine goldene ist, gerne betre­ten würde, wenn ed dies nur halbwegs mit Ehren thun könnte.“ nenne wa­s geuilleton. M Wildfräulein.­ ­ DriginalsNRovelle von Anton v. Duaglio. (Fortfegung.) Dort, in Jena, lernte Ferdinand alle Commilitonen den Schon im septen Jahre Ius studirenden Kuno Stramm kennen. Bald schlosfen die Beiden, an Jahren und Seeleneigenschaften ungleich, eine innige Freunde­schaft. Ferdinand war es, der sich mächtig und unwider­­­stehlich zu den mannhaften, festen, energischen Charakter Kuno’s hingezogen fühlte. Dieser hingegen empfand bald für den geistvollen, edeln, aber unselbstständigen, weich­­­en und allen Selbstvertrauend baren Züngling eine fast rührende Zuneigung. Indem er dessen viele treffl­ichen Eigenschaften erfannte und Schäpfe zwang ihn seine eigene tief ausgeprägte Männlichkeit nahezu, eine Art von Mitleid mit Ferdinand’s Schwächen zu em­­pfinden. Und gerade dieser Schwächen wegen — da nur­ auch angeborener Mebermacht der Phantasie und, in Folge des mütterlichen Einflusses, unterlassener Befu­gung der Willenskraft entspringend — liebte Kuno seinen Ferdinand bald nur um so mehr. — Aljährlich Hatte der junge Forström seine Ferien in der Heimath zugebracht. Trog dem später Wanderluft und Wilsensdrang ihn stets machtvoller hinauszogen in die weite, ferne Welt, mochte er doch der geliebten­­ Mutter nicht die einzigen Sonntage ihres einsam öden Daseins rauben. Und diese traten — er mußte ed und theilte deren Wonne — beseligend ein mit feiner Ans­kunft auf Schloß Svendal. Dort verlebte er denn friedl­iche Stunden. — Allein die währenddem mit vers­doppelter Stärke sich entfaltende Mutterliebe trug immer«­­— bin bei, das träumerische, vor jeder rauhen Berührung mit der Welt ohne dem zurückdienende Wesen des ver­­zärtelten jungen Mannes noch mehr zu entwickeln, seine Unselbstständigkeit zu mehren und ihm eine gewisse alle zu zartfühlige Empfindlichkeit gegen die Härten und Unbilden des Lebens einzuflößen. Das wurde erst einigermaßen besser, als Ferdinand in Kuno einen wahren Freund, in dessen mannhaftem Sinn und Fed lebenslustigem Wesen nachahmungsweithe Beispiele gefunden. — Auch nun wieder eilte der treue Sohn zur Ferienzeit in die mütterlichen Arme. Indes nicht allein trat er den Weg zu den heimathlichen Fedl­­an, auf deren einem sein Ahnensclob thronte. Kuno mußte ihn begleiten und... Schon im nächsten Jahre, ehe Ferdinand noch eigentlich Luft empfunden, dem Universitätsleben Dialet zu jagen, blieben die beiden seht unzertrennlichen Freunde für unbestimmte Zeit auf Spondal. Denn Ferdinand’s Mutter war schwer erfrankt. Und da sie ihr Ende nahen fühlte, wollte sie sich von dem geliebten einzigen Kinde nicht mehr trennen. In dieser Zeit lernte die langsam Dahinsiechende immer mehr den aaderen Charakter Kuno Stramm’s kennen und schäpfen. Zugleich auch — wohl mit in Folge der Gegenjaged — überzeugte sie ich, dab es ihrem Sohn an Seftigkeit, Energie und Willenskraft gebracht ; dab sein Gemüth weih wie Wachs, sein Sinn aber­ nicht gestählt zum Kampf des Lebens sei..­ Der Mutter Zärtlichkeit hatte eben doch die Eigenart­­ des Knaben an naturgemäßer Entfaltung verhindert, des Baterd Zucht und Beispiel ihm gefehlt. — Dem konnte vielleicht noch abgeholfen werden durch des Freundes Einwirkung, Lehre und Vorbild. — So bat die Gräfin im legter Stunde ihren Sohn, in treuer Freundschaft an Kuno festzuhalten, und diesen, ihm ein eiter und Lenker auf den Pfaden des Lebend zu sein. Insbesondere aber legte sie es Kuno and Herz, Alles aufzubiechen, Ferdinand’s Charakter zu festigen, nicht seiner Schwäche eine Stüge zu sein, sondern ihn selbst zum starren wahrhaften und wehrhaften Mann zu machen. Und dieser Aufgabe hatte sich Kuno denn von Stund an mit Lust und Liebe, wohl auch nicht völlig ohne Erfolg, unterzogen. Noch Anderes hätte die bald darauf Gestorbene von dem Freunde ihres Sohnes ohne daß dieser darum wußte, erhei­cht. Nicht dem Vor­­munde Ferdinand’s mochte sie irgend­eine Einwirkung auf dessen Seelenleben, eine Entscheidigung in Bezug auf Herzensangelegenheiten einräumen. Boll und ganz vertraute sie aber Kuno. So hatte sie ihn gebeten, mit all seinem Einflusse darüber zu wachen, dab des Sohnes Herz seiner­­ Verirrung zum Opfer falle, dach dereinst seine Liebe sich einem würdigen, edeln Weibe zuwende. Ob die von ihm Grmwählte arm oder reich sei, solle dabei nicht in die Wagschale fallen. — Seit Jahresfrist — so lange dechte Norwegen’s Erde das treue Mutterherz; — hatten nun Ferdinand und Kuno die­ Welt durchschweift nach Ost und Welt und Siil. Iebt eben Fehlten sie aus Italiens blühenden Gefilden nach dem Norden zurück. Dody wollten sie vor der beabsichtigten Neile nach Rubland wo einige Zeit in dem reizenden Salzkammergut weilen. Oi ed­ed dem treuen Freunde und Mentor gez­wungen, sein der Mutter Ferdinand’s gegebenes Berg sprechen völlig einzulösen, mochte er selbst nicht­ ente­chheiden. Bielfah war zwar Fernando — wie er ihn scherzend, noch in italischer Nacherinnerung, nannte — ein Anderer geworden. Nicht nur körperlich hatte er ich zum Mann entwickelt: auch seine Seele hatte der M­eichlichkeit sich entrungen und selbstbewußter mann«­hafter, kraftvoller trat er dem Leben entgegen und den Menschen. — Indes hatte er zwar Leute vieler Nati­­onen, allein keineswegs die Menschen kennen gelernt, welchen er io immer mehr Vertrauen entgegenbrachte, als er sich selbst gönnte. Und wenn Kuno sie auch bei manchem Anlasse überzeugen gekonnt, daß in Ferdinand’s Seele ein edler­ Muth wohne, trug er doch im Vers fehre noch eine Schüchternheit zur Schau, die ihn unter Verhältnissen linfisch und knabenhaft erscheinen lieh. — Gestern zum ersten Male hatte er Be ein echter Held und Wetter gehandelt: fühn und besonnen, auf fi) selbst vertrauend und unbeeinflußt dem inneren >: ; N € Lu rd EN ln RR “ - ERREGER Wera leg SR ae & ur he Te, ee / 54

Next