Oedenburger Zeitung, 1877. Februar (Jahrgang 10, nr. 14-25)

1877-02-23 / nr. 23

Organ für Politik, Handel, Indu (vormals „Wedenburger Nachichten‘“­) firie und Landwirthschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Eher’ — Replikiiten zur Mehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Das Blatt erleint jeden Mittwoch, Freitag u. Sonntag­ »Administration, Verlag, Expedition: Pränumerations-Preise, Sür Loco: Ganzjährig 1 fl., Halbjähri Bierteljährig Do 25 fl., Monatlich 1 fl Bür­oauswärts: Ganzjährig 12 fl.,­ Halbjährig Gfl., Bierteljährig, 3 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnapnıe v.Inseraten, Pränumerationg- it. Insertiong­­sesslhren sind um die vViedaction portofrei einzusenden., I Redaction: Einzelne Nummern Forten MAP Kreuzer. | Inferate vermitteln: die Herren anfenstein , Bogler Ballfifännise 10, Wien, Budapest, A. Oppelit, I. @tn­­5kr.fü­r die einspyltise,Iokr.fiitdiemeispaltise 15instit die dreispaltige und 20tr.fiitdie durchlass feudexspetixzeile extlusive der Stennelgebildkrontot­. Im okcinfieuralten Richtungu werdet-bereitwillig stertdem­­­ a: " «Wi,Hi·dik,­Si­ss8’M.. Hilf-Us-Erabenrunde Nr.121.Hotel»jsose«Nr.19,2·stock.»Was-mz:s::x:.:l.e»«:a,«strq««. Zur Tagesgeschichte. Oedenburg, 23. Februar 1877. Die bisherige Stellung­nahme unseren Blattes in der Orientpolitik war doc gewiß feine türkenfeindliche, sondern ganz im Gegentheile, Angesichte des Wahr­ wortes, waß man von zwei Hebeln stets das Kleinere wählen sol, plaidirten wir für die Interessen der hohen Pforte in dem sich unaufhaltsam vorbereitenden und nun auch wahrsceinlic bald zum Ausbruch formenden russischstürm­schen Kriege, denn wir fürchten nichts mehr als eine Allianz mit dem für Ungarn immer verhäng­­nißvoll gemesenen Grafenreiche ; aber trog alledem, trog unserer Sympathie , für die Zürfer nämlich, fangen daselbst die Zustände an jo bedenklich zu wer­­den, dab wir und keiner Selbsttäuschung mehr hinger­ben können, sondern leider einberennen müssen das D8­­manenreich ist miorsh und todtfrant bis und Mark bis nein und sein Verfall, wird früher oder später ein ganz Europa erschütterndes Kapitel liefern zur Tage­geschichte. Der­­ Beweid hiefür sind die jüngsten aus Kon­­stantinopel, eingelaufenen seltsamen Meldungen, welde folgendermaßen laufen : Sultan Abdul Hamid ist schwer­ erfranst. „Sein Uebel wird als eine Gehirn­­ermweichung bezeichnet. Er ist seit drei Tagen voll­­kommen, unfähig, die Vorträge des Grohviziere entgegenzunehmen. Ein Thbronwechsel ist höchst Sc­heinlich. Man fürchtet, dob bei dieser Gelegenheit eine große U­­wälzung stattfinden inne Dan geht unberechenbaren Ereig­­nissen entgegen.“ Wir vermögen natürlich nicht vorweg zu entschei­­den, was am obigen jammervollen Bulletin Wahres, was Uebertreibung oder einseitige Darstellung ist, aber wenn man sich erinnert, in welcher Weise seinerzeit die Krankheit, die Murad V. vom Throne zu steigen zwang, so ankündigte, wird man kaum geneigt sein, die Mel­­dungen­ aus der türkischen Hauptstadt auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Türkei fonsumirt in jüngster Zeit entledlich viel an Negierungskräften, sie hat zwei Sultane verloren und fast scheint es, daß sie nunmehr‘ an den dritten einbüßen sol. Die Anzahl der Der zine aufzuzählen, die in den legten Jahren „verbraucht“ wurden, ist enorm, die der Minister, die ernannt, ents­­assen, wieder ernannt und wieder entlassen wurden, ist Legion. 3.v. Hammer, der bekannte Historiker des osmanischen Reiches, gibt an, daß von der Erobe­­rung Konstantinopels bis zum Frieden von Kutihus- Kainardici, das ist von 1453 bis 1773, nicht weniger als einh­undertzweiundsechzig Prosveziere die „Last des Reiches” auf ihren Schultern getragen haben. Von diesen hat ein einziger freiwillig um seinen Abschied gebeten. Nicht weniger als drei­­undneunzig sind in Ungnade gefallen und abge­­fegt worden, vierundzwanzig wurden hingerich­­tet, einer im Divan ermordet, mehrere dürften vergiftet worden sein, einige sind in Schlachten, einige in Meus­tereien, einige in Straßenframatien erschlagen worden. Diese Liste spricht wahrhaftig beredt genug! Im’ neun Monaten hat das ottomanische Reich nunmehr seinen dritten Sultan — müssen wir sagen gehabt? Auf was Ja sich der Welttheil diesem Reich gegenüber fragen, nachdem Alles, wad man früher als haltbar an­­geliehen, ich nunmehr als innerlich gebrochen erweist ? Auch die militärische Kraft der Türkei erweist si nach Mittheilung des „Wiener Fremdenblatt" nicht als so formidabel, wie­ vielseitig behauptet wurde. Zuerst sprach man von 800,000 Mann, die die Pforte und Feld stellen könnte, wenn sie nur die nöthigen Geld­­mittel fände; dann reduzirte man­­ diese­ Ziffer „aus finanziellen Rücksichten“ auf 600,000 Mann. Dann sprach man von 300,000 Mann, die die Donaus Linie, und von 100,000 Mann, die Armenien deben sollten ; jegt reduziren neuere Nachrichten die in Donau«Bul­­garien und der Dobrudicha konzentrirten Streitkräfte -­­Garnisonen abgerechnet — auf 60­ bis 80,000 Mann. Man wird bei aller Achtung vor der Zähigkeit und Ausdauer der ottomanischen Truppen doc zugeben, daß eine solche Armee nicht als ein Faktor erscheinen kann, der europäische Entscheidungen zu beeinflussen ver­mag. Selbst wenn wir Angesichts des Umstandes, daß der Friede mit Serbien und Montenegro nahezu ges­wiß geworden it, annehmen, daß es möglich sein sollte, die Armee in Bulgarien wesentlich zu verstärken, wenn wir annehmen, daß die Truppen durch Herausziehung ihrer Garnisonen aus Bosnien noch eine weitere Res­­erve an der Donau-Linie sich schaffen können, selbst dann wird man uns zugeben,daß die Lage der­ Türkei sich militärisch nicht sehr glänzend präsentirt,«besonders, wenn man noch die zahlreichen inneren Mängel ihres Heerwes isten schlechten Zustand der Festungen, das elende Verpfleggwefe in die mangelhaften Ambus­lanzen u.m.A.in Betracht zieht.­Kurz,um leider nur zu deutlich einzusehen,daß es mit der hohen Pforte sehr schlimm steht,braucht m­an bloß nach Ei­­nem zu greifen,einfach zur Tagesgeschichte. Weil nun eben alle Welt die türkischen Verhält­­nisse genauso beurtheilt,wie wir sie eben flüchtig skizzirt haben,so hasst man von gewisser Seite Oesters reich-Ungarnö Sympathieen für die Pforte ums­­timmen zu können,denn die Klugheit verbiet­et es sich mit einem Leichnam zu verbinden.Besonders in Petersburg und Berlin hält man den gegen­­wärtigen Zeitpunkt für ungemeingünstig Oesters reich-Ungarn für russische Pläne zu ges winnen. ‘ Bon Seite Englands hat die’ Kriegspolitik' Nuß­­­lands kaum mehr etwas zu befrnchten;“ die­ Neußerun­­gen welche im englisc­hen Parlamente jüngst selbst seitens der Regierung gefallen, Lassen seinen Zweifel darüber, daß man in London an eine Vertheidigun­g der Türkei nicht mehr denke, demnach — so kalfüh­rt man in Berlin und Petersburg — wird es nicht schwer halten, Oesterreich-Ungarn einzufädeln. Und zu­ diesem Zweckk läßt man es an Bersprechungen und an Ga­­­rantien nicht fehlen. Ruhland macht unserem Sabinett nunmehr bestimmte Anträge b eim Kompagnie Beihaft in bester Form ist es, was Oesterreich-Uni­gern angeboten wird, und man will wissen, daß deutsche ermittlung das „Geschäft“ zusammenzubringen. suche. Eine Kombination der in Wiener und Budapester Blättern über die Verhandlungen zwischen Wien und Petersburg vorliegenden Andeutun­­gen, gibt beiläufig folgendes Bild der vorzeitigen­­ Bes­­trebungen Rußlands. Unserem Kabinett werden vorh­er Garantien gegen eine panflavastie­iche Entwickklung der Ereignisse geboten. "Man will, auf einen schon aus den Anfängen der Oriente Berwiderungen datirenden Beschlag zurückkommend, die Sphäre der russischen Politik gewann, abgrenzen und außerhalb derselben unserem Kabinett freie Hand lassen.­ ­Mildfräulein. OriginalsRovelle von Anton v. Duaglio. (Fortfegung.) Auch Iwan konnte ein höhnisches Grinsen nicht unterdrücen, als er die feine Schaar den völlig pfad­­eten, hier noch mit Rasen bedecten, Abhang hinanklims men Jah. — Er wußte, wie schwer ed war, von hier aus den in den Feld gesprengten Weg zu erreichen, wel­cher — in schwindelnder Höhe auf senfrecht abfallender Marmorwand —­ dem schaurigen Eingange der Kolowrath­­höhle zuführt. Er sah, daß die „Herrschaften“ sept don in falscher Richtung fi bewegten. Aber er folgte ihnen und schwieg. Daß er gerade diesen selben Pfad gewan­­dert, daß er gestern an und in der Eishöhle gewesen, welche nach dem Minister Kolowrat benannt worden, durfte ja Niemand ahnen. Was er dort getrieben: nur Gräfin Kenia wußte er. Sie hatte auch ihn veranlaßt, sehr gegen seinen Willen, die Gesellschaft als Führer zu begleiten , ist nur ihres Neffen wegen, den er vor jeglicher Gefahr scüßen sollte. Und sein Deich auf Erden rannte die seit hier drohenden Gefahren besser, als Iwan. Freilich wäre dieser lieber nicht dabei gewor­den, wenn... , doch gleichwies: er hatte starke Nerven .. . und seine Schuld war es nicht, wenn ein Anderer seine genügend starren Knochen hatte! — Als die Tafel aufgehoben worden und Maria Sus­lowna, sich an die Sorge des Meinen Zuges gestellt, fühlte sich Karpus versucht, [« zurückzuhalten, he an«­­zuflehen, von einer Weiterbesteigung des Berges abzu« a­cht als ob er um besondere Gefahren gewußt hätte, die sie oder sonst jemand aus der Ge­sellschaft bedrohten. Von dem verderbenträchtigen An­­schlage seiner Tante hatte er ja seine Ahnung! — Über sein, da der lang ersehnte Augenblick herannahete, welcher feinem Hab, feiner wild lodernden Eifersucht genüge thun, über fein und den Nebenbuhlerd Schid­­jal entscheiden solte: jegt empfand er Mitleid mit dem da immer noch geliebten Mädchen. Früher hatte er sich gerade an dem Gedanken geweidet, in Mariend Segenwart ihrem Buhlen die beleidigendsten Worte an den Kopf zu schleudern und ihn so zu zwingen, sich Senugthuung zu verschaffen. Sept ergriff ihn bei diesem Gedanken eine seltsame Scheu. Er hatte fi nie durch Edelmuth ausgezeichnet , allein Marien als die Seelen sein, die Angst und Verzweiflung empfinden zu lassen, welche eine Folge seiner beabsichtigten V­orgegend gegen Forst sein mußte, widerstrebte ihm dennoch. Und statt seinen Muth durch Martens Gegenwart angefeuert zu finden, fühlte er ihn warfen. So wollte er seine Gousine bitten, unter dem Schupe der beiden Diener zurückzus fehren. Als Grund dieses befremdlichen Wunsches konnte er die Besorgniß vor einem baldigen Ausbruche des nun völlig heraufgezogenen Gewitterd angeben. Allein, als­ser Marten in verlegener und schier demüthiger Haltung nahte — denn wider Willen fühlte er sie ihr gegenüber schuldbemußt — empfing sie ihn mit fröhlichem und herzlichen Lachen. Zugleich trug sie ihn, ob er Furcht habe, sich ihrer Leitung zu überlassen ? Mollte sie ihm diese doch nicht für's ganze Leben auf­­drängen, denn zu diesem Opferlamm — fegte sie mit einem schelmisch- liebevollen Blick auf Ferdinand hinzu — habe sie schon einen Anderen erforen ! Diese Worte — nur dem überquellenden Liebes­­glüde "Mariend entstammend und ihrem nicht mehr zu bannenden Wunsch, endlich den geschloffenen Herzens­­bund offen zu bekennen, — wirkten wie ein­ fairer Wassersturz auf Korpus. — Fast erstarrt vor Schmerz, vermochte er in Martens Aeußerung nur eine absichte­liche Kränkung, einen Dolchstoß zu erkennen, der ihn tief ver­­wun­den sollte. Wußte er doc noch immer nicht, daßs Marie seine Bewerbungen nur egoistischen Motiven zugeschrieben hatte und Dhiesen durch die Schenkung vom vorher­gehenden Abende Oenüge gethan wähnte! — So zog sich Sarpus mit einer gestümmelten Phrase. Die doch nit ganz wie ein Glücswunsch Hang, zuräd, ohne seine vorherige Absicht auszuführen. — Iwan, der seines Herrn gewartet hatte, näherte sich ihm befangen und bat stotternd, nun zu­ gestatten, daß er sein der Gräfin Tante gegebenes Wort halte. Wenn bisher von eigentlichen Gefahren seine Rede ger­­wesen, so könnten solche doc jegt nur allzu leicht eins treten. Daher möge ich „Bäterchen“­­ nunmehr nur an ihn halten und seinen Schritt wagen ohne seinen Rath und Geleite. Denn er müsse seinem guten Herrn gestehen, daß er die Anderen getäuscht. Er fenne hier die Dertlichkeit genau. Unter seiner Führung habe Graf Setonoff somit Nichte zu besorgen. Er aber habe sie mit seinem Kopfe verbürgt, ihn heil und gesund­­nach Salzburg zurückzubringen. Bei diesen Worten, welche mit einem an Iwan ganz ungewohnten Ausdruch von heuer Überlegenheit zugleich und inniger Theilnahme gesprochen worden, lachte Karpus bitter und höhnisch auf. Hatte, Tante Xenia seine Absicht errathen und Diese zu vereiteln, ihm einen Wächter an die Seite gegeben?! — Heil und gesund solle ihn dieser in die Hände der beherzten Tante liefern?! So sollte er sich von seinem Knechte überwachen, maßregeln lassen! Das war zu toll, zu dreift . . . aber er erregte weniger seinen Zorn, denn seinen Hohn. Mit kurzer Worten wollte er Iwan ab­­fertigen, indem er ihm befahl, jede weitere Belästigung zu unterlassen. Allein der sonst so geheimsame Diener ward nun erst recht zudringlich. Dabei war er ersichtlich, daß ihn eine gewaltige Angst erfaßte. Indem seine Biice fast nur zur Höhe des schroffen Gewändes flogen, hinter welchem der Zugang zur Höhle verborgen lag,­ bat er flehentlich, die Sache nicht leicht zu nehmen. Er könne gar nicht sagen, wie beflommen ihm zu Dluthe sei. Aber er kenne seine Pflicht und werde sie erfüllen , ...— „Indem du deiner Wege geht und dich fern von mir hältst“ — unterbrach ihn der Graf, dessen Geduld zu Ende ging. — „Bort, und wage nicht, di . & zo Si­e

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