Oedenburger Zeitung, 1877. April (Jahrgang 10, nr. 39-51)

1877-04-20 / nr. 47

- Freitag,20.Apri11877·. -. ” » « -I­­. z ie r Fark X, Fahrgang.. ee EEE EEE EL EN ee ot. Se a ET EN RE IE SE RE, . Its-Läg Gedenbmgerseitmcy (Bormals „Dedendurger Nahridten“. Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Retti­,,Dem Fortschritt zur Eht’-Bedrückten zur Weht’—Der Wahrheit eine Gasse.« Itsslmericheuu jeden Witten Freitagmsomcmp Idminmwtiapf Verlag, Expedition: Pränumerations- Freife, Bierteljährig 2 fl. 25-fl., Monatlich für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Bierteljährig 3 fl. Alle fü­r das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahm­e­n, Inseraten, Pränumeratione- u. Insertiond:­sebitoren sind an Die Redaction portofrei einzusenden. Redaction: Sur Race: Ganzjährig RR Halbiäphie­­ a Kto G­ra­b­enrun­d­e Nr. 12 1. Hotel „Rose“ Nr. 19, % Stock. Einzelne Nummern Kosten LED Kreuzer. 2 EEE BEN­ET­TER | Inferate vermitteln : die Herren Haafenstein EB agler Wallfsshann­e 10, Wien, Budapest. X. Oppelit, 1. 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Es wird sogar behauptet, das­s Rußland den feindl­oien Angriff gegen die Pforte ohne vorausge­gangener Kriegs-erklärung unternehmen wolle. Wir halten dieses Gerücht für unglaubwürdig. Zwar beim Ginmarsch in Rumänien, wird Rußland wohl der Türkei nicht den Krieg erklären, denn dieses Land betrachtet Rußland als seinen­­ Sammelplag. Aber bei Nederschreitung der Donau dirfte­t 8 die Kriegserlärung an die Pforte richten, da bei Unter«­lüffung derselben auch alle sonstigen völkerrechtlic­h be­stehenden Kriegsbestimmungen, wie Schußg,der Gefan­­genen, Neutralität des rothen Kreuzes, nicht zur Geltung kommen würden und die W­affen wie eine Maäuberbande in der Türkei auftreten möchten. Allein das Gerücht von der Unterlassung der Kriegserklärung stam­mt aus einer Thatsache, nämlich aus der fortwäh­­rend von den Rufen mit unglaublicher Zähigkeit und empörender Anmakung wiederholten Behauptung, daß es sich nur um eine Okkupation türkischen Gebietes handle. Wäre ed nicht (fragt mit Recht das „N. P.I., dem wir diese, doc bei stichhaltigen Erörterungen entnehmen) wäre es nicht die Aufgabe der Diplomatie gewesen, dieses Trugbild aufzuhecken und zu verleih­en ? Hätte nicht die Diplomatie vor aller Welt erklären müssen, daß da von Dkkupation seine Niebe sein kann, diese Okkupation nur der Deckmantel ist für den wahrhaften Krieg, den Rußland gegen die Türkei unternimmt ? Hier handelt es fi nicht blos um einen moralischen Protest, obschon der seinen hohen Werth hätte, hier handelt es si) auch um die durchaus praktischen Folgen, die allerdings erst nach dem Kriege zum Borschein kommen werden. Wenn heute nicht mit größter Entschiedenheit gegen das Z Trugbild der Offus­pation Protest eingelegt wird, so werden die Rufsen, im Balle sie den Sieg erlangen, ganz sicherlich die Offupation­ zur Geltung bringen und Länder unter­­diesem Vorwande in Befug nehmen, deren Herausgabe wahrscheinlic Niemand erleben wird. Aber die Herren Diplomaten hatten si ja mit viel wichtigeren Dingen als mit solchen Kleinigkeiten zu beschäftigen. Und Rußland fan mit unverbrüchlicher Schlauheit an diesem scheinbar so harmlosten und in der That so vielbedeu­­tenden Zrugbilde der Dissupation festhalten, was es selbstverständlich nicht hindert, den Krieg gegen die Zürfer mit aller Gewalt und mit aller Schärfe, die möglich ist, durchzuführen und auszubeuten. Berner erklären die Petersburger Zeitungen bereits, daß in dem Augenblicke, in welchem­ die russische Armee die Grenze überschreitet, der Pariser Vertrag zerrissen und jede internationale Bestimmung zwischen Rußland und der Türkei gelöst is. Nun aber ist der Pariser Vertrag nicht zwischen Rubland und der Türkei allein, sondern zwischen Rußland und den Garantiemächten getgriffen worden. Und zwar haben Branfreich, ng«­land, Piemont und indirekt auch Oesterreich-Ungarn­­ diesen Pakt durch das Opfer von tausenden ihrer Söhne erlangt. Schon die finanziell riesenhafte Aus­­gabe des Krimkrieges und das getroffene Blut hätte die Diplomaten bewegen sollen, auf dem erreichten Ver­­trag zu bestehen und diesen gewissermaßen außer Brage zu stellen. Die Diplomaten haben aber auch auf diese Kleis­nigfeit vergessen. Wann die Diplomaten aber wirklich geleistet haben, liegt Elingt vor Augen. Sie haben sein Mittel unversucht gelassen, die Türkei Europa zu ent­­fremden, sie haben sich alles mögliche Mühe gegeben, auf die russische Absicht einzugehen und den Rufen mit Konferenz,Beichlülsen und Protosolen W­orwände zum Kriege in die Hand zu spielen und sie waren die Einzigen, welche es nicht sahen, daß der Krieg beschlos­­sene Sache war, daß die Kriegsvorbereitungen ihren steten Fortgang nehmen, dab alle Verhandlungen der Neffen nur den Zweck hatten, für den Fall des Sieges Basen und Zugeständnisse zum Abschluß eines ihre Macht vergrößernden Friedens zu erlangen. Wenn aber Rußland wirklich Herr der Donaumündung wür­­de, dann sind wir fertig! Allein schon heute, nicht erst dann, wenn jene, hoffentlich noch abzuwendende Eventualität eintritt, die wir im legten Abin dieses Artileld ausgesprochen ha­­ben, sind wir dur den VUusbruche der Feindseligkeiten übel daran, denn wir müssen uns leider in jedem Falle mit dem Gedanken vertraut machen, das so und so viele Zausende von Flüchtlingen aus Bosnien zu und her überströmen werden. Wir müssen uns Dayaut gefaßt machen, in dieser Nachbar-Provinz den Bürgerkrieg in seiner schredlichsten Gestalt würden zu NE ud Serbien mag vieleicht unangenehme Erschinungen aufs weien, wir haben seinerlei Sicherheit dafür, daß nicht dortselbst ich Freischaaren bilden, die in ihrer Art am Kriege theilzunehmen suchen. Alles das sind Eventua­­litäten, die die österreichische ungarische Politik ins Auge fassen muß, zum Glück aber liegen dieselben wo nicht in unmittelbarer Nähe. Vorläufig gleichen wir dem Manne (Schreibt das „Bremdenblatt”) der vom sicheren Port aus die Schiffe beobachtet, die in den Sturm hie­raudsegeln. Wir sind nicht engagirt, wir werden uns nicht engagieren lassen. Wir haben nur österreichische und ungarisch Interessen zu wahren, wir können nicht das Blut unserer Söhne opfern, den bedrohten Schristen bed Dftend zuliebe, wir haben aber auch kei­­netwegd den Beruf, für das ZTürfentrium einzutreten. Schon unsere Finanzlage gebietet und meine Schonung EEE eg EEE Seuilleton. K­ünstler Exdenwallen. DOrig.-Theater-Novellette von Mathias Tänzer.­ ­: — Ein schöner Sommermorgen lachte, die Natur strahlte in vollem Stanze und Alles hatte seine Freude daran. — — Yung und Alt war zu neuem Leben erwacht, die Moje verbreitete ihren Duft und die Sonne melde bald mir im Frühlinge hervorlugte, glänzte in voller Pracht. — — — Nur das Theaters­wölfchen, daß im Winter so luftig ihre Weifen erschallen ließ, ging traurig einher, denn das Engagement war zu Ende und bis zum Winter seine Aussicht vorhanden, ein neues anzutreten. — — — Betrübt sahen sie beisammen, plaudernd über daß Vergangene bei einem Glase Wein in der Theater Kneipe. Was Sollten sie anfangen? Wer solte Ihnen Brod für die Zukunft geben? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen sie als plöglic an der Thüre heftig eflopft wurde. Nach einem lauten Herein­ trat ein Altlicher Mann in’d Zimmer, sich an allen Seiten verbeugend. —­­ „Meine Herren !" redete er sie an, „ich habe die Ehre mich ald — Pan Dich vorzustellen, bin Theater Director und eben beschäftigt mit der Zusammenstellung einer Gesellshhaft. — Nach einer höflichen Begrüßung allerseits wurde er umringt und Alles eilte, um ja nicht aud der Engagements-Liste ausgelassen zu werden. — As­si) Ale gemeldet hatten hielt Di Umschau, da an einer Ehe des Tusches jab ein hübsches­­ junger Mann, von hoher Gestalt, einnehmenden Heeren, hoher Stirne und feinen Gesichtszügen. — & — Ungezogen von diesem Außern näherte sich Di ihm und trug ihn warum weshalb er so traurig "Bier fähel — — 0. Daß ist ne ganze Geschichte! alter Herr Fann’s Eud nit erzählen, wär Euch viel zu langweilig, doch wollt’ ihr mich in Euer Personal aufnehmen, wär! Ahr sehr gütig! Mai: — „Mit der größten Freude!” rief der Roman tisched liebende. Director, sagt nur Ehren Namen und Euer Bad! Meinen Namen! laßt ruhen ihn, Noch schreibt mich ein ald „Michard Liebhaber.“ — — — Nachdem dieß geschehen, wurden Ale neugierig, betreffs des jungen Mannes, den sie blos­­s Theaterfreund fannten, und wo nie auf der Bühne gesehen hatten. Nun da alle wieder den bei S Künstlern uisuellen Srohsinn zurückerlangten baten sie Richard, — so werden wir ihn nennen, — er möge doch biete seine Geschichte er­­zählen.­­——­ Nach längerer Zeit endlich hub er an: II. „Wien meine Vaterstadt hatte ich seit geraumer Zeit nicht gesehen! denn meine Eltern von adeliger Abkunft hatten in Berlin ihre Heimath aufgeschlagen und wohnten dort. Endlich konnte ic meine Sehnsucht nicht mehr zügeln und eines Morgens bat ich meine Eltern mich für einige Zeit zu entlassen, da ich eine Reise unternehmen wolle. — Ich erhielt all die Erlaubniß und mit dem nächsten Zuge ging ed dem schönen Wien zu. “Vergnügt lebte ich dort einige Tage, als ich plönlich von einer Gesellschaft aufgefordert, in eines der Borstadt- Theater ging, ein hübsches junges Mädchen lenkte die Aufmerksamkeit auf sich, — mich sterblich in sie verlieben, war die That eines Augenblicd. Ihre rosigen Wangen, ihre prachtvoll birgenden Augen, daß Alles bot einen solchen Weiz für mich, das ic entzüd­ sie fort und fort nicht aus den Augen ließ. Meine Kollegen hatten dies bemerkt und glaubend, ich würde einen Spalt machen, als ich ihnen erzählte, ich sei verliebt­e die Schau­­spielerin, riefen us nach dem Theater auf die Bühne, um das Mädchen zu erwarten. Endlich kam sie einfach gekleidet, ich nicht­­ umblidend schön wie eine Madonna. Ras 19 sie die Straße entlang, wir gingen ihr nach , sie immer raucher, biß sie endlich in der Alterstrage vor einen der niederen Häuser stehen blieb. Ich konnte mich nicht mehr­ enthalten, ich sprach sie an; ich sagte ihr, daß ich sie gesehen, nunmehr sie liebe und ob ic Hoffnung auf Gegenliebe hegen kann. — Sie blickte mir in die Augen, „dann gab Sie mir die Hand und versprach mir, sie werde mich den kommenden Abend nach der Vorstellung erwarten. — Selig war ich nun ich fam bes andern Abends, ich erwartete sie täglich, wir liebten und gegenseitig, wie nur zwei junge Herzen lieben sinnen. — — — — — — — u De , De a ee a ae II. — Er foflar Moden hin — im Raufce der Liebe vergaß ich auf alles andere, ich lebte nur meiner Clara, ich beac­htete nicht das Schreiderr „meiner Eltern in dem sie mich baten endlich nachhause zu Fommem, ich wollte nur bei meiner Clara bleiben und als sie mir eines Tages sagte, ich möge doch meiner Eltern gedenten, da erst erwachte ich aus dem jähen Traume, denn ich wußte meine Eltern würden nie einwilligen im eine Heirath mit einer Schauspielerin von niedriger Geburt und Armuth. Ich beeilte mich den ganzen Sachverhalt mei­­nen Eltern mitzutheilen und bat und flehte um ihre Einwilligung. — Sehnsüchtig erwartete ich nun eine Ante wort bis endlich am fünften Tage ein Brief anlangte in dem mir meine Schwester schrieb, der Vater werde nie und nimmer seine SINE­en er würde mir eher verfluchen und verstoßen. Wenn ich ablaffen will von dieser Schauspielerin, so wollte er mich wieder in seine Arme als seinen treuen Sohn aufnehmen. — Mein Glück war zerstört, ich eilte wie verrückt Die Straffen entlang, umsonst frug mich Clara nach der Ursache ich sagte ihr nichts. Ich gelobte mir eher ver­­flucht zu werden als von Clara abzulaffen. — Ich widmete mich in Wien meinen Doctoren - Beruf und wohnte mit Clara. Da eines Tages fam ich nachhaufe, ich ging in meine Zimmer, sie waren leer, ich suchte Clara, Feine Spur von ihr war sichtbar, ich wartete body vergebens, sie kam nicht wieder. — Da endlich gewahrte ich auf dem Zirche ein Meines Briefchen welches von Clara sein müßte, ich erbracht es hastig, der Inhalt war: Thearer Richard ! Berzeihe wenn Dich ich verlasse, doc ich mußte eß, ehe zu Deinen Eltern und vergesse mich. Sei glücklich, Du wirst mich nicht mehr sehen Deine, Sara. Paz 2 - « WER: 27 # ” ee . 4

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