Oedenburger Zeitung, 1877. September (Jahrgang 10, nr. 106-118)

1877-09-12 / nr. 110

Actionskraft nicht von der Annahme unbilliger Fortle­­rungen abhängt,er geschieht,weil kein einzigeraus rechnungsfähiger mehr zu behaupten wagt,daß Oesters ceichhngarne Armee sich weniger heldenmüthig schlas­sen,sich seine Finanzkraft als geringer erweisen werde, weil nicht alles nach den Köpfen einiger Wiener oder Pester Schreier geht.Der Dualismus wäre wahrlich auch die elendeste Staatsfort,die für das Doppelreich nur ersonnen werden konnte, wenn nicht einmal ein mehrmonatliches Ausgleichsprovisorium mehr eintreten könnte, ohne den Staat aus den Angeln zu heben. Diejenigen, welche das Gegentheil behaupteten — und das sind unsere Offieiöfen — haben sich damit in eine geradezu erbarmungswürdige Lage hineingeredet. Im vorigen Jahre versicherten sie: Wird der Ausgleich nicht beschlossen, so ist Oesterreiche Ungarn nicht im Stande, im Oriente ein gewichtiges Wort mitzureden. Da nun thatsächlich der Ausgleich nicht beschloffen,­­­da vielmehr mit immer geringerer Aussicht auf Erfolg weiter verhandelt wurde, und mußte nach obiger Logik die ganz natürliche Folge sein? Augenscheinlich nicht( Anderes, als die vollständige Ohnmacht Defters reichs Ungarn, in der Orientfrage, die Unmöglichkeit, seine Rechte, seine Interessen dort unten geltend zu machen. Unsere­­ Offieröfen versicherten aber trogdem mindestend einmal wösentlichh, daß (das nicht ausgegli­­chene) Defterreich in der­ Orientfrage das tonangebende Element sei, sie übertrieben sogar in gewohnter Weise die­ wirkliche Bedeutung unseren Staatswesend. Also, wo bleibt die Logis? Defterreiche Ungarn halte brüderli an einander fest ins allen großen, den Staat bildenden Dingen. Klei­­nere Fragen, ald. : Verzehrungssteuermillion, Quoten»­verminderung ‚und andere begehrenswerthe Dinge sollen und nicht auseinander reißen und wenn Oesterreich ja ein­willigt,­­ daß diese Dinger nach Ungarnd Wunsch geordnet werden, so wird dieß die Machtstellung der Monarchie nach Außen noch immer nit in Frage stellen.­­ Indem Ausspruche: „Der Ausgleich im Wer jentlichen auf der Grundlage vom Jahre 1867* liegt einzig, und allein gesunder Sinn, und Niemand wird hoffentlich dagegen die Frage auffrelen: „Wo bleibt die Logis?" Lokale: * IZ pre Majestäti die Königin kehrt wie­­der in das Ihr so­lidhes Ungarland ein. Ihre Majestät verließ vorgestern den Gurort SSH und begab si nach GHd5UH. Dagegen wird Erzherzogin Baleria noch 14 Tage in Sch­­werweilen. Ebenso Erzher­ 308. Franz Karl, der greise Vater seiner Majestät des Kaisers und Königs, der bis Ende der Saison in Sicht bleibt. * Ungarn bei der Pariser W­eltaus­­­stellung. Der öfter. ung. Generalfoujul in Paris Hofrath Rotter von Walder-Moltheim ist, wie man uns mittheilt am 9. d..M. Abends in Budapest anges­­ommen, um in‘ Angelegenheit der Betheiligung Un­­parnd an der­ Pariser­ Weltauöstelung mit dem ungar­iischen Landeserelativsomite die nöthigen Pourparlerdi zu pflegen. Wie wir weiterd vernehmen, dürften die died« bezüglien Konferenzen bereits­­ heute zu Ende geführt werden, und. wird der Generalfonsul morgen wieder die Hauptstadt­ verlassen. * Menderungen:in den General commandod. Le Majestät hat dem Feldzeugmei­­ster, General-Kommandanten zu Agram und in dieser Eigenschaft V­erwaltungsleiter der Frontisch-flavonischen Militärgrenze Baron Anton Molinary di Montes Pastello, als Generale Kommandanten nach Brünn über­­legt und den dortigen Generale Kommandanten Feld­­zeugmeister Baron Sean Philippovich von Philippsberg zum General- Kommandanten in Agram ernannt, der als solcher im Sinne des I. 9. Befehlschreibend vom 8. Juni 1871 berufen sein wird, die Verwaltung der FTro au­f die flavonischen Militärgrenze zu leiten.­­Durch weite Blätter läujelt der­ Wind, schräger fallen schon der Sonne belebende Strahlen auf die fröstelnde Erde und mit einem GSil« beichimmer decht in den Morgenstunden der Meif die Sturen. Seit 1. September waren fast alle Tage trüb und fahl, ja es sank oft die Temperatur bis auf 7 Grad Reaumur herab. Während der jüngst verflossenen beiden Feiertage hielt fi das Publikum so ziemlich in den Häusern, es sah fi nur wenig verlobt in’s Freie zu pilgern. Selbst die am legten Sonntag auf unses­rer Promenade concertirende, doch so allgemein beliebte Militär Kapelle des ung­leicher heute für immer verlassenden Infanterie Regimentes „Baden" Nr. 50 fand nicht die rege Theilnahme, die man ihr bei minder und freundlicher Witterung gewiß gezeigt haben würde. Um so mehr als Jedermann nur mit Betrübniß das aadere Regiment scheiden sieht, dessen Offizierscorps so cyevas b­reet, dessen Mannschaft so gut­ disciplinirt und dessen Musikkapelle so virtuos ist. WBorgestern Montag rieselte beinahe während des ganzen Tages ein falter Regen nieder, wodurch die Temperatur noch rauber­ei) gestaltete ; gestern kofettirte zwar die Sonne wieder und warf freundliche Blicke auf die Erde, allein recht zu erwär­­men vermochte sie doch nicht, so wenig als eine der falsüchtige, der man die Gluth nicht glauben mag, die sie in ihre DBlice legt und womit sie ohne wirklich innere Wärme, bloß äußerlich liebäugelt. *BomMWein. Es herrscht, trogdem der Trauben­­regen­heuer, ein­­ reichlicher zu werden verspricht, Seine besonders rege Kaufluft. Vielleicht fürchtet man, daß die Dualität seine ausnehmend gute werde, dafür sollte aber doch der alte Wein reichlicheren Ablag finden, dieß ist aber nicht der Fall und wird in diesem Artikel biß­legt ‚überhaupt Äußerst wenig negoeirt. Was den Körnermarkt betrifft, so wird nur Gerste—, prima Dua­­lität — Stark begehrt, der Weizen findet ebenso reißenden Ablag auf unsern Märkten, in den übrigen Gerealien ist der Handel flau. E­ine Steuereinnehmerstele für das Oedenburger Comitat ist zu belegen. Die Gerude sind bis 22. September I. 3. an das bhiefige f. ung. Steuerinspektorat einzureichen. *Sromme Bün­de. Am 15.2 M. wird der un­­garische Reichstag seine Thätigkeit wieder aufnehmen. Auf dem­ Gebiet­e, der Steuerreform, der Justiz, der Verwaltung, der Hebung der materiellen Kultur wie der­ Förderung der geistigen Freiheit, haben wir noch Unendliches zu­ leisten, hart unserer Rollevertretung heiße Arbeit. Und zulegt, aber nicht das Septe, sie muß auch in unsere Äußere­ Politik bestimmend eingreifen, muß alle wahre Wacht an der Donau die Heberfluthung des untern Donaugeländes durch­­ russisc­h asiatische Barbarei verhindern, durch ihr ernstes gewichtiges Wort die Donau frei erhalten für ihren Beruf, Kulturträgerin nach dem Osten zu sein.. Und so wünschen wir denn, dab unsere ‚Neid­eboten, die Männer unsered Ber,­trauend und Organe unserer Bestrebungen, si wohl­­­­ bewußt ihrer hochwichtigen Sendung seien,­ dah_ sie rüstig an die Arbeit gehen möchten, die — wenn au mühsam und beschwerlich — doch hohen Lohn verheißt : den Danf des Vaterlandes, die Befu­gung der Zukunft Ungarns und die Wohlfahrt der Nation. Das sind Preise, welche, wahrlich werth,aufopfernder Mühewaltung patriotisc Bar eee m. > . “Nadegty-Hußaren in der Umgebung in Hülle und Fülle. (So schreibt man und aus dem be­­nachbarten Siegendorf.) Schmude Buriden, wahre Heldengestalten auf ihren munteren Rößlein’e. Schade, daß sie mehr Beifall beim schönen Geschlecht, “als den Landwirthen finden — denn mit Bedauern sieht man die Verlierungen die diese „Rothhosen“ zu Nachts in den Weingärten anrichten — und ein Schrecen der Weingarthüter geworden sind. „ ‚Ende gut, Ales­ gut,“ mag sich der Herr Deputirte­ des Eisenstädter Wahlbezirkes. Seine­n Hohm würden Anton v. Herith gedacht haben, als er am legten Sonntag, den­­ 2. September, seine Rundreise im. Bezirke mit­ einem Necdheinhafte Berichte in­ der­ kön. Freistadt Gisenstadt Schloß Meier nicht anders denkbar, war seine Nede eine meisterhafte, und wurde selbst von politischen Gegnern in vielen Stellen mit Beifall aufgenommen. Im Verlaufe seines Vortrages berührte er auch die Frage des Ausbaues­ der Deden­­burge Ebenfurther Eisenbahnstrece, indem er bedauernd­­bemerkte, daßs man im gewissen Isenstädter Kreisen seie­nen Aufruf im Kern „Dedenburger Zeitung“ entweder nicht verstand, oder diese Angelegenheit par force zu einer Partherfrage aufbauchen will — indem man „einem Pilatus in Credo“ Oratioren zufpigt, "die dere jeibe wohlweislich selbst decavouiren würde, und wodurch der Zweck mehr gefährdet, als gefördert wird. "Aus Eisenstadt wird: und mitgetheilt: Sonntag am 9. September 1. 3. beherbergte, unter Städtchen viele tausende Walfahrer aus allen­­ Segen­­den, wozu auch Dedenburg sein Kontingent­ zahlreich erteilt hat; unter Lepteren befand ich auch eine Mus­iidiferanten-eselh­aft deren Absicht dahin gerichtet war, bei den dortigen folennem Hochamte mitzuwirken. — . Der fürstliche Regenschori Herr Karl Zagip war sehr erfreut über­ diesen Besuch und :entschloß ft, Die große Mariazelere Messe aufzuführen, welche zur Freude Aller Unmelenden sehr ernd­ erefutirt­ wurde. Nament­­lich Fräulein Raf verdient für ihren Vortrag der So­­lopartie ‚alled Lob.­­ Die lieben Dedenburger­ Gäste‘beschlossen Nach­­mittags, in die Berge Gruft zu geben, und die Ruhe­stätte Josef Haydns zu besichtigen. Es mußten zwei Slambeaus benügt werden, bis man nach längerem­­ Süden endlich den Ort fand — man öffnete den Stein dieses düsteren Gemwölbes und fand neben ande­­ren Särgen, worunter auch Kapellmeister Johann Fuchs (Schüler Josef Haydn, gestorben­ am 29. O­e­tober 1839) ruhe, — den Sarg Joseph Haydn’ — natürli sind hier nur noch wenige morsche Weber» teste dieses großen Mannes vorhanden, welche man in die Vergangenheit fi hineindenkend t­ll) betrachtete. — In der Entfernung einiger Schritte von hier ruhet der berühmte B Violinvirtuod Aloysius Tomasimi, gestor­­ben am 25. April 1808. Von hier ab wurde die Gesellschaft einig,dem­ s ausgezeichneten­ Herrn Professor Pater­ Guardians zu besuchen,welcher mit bekannter Liebenswürdigkei­tssämmt­­liche Herren empfing,und aqunsuchen fü­ns kinch eigener Angabe construirtey prachtvolles harmoniam mit Schattirung sämmtlicher Register bereitwilligst und melodisch spielte. .­.«— Schluß der Excursion war ein Spaziergang in dem herrlichen fürstlichendofgaetem und sodann Aufs brucg zur Heimfahrt nach Dedenburg. . welt gelangen, während sich meine Bilder vergessen im irgend einer Rumpeljammer umübertreiben werden — ein Spott der Tugend, welche so gefällig sein wird, bei mir die Dienste eines Todengräbers zu verrichten. Ser deö meiner Bilder wird getadelt; sein einziges dersel­­ben ist unbedingt gelobt worden — selbst nicht einmal von Dir, Februn. Bede meiner Malk­en aber wird einstimmig von ganz Parid beflatscht. Dab der Herr Präsident der Malers und Bildhauerakademie, der erste Hofmaler Seiner Majestät der Könige, Baron Charles Lebrun nit mitklau­cht, kann mir daher gleichgültig sein. Meine Wie sind in ihrer Art eben so vortrefflich, wie die Gemälde dieses merkwürdigen Zolk einnehmers, mit denen sie die Nehnlichkeit haben, dem malenden Zeus Frankreich, Herrn Lebrun, nicht zu­ gefallen.“ Lebrun schwieg verlegt. Mignard aber zeigte mit seinem „Parasol” auf den body emporstehenden Schlagbaum und sagte: Wo, lieber Freund, müßte nach Deiner Ansicht diese Barriere angebracht werden, um Eustache von den großen Malern Frankreichs zu trennen ? Wilst Du sie immer­­­ noch vor der neuen Akademie anbringen, um­­ efne­t den Eintritt in dieselbe zu verwehren “ „Wenn Du in solchem Tone fortfährst, werde ich Dir nit antworten.“ „Bon!“ — verfegte Mignard — wie du willst, aber Lefuweur malt doc besser als Du, wenn du auch Akademiedirektor und er ein armer Wegsteuer­­einnehmer ist und gibt- at! er wird dir zum XZroße in die Akademie kommen, denn ein Genie wie das­ fei­­nige funfelt zu sehr um nicht in die Augen zu fallen, man müßte jie den mit Gewalt eine Blende davor­­ halten.“ „Seineur ist ein Charlatan der Sunft, weiter gar nichtö! eben weil er ad Zoleinnehmer malt, bewundert er die blöde Menge, geradeso wie man sei­­nen Bater, den Sk­ihuster, bewundert haben würde, wenn er, ob auch nur mittelmäßig, Trauerspiele gedicye­tet hätte. Der Kontrast der in der bescheidenen Stels­lung zu dem Ringen nach so hohen Zielen liegt, macht den Mann interessant ; laße ihn heute in die Akademie eintreten, gib ihm gleichsam das Künstlerdiplom als großen Maler und man wird sofort die Kleinlichkeit seiner Werke entdecken.“ „Bah! aus Dir spricht der Neid und — verlegte Ceidenschaft. Man spricht von einer unerwiederten Liebe eined hohen Herren zu einer gewissen Hochblondine, die — der ich — den Heinen Pfusher höher sielt, als den großen Akademie-Direktor und Baron. „Nicht Bar­ron — sagt Emma — sondern ein ganz bescheidener, von der Akademie gewaltsam ausgeschloffener, aber dafür tief in mein Herz eingeschloffener Musenjünger sei der Mann meiner Wahl ;" und darüber möchte Herr Lebrun vor Wuth selber zu einer Palete werden, er spielt schon alle Farben * — „Genug der beleidigenden Spöttereien, — Ennrichte !ebrun. ‚Run, nun! er war so böse nicht gemeint” ber­­ütigte Mignard, der einfach, daß er den bittern Scherz mit dem allmächtigen Präsidenten der königlic­hen Akademie nicht weiter treiben dürfte „Wir sind hier einmal am Händchen !erneurs angekommen und wollen nicht vorübergehen, ohne in wenigstend zu grüßen. Mag die Barriere ihn auch von und Meistern trennen, er ist immerhin ein strebsamer Schüler, den man auf­muntern muß." Mit diesen Worten näherte er Mi­gs­nard dem halbgeöffneten Senfter des Mauthhauses und rief hinein: „Guten Abend Eustade! fleihig beim Werte 2* “ Xejueur reichte die Hand aus dem Schiebefen­­ster heraus und drücte diejenige Migmards mit Herzlichkeit. (Bortfegung folgt.) Kae Ann Er Eu —— nie een, ‚ Zageöneuigkeiten.­­ ON Raubanfal im Eisenbahnwaggon. Herr­n aus Wild­an reiste in­ der Nacht auf Dienstag mit einem Zuge der Nordostbahn nach Brünn. In Sor folnng nahm im selben Coupe ein Landwehrmann in voller Rüstung Plag. Herr 8.. schlummerte, wurde jedoch beim Eintritt des Landwehrmannes wach, lieh es. aber nit merken. Der Soldat räu­perte sich, und als er sab, haß Herr 8. schlafe, z09 er ihm die Brieftasche aus dem Node. Herr 8. machte Lärm, entrib dem Sol­­­daten die Brieftasche und hielt ihn untermwegß­ fest. Auf­ der Weiterreise wehrte er der Soldat und wollte zum Senfter hinausspringen, wurde jedoch daran­ verhindert;­­ ebenso mißlang ihm ein Bluchtversuch im Brünner Bahnhofe, wo er verhaftet und dem Militärgerichte ein­ ‚geliefert wurde. OBom Befuv Wie aus Neapel gemeldet wird, ist seit einigen Tagen die Thätigkeit des. Defuv wieder eine erhöhtere und sind die dem Srater entzeigenden. Stammen dem Auge des Beihauers zur Rachtzeit deutlich sichtbar. .«.«. |Lizitation ausgemusterter Dienstk« pferde.Im Interesse der Geschäftswelt haben«xvir, zu berichten,daß da ein Groß-Kanizsa konzentrist ghw« farens Regiment Baron Edelöhe im Gyulai Nr."4.­Fr«eis"f jag am 14.Septem­ber 1877 die diesjährigs zur Aus­­musterung gelangten Dienstpferde(circa 700 S.­tück)»ss im öffentlichen Lizitationswege in der genannte Stadtbere äußern wird.« . &O Postdiebstahl auf offener Straße Das Commando des Polizeicorps in Zürich berichtet folgenden Diebstahl: Am 3. d. M. Vormittags, wurden

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