Oedenburger Zeitung, 1878. Oktober (Jahrgang 11, nr. 118-130)

1878-10-23 / nr. 127

tt A i zk II . Oktober 1878. ; f - 7­­­u Das Blatt erscheint jeden Mittwor, Freitag und Sonntag. | Pränumerafions-Preife: "——kern--ca:-unzjiihriqgn»Hathjähkig4fc.5«k., Bierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. Sär Nuswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Bierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimm­ten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerationd: u. Insertions­­gebühren sind in die Nedac­ion portofrei einzusenden. XI Sahrgang. (vormals „Wedenburger Nachrichten.“) el, Inousfrie und Laatwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Beorachten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Waffe.” Administration, Verlag, Expedition : Grabenrunde Nr. 14.­­ Hotel „Rose“ Nr. 19,2. Stock, Redaktion : Stuferate vermitteln: die Herren Hanfenstein , Vogler, Wale­fifygasse 10, Wien, Budapest. W. Oppelit, I. ge . Wien. Heinrich Schaler, I. Singerstrafie 8, Wir Sufersrons-Hebäpr . , Einzelne Nummern Toften BAD Sue. BSFUR TEE EIRRETET N TEEEETERERENTEETESTEETTREETTELEN 5 fr. fir die einspaltige, 10 fr. 1 die zweispaltige, 15 fr. fir die dreispaltige und 20 fr. fü­r die durchlaufende Petitzeile in­­klusive der Stempelgebühr von 30 Er. Auskünfte in allen Ritungen werden bereitwilligst ertheilt : Im neuen Hause. Dedenburg, am 22. Oktober 1878. Wenn wir und an dies­er Stele anididen, Betrachtungen über das „neue Haus“ anzustelln, so brauchen wir dem scarfsinnigen Leser, wohl kaum zu jagen, daß wir den neuen Drei­gätag meinen, der von Seiner­ Majestät dem Könige feierlich eröffnet, seine Thätigkeit wieder aufgenommen hat. Im neuen Hause fisen 448 Voltevertreter, hievon beginnen ji 80 zur „vereinigten Opposition“, 12. stehen außerhalb der Partheien, 76 sind „äußerste Zinke", diesed legtere Kontingent ist der Gährstoff, oder Bauerteig — welcher den 280 „Liberalen“ beigemengt, — ohnzweifelhaft seine Blasen werfen und so verhindert wird, daß Die ganze Masse etwa „figen“ bleibt. Die­­ Dopposition,— Jedermann weilt «8, — ist einer ges­cheihlichen politischen Tätigkeit nicht nur nicht abträglic, sondern ersprießlich, weil sich sonst der Prozeß des Le­­bens nicht vollziehen könnte, sondern eine Stagnation eintreten müßte. Von den Heißspornen in unserem Par­­lamente, von den eifrigen und beherzten Bekämpfern der gegenwärtigen staatsrechtlien Verhältnisen zwischen Ungarn und Oesterreich, kann man — wie jener greile Rab­­biner über die ihn getroffenen Schicsalschläge aufrief — sagen: „Au Ddad sifzt zum ®uten!’ Die Partheien brennen vor Begierde, ihre Kräfte auf dem parlamentarischen Kampfplage zu erproben und Der Gruft der Situation macht es ihnen zur Pflicht, die parlamentarische Arbeit je eher desto lieber zu beginnen. Groß ist die Aufgabe dieses Reichstages, aber wenn etwwas die zweckdienliche Lösung dieser Aufgabe fördern kann, so ist er das Bewußtsein der Wichtigkeit jedes parlamentarischen Altes in dieser Zeit, ein Be­wußtsein, das jeden einzel­­nen Abgeordneten erfüllen und ihn anspornen muß, seine besten Kräfte zur Retzung de Baterlandes einzu­­legen. Denn Ungarn schwebt thatsächlich in ernster Ge­­fahr, in politischer, wie finanzieller Beziehung. Durch die­ Eroberung Bosniens und der Herzegowina werden neue flavische Elemente der Monarchie zugeführt und von Agram bns Prag geht eine seltsame Bewegung durch das flavische Lager. Hand in Hand mit den politischen Gefahren ge­­ben die finanziellen. Ein aaderer Mann und ehrlicher Patriot, wie Koloman Sz&H, lehnte die Verantwor­­tung für eine Politik ab, welche auf viele Jahre Rei­­naud eine weitere Beschlechterung in dem oh­­nedies nicht sehr glückichen Stande unserer Finanzen befürchten läßt. Die Kosten des bosnischen Dfsupati« ende Werkes in Diesem, wie im künftigen Sabre werden von angeblich gutinformirter Seite auf 150 Millionen Gul­­den berechnet und außer­ den bereits votirten 60 sind alse noch 10 Millionen zur Deckung der Kriegskosten erfor­derlich. Wenn wir uns hiezu verstehen, wird das stän­­dige Defizit Ungarns nach einer Berechnung Szels vierzig M­illionen Gulden betragen, derselbin Szel, der das heutige Defizit auf kaum 20 Millionen Gul­­den berechnete, während es in Wahrheit nahezu 50 Milionen Gulden beträgt. Die Perspektive, welche Dies je Ziffern nud auf die Regelung unserer Finanzen er­öffnen, ist eine geradezu trostlose. Der ungarische Kre­­dit, den eine umselige Mißwirtsschaft tief schädigte und welcher kaum erst durch die ersprießliche Finanzthätigkeit ©­ 6015 vor Europa wieder zu Ehren kam, droht tiefer zu finden, als je­ — dem herabgekommenen Lande, in welchem, die­­ Verarmung der Nation erschredliche Dimensionen annimmt, drohen neue Steuern und neuts 8 Elend, während Handel und Wandel ohnedein in ein arged Stoden gerathen sind. 88 ist wohl kaum zu hoffen, daß das Gespenst von dem wir oben gesprochen haben: — Der „Pau­periemud‘ — zu bannen sein werde, denn Die nummerisch weitaus überlegene Negierungspare­thei wird mit der bisher beobachteten au­ßeren Polit­­is schwerlich brechen wollen und findet ihre kräftigste Stüge in der Allerhöchst protegirten Militär- Par­thei. Diese will bekanntlich Das Andraffyshe Pro­­gramm in der Orientfrage, respektive Sesthalten der offupirten Länder, biß zu seinen (ded Programme) Äußersten Grenzen durchführen und da die Nozierung auf mehr als 250 Stimmen zählen kann, so ruht auch ihre Absicht auf fast unerschütterliche Bäste. Die „äußerste Linke" wird den Regierungsber­strebungen nur wenig Steine in den Weg legen können, so wenige, daß ihre Hin­wegräumung eine Kleinigkeit sein dürfte, denn die „Äußerste Linke“ mit ihren Stangill und Helfy­ Bammert fi frampf­haft an nichtssagende Förmlichkeiten und hat sich schon bei der ersten Neid­etagsfigung am 19. Oktober bei jedem ernsten, denkenden Politifer — gründlich blas mirt. Ober ist es etwa nicht zu lächerlich, wenn ein Herr Daniel Sranyi, seiner Petroleurölaune damit Luft hat, daß er Die schwarzgelbe­ Fahne, die Sahne unsered von und gewählten, gefrönten und wahrlich auch heißgeliebten Könige, auf dessen eigenen Haus, der SKönigsburg zu Ofen, nicht dulden will und die Nation für in ihren Nehbten gefräntte!) erklärt, wenn das Banner des Hauses Habsburg. Lothringen über der Residenz des Monarchen weht, der jenem illustren, in der Geschichte groß dastehenden Königsgeschlechte entstammt ? Sit ed nicht zu lächerlich, wenn derselbige Herr Ffrangi­ed für ganz und gar unzulässig erklärt () dad Seine Majestät die Thronrede bededten Hauptes und figend vorlese, während die Vertreter der Nation, die doch als solche mit dem Könige in gleichem Mange stehen, dieselbe stehend und mit entblößtem ‚Haupte aıt‘ hören müssen? Und Herren die derartige Abgeschmacht­­heiten mit jeder Stirne und mit einem Gruff, der einer bessern Sache würdig wäre, vorbringen, sollen die Oberhand gewinnen im neuen Hausel Eine Parthei, wie unsere heutige „Linke“, die so voll kleinlicher Vorurtheile it, Die mit ihren Um­­sturz- Plänen fich no brüstet und die Seindseligkeit „quand möme“ bis auf die äußeren Merkmale der königlichen Würde ausdehnt, an eine solche Parthei, fann — sobald ed sich um die Bildung eined neuen a | . | BSIHN S a "" Jeuch­etott Ein Engel. EHER der Mappe eines Naturfreundes von ».·.Leander Zierz. W V. (Fortsetzung). sAch Goth wiewft habWch geweint, wie oft ger Schluchzt, wie oft mich in Todesqualen gewunden ! " &immal sagte er, ich hätte ihm nicht lieb, ein anderes Mal, ich sei falsch, ihm untreu, ich liebäugle mit der ganzen Welt. Denten Eie sich, Herr, ich fall, ich ihm unten! Ich, die ihn mit tausend Herzen liebte!! Ich, die ich mich in einer Welt von Seligkeiten wähnte, wenn er mir nur gestattete, eine Minute lang in seine­n schönen, seelenvollen Augen zu bilden! — Ach Gott ! Gott ! weubalt muß denn gerade ich so unglücklich ein !! Sie wandte sich ab lange und bitterlich weinend. Endlich sagte sie, mich wieder ansehend: „Verzeihen Sie, Herr, daß ich mich von meinen Gefühlen so übermannen lasse. Ach ich bin in meinem Unglücke so arm, so hilflos, daß ich nur in meinen Thränen Linderung finde!" —­­ " „Und er hat Ihnen wirflich nicht einmal einen ‚Brief geschrieben ?“ wagte ich zu fragen. —»Nein,niemals«. ,Und Sie lieben ihn trotzdem noch?« Sie sah mich mit großen,thränenvollenA»Hutt. !»b = ich ihn liebe ? Sie fragen mich, ob ich ihn sebe Aber Gott! Gott! so sehen Sie also wirklich nicht, daß ich ihn ewig lieben werde, daß ich sterben werde, wenn er nicht kommt und sagt: „Hier bin ich Henriette, um Dich abzuholen, um Dich für immer zu meinem Weibe zu magen, — — Also daß sehen Sie nicht? Wirklich nicht?“ schrie sie, fi mehr und mehr von ihren Gefühlen hinreißen lassend: „Sie sehen nit, daß ich an Leib und Seele gebrochen, daß ich seit einem Jahre die Qualen der Hölle durchmache, dab in diesem zermalmten Herzen ein flammender Dolch steh­t, von dem ich erlöst zu werden erwarte? Sie fer­ben ed niht? Niht? Dein Gott! Mein Gott! er sieht e8 nicht, er sieht er nicht !!" Ich stand da einer Marmor-Statue Ähnlich, nie fähig auch nur Athem zu holen und mir war er zu Diuthe, ald habe ich dur meine unüberlegte Frage einen Mord begangen und mußte aus Strafe hiefür von tausend Hyänen zerfleischt werden. Wie konnte ich mich erfahren, zu fragen, ob das edelste der Weiber bestehen könne, ohne ihren schönen Julius zu lieben ! &8 verstrich eine längere Pause. Endlich sich die schöne Erzählerin ermannt. Sie trocnete rasch ihre Thränen und erhob sich. „Wie viel ist um Die Zeit “" Ich, der ich gleichl­ls aufgestanden war, 308 meine Uhr. „K­eun Uhr.“ „Schon neun ?“ viss sie erschrocen, Sott! um diese Zeit mühte ich Tron bei Mama fein." „Adele! Adele! wir gehen nach Hause," rief sie nach ihrer Kleinen Schwester. Die Kleine stürzte den armen „Schipfel“ nachyies­send, dab er nahe daran war, exprofselt zu werden, an die Schwester heran. Dann grüßte sie mich freundlich, indem sie mir ihre Kleine Hand bot, und beide verschwanden Dryaden gleich in den grünen Wald. Ich sah ihnen lange nach und mir war, ald träumte ich, und einen Augenblick später wuhte ich nicht mehr, ob das Werk, im dessen Gesellschaft ich zwei vole Stunden zugebracht, ein Geihöpf sei. Ähnlich anderen Geihöpfen, die auf unserer Erde wandeln oder aber blos das schöne Gebilde einer überreizten Phantasie. Dann stürzte ich mich, wie von den Badegättinen verfolgt, in entgegengelegter Richtung duch den Wald, der Bäume nicht achtend, an denen ich alle Augenblicke anstieß, und hinab zur Donaulände und wieder hinauf in den Wald, und mein armes Herz, das noch vor einigen Stunden in den jähen Gefühlen eines mannes­vollen Zages vor Glück und Seligkeit auflachte, lag mir in der Brust zeriffen, vermalmt auf erwig, Ach,wie ich dieses Weib liebte,vergötterte! So lag ich eine seit lang in meinen Gedanken vertieft,dann kam mit Einem male Morpheus mit sei­­­­­nen Mohnkörnern und als er seines Amtes gewaltet, | Würde sie gesagt habent»Bruno,ich liebe dens Ungar nicht mehr,ich liebe nur Dich,doch muß Du Dir diese Liebe zunächst durch eine große That verdiei­­nen«,—ich glaube,ich hätte in mir Kraft genug ge­­­funden,eine ganze Welt aus den Angeln zu heben. Algich heimkehrte hatte die Sonne schon seit vielen Stunden der Erde ihren Abschiedskuß gegeben.­­In meiner Wohnung angelangt,bega»b ich­ mich­sofort in mein Studierzimmer und warf mich bis zu Tode erschöpft,m­ein Fauteuil . « ns i + . «

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