Oedenburger Zeitung, 1878. November (Jahrgang 11, nr. 131-143)

1878-11-08 / nr. 134

Ri « — " 10 Uhr Nachts­moch offen gefunden worden sind. Der dachte Behörde hat unter einem eine „Kundmachung" erlassen, womit das schon lange bestehende Verbot ere neuer wird, die Hausthöre nach der zehnten Nachts­­-­stunde nicht unvertroffen zu halten, und werden Das­­ widerhandelnde mit einem Pönale von 1—5 fl. bestraft werden. a "am Neuhofparke begann gestern Morgens ein örmlicher Holzschlag. Es werden diejenigen Bäume, die vom Sturme am 3. d. M. so sehr beschädigt wurden g efällt und ist dieses Vorgehen das einzige Mittel um lag zu machen und andere dafür zu erregen. Vom Wetter ver­legte Schneesturm hat sich bis auf die Höhen des Bakonyer Waldes und in den we­iligen Winker des Plattenjeed gezogen. Auf den­­­­ Telegraphenlinien von Graz nach Kleine Zell und Deden­­n­burg K­anizia, sowie Pragerhof-Kanizia wurden viele Tele­­graphenstangen beschäbigt. Da in der Nacht der Thermo­­meter sretd auf 3 bis 4 Grad Stäb­e steigt, so ist natürlich Sau in den Morgenstunden starker Reif und das Zere ichmelzen des Schnees kann daher nicht vor sich gehen, obgleich unter Tages und Sonnenblide erfreuen. Der Personenverkehr auf den Eisenbahnen ist nun wieder ein regelmäßiger. Auf der Südbahn wird der Stadtend­verkehr entweder [den heute oder spätestens Morgen wieder aufgenommen werden. Dagegen ist der Zustand so unserer Chausseen und insbesondere der Straßen nac­h den Bahnhöfen ein trostloser. Leider geschieht so viel­­, wie gar nichts um die Wegsamkeit dieser Bek­ehrss 7­­inien einigermaßen wieder zu verbessern. ——— rer vollsten Hochachtung für ihre Mildherzigkeit danten., *"Theater-Nachrich. Die gefeierte Soubrette des Wiedner Theaterd Frl. Hermine Meyerhoff er­öffnet morgen mit der „Glairette" in Lecoc“ „Angot“ ein zweimaliges Gastspiel. “8 ist Died der erste liebe Saft in dieser Saison, und eine sehr erfreuliche Thate fad­ge, dab den Neigen der Gastspiele durch eine To illustre Persönlichkeit auf dem Gebiete der Operette, seinen Anfang nimmt, umso mehr als die gefeierte Künsterin das erstemal die hiesige Bühne betritt und nur durch große materielle Opfer Hr. Direktor Raul bewogen werden konnte, all hier Proben einer Künstlere­ihaft abzulegen, wie sie selbst in Wien zu den selten­­sten gehört und nur von wenigen Lieblingen der Musen erreicht werden kann. #*Neue israelitische Zeitung. Unter diesem Titel erscheint seit 1. d. M. im Verlage von Albert Mändl in Komotau (Böhmen), zweimal im Monate ein Drgan für das gesammte Judenthum, redigirt von Dr. Aler. Kirch­rabbiner in Zürich. — Aus dem reichen Inhalte heben wir namentlich hervor: Die Frage der Einbürgerung der Schweizerischen Juden zur Zeit der Helvetis. — Eine Dobrudikarfrage im alten Testament. — Charakterzüge der semitischen Völ­­­er. — Gallerie berühmter Zeitgenossen : Dr. Ludwig August Tran, — Nicht sterben können — betto- Märchen von Dr. Leopold Kompert. — Ein altes Lied von Dr. &. Placzek. In Banden des Unglaubend, Nor­velle von Sema Hellwald. — Das Todtengeleite von ©. H. Mojenthal.­­K K­orrespondenzen auch Nah und ein. — Allelrei 20. ı0. * Spenden. Für die in Bosnien befindlichen Soldaten, hat und Fräulein Auguste Haas, 12 Süd Unterbeinkleider von Bardyent, 12 Paar Soden und 12 Paar Pulswärmer übermittelt. Berner die Familie NM N. 1 Pader D Verbandzeug im Gewichte von 5 Kilo. Br­itere Sachen sandten wir gestern an das­­­­ Militäre Kommando nach Bwormis, legte und Padet an die Spitalverwaltung nach Zravunis ab. Wenn wir im Namen der so großmüthig Tedachten auch allen Spendern und Spenderinen im Gefühle unse­­­ro halten wir und für Doppelt verpflichtet an das Fräulein Auguste Haas, den Ausbruch unserer tief innersten Erfenntlipfeit zu richten. Bei jedem Anlasse zur Wo­lthätigkeit steht Diese edelgesinnte Dame oben an, und ihr für Menschenliebe so warn empfindendes Herz offenbart sich bei allen Gelegenheiten, wo es gilt, Send und Noth zu lindern und vom Unglüc­ker­troffene nach Kräften wieder aufzurigten. Br. Hans hegte, hier angeführte ‚Spende­n­ weitaus die reiche fichste, die wir von einer Person für unsere braven Krieger erhalten haben. Gott segne, Gott erhalte diese Dame. * Zuviel Segen Gottes! In Matters­­dorf lebt in den dürftigsten Umständen ein Elternpaar Der Bater heißt Martin Schreiner und ist ein am­ıer Tage Löhner, seine Gattin Marie, geborene Bieler wurde erst bei Beginn des heutigen Jahres und zwar am 14. das am 4­. d.der Himmel mit Drillingen beschenkte.­ Zümmer, von mittlerweile verstorbenen Zwillinge entbunden, diese übermäßig fruchtbare Frau gebar mit­­hin in 10 Monate fünf Kinder. Die zulegt zur Welt­­ gekommenen drei Knaben wurden auf die Namen Karl Smerih und Balthasar getauft und sie einen gedeihen zu wollen, wenigstend befinden sich biß heute die Kin­­der sammt der Mutter ganz wohl, nur sind die Mittel zur Erhaltung dieser Familie äußerst beschränkt und wird «6 den so sehr mit Kindern belasteten Vater um so sywerer das nöthige Brod mit feiner Hände herbei zu schaffen, als ihm noch vor der Geburt der Zwillinge und Drillinge seine Gattin zwei Buben geschenkt hat, die sich gegenwärtig im Alter von 3 und 5 Jahren­­ befinden. Wir bitten edle Menschenfreunde, besonders die so milde, in derartigen Fällen fiels doppelt zum­­ Wohlthun geneigte verehrte Damenwelt um einen Heis­sen Beitrag zur Unterfrügung der hier in Nede stehen­­den Elternpaare, damit es von den übermäßigen Himmelsjegen nicht bis zur Unerträglichkeit darnieder gebeugt werde und wollen wir gütige Spenden bereit» wiligst an die richtige Adresse gelangen lassen und im Blatte quittiren. BEN fommen al jo doc!! Laut an ver­schiedenen hiesige Familien angelangten Briefen und Telegrammen von ihren am Oskupationsschauplag ges­­­­tandenen Söhnen de Infanterie Regimented „Baron Knebel“ Nr. 76 kommen die Reservisten dieses Regie­­­mentes mitj fast sämmtlichen Hin. Reserveo­ffizieren­de Shon am nächsten S­onn- und Montag hier an. Der größte Theil dieser Reservisten soll bereits am 5. von Balifelo abgegangen und auf den ‚Hieber« marsch begriffen sein. Gott gebe, daß es wahr ist! 0 Also nicht in den Anklagestand! Bekanntlich wollte die äußerste Oppositionsparthei Kar­ranguirt von den Reden ihrer Führer das gesammte ungarische Ministerium, wegen seiner Haltung in der Oisupationsangelegenheit, in den Anklagestand verlegen nachdem jedoch Baron Simonyi unter großer Aufmerk­­samkeit des Abgeordnetenhauses seinen diesfälligen Ans­trag durch volle anderthalb Stunden motivirt, hatte wurde derselbe­ mit nahezu doppelt soviel Stim­­men ver­worfen, als si für dessen Unterfrügung erklärten. && hatte die „äußerste Linke“ nament­­liche Abstimmung verlangt und da ergab es fi, das bloß 95 Abgeordnete mit „Ja“ und 170 mit „Nein“ flimmten, mithin der Aufragebeschluß von einer Majoe­­hität von 75 Stimmen abgelehnt worden ist. > = ; R­at Zagesweuigkeiten. O Der Generaladjutant des Kair­jers in Serajewo. Der Generaladjutant des Kaie­jers, FEMEL. Bed, welcher ich zur Zeit in Serajewo bes findet, besuchte am 2. d. M. auch den Insurgentenführer Hadidi Zoja in seiner Spitalzele. Der General sprach denselben mit folgenden Worten an: „Ich bin vom Kaiser beauftragt, Dich zu fragen, ob Du Dir seine Gnade erbittert,“ worauf Hadschi Zoja antwortete: „Ich erbitte mir die Gnade Deinen Kaiserd für mich, meine Frau, meine drei Kinder.” Auf die weitere Frage: „Was würdest Du machen, wenn Du die Freiheit er­hieltest “" erwiderte Hadichi Loja begeistert: „Ich würde nach den Bergen zu meinen Freunden eilen und ihnen jagen, was für gute, edle Menschen Ihr seid und sie aufklären, wie Unrecht wir hatten, gegen Euch das Schwert zu ziehen.“ Diese Worte riefen einen tiefen Eindruck auf die Zeugen dieser Szene hervor. + Wieder ein Opfer der Unwissen­­heit. Aus Bonyhad wird unterm 30. Oktober geschrie­­ben: Die Gattin des hiesigen Weingartenbefigerd H.N., die ihre freie Zeit in ihrem Weingarten im Börsjönyer Gebirge bei der Arbeit zubrachte, merkte si die Mah­­nung ihres Mannes, den Keller während der Gäh­­rungsperiode des jungen Weines nicht zu betreten so wenig, daß sie in der Absicht, sich einen frischen Trunf Weines zu holen über die Treppe hinab stieg und die Pipe an einem Zahe öffnete, um einen Krug Wein ab­­zulassen. In demselben Momente wurde die YUrme von dem entfesselten Stidgate ergriffen und als Leiche zu Boden geschleudert. + Große Defraudation. Wie auch Prag telegraphisch­ gemeldet wird, ist am 4. d. M. der Kanze­leidiener Karl Broich, beim HaupteBerzehrungssteuere­amte in Prag bedienstet gewesen, nach Veruntreuung einer Summe von 37.000 fl. durchgebrannt. Brojc ist 30 Jahre alt und hat blonde Haare. OBom Befuv. Ueber den neuerlich in er­höhter Thätigkeit befindlichen Bejuv hat Professor Palo­mieri die nachstehenden Bulletins ausgegeben: „Neapel, 24. Oktober, 9 Uhr Vormittags. Die gestern verfündete vermehrte Energie des Kraters hat mit erhöhter Kraft fortgedauert. Die neue Lava ist bi zum niedrigsten Nande des alten Kraters emporgestiegen, von wo aus sie sich den Hang des Berges hinab ergießen kann. Die Wolfen verstatteten an die verflossene Nacht über nur während eined und des andern Augenblickes das Feuer zu sehen." „Neapel, 26. Oktober, 9 Uhr Bore mittagd. In der verflossenen Nacht wies der Krater eine mindere Thätigkeit als in den beiden vorhergehen­­den Tagen auf. Innerhalb des alten Kraters haben si über 100.000 Kubikmeter neue Lava angesammelt.­ Da wanderten sie hinaus, die Kinder, Müt­­ter, D Väter zum Grabe Ihrer Lieben. Reich und arm, jung und alt, jeder mit thränenfeuchtem Auge, einen Kranz am Arme. Der Friedhof erglänzte in hellen Lampenschein und ein Gebet wird von Allen Lippen gelispelt! &8 ist die Gedächtnißfeier aller Seelen, Die Zeit, da den Dahingeschiedenen ein Weiheopfer ger­bradyt wird, der Tag, da Alle sie versöhnen, am Grabe einen geliebten Heimgegangenen, da schmilzt das Herz, da wird der Feind zum Freunde seines M Widersachers. Möchte doch endlich auch der Aberseelentag für ganz Europa anbrechen und er sollte sein Tag der Thränen, sondern der Freude sein. Möchte endlich der längste ersehnte Friede bei uns einfehren, damit Jeder wieder getrost und glücklich am häuslichen Herbe seiner Arbeit und seiner Familie sich widmen könne, damit der Wohls­­tand wieder zur Bluthe­it entwickele und das fahle Laub des Kummers von den Gräbern unfreer Hoffnun­­gen abgeräumt werde. — > Und es ward Abend und es ward Naht und an den Karten der Theater war sein Billet zu bekommen und dad hatte mit seinem Flötenspiel der Konrad, ein „Müller und sein Kind“ vollbratt ! Auch ich konnte dem Drange nicht widerstehen und ging hinein, da saßen sie Weib, Mann und Kinder, Kopf an Kopf, faum daß si Einer rühren konnte und lauschten andachtsvol „Marien’d“ Klagetönen und auf ded „alten Müllers" Hustenanfälle und ald vollends der Deisterzug über die Bühne huschte, war die allseitige Stimmung eine nachhaltig gedrücte, gerade so wie im österreichischen Reichörathe, als Dr. Herbst die abge­schiedenen Millionen vor unserem geistigen Auge vor« überziehen ließ. Freilich blieb „Konrad" Grf. Hohenwarth zu Gunften der „Zodengräber“" Andräfig so füß er konnte auf feiner „Flöte“; aber, da er seinem Zweifel unterliegt, dab­an benannte Milionen „Flöten“ gehen werden, so wurde die Stimmung im Hause ob dieses „grausamen Spiels" Feine heiterere. Hebrigens wenn auch unsere leidigen Parlamentsk fampfe nicht wären, woher soll die Heiterkeit kommen ? Nichts als trüber Himmel über und, Selbstmord unter und, Betrug und Schwindel neben und. Da hat si am Allerheiligentage unterhalb der Sophienbrüde im Prater, ein kaum 22-jähriger, elegant gekeideter Mann, aus einem sechsläufigen Revolver eine Kugel durch die rechte Schläfe in das Gehirn gejagt und it augenblick­­lich todt zusammengestürzt. Der Selbstmörder dürfte den besseren Ständen angehört haben, doch ist es bisher noch nicht gelungen, dessen I­dentität festzustellen. — Der in Bünfhaus wohnhaft gewesene Webergehilfe Franz März hat im Montag Nachmittags im Dü­af­ingerwalde, in einer Schlucht hinter der Saihischen Restauration, an einem Baume erhängt. Häusliche Zer­würfnisse und Mangel an Verdienst, sind die Motive der That. — — Der Schoffergehilfe Alexander Müller, in Wähe­ring wohnhaft, wurde Montag Nachts plögli tobrüde­tig und wollte in diesem frankhaften Zustande seine Geliebte, Anna Koler,erwürgen. Während diese um einen Arzt eilte, erhängte ich Müller mittelst eines fiemend am Zenfterfreuze. Der Unglückliche erhielt vor einiger Zeit von einem Pferde einen Huffschlag auf den Kopf und bieduch dürfte si bei ihm die Geisteoftee­rung entwickelt haben u.­­. w. Sehen Sie, Herr Redakteur, wo ich am Welt­­theater so viele ergreifende Dramen abspielen, will ich Ihre Leser wenigstend für heute, mit den Fleinliden Borflemmnissen verschonen, die sich auf unseren Bühnen zutragen*); hingegen er«­lauben Sie mir, Ihnen ein Feines Gescichthen zu er­­zählen, das sie sonst schwerlich so rasch erfahren haben würden. Die Heldin derselben ist Mitglied einer unserer Borstadtbühnen, allseits beliebt und verehrt, obglih — oder vielleicht d­en weil sie einen Mann hat. Eines Tages falt­ed unserer Künstlerin ein, daß ihre Woh­­nung um ein Zimmer mehr hat, als sie und ihr Mann benöt­igen. Sparen muß man in jeniger schwerer Zeit, man nehme also einen Zimmerheren. G­edacht, gethan ! Eine Biertelstunde später hängt ein Zettel an dem Thore und wo ehe ed zu dämmern anfing, war schon dad Bimmer an einen armen Schriftsteller vergeben ! &3 vergehen einige Wochen, der Zimmerherr ber nimmt fi jeher solid, er ist schon um 8 Uhr Abends zu Hause, nun ja! wie sollte er auch nit? — ein armer Schriftsteller! Auch die Künstlerin geht jegt wenn sie nichts zu thun hat, wenig ind Theater, wogegen der vielgeliebte Gatte seiner Passion im Club zu spielen und fürderhin huldigt! Da, eines Morgens meldet das Stubenmäßchen, der Zimmerherr wäre sehr frant! Die Künstlerin will Samaritanerin sein, sie pflegt und hegt den Schriftsteller. Nun natürlich­­er ist ja der Zimmerherr und da der theure Gemahl si sein einziges Mal um ihm umsieht, muß er dessen sanftere, milder geartete Hälfte thun. Dor einigen Tagen hatte aber unser Gatte im Spiele, entschiedened „Peh“ — sein Geld war so was man sagt „Pfutich" ! Was thun? Am besten Nachhause ger­ben und sie an der Liebe seiner Weiber für den Spiele­verlust entschädigen! Er macht das Zimmer seiner Gate tin auf — leer! Er rennt durch ale Gemächer bie zu dem des Zimmerheren, da fand er sie! und zwar dergestalt, daß die Angelegenheit beim Wiener Lande­r­gericht zur Austragung gelangen wird, M.T. Miener Briefe.­ ­Allerseelen. — Unser sehnlichster Wunsch. — „Müller und sein Kind.” — Dr. Herbst. — Selbstmorde.. — Aus der Gesellschaft.) Wien, den 4. November 1878. # Literatur. Die Beurtheilung einer Schrift fällt uns Teiht wenn wir nur Vorzüge derselben zu Fonftatiren haben. In einer solchen Sage befinden wir uns heute, wo Halbergers „S­uftrirte Welt“ im 4. Hefte ihres siebenundzwanzigsten Jahrganges vor und liegt. *) Sehr Tödlich ! wir bitten überhaupt um möglichst Fels » teue Theaterberichte,die erwecken hier gar beanntekeffe,kaum daß unserer eigenen Bühne Theilnahm­e geschenkt wird. Die Rebal­lotn

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