Oedenburger Zeitung, 1879. Januar (Jahrgang 12, nr. 1-14)

1879-01-26 / nr. 12

_ Sonntag, 26. Jänner 1879. (Bormals „Oedenburger Nahridten.“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtsshaft, dann Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Betrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.* Das Blatt ersceint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Preise: Kir Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjähri­g 1.50 fl, Vierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatl­ 1 fl.­ür Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl. ee fl. Ale für »n8 Bintt bestimmten Sendungen, mit Ausnahm­e von IE Brämumerations= ıı. Infertiond« gebführen sind an die Redaction portofrei einzusenden. » Verlag, Expedition : Beodaction : | Adminifiration, Grabenrunde Nr. 14. |Hotel „Rose“ Nr. 19,2. Stoch, Einzelne Nummern Kosten MED Key. für sociale Interesen überhaupt. ERREGER ENTE Inserate vermitteln: die Herren en & Bagler, Wall­­fishhgasse 10, Wien, Budapest. W. Oppelik, I. Grubenpartei 2. Wien. Heinrich Schalek, I. Gingerstrafse 8, Wien. 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Man frage nur einen Hofrath, einen großen Industriellen, einen hohen militärischen M Würdenträger ob sein Einkommen im entsprechenden Verhältnisse zu dem stehe, was er damit leisten soll und man wird mit höchst seltenen Ausnahmen das peinl­e Geständniß hören, dab er si empfindliche Opfer auferlegen muß, um jenen Glanz zu ei­ner ihn vermöge seiner­teilung umgeben sollte. z Und so iste es in unserer Monarchie den hohen Herren schwer wird ihr „Sol“ und „Haben“ in vor­theilhafte Bilanz zu bringen, um so schwieriger ist «8 für den bescheidenen, in seinen Verhältnissen lebenden Steuerträger des Lebens Nothdurft zu bestreiten und mit Anstand seinen Plag in der bürgerlichen ‚Sefis­­ihaft auszufüllen. Der Staat ist bekanntlich die einer bestimmten Beieggebung fi) unterordnende und unter einer wie immer Namen habenden Regierung stehen­de Summe seiner Bürger, leben nun diese mehr oder minder sämmtlich in finanzieller Bedrängniß, so ist folgerichtig au, der ganze Staat in Geldn­öthen. Desterreich » Ungarn — mir bedauern all gute Patrioten gewiß lebhaft­er jagen zu müssen — Deltere reihelingarn ist Schon seit Anno ‚Kind“ in Diesem Balle. Nie aber traten die Geldn­öthen so sehr zu Tage wie eben fest, da unter Herr Finanzminister Graf Szapary im Finanzausschusse des Abgeordnetenhauses darüber Aufschluß gab, wie heutzutage der Stand der Staatsschulden Ungarns beschaffen ist und speziell da­rüber uns auflärte, was mit den verschiedenen Menten­­emissionen gescheben ist. Es ist bezeichnend genug, daß solche Aufklärungen erst nöthig waren, daß er dem Staate Ungarn genau so erging, wie er den Bürgern Ungarnd ergeht, die nie recht willen können, was sie dem­­ Staate an Steuern eigentlic schuldig seien. Er genügt, meinen die regierenden Herren viel»­leicht, daß jeder Gläubiger weiß, was ihm der ungas­tie Staat schuldet, und Feiner unterläßt es, seinerzeit die Coupond seiner ungarischen Staatspapiere einzus fordern. „Ei wie nett falfuhirt “ “ schreibt das „Neue polit. Bitschl. — „wenn nur auch der Vergleich richtig wäre, aber er hinkt bedenklich, denn der ungarische Staat weiß nit, was er von seinen einzelnen Bürgern fordern soll und es kommt leider nur zu oft vor, daß der Eine für die Eduld des Anderen erequirt wird. Und noch öfter ereignete «8 fi, daß dem Armen dach tete genommen, ihm der frünere Erwerb nahezu un­­möglich, und dadurch auch der größere Theil der Staats­­forderung uneinbringlich gemacht wird, während dem Bermöglichen Sriften und Noten bewilligt werden. Wahrlich, die ungarische Negierung, die so viel und so oft an die Nachsicht der Gläubiger appellirt, dürfte gegenüber ihren Schuldnern auch Nachsicht üben. Die sich immer mehr häufende Schldenlast des Staates Hätte noch eine Entschuldigung, wenn man sagen könnte: wir machen Schulden, esfomptiren Die Zukunft, weil wir gegenwärtig, bei den herrischenden sglechten Zeiten, die Steuerkraft der Aermeren schonen, weil wir zur Kräftigung der allgemeinen Steuerfähig­­keit Opfer bringen, Investitionen machen. Aber so, wie hrute gewirtsichaftet wird, hab von Jahr zu Jahr das Kapital angegriffen, die Steuerfraft erschöpft, ausge­laugt, verstümmelt wird, die großen Ausgaben aber auf unproduktive Zweige des Staats lebend vergeudet werden, so ist die unaufhörliche Schuldenmacherei des Staates nichts Anderes, als eine große Sünde, und dad­iere­n unserer Staatsschulden ein schredliches Sünden­­register. Wir wollen nicht hädeln und mädeln an einzel­nen Sägen. Wir wollen nur um die Biertelperzente mehr oder weniger rechlen, Die man erzielt, oder die m­an dem „SKonsortium" als Provision zugeschanzt hat. Wir wollen auch darüber nicht neigeln, ob man Net gethan, die verschiedenen Nentenemmissionen wider den Wortlaut des Gejeges unter­einander zu ver»­wecjeln, so daß schließlich selbst der Staatsrechnungs« bof nicht mehr wußte, woran er sei. Wir betrachten die Sache nur aus dem allge­meinen Gesichtepunkte; wir senfen die Aufmersamkeit derer, die es angeht, darauf bin, daß seit eilf Jahren unsere Staatöschuld die einer Großmacht geworden, da das Staatsvermögen either im Werthe unwesentlic abge­nommen, und die allgemeine Steuerfähigk­eit erschied­­liche Nachschritte gemacht hat. Wir wollen darauf aufmerksam machen, das wir in Ungarn jemwohl, wie drüben in Oesterreich, der Bronze schon ungemein nahe gekommen sind, wo der Staatsbanferott anfängt und daß es bereits heute angezeigt wäre, einen ernsten Ontschluß zu fassen und namentlich den aufgetauchten Antrag in Erwägung zu ziehen, daß mit Umgehung des bestehenden Finanz­­ausschusses ein dem ganzen Hause, aus allen Parteien zu entnehmender, separater Ausschuß zur Regelung des Finanzstatus des Staates eingeführt werden müsse. Das ist nothwendig. Dringend noth­wen­­dig, aber nicht, wa der Finanzausschuß des Abger­ordnetenhauses beschlossen hat, „den Friedensstand der Honved-Bataillone im Interesse des Dienstes und der Ausbildung“, wie dies im amtlichen Jargon heißt, von 20 auf 40 Mann zu erhöhen, wodurch das heutige Ausgaben-Etat für die Truppen auf 5.566.400 fl. er­­höht wurde. Da es si­cier weder um humanistische, noch kulturelle Instititutionen handelte, da nur die Erhöhung dieses Postend weder der Handel, noch die Industrie gehoben werden, sondern da man eine Art von Loyalitätsbeweiß zu liefern, vorgibt, indem die Anzahl des stehenden Heeres vergrößert wird, is es selbstverständlich daß wir und damit nicht einverstanden erklären können. Nicht um die halbe Milton handelt «8 fi, welche der Nation diese neue­­ Truppenvermehrung offen wird, sondern daß wir überhaupt, da der Staat ohnedieß in Beldnöthen ist, noch mehr das Militär- Budget, welches ohnehin wie ein Dampyr das Blut des Volkes aussaugt, vergrößern wollen und wo dazu mit der fo ET nun ummenmemmamm sn 2 deuillelon. Ein großes Geheimnis. Nach den Aufzeichnungen eines Arztes von Leander Merz. (Bortfesung.) 3b war niedergeschmettert. „So schön und so herzlos“, dachte ich. Und diese kurzsichtigen Psychologen behaupten, ei­­ner schönen Hüle müsse unbedingt auch eine edle Seele innewohnen ! Ich mußte Ella sofort sehen. Ich blid­e nach der Wanduhr — e83 war halb zwölf, die Stunde, um welche sie die Promenade be­­suhte. — Ich nahm meinen Hut und ging. Ela war da, Schöner als je, auf und nieder schwebend. Ich mußte ihr Scharf in die Augen bliden, ich mollte wissen, ob sie wirklich nichts „von "Redouten und Briefen und Blumen" ahnte, wie’d wörtlich in jenem unglücklichen Schreiben stand. Aber die Herzlose mußte darum, denn als sie mich ansichtig wurde, konnte sie das ironische Lächeln nicht zurüchalten, das sich von einem Mundwinkel zum andern­­ klängelte. Ich konnte sie nicht länger ansehen: ich stürzte, die ganze Hölle im Herzen, nach Hause. Ein fredlicher Kampf streitender Gefühle durch­­tobte mein Herz. Ic hätte sie zerfleiihen mögen ! Fa ich hatte dieses Weib — bis in ihre Haar- Ipigen hinein baßte ich sie ! Zu Hause angelangt, nahm ic wieder den Brief zur Hand, um ihn nochmals zu prüfen, ob er nicht von Ella’s Styl herrühre. Erst jegt sah ich mit Klaren Wagen. Kein Zmeis fil mehr, es war ihre eigene Schrift, doc verstellt. Auch an dem Styl, an den vielen eingefloßtenen freme­den Wörtern erfannte ich Ella’ Hand. Ella mußte auf der Dienstag-Redoute gewesen sein, den Domino ersucht haben, mir anzusprechen und sodann selbst den Brief unter „A. ©." abgeholt haben. Beispiellos aufgeregt, feßte ich mich zum Schreib»­u­f und richtete an sie folgenden Brief: „Sa! Also genügt es Dir nit, daß Du mir­ zum elendsten der Wesen gemacht, da Du mir dad Herz zermalmt ? — Willst Du dieses zere­malmte Herz noch zertreten, noch beschimpfen ? — Ela! antworte mir, ist dad Herz, das mir ein­­stend so warm entgegengeschlagen, wirklich zu Eis erstarrt, — wirkst so tigerisch entartet? Und bist no die Ela, die ich in Dublin geheirathet, oder ihr granitenes Gbenbild? — Wirst Du mich wirklich zu Prometheus Dvalen verurtheilen, weil ich Dich geliebt! — So siehst denn Du, Herz lose ! nicht, daß ich Fein gewöhnlicher Mensch bin, hab ich anders liebe, als Sterbliche lieben? — Durcreise diese elende Welt ganz, durchstöbere je» den ihrer entlegen isten Winkel und suche nach ei­­nem Menschen, der Did­y mehr liebt, ald ic Did­ liebe, Du wirst ihn nicht finden! Auch gebe Du nach dem Lande der Hesperiden, wo die Menchen mit tausend Herzen fühlen, zeige Dich seinen heiß­­blütigen Bewohnern, sie werden finden, Du feiert spön, dem Olymp entlaufen, um arme Sterbliche zu bet­ören, Tausende und abermald Tausende werden um Deine Gunst buhlen — Hunderte sich in der Unmöglichkeit Deines Befiges in den kalten Zod jagen — aber feiner, Ela! feiner Di­ges liebt haben, wie ich Dip geliebt! — Nochmals, Ela! bitte ich Di um Erbarmen !“ Ich war neugierig, wie sie sich Angesichts dieses Briefes benehmen würde. Andern Tages noch dessen Bestellung besuchte ich um die Mittagsstunde die Promenade. Sie war ihrer Gewohnbitt entgegen nicht da. Auch die nächsten Tage saß ich sie mit, 50 verstrichen ein paar Wochen, ohne dab ich eine Antwort bekommen, ncd sie gesehen hätte. Tausend Schlangen legten si um mein Her. Es war der 30. Mai 184*. Ich Hatte die­ Nacht hindurch sein Auge zugedrüht, weil ich mit mir selbst zu Nathe gegangen war, ob ic mod warten sollte, o nun DE Zn : . Ai b Lee Fe RN x ri —. EN

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