Oedenburger Zeitung, 1880. Januar (Jahrgang 13, nr. 2-13)

1880-01-14 / nr. 6

FREE­N unter unseren schönen Blaßgegriffen, die si ins­­gesammt zum rendezvous auf bieses exquisite fête dansante des Karnevals rüsteten. Wer nennt sie alle die Namen, die hier zusammenkamen? Wir müssen es bewährten ebern überlassen, die magis­chen Kräfte unserer Damen, die mit unwider« frehlichem Zauber die Herrenwelt in den Ballsaal lod­­ten, zu schildern ; allein Konstativen müssen wir, daß wenige Städte so viel blendende Frauengestalten mit für sinnberühender Liebreiz und unvergleichlichem Un­­muth aufzumweifen vermögen, als Dedenburg. — Gegen 9 Uhr Abends verkündete das font um diese Zeit bei uns ungewohnte Wagengeraffel in den Straffen, daß das Ballfest ver bald beginnen werde, und man sah auch wirklich vor dem SKafinogebäude eine förmliche Wagenburg fi ftauen, da die Theilneh­­mer bei der Ankunft ihrer Durchlaucht der Frau Fürstin Ecterhágy-Eroy, die als Lady patroness fun­­girte, zugegen sein wollten. Das Arrangierungssomite postirte sich am Eingange des Saales, und am der Stiegentreppe, die mit grünem Meisig geschmückt war, erwartete das Präsidium die hohe Frau zum würdigen Empfange, die zur festgelegten Zeit (*/,10 Uhr) in Be­­gleitung ihres Gemahls erschienen war. Daselbst über­­reichte Herr Dr. v. Baän, als Präses des Komites der fyrau Lady patroness ein prachtvolles Kamelien­­bouquet, und unter den begeisternden Klängen des Efterhäzymarsches nahmen die Herrschaften die für sie reservirten Pläge ein. Daselbst ließ si die Hohe Hausfrau, — die ihres Amntes mit unvergleichlicher Grazie waltete — viele Familien vorstellen, und wechselte mit jedem Einzelnen in huldvoller und herablassender Weise einige Worte. Sodann wurde lustig mit ungezügelter Laune und lobenswerther Ausdauer dem frohen Tanz» vergnügen zugesprochen, das bis Morgens 6 Uhr währte. — GSelbst die Frau Fürstin beteiligte sich an den beiden er­­sten Quadrillen. — Um der uinuell gewordenen journali­­stischen Bepflogenheit genüge zu thun, müssen wir noch des reichen Toilettenlurus, erwähnen, welchen unsere Das­men entfalteten. Zum großen­­ Theile waren die Tän­­zerinnen in Mojaroben erschienen ,wenngleich auch Die weiße und­ blaue Farbe von mand zarter Knospe als Lieblings­farbe gewählt wurde. Das Arrangement des Kottillons, der zwei Stunden in Anspruch nahm, muß als ein in der Gesammt­­dburchführung vorzüglich gelungenes bezeichnet werden, und verdienen die Herren F­isher und Kretsky die belobendste Anerkennung. An den Q­ualdrillen be­­theiligten sich 72 Paare. Die Munczi’sche dar das Theaterprester verstärkte Kapelle, spielte ver brav, und riß durch ihre fohlenbeschwingenden Weisen selbst so­manden mit den Negeln der Tanzkunst auf dem Kriegs­ fuße Stehenden unwillführlich in den Strubel des Ver­­gnügens hinein. Der schlummernde Funfe der beseeli­­genden Liebe dürfte in je­manchem Herzen zur hellen Flamme angefacht worden sein, denn wir haben Keints­niß davon, daß Ätherische Sylphidengestalten so manche Wunde geschlagen haben, die selbst die Zeit — der beste Arzt für jeden Seelenschmerz, — nicht zu heilen ver­­mögen wird. — Libertas. FT; TREE, ER ERTITEERET 3 n MRS ERRLEEE Korreipondenz. ‚Debenburg, am 10. Jänner 1880. „Biel Keind’ viel Ehr'!“ sagt Hans Hut­­ten, ein Mann, der zeitlebens „Lints“ stand und also auch bei unserer Unabhängigkeitspartnei etwas gel­­ten muß, sle tft ja bekanntermaßen die linfische. Also sei’8 darum: „viel Keind’ viel Ehr’!" Zahlreich und tot wie die Sperlinge im Frühjahr tauchen die Gegner des „Homo­­ novus“, der diese Zeilen zu schreiben die Ehre hat, auf — und al’ dieses gegnerische, faum flügge gewordene ebervieh wett­kampfbegierig feinen Schnabel, piept und macht Speltafel, als wollten sie in allem Ernst mich schreden. Gemach meine Herren: „Antihomo novus“ und Homus mente sanus"! das Geschrei des Spagenwolfs lodt seinen Hund hinterm Dfen hervor, geschweige denn, daß es mich einschüchtert oder gar von meinem Wege abbringt. Da, ich bin so urgemüthlich dem lärmenden Gevögel nicht einmal zu ®eibe zu gehen, denn auf Spaten fliegt man bekanntlich nicht mit Kanonen, Steine aber auf die unbequemen Schreier zu werfen, das widerstrebt mir. Ich bin eben anders geartet als meine beiden Gegner, von denen z. B. Herr D. sogar mit höchst — unapetitischen Dingen um sich wirft. Er scheint zu glauben, daß die Ruthrit „Eingesen­det“ in der „Debenburger Zeitung“, gerade so wie sie berüctigte eine Ehe in hiesiger „Elisabethgasse, Yedem dazu dienen dürfe, seinen Unflath dort­hin zulegen. Uh ja! wenn ih & la „Homo mente sanus" (dessen Inkognito so­­ durchsichtig ist, wie die feuerspeienden Berge in der Naul’schen Ausstattung zu den „Kindern des Kapitän Grant"­ meine „Abwehr“ mit der­­ Kliftiersprige füh­­ren wollte, dann freilich hätte ich für ihn die richtige Waffe, denn gegen geistige Obstruktionen wie jene, woran offenbar er leidet, soll ein solches nstrus­ment das wirksamste sein. Derartiger Apparate bedient si jedoch öffentlich Fein auf Anstand haltender Mensch und folglich gehören sie schon ihm. Auch gegen den andern Widersacher, dem soge­­nannten „Antihomonovus“ oder „Themis“, werde ih m ich justament nicht ereifern. Wozu auch ? Er ist offenbar der Mederzeugung ich sei ein arrogans ift der „Homo mente sanu: — recte D—­ und ’ einem Advolaten (das ist der „Themis“) einge­hemmt ist. Wer aber von Advofaten und Arzt be­drängt wird, der steht da, als wie ein wehrloser näc­htlicher Wanderer, dem man eine Bistole auf die Brust mit den Worten fest: „La Bourse, ou la vie!“ — Dog halt! eine Nettung gibt’s, ich flüchte mich in unser Theater, wenn gerade ein gutes Lustspiel auf­­geführt wird, da bin ich gewiß allein, da geschieht mir also nichts und dadurch wieder muthig geworden, richte ich zum Schluß noch ein Wort an denjenigen meiner Herren Gegner, der sich „Themis“ (die Ge­rechtigkeit) nennt. Die Gerechtigkeit ist bekanntlich blind, wenn nun foldh’ ein unglücklicher Mensch in feiner Verblendung ungefriet an ms anstört, fol ich, wegen so einer Anstößigkeit mit ihm grob wer­den? O mein! ich bemitleide ihn, daß er so im Duiften herum tappt. Er sollte wie so viele Andere, die des gesunden Augenlits beraubt sind, sich irgend einen Pintsch oder Pudel zum Führer abrich­­ten. Oder wird er vielleicht ohnedies von irgend einem anderen DVBieh geleitet? Nun, wenn 8. nit der all sein sollte, früher oder späterr fommt er [don auf den Hund. Homo novus­­ter, dummer Kerl, Wenn dem so if, warum Kol­ ı­t wie ein armer Teufel, der zwischen einem Arzt (das lega! follen wir und denn entzweien ? Gleiche Kap­­pen, gleiche Brüder! .... Se mir also gegrüßt Bruder, Du Piramide der Erkenntnis, Du Chim­­borasso dogmatischer Größe, Du „Karlshöhe historischer “Belesenheit, der Du standhaft einstehst für die von mir angegriffenen, al für den bemußten Nimrod mit dem „röthlic strahlenden Gipfel“. Das ist schön von Dir, das ist wahrhaft christlich !" Der Ges rechte erbarmt sich auch feines Viehes. Wir wollen künftig fest aneinander halten, als wie die zumeist sehmierigen Karten, im Srippel’schen Kaffeehaufe und uns nicht erbost in die Haare fahren wie unlängst Frau Netfe, dem Fräulein Bonnie; denn die Eifersucht ist gar eine gift’ge Hyder und zerfleischt den Rusen an dem sie großgezogen wurde, wäre er all so flach wie der des Bäuleins F. oder die Wite des Herrn D. Schauen Sie, mein lieber „Antihomonovus" eigentlich Hinten Sie ja do nur mir nach. Aller­dings etwas schwerfälig, ungefähr in wie bie defre­ite Alte, welche bei unseren Telegraphenbureau ale Bote, behufs Zustellung der Depeschen an die Bar­­thesen, angestellt ist. Biß diese vom Telegraphenamt in der Z Theatergasse, aufs Matthaus Humpeli, macht der elektrische Funke zweimal die Neffe um die ganze Welt. Sie ist die personifizirte schleichende Schwindsud­ und paßt daher zum bliefschnell fein fallenden Eil­­boten, wie die gewissen lichtscheuen Damen, melde allabendlich nach dem Theaterschluffe fred an der Raft­­nofaterne hin und her Hufchen, in ein Nonnenfloster. Sonnad, ami­e! laffen Sie mich immerhin und angefochten in meiner­­­eise die hier vorkommenden Dinge beleuchten und glauben Sie mir, so besceiden mein Licht auch sein mag, jedenfalls gibt es da noch besser aus, als die von unsern Stadtvätern, mit­­telst einhelligen Sigungsbeschlußes angeordnete Beleuc­tis­tung des neuerrichteten Deätplages, wo er Nachts heute gerade wo so hinter aussieht wie in den Köpfen der Ultramontanen. E83 ist ein wahres Glück, daß wir im unserer Stadt, nit so wie anderwärts vom Eisgange Etwas zu befürchten brauchen, denn wenn auch und eine Ueberschwenkung drohen möchte, so würden die im Munizipalausschhsse weise berathenen und endlich zum Beichlag erhobenen Rettungs-Mairegeln (nach bisheri­­gen Erfahrungen in Bezug auf Schlaffassung und Durch­­führung) gerade so lang auf ihr wirkliches Unsleben­­treten warten lassen, bis uns Allen das Wasser in’s Maul Tiefe. Zum Glück — wie gesagt — stehen wir in dieser Nichtung vor feiner Gefahr, denn die vielen hiesigen Wassertöpfe treten ja nit aus. Am Gegentheile, sie halten laut folgender Notiz in Nr. 6 der „Alten Presse“ recht fest zusammen. Bemeldete Notiz lautet : „u Dedenburg besteht so ein „Dingsba“ von „Unabhängigkeitsfluch“ dieser bat, anläßig der Neujahrs­­gratulation, den Einsiedler in Kollegno, den Gouv­verneur () Kofjuth, in vertraulicher Devotion, er möge es mit ihrer Huldigungsadresse wie der liebe Herrgott machen und nicht so sehr auf die Ortographie als auf’s Herz hauen. Mit ihrem Magyarisch happert 8 zwar no bedenklich, mit der Zeit werde e8 aber schon besser gehen. At das naiv! Und gerade darum verspricht e8 als Reklame für die „Unabhängigkeits- Partei‘‘ Bei den naiven Leuten gute Dienste zu thun. Auf Anderes ist’S ja auch gar nicht abgesehen.“ — Sp­urtheist eines der größten Journale Wiens über einen gewissen Theil jener Parteigenossenschaft, von welcher ein Mitglied mich, viel zarterer humoristischer Ausfälle wegen, einen „Ehrabscheider in der Harle­­finsiade“ titulier. Darum immer qu­hr Herren Gegner, wie „Gott will, ich halt’ fill!“ Mir ist es nicht einmal unlied, wenn ihr auf mich loschre­het. Die Zeitungsspalten seien die Tenne, wo der gesunde Kern der Wahrheit befreit wird, von den Spelzen ängstlicher Nachsicht; zu dieser Arbeit braucht man aber (das weiß jeder Wirtscchaftsbürger) Siegeln, und Jonah wende ich mich an Eud und erkläre: Ich scheue die Angriffe nicht. Je mehr Nei­­dung, desto eher Feuer, Bewegung gibt Kraft, Drud und Gegendrud gibt Elastizität, im Wingen stärkt man die Muskeln. O ja! ih liebe die Erörterung, die Polemik sogar, das scharfe Schwert, die bligende oder, obgleich es sich wohl um Dinge handeln müßte, die der Mühe werth sind, er muß ein Gegenstand sein, der den Kampf für oder gegen ihn zu einer Sache der Menschheit, der höheren geselligen Spntereffen macht, und nicht ein, die Leser endlich ermüdender Streit um das Geschreibe eines Faselhanfes, nicht ein Federklopfen und Zintenspiigen megen des Gerülpjes irgend eines vierihrötigen Maulhelden, der die Menschen gerne wie Sparherdplatten mittelst Hammerschlägen breit schlagen möchte. "Wohl sagt Uhland, der große deutsche Balladen­­dichter, mit Bezug auf unberufene Lärmmacher, lasset sie gewähren : „Singe wen Gesang gegeben: „Das gibt Freude, das gibt Leben !“ Gewig! au ich pflichte diesem Ausspruche bei, aber man wird mir zugeben, daß nicht jede Stimme vom besten lange ist. „Nachtigallen, die Hennen, fimpeln, „Schlagen spärlich ab! im Wald „Und man Hört mitunter — Gimpeln, „Wenn’s von allen Zweigen fallt.“ — IH komme mir zwischen meinen beiden Angreifern vor m Entgegenhalt zu dem obigen Empfange zeigt sich ein Ueberschuß von . . . . 1.206 69 Hiezu den empfängl. Kaffa stand mit Ende­­ Dezember 1878,u.zw.in Werthpapieren 4.657— in einer böso Privatschuldforderung.·.94d— und in baarem Gelde..·.·...83466 Zusammen der Vermögensstand mit Ende De­­zember 1879.........­7.64335 Dieser besteht n.3w.: in Werthpapieren nach dem Nominalwerth 5.75950 in einer 5«7»Privatschuldforderung..945­— und in Baarem­­­en vier OD Un Gerhenfenin natura findb einge­gangen:3 Herrenhemden, 4 Frauenhemden, 2 Nacht­­forsetten, 5 Unterrede, 1 Bardethose, 1 Flanellbinde, 12 johafwollene Kopftüchel, 3 Baar Handflügel, 1 Tuch und 1 Kammmantel, 17 Paar Strümpfe, 1 Bettdede, 12­ Kinderhäubchen, 3 Kinderkleider, 27 °­,. Meter Leinwand und 10 Stoß Holz. Möge jeder Wohlthäter für seine milde Gabe dur das eigene angenehme Gefühl und durch das Gebet der Armen­ei belohnt finden und möge dem Bereine auch in Zukunft dieselbe menschenfreundliche Unterfrügung zu Theil werben, deren er sich in gerech­­ter Würdigung seines gemeinnügigen und ersprießlicen Bwedes dur volle 24 Jahre ununterbrochen erfreut. Bereinawesen. Ueber die am 30. Dezember 1879 abgehaltene 24. odentische General -­versammlung des hiesigen Frauen Wohlthätigkeits-Vereines wird und berichtet, daß dieselbe von der prov. D Vorsteherin Frau Anton Marie Bauer mit einer geziemenden Ansprache eröffnet wurde, worin sie besonders der dahingeschiedenen frühe­ren hochverehrten Vereins-Vorsteherin Frau Amalie Horváth dr. Szürnyegh, dann den übrigen im Jahre 1879 mit Tod abgegangenen Vereins-Mitgliedern einen warmen Nachruf widmete, und allen Wohlthätern des­­Bereines für ihre milden Gaben,­­­io auch den Aus­­flußdamen für ihre Müherwaltung den verbindlichsten Dan zollte. Bei der hierauf vorgenommenen Wahl der Vor­­stands- und Ausschuß-Mitglieder wurde Frau Anton Marie Bauer wieder als Vereins-Vorsteherin und für die mit Tod abgegangene Ausschußfrau Antonia v. Pal die Frau anni Bauer gewählt ; alle übrigen Ausschußgdamen aber sind in ihren bisherigen Funktio­­nen geblieben. Dem vorgelegten Mechenschaftsberichte für das zurückgelegte Jahr 1879 ist Folgendes zu entnehmen : Empfang: fl. fr. An Beiträgen sind eingegangen . . . . 1.138 92 Widmung der PB. T. Erben nach weis. Frau Amalie v. Horváth, 1 Stüd­ung. Grund» entlastungs-Obligation .. 1.050 —­unde: Bauten... . 5 Mn 26 50 Legat des Fräuleins Henriette v. Töth 1 St. Siebenbürger Grundentlastungs-Obligation - 5250 und an fälligen IYnteressen des Vereins-Fa- WERTIERTANEBEN I N ei: 002 286 99 in Summa 2.554 91 Y Ausgaben: a Auf Unterftügungen und Pflege der Kranften­­ 192 68 „» D Be Kleidungssorten und Stoffe für die Armen: 1ER EZ EIER „ Arzneien, Begräbnisse und Bruderschafts- Einzahlungen . 2 220% 77 51 » Beiträge zu Wohnungs Miethzinsen 146 — „, KErziehungs- und Unterrichtsgnede armer Kinder ERSTE, DE SORTE „, Sonstige Betheilung der Armen in baarem Gelde, . ...... 403 30 „a Drennmaterialien 3.5. u... 141 75 „ Druckkosten der Mechenschaftsberichte und eier 2 u nee­­­en. > < a ne tn Pe­re ya EN NED a FETTE EREENN, . ...... s«.-—-x­­ ...iii.lxi4«sssktvnxecss»Ehe-u-s. -..-«·3i-.-.«.c-.k.’-sztsxxi­­ «-L.·Ä·i.-s.«-s.»«i-s""s

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