Oedenburger Zeitung, 1880. Oktober (Jahrgang 13, nr. 118-131)

1880-10-22 / nr. 127

. « SEE | Freitag, 22. Oktober 1880. © (vormals „Hedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthchaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr! — Betrüc­en zur Mehr! — Der Wahrheit eine Waffe,, Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag, Främ­merations-Preise: Fur Roco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl, BVierteljährig 2 fl. 25 fl., onatlich u­ Fr Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Bräuumerations- und Ynfertiand­­gebühren sind an die Redaction portofrei einzusenden. __XVI. Iabegang. | Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. IM. |Neugasse Nr. 18, imA, Stock. Redaktion: Einzelne Nummern kosten LED Kreuzer. ru in­erate vermitteln: die Herren Hafenstein , Bogler, Walls­t­raffe 10, Wien, Budapest, W. Oppelis, I., Stubenpartei 3­ien. Heinrich Scalel, I. Singerstraffe 8, Wien. 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Hinweggezogen, vertrieben der rohe Ge­­walt, von dem einst so blühenden Asyle deutfer dras­matischer Produktion und die wüste Stätte ist in ihrer regigen Verödung die furchtbarste Anklägerin eines Ban­­dalismus, den bei einer doch sonst so gebildeten Nation wie die ungarische, nichts entschuldigen Faun, nicht ein­­mal die in Budapest auf einmal wie eine „bete noire“ aufgetauchte und geltend gemachte F­ucht, daß das Deutschthum — wenn man es zu liebevoll gewähren liege — die nationalen Interessen Ungarns beeinträch­­tigen könne. Aber nicht genug mit dem Umsturz der Tempeln einer sonst jeder zivilisirten Nation heiligen Göttin , der echren Kunst, will man nun gar Oesterreich-Un­­garns Vertretung im Auslande, und mehr, weit mehr noch: man will selbst den gesammten Handel Un­­garns in Stiefelhofen fteefen, das heißt ihn mit aller Gewalt magyarisiren. In einer der legten Gattungen des Finanzaus­­schusses hat es nämlich Herr Ignaz Helfy, der be­­kanntlich an einer jener Urmagyaren ist, die in gera­­der Linie vom Vater Árpap abstammen, als ein Gebot seiner Gefühle betrachtet, auch die Sprachenfrage in den Kreid der Diskussion zu ziehen ; er verlangte, daß Die Konsular-Aemter der ungarischen Sprache ihr Necht an­­gedeihen lassen sollten und daß der Handelsminister im Wege der Handelskammern die Kaufleute veranlassen sollte, ihre Bücher in ungarischer Sprache zu führen. Diesen Auslassungen gegenüber bemerkte M­inisterprä­­sident Tzipa, auch er wünsche die Ausbreitung der ungarischen Sprache auf sozialem Wege, doch erachte er es für ganz unmotivirt, daß Einige eben gegen die­jenigen nicht magyarisch sprechenden Staatsbürger, welche, mit wenigen Ausnahmen, stets gute Patrioten waren, mit Zwangsmaßregeln vorgehen wollen. Iu dieser Rich­­tung könne er von Geite der Regierung seine Initiative­­und seine Verfügungen in Aussicht stellen. Was die Konsular-Aemter betreffe, so dürfte man nicht vergeffen, daß in vielen Fällen Ausländer unentgeltlich und mit bestem Erfolge als Konsuln fungiren. Wollte man von allen Konsuln die Kenntnis der ungarischen Sprache fordern, so würde man im Auslande keine Männer finden, welche die Konsulate übernähmen. Man müßte alle Posten mit besoldeten, aus der Monarchie dorthin gesendeten Männern belegen ; dies wäre jedenfalls kest­­spieliger und ließe noch immer die Frage offen, ob da­­durch den Interessen der Monarchie besser gedient wäre. Nachdem aber Herr Helfy, ohne befürchten zu müssen sofort einer ärztlichen Beobachtung unterzogen und unter Suratell gestellt zu werden, er­wagen durfte, derartige­nterpellationen wie die vorzitirte auszu­­sprechen, fragen wir, feiert nicht Heutzutage die Gr­­­­anfenlosigkeit und geistige Impotenz im politischen Leben Ungarns ihren permanenten N­a­­menstag? Nun vielleicht wird er besser, wenn erst Seine Majestät der König, nach Allerhöchst dessen Rückkunft aus Schlesien, die Neidsvertretung empfangen und eo vielleicht herabgelassen haben wird, einige Andeutungen über die Weltlage vom Throne herab zu verkünden: Wir halten nämlich dafür, daß unzweifelhaft der Monarch wie bisher noch jedesmal, an, in diesem ‚Falle die Begrüßung der Meich&boten mit einer Ansprache erwidern werde, in welcher auch die Beziehungen des Reic­es zu den übrigen Mächten nahm und fern wird gedacht werden. Kundgebungen des Herrschers stehen jedoch zu sehr unter dem Zwange internationaler Büch­­figten. Mehr als je wird es daher Aufgabe der Dele­­gation sein, von den verantwortlichen Räthen der Kriıue einen möglichst gründligen Kommentar zu erwirfen. Die auswärtige Lage trägt trog der scheinbar günstigen Wendung in einer der „brennenden“ Fra­­gen, wo immer ein fritisches Gepräge zur Schau. Namentli find­en die Beziehungen unserer Monarchie zu den Balkanstaaten, welche einer Klärung dringend bedürfen. In dieser Richtung gewinnt die Situation nacgerade den Anstein, als sollten sich nicht nur alle Bortheile, die manche Sanguinifer von der Neugestaltun­g im Osten für Oesterreich-Ungarn sich versprachen, bis auf die legte Spur verflüchtigen, sondern eine ernste Gefährdung unserer Anteressen aus den Ummwälzungen hervorgehen. Das Souveränitäts-Gewimmel da unten, das zum großen Theile dem nunmohlwollenden Machtein­­flusse unserer Monarchie sein Entstehen verdauft, spottet dieses Einflusses und bewegt sich in Nichtungen, welche unsere Wohlfahrtsbedingungen in mehr als einem Punkte bedrohen. Wir wollen der wahrhaft beschämenden Art und Weise gar nicht gedenken, in welcher die Geltendma­­lung unserer handelspolitischen Synteressen mit Bezug auf Serbien, Herrn Milan’s Regierung bisher vereitelt wurde. E83 genügt die Thatsache an und, für sich, dag D Oesterreich-Ungarn, während er in loyaliter Weise jeder Anregung Folge geleistet, die auf einen solidarischen Schub der V­ertragsrechte Anderer hinzielte, auf die Verwirklichung seiner eigenen Rechtsansprüche geduldsam warten muss, bis er diesen Anderen beliebt. Die legten zwei Delegationen unter Andräfiy liegen sich einfach, doch Phrasen abspeisen ; ja — sagen wir es offen — sie haben si zuerst geradezu­ dus piren lassen, um­ sich dann in der näcsten­­ Session - Seuilleron. „Grand Panorama de Vienne.‘“ daß die geistige Entwiclung stetig fortschreitet. Man mag das Treiben der Menschen von jed­­weden Standpunkte betrachten, so wird das Fazit der gewonnenen Anschauung immer in dem Resultate Eulmis wiren, und alle Bestrebungen, sowie idealen Ziele ihre unbe­­rechenbare Erfüllung erreichen. — € Es ist sein Gebiet des Forschens von diesem stereotypen Prinzipe ausgeschlossen, allein die geistigen Embolrios vollenden sich zu langsam, um in ihrer fün­­fteuieren Phantasiegestalt, frühzeitig erkannt zu sein, sie werden wohl von dem Heinen reife der Flachgenossen, geahnt und fompendirt, doch dem Laien oder Uneinges­weihten bleiben sie dunkle, unlösbare Mäthfel. Anders verhält es sich mit den finnligen Dar­­stellungen. Sowohl die bildende als belebende Kunst zaubert aus dem geheimnißvollen Reiche des Unbe­­kannten, man lönnte jagen des Verborgenen die fom­­menden Ereignisse, der Hohlspiegel reflektirt Erschei­­nungen, die «man zu Fennen vermeint, welche uns je­­de bis nun fremd waren, so daß wir mit Vermwuns­­cherung, doc mit bereitem Entgegenkommen, das Ver­botene freundlich willkommen beißen. Der berühmte Maler Gastelani hat eine bildliche Darstellung der Kämpfe der Communisten mit den Bersailler­ Truppen, geliefert, welche mehr darbietet, als die biese Schau­­luft, oder mäsfige Neugier zu befriedigen, es ist dieß eine’ Leistung, die eine kulturelle‘ dee versinnlicht, wie viele Gesichtspunkte eröffnen sich da dem Beichauer,­ in historischer, ethischer und pfiiciicher Beziehung, man müßte um den Werth dieses Handgemäldes vollständig zu würdigen, die filosofische Wissenschaft benügen und bei manchen padenden Episoden tiefliegende Vorlaenin­gen aufstellen. — Als unpartheiische t­eutrale Beobachter, die wir ohne leidenschaftliche Gefühle und Vorurtheile auf dem hocliegenden, strategischen Observations-Plateau im „Grand Panorama de Vienne“ uns zusammen­­fanden, äußerten wir­­ vorerst nur den Ausruf der­ Be­­wunderung. Die Ansicht der Leinestadt macht wohl einen importanten Eindruck, allein die massenhaft zu­­sammengedrängten Gebäude-Gruppen, sind uns nicht fremd. Wien m­ag von hohen Standpunkt aus besehen, den gleichen Aublid bieten, allein die einzelnen Objekte, die merkwürdigen Baulichkeiten, woran Paris reicher ist als andere Groß-Städte, erregen ein erhöhtes Anteresse, die brennenden Quillerien, die goldschimmernde Kuppel des Yıvalidendomes, das hochaufragende Pantheon, in deren SJumieren die berühmten verstorbenen Personen ein ewiges Denkmal fan­den, so wie der Kirchhof Pere la­chaise andere Erinnerungen an vergangene Größen wachruft. Wenn die benannten Sehenswürdigkeiten voll­ständig den Eindruck des Großarbigen liefern, so zeigt das Aussehen und die Staffage des Kirchhofes Mont­­martre noch viel mehr. Die Geschehnisse einer kurz ent­­eilten Vergangenheit spielen sich hier in plastischer, lebenswahrer Weise ab, im Hintergrunde der Fried­hofsmauer wütdete der Kampf, Bäche von Blut um­­rah­nen den grünen Wiesenplan und die todesmuthigen, wie die gerödteten Kämpfergestalten treten in typischen Gruppen in den Vordergrund An den Barrikaden haben die Helden der See gekämpft, ein ziviler Bür­­ger steht allein noch aufrecht und, sein ‚befehlendes Auge fürchtet nicht die machende Gefahr, ab­er, findet sein Ende bald, so wie die größere Gruppe gefangener­ Com­­munisten, die, eine bunte, gemischte Gesellscchaft, der Safelirung gewärtig, ist; ergreifende, Szenen, wie z. B. eine Mutter an der Leiche ihres Sohnes figt, zornes­­wüthend, wae verzweifelt den anstürmenden­ Selvdaten mit dem Revolver tödtet — und eine volle Salve dun auch sie dem lieben Todten vereint. — Schredlich, ja, schauerlich anzusehen ft «8, wie­ die Barikaden erstürmt, die Marineure und andere reguläre Truppen die Aufständischen bezwingen. Mac Mahon und sein Generaladjutant zu Pferde stehen auf einem grünen Dielenhügel und betrachten den Vorgang, sechsspännige Kanonen werden aus­ den Zhalflugten mit gewaltig forch­ter Anstrengung der Pferde auf Hohes Z Terrain gezogen und wohin, das Auge blict überall Zerstörung und Gräuel; in­ Rauch und Flammen präsentirt sich, manches Gebäude, wir aber stehen geihngt hinter einem Steinbruch und­ be­­traten die zurückgelassene, grobe Schuhbekleidung eines enteilten Communisten. Das­ Panorama zeigt gewiß in vollendetster Manier einen Kulturkampf, allein es dient an als abschiedendes Beispiel, sein wirkliches Schau­­­spiel in dieser Art zu erleben. Mögen alle friedlichen Mengen mit uns diesen filosofischen Gedanken theiten, Blog das große Wert gemalt betrachtend. Die belgische Unternehmung, die dieß gefördert, findet dabei auch ihren Lohn. " E.B—ch. 2 ee: | Ei ana 2 u PN. ums el. x­ion . . «.-.—-«..«..-ks.-...—J-«-s­--W-« . arte een Nie­ rt lstw

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