Oedenburger Zeitung, 1880. Dezember (Jahrgang 13, nr. 144-157)

1880-12-03 / nr. 145

Gormak­,,Oedenburger Nachachten« Organ für Lotiti, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Er! — Beorachten zur Mehr! — Der Wahrheit eine Saffe,,, Redaktion: Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. From­merations-Preise: Krk ® ä albjährig 4­50 f., Br: Biere Re2B I, Gi ı k Administration, Verlag, Expedition: ]: 1 . Graben­runde Nr.121.Neugasse Nr.18,im1.skock. Einzelne Nummern kosten MED Kreuzer. Ki­ Auswärts: Bangjährig 12 fl., Halbjä = 6 fl., Bier­­ayt­ähere­s ft. Alle für das Dlatt bestimm­ten endungen, mit Ausnahme von Inseraten, Brämumerations- und Infertions­­gebühren sind an die Nedaction portofrei einzusenden. IE BE RETTET SEN ZAFTER Eule vermitteln: die sw­ee­t Vogler, Wall- Ringaffe 10, Wien, Budapest. ppelit; I­ ien. Heinrich Saaler, 1 Snipertraffe 8, Wien. Infertions-Gebühr : 5 Tr. für die einspaltige, 10 Tr. für die ee e, 15 fr. für die a und 20 fr. für die durchlaufende } etitzeile er­­em­sive der Stempelgebühr von 30 tr. Bei mehrmaliger Einhaltung entsprechender Rabatt. Stubenpartei 2 Die Einführung der Gensd’armerie in Ungarn. Dedenburg, 28. November 1880. Dedenburg gehört (unberufen !) zu den wenigen Städten Europa’, in denen Jahre lang kein Fall von Mord oder Zodschlag vorkommt. Uu den nahezu siebenjährigen Aufenthalt des Medafteurs dieser Blätter in hiesiger Stadt sind im Ganzen nur ein Raubmord, (Neustiftwasfe) ein Mordversuch (Tadaktrafit auf der Promenade) und ein Maub (im Rheim’schen­ Durchhause) begangen worden und sind dabei die Mittelhäter, mit Ausnahme des­ Angreifers der Trafifantin, der fast auf frü­her That ergriffen wurde, leider dem strafen­­den Arme der Gerechtigkeit entgangen. Wir sehen also, daß trug der relativ geringen Unsicherheit unseres Lebens und Eigenthums innerhalb des Gebietes der hiesigen Stadt, dennoch selbst hier die wenigen Fälle freier Berdrechen ungeahndet blieben, offenbar weil sich der Sicherheitsdienst, wie es heute bei uns bestellt ist, als unzureichend erweist. Seit Eintritt der­­ älteren Jahreszeit wurde heuer hier schon beinahe jedes Land» haus in dem Löwern von nächtlichen Besuchern gewalt«­sam erbrochen und stahl das lichtscheue Gesindel, was e 8 nur an­ ihm brauchbar scheinenden Effekten darin vorfand, indeß es, gleichzeitig mit vandalischer Zerstös­tungswand alle Schlöger zerbrach und die Einrichtungs­­fuüde ruinirte. In einer einzigen Nacht kamen fünf oder gar sechs solcher Einbrüche vor und aoch Monate wiederholten sich fast täglich diese Eingriffe in fremdes Eigenthum. Und obschon unsere städtische Polizei ihre ganze Mat entfaltet die Uebelthäter zu ergreifen und dingfest zu machen, so ist seitdem nichtsdestoweniger nach wie vor, des Nachts eingebrochen worden und mithin die Sicherheit der‘ Löwerhäuschen um sein Haar besser bestellt, wie eifrig an unser Löhliches Stadt­hauptmannamt patrouilliren läßt, die Musketiere wehr­­haft sind und die Polizeifommiliäre mit ihrer Energie renommiren. Es ist in gedachter Hinsicht­ion so arg, die Unsicherheit so groß geworden, daß‘ erst kürzlich ein Herr Stadtrepräsentant in der Munizipalausschuß­ Sigung nachdrücklichst verlangte, man­­ solle„ Honved­­mannschaft zum nächlichen “ Patrouillendienst heran­­ziehen und sich diepfall bittlich an die betreffende Militärbehörde wenden. Der Antrag wurde abgelehnt und — noch in derselben Nacht erbranken die Strolche die Billa des Warners und stahlen was sie vorfanden! Unter solchen Umständen müssen wir selbst hier in Oedenburg, wo — wie wir, im Eingang erwähnte­­—­­Kr­iminaldelikte, Gottlob!’ nur Äußerst selten zu ver­­zeichnen haben, dennoch es als eine wahre Wohlthat begrüßen, wenn der Herr Minister Ti I­a seinen Gelegentwurf über die Organisirung des öffentlichen Sicherheitsdienstes durchbringt. E38 ist die eine umfassende, groß angelegte Maf­­regel, die gewiß geeignet sein wird, den bisherigen bes­iegtermaßen, höchst ungenügenden Sicherheits-Zuständen ein entsprechendes Sorrektiv zur bieten und mit dem Sefindel aufzuräumen, das uns so tief beunruhigt. Erzellenz Ti­a beabsichtigt nämlich eine militärisch organisirte, von Offizieren befehligte, königlich ungarische Gensd’armerie je eher in’s Leben treten zu lassen. Diese Truppe wird, bezüglich des administrativen und polizeilichen Dienstverhältnisses dem Ministerium des Arnern, bezüglich aller Personal-Apangements und Disziplinar-Angelegenheiten dem Landesvert­eidigungs- Ministerium untergestell. Soweit nicht bisher ver­­wendete Organe in die Gensd’armerie aufgenommen werden, muß also dieselbe aus Mannschaften und Chargen der gemeinsamen und­ der Honoid-Armee gebildet wer­­den. Wie weit nun diese Elemente, die heute den Sol­­datentod ausziehen um morgen mit dem Gensd’armen­­tod die­ Eigenschaft eines Sicherheitsorganes anzuziehen, dem Dienst gewachsen sind, den­ sie leisten sollen, ist freilich noch eine offen stehende Frage, denn die Mehr­­zahl der neuen Gensd’armen tritt in­ ein ganz neues, ihnen fremdes Verhältniß, sie rennt weder die Gegend, wo die Sitten, noch die Bewohner derselben in der sie amtiren, fol, sie wird einer längeren Lehrzeit bes dürfen, um sich einzuschulen und daß inzwischen die Si­­cherheitszustände ebenso schlecht wie eben jet beschaffen sein­­ werden, liegt auf der Hand, doch muß endli ein Aus­fang gemacht werden. Der Gelegentwurf theilt Ungarn in fee Gens­­d­’armerie-Distrikte mit ebenso vier Gensd’armerie-Kom­­manden nämlich: 1 Klausenburg, 2. Szegedin, 3. Buda­­pest, 4. Rafdau, 5. Freiburg, 6. Stuhlweißenburg ; zu jedem Kommando gehört eine Anzahl Flügel-Kom­­manden, über deren Sig im Gefegentwurfe nichts be­­stimmt­ ist. Allerdings behaupten die Autonomisten, welche in ihrem Medereifer lieber Alles zu Grunde gehen­ ließen, als an nur ein Zitelchen ihrer Nechte zu opfern, daß die geplante Gensd’armerie-nstitution nichts anderes sei, als eine neue verbesserte Auflage der einstigen B­a­d’ s­chen Gewalt-Diktatur und somit in­ gewissen Sinne die Reichseindheit in der Gensd’armerie ihren prägnanten Ausdruck finden werde. Aber wir haben wahrlich nichts dagegen, daß die geplante Eintheilung in Distritte den Sicherheitsdienst den Komitaten­­ und den­ Munizipien direkt aus den Händen nimmt, daß dieselben nicht mehr über ihre eigenen Organe verfügen, w­ie eine Beilage. BE Seuilleton. Sünde und Sühne Erzählung von Marie Angyalffy. Mit langgezogenem Gähnen,­­ begleitet von obli­­gatem Gliederm­achen, gab Sojef Bürger jun. seinen Ge­­fühlen Ausdruch, welche sich in dem jungen Manne, in einem Einzigen, in der Langweile konzentrirten. So shiicht bürgerlich der­ oben erwähnte Name auch klingt. Bis zum denkwürdigen 7. Mai 1873 hatte er in Wien einen äußerst guten Klang, denn er gehörte einem der renommirterten Banquiers der Residenz an. Kein Wun­­der also,­­daß dem ältesten Sohne des zweiten Roth­­fild keinerlei Vergnügen mehr mundete, er hatte eben alle Bis zum Ueberdruß durchgekostet, i diesem Augenblide streckte er Arme und Beine so weit er geht von fi und verzieht sein hübsches Gesicht zu einer, seine Gemüthsverfassung bezeichnenden Grimasfe. Anadı ! stieß er endlich Hervor, was sol ich nun beginnen ? Sehr lieben sie mich Alle, von der P­rima­­donna der nie bis zur legten Statistin der Sofefstadt ! a8 mache ich nun, wieder von vorne be­ginnen? Yet fenne ich diese Veri­­hlöffer, wie man die Herzen dieser Art Weider nennen sollte, bis auf’s­­­ Z Tüpfelchen alfe., Aber find denn die. Anders ? Bei Bott, ich weiß es nicht! Diese Kleinen Rosetten wissen so liebenswürdig zu plaudern, was Andere — für Sie gedacht. Aber sind denn die Damen der sogenannten „Welt desier ?­ene schöpfen das Thema zu ihren B­laudereien aus ihren Rollen, diese aus den Momanen. Wenn die Naive ihr Frappfarbenes­ Klappermäulchen zu der Frage feigt: Hast Du mich auch recht herzlich gern Bepi, dann faffe ich statt aller Antwort ihr Händchen und führe sie in meine Rocktasche und wenn ihre Fingerchen dort etwas entdecken, was wie ein Etui oder dergleichen aussieht, dann ist sie zufrieden. Bei der Sentimentalen muß man fon etwas vorsichtiger sein und seine Liebesbetheuerungen mit Zuhilfenahme des Dienstmannes ilustriren lassen. Dafür versichern sie und aber auch heilig und theuer : Ach Kofer, warum ‚bist Du nit arm, mittellos, dann könnte ich Dir den Beweis Liefern wie frei von allem Synteresse meine Liebe zu Dir ist! Hahaha! Das könnte mir no einigen Spaß verschaffen, so unter der Hand ein Ger­rücht von­ der bevorstehenden Krida der Firma Bürger zu verbreiten und die Wirkung dieser Nachricht zu be­­obachten. Aber mein Alter versteht seinen solchen Spaß und endlich zuwas das? Schließlich wünsche ich da nit, daß sie Gelegenheit finden möchten die Echtheit dieser Betheuerungen zu be­weifen. Wär nicht übel, wenn so ein paar Dugend erzentrischer Weiber sich’s auf einmal in den Kopf fegen möchte, mich seiner Treue versichern zu wollen. Nein, nein, sie sind gerade recht, so wie sie sind. Sie beuten und auf diese kleinen Hexen, aber zum Lohne Taffen sie uns unsere Freiheit, oder vielmehr geben sie uns zurück, wenn sie nichts mehr als den leeren Balg verspüren. Aber fohliegl­ möchte ich doch wissen, ob denn das Ding, von dem mir die Gufti so viel vorge­schwagt hat, wirklich einftirt. Sie sagt immer, sie hat mich, nur um meiner selbst willen so gern. Wenn ich nur wüßte — aber halt! da fällt wir etwas ein. Gestern Abends habe ich da so ein bildhüofhes Mädel gesehen, sie muß eine Nähterin oder dergleichen sein, da will ich mein Glück versuchen. Ich will hoffen, daß die Kleine mit ihrem Herzen nicht zu splendid ist, sonst — — bin ich bald wieder dort, wo ich angefangen habe. — — — Wie erschöpft von diesem unerhört langen Mono­­loge fant, der junge Lebemann in fi selbst zusammen um, seiner Gewohnheit gemäß auch fein­en im dolce far niente sAweigen zu lassen. Bald schlum­­merte er ein, von einer WANDER, UapEn Wolle um­­bil. — —­­ Almählig vereinigten sich die in gespenstlschem Reigen greifenden Ringel und der Nebel nahm nach und nach bestimmte Formen an. Endlich stand eine weibliche Gestalt vor dem Schlummernden, [hör und bleih, mit einem seligen, verklärten Lächeln in dem durchgeistigten Antlige. Sofef Bürger, redete sie ihn an, Du lebst ein verderbliches, verfehltes Leben ! Ein wachend. Schlafen­­der, ein lebendig Tochter bist Du! Wade auf und folge mir ! Unter meiner Führung wird dein Geist, den Du durch Müffiggang hingemordet, auf's Neue erstehen und Du wirft ein meter Mensch werden, würdig Deiner selbst, ein nägliches Mitglied der Sesellschaft ! Andere werden Dich, und Du wirst Dich selbst achten lernen ! Nie nie mehr wird Dich Dein böser­ Geist, die Ranges weile, plagen ! Das wär mir fon recht, er­wiederte der Ange­redete, und wenn Du mir im dieser Hinsicht einen guten Rath zu geben weißt, so will ich fein folgsam sein. Do sage was sol ich thun? Arbeitet So sagte die Erscheinung tief ernst. Meber dieses Wort late der junge Mann so laut auf, daß er erwachte, aber im Erwachen noch glaubte, er die Worte zu hören: Wir sehen uns wieder! So blieb denn dem jüngen Mann der durchaus nicht ohne­­ Verstand war, für welchen er aber seine Verwendung wußte, nichts nörig, als auf Abenteuer auszuziehen, um die Zeit totzuschlagen. Von dem erwähnten Abende an begann er die Wege des Hildichönen jungen Mädchens, das ihm, dem in dieser Beziehung verwöhnten Manne, bei der flüch­­tigen Begegnung s­chon aufgefallen war, zu kreuzen. Er war anfangs frappirt über die un­widerstehliche würdevolle Haltung, womit sie seine banalen Medens­­arten zurückwies. Aber konnte er, der srämmtliche Repertoirstück der Wiener Theater im Heinen Finger hatte, in Vers­ee NE GOS SSOR et E:; ner: 22 ums BE »

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