Oedenburger Zeitung, 1881. Januar (Jahrgang 14, nr. 1-13)

1881-01-16 / nr. 7

Das Blatt erlernt jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations-Preise:­ür Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 kr., a Vierteljährig 2 1.35 kr en id 1 f. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Ale für das Blatt bestimmten eben mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertions­­gebüh­ren sind an die Redaction portofrei einzusenden. XIV. Jahrgang. (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) Ii Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr’ — Beorüc­en zur Mehr? — Der Wahrheit eine Gasse.“ Redaktion: Administration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 14. Neugasse Nr. 18, im 1. Stock. Einzelne Nummern Kosten WS Kreuzer. Suferate ver­mitteln: die ‚Herren Hafenstein , Roaler, in Wien, Prag, Budapest sowie in den Hauptstädten Deutschland u­nd der Schweiz. A. Oppelit, [., Stubenvallei 2 Wien. Heinrich Scalel, I. Wollzeile 12 Wien. Infersions-Hebüpr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. für die zweispaltige, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durclaufende Petitzeile eF­­clusive der Stempelgebühr von 30 Er. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt. Zur bevorstehenden Beamtenrestau­­ration. Efsai des Dr. ©. (II. Fortiepung und Schluß.) In dem Vorausgeschieten zeigte ich die na­­turgemäße Entwickklung von drei Elementen aus unserem Munizipalausschüsse, das vierte Element ist der Beamtenkörper selbst. Man kann denselben mit Zug und Neht Element nennen, denn duch das Munizipalgefeg vom SIahre 1870 Artikel XXXXL, wobei die Stimmfähigkeit der Beamten präzisirt wurde, kann gegenwärtig, nach dem neuen Statut und der bei dieser Gelegen­­heit vom Minister gebrachten interpretirenden Entscheidung, die je Körperschaft zwölf Stimmen stellen, — also an sich Schon ein kleiner Klubb der in vielen Fällen ausschlaggebend ist. Dazu kommt so, daß feine Eizellen, — ganz im Einklange mit dem Ehnstem der Ge­­waltsamkeit, das zwir überall in unserer Admi­­nistration wahrnehmen — den Beamten auch zu ihrer eigenen Wahl durch einen Er­­laß das Stimmrecht verliehen hat, so daß Diesm­al auch der Beamtenkörper als mit­ mwählend in Kombination gezogen werden muß. Diesen Umstand im Auge muß also auch der Beamtenkörper oder Klubb des näheren be­­sprochen werden. Hier ist ed an am Plage über die Ad­mi­­nistration überhaupt ein paar Worte zu sagen. Den Klagen, die sich dagegen hörbar ma­­chen, ist eine gewisse Berechtigung nicht ab­­zusprechen, obwohl dieselben Feine Aussicht haben so gewürdigt zu werden, Daß ihmen abgeho­fen­t würde. Die Administration fährt heute noch so ziemlich in demselben ausgefahrenen Geleite, in welches sie vor Jahren gebracht wurde. 68 wurde und wird heute noch auf die maßgebenden Kreise und Persönlichkeiten die größtmöglichste Nachsicht genommen, mitunter eine größere, als eigentlich möglich sein sollte, während alle Diejenigen, welche zur Klasse der nicht maßgebenden gehören, ehr häufig (je nach der Individualität der An­tivenden) eine Behandlung erfahren, die mit der Humani­­tät durchaus nichts gemein hat; es kommt auch­ vor, daß die Art und Weise der Amtshandlung wie z. B. beim Marktwesen, direkt den Markt an damit auch das Interesse der Stadt schl­­igt. Die Exklusivität unseres behäbigen und ver­­mögenden­­ Bürgerthums, das durch das Viril- System maßgebend geworden it, ferner Die Bleichgültigkeit und Indolenz, welche diese Her­­ren den städt. Angelegenheiten in der Regel ent­­gegenbringen, vielleicht auch dort und da Man­­gel an Verständniß und das Gefühl, daß Sie ja ad personam seinen Grund zur Klage haben, ist die Ursache, daß in dieser Richtung alles gehen fan wie es eben geht, Klagen einfach nicht be­­­­rücsichtiget oder auch mitunter durch sich ereignen­­de „Arztenunverstoßgerathungen“(!) todt geschwiegen werden. Kommt dann je einmal nach Zahren Etwas vor den Disziplinarsenat, so ist derselbe ebensowohl mie die hohe Regierung eifrigst bemüht, den Inkulpaten nicht zu hart zu behandeln. Die böse (!) Volkspartei hat in den legten Jahren in dieser Richtung allerlei Anläufe ge­­macht, es wurde aber diesen unbequemen Neubhe­­störern mit vereinten Kräften gebührend heim­­geleuchtet. Die Ausarbeitung des neuen Statutes brachte einen zweijährigen Kampf mit der Re­­gierungsomnipotenz und endigte mit einer Nie­­derlage der autonomen Gemeinde, wel­­cher seine Exzellenz der Herr Minister des In­­nern, — dieser ungarische Schmerling, dem zum Bismarck nicht b­ald die psycische Größe fehlt, — mied er einen Theil ihrer Rechte nahm, um die Administration der „allein seligmalenden” Zen­­tralisation um ein Stüd näher zu bringen, und sich seinen Einfluß zu vermehren. Dieses Ringen, in dem eine Exzellenz durc hierortige Bundesgenossen unterfragt wurde (Herr x wird vielleicht über die Kaulissengeschichten gut unterrichtet sein) und die dadurch in Schwebe befindliche Neuwahl der Beamten, verbesserte kei­­nesfalls die Zustände unserer Verwaltung. Den Beamtenkörper, der fortwährend das Damokles ihm wert der nächsten Neuwahl über seinem Haupte ficht, zum Theile aus Männern bestehend, in welche diese Bahn al Lebensberuf ein- nenn nn TASTE BETEN ERBEEE I ECHERTATEEE ICE ION LETTER SEEN EEE TE TAT ee deuillelon. Eünde und Sühne Erzählung von Marie Angyalffv. (Hortregung.) Nach einem abermaligen langen und tiefen Schlafe erwachte die Patientin zum erstenmale wieder voll­ständig. Gott sei tausendmal Dank, mein süßes Mütterchen ! hörte sie nun deutlich und die Stimme sang ihr so bekannt. Sie öffnete die Augen, blichte er­­staunt um si und fchloß sie wieder. Das konnte ja sein Wachen, das muste ja ein Traum gemesen sein. Sie fing an nachzudenken und lange wollte es ihr nicht gelingen, si etwas Bestimmtes in’s Gedächtniß zurückzurufen. Aber endlich fiel ihr ein, in welcher Situation sie sich selbst verrafen habe. Der Besuch des Strafen fiel ihr ein und nach und nach erinnerte sie sich an das weiße getünchte Stübchen mit dem schrägen Plafond, dem einzigen Fenster, an das einzige ärml­­iche Bett, den wadeligen Tisch, den legten Strohjesfel und an den falten Öfen. Sie er­­innerte si wie ihr Töchterchen in ein dürftiges Bar­­bendf­leichen gehülft, sich schaudernd in das legte Tuch der Mutter hüllte und fortging um die Greislerin noch einmal um Erbarmen und — — — Holz für die kranke Mutter anzuflehen. Das Alles stand nun klar vor ihren Bliden und sie öffnete noch einmal die Augen um vielleicht den Zusam­menhang zwischen dem Damals und Jegt zu finden. Aber nein, ed war nicht möglich! Nicht ein eins­tiger Gegenstand von all’ dem, was sie jegt umgab, — u­­ war hier bekannt. Nicht das Heine nette Tischen mit We den Wrzneiflaschen und dem schweren silbernen Löffel dabei, nicht der bequeme Divan und die eleganten Fau­­t­uilles die ihrem Bette gegenüberstanden, nicht das Ger­mach selbst mit der dunkelgrünen Tapete und dem weichen Xeppiche, nicht einmal das Bett selber, in welchem sie lag. Ach die verwaschene Kattundede rauschte ja nit so eigenthümlich unter ihrer Hand. « Aber wer war denn das hübsche Mädchen in dem eleganten,mit weißen Spitzen reich verzierten,schwarzen Sam­mtkleide und dem zierlich geordneten,schwarzen Haare,das ihr er so schine so ähnlich sah? Und wer ist der schöne elegante Herr,der die Kleine so zärtlich um­klungen hält. Starr heftet sich das Auge der Kranken in das liebliche Gefichtcen der Kleinen, denn die holden Züge desselben sind das einzige Verbindungsglied zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Ein feuter, furchtsamer Blick aus dem Auge des Kindes begegnet dem Fhrigen, furchtsam schmiegt sie die Kleine näher an den Fremden und flüstert ihm zu 5­en Bater, sich nur, sie erkennt mich noch immer nit Also doch ist sie es nicht, denkt die Kranke, denn meine arme Yosefine — fie — — — fie hat ja seinen Bater I 1! gm­­­emmie, immun aan dien de Game, aan | aneme Mit einem tiefen Seufzer, wendete sich Die Kranke wieder der Wand zu, um sich ihrer Grübelei zu überlassen, welche ihr in ihrem jegigen Zustande leicht für alle Zeiten hätte verhänguigvoll werden können. Aber nicht so war er bei Gott bestimmt. Das Maß ihrer Leiden war voll. Sie war kaum dabei angelangt, ihre legten Ein­­drücke sich wieder wach zu rufen, als die Thüre auf­­ging und die Tritte zweier Männer von dem Teppiche gedämpft, sich ihr näherten. Sie rührte sich nit. Nun wie ist’s? fragte der Eine, ist sie erwacht ? Bei diesen Worten richtete die Kranke den Kopf ein wenig in die Höhe. Weniger der Klang der Stim­­me, als die kurze abgerissene Medemeise war ihr erinn nerlich und augenblickli fiel ihr ein, das sie dem Armens­arzte des Bezirkes angehörte, der sie früher behandelte. Leider nicht vollständig, antwortete eine andere Stimme, die ihr aber völlig fremd war, die Krisis­cheint vorüber, sie ihien zum Bewußtsein gekommen, aber leider nicht so, wie wir es wünschten, denn sie blichte nur erstaunt umher, ja sie erkannte nicht ein­­mal ihr eigenes Kind. Ich habe Sie darauf aufmerks­am gemacht, meine Herren, daß bdiefe völlige Veränderung der Situation und der Umgebung möglicherweise von schlimmen Fols­­en für die Stanfe sein F­önnen. Die sorgfältigste Pflege ausgenommen, hätten Sie die Arme in ihrer früheren Lage belassen sollen, und daß sie das Kleine Püppchen nicht wieder erkannt, nimmt mi­chon gar nicht Wunder, kann ich es doc selbst kaum glauben, daß dieses Kleine Fräulein in Sammt und Spigen die liebe, herzige, fleigige Sofefine von ehemals sei ! D Herr Doltor, sagte die Kline in bittendem Tone, seien Sie doch mir nit böse, ich möchte ja vom Herzen gerne wieder mein Barkenth­eidchen aus ziehen, wenn nur meine Mutter, meine liebe Mutter, wieder gesund wäre ! (Fortlegung folgt.) Inhalt: „Zur bevorstehenden Beamtenrefauration“, „Die Städtewahrzeichen und das Kathhaus in Gedenburg“, „Lags- und Kohalnotizen“, „eroguis, der Zetrofeumbeleugtung“, „Kunskritische Zöriefe über das biertädt. Theater“. m. m.

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