Oedenburger Zeitung, 1881. April (Jahrgang 14, nr. 39-51)

1881-04-20 / nr. 47

Mittwoch, 20. April 1881. FAT FRE BRET Organ für Motte; as Blatt erscheint ieven wmiltwop, Freitag und enden. From­merations-Preise : Bar­koco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl., Vierteljährig 2 fl. 25 ke, Monatlich 1 fl. Für Nuswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für das Dlatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertions­­gebühren sind aı au­f die Nebaction portofrei einzusenden. ZIV. Jahrgang. &­eher Zeitung, (vormals „Diedenburger Nachrichten“.) in Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. —­­a­n nen Ber Höh­t ur Chr — Beorackten zur Behr — Der Wahrheit eine Dale! Redaktion : | Adminifration, Verlag, Expedition: Grabenrunde Nr. 124. |Neugasse Nr. 18, im A. Stock, IA­N Einzelne Nummern foften WB Kreuzer. Susuate vernutzeln die Herren Hafenstein , Vogler, in Wien, Ei, Budapest sowie in den Hauptstädten Deutschland und der u.­­ A. Oppelnf, I., Stubenpartei 2 Wien. Heinrich Kasel, I. Wortzeile 13 Wien Insertions-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 fr. für die je 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende eiitzeile ers­elnsive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger­­ Einsgaltung entsprechender Rabatt. »Praktischer Regierungsliberalismus. Buddapest 17. April 1881. Mit der Kunst, gute Gefege zu machen, steht unser Ministerium wohl nicht auf gutem Fuße, um so besser verstehen es aber die H. H. Minister, die Bestimmungen derselben zu Gunsten ihrer Partei höchst­e liberal zu interpretiven. Der von allen Parteien hochgeachtete Abgeordnete Jränyi hatte für sich in einer Interpellation darauf hingewiesen, das in Großwarbein, wo der Ministerpräsident Kandidat ist, Angehörige des Unterstandes sich nit nur an der Agitation betheili­­ten, sondern auch als Mitglieder des Exekutivsomites der Negierungspartei fungiren, was mit dem Geseke in flagrantem Widerspruche steht, welches den Nichtern die Theilnahme an politischen Vereinen und Versamm­­lungen untersagt. Die Antwort des A­ustizministers Pauler, zu welcher er sich übrigens nur unter äußerster Pression von Seiten des Kabinetschefs verstanden haben sol, Bestand in einer folo­sophistischen Interpretation der betreffenden gejeglichen Bestimmungen, daß die Ent­­rüstung der gesammten unabhängen­dPreffe über die auf solchem Wege sanktionirte Beeinträchtigung der rich­terlichen Unabhängigkeit zu Wahlzwecken sehr begreiflich und gerechtfertigt ist. „Egyetertes“ schrieb unter der Auf­­schrift: „Herunter mit der Maske": „Vor dem Minis­­terium Zipa ist nicht einmal die richterliche Nabhän­­gigkeit mehr heilig... . . Es will nicht mit Bleiflößen, nicht mit blutigraufenden Diaffen, offen mit Kampfgetöse stegen, sondern heimlich, mit Geld, mit Bestehungen, mit lefhenden Drohungen, Am­tsgewalt, Terrorisirung oder Hätsche­­lung richterlicher und administrativer Beamten. Es gibt kein Programm, sondern Amt und Avancement, zeigt fein Prinzip, sondern Gefhenfe und Auszeichnungen, verlangt keine Ueberzeugung, sondern Botum und Knecht­schaft; es zählt nicht auf &lauden, Begeisterung auf die Kraft großer nationaler Wünsche, sondern auf das Elend und die Armuth, welche durch sein Regiment Hervors gerufen werden, welche die Moral Forrumpirt und empfänglich macht zur Annahme der Bestechungen. Wie Blumen verwel­en, wenn Würmer an ihrer Wurzel zehren, so stirbt unter den Händen des Zifakabinet, jede Moral, jeder politische Anstand, nationale Charak­­ter, jede Feind­e berechtigter Wünsche, Hoffnungen und Bestrebungen dahin. Nur die Majorität und mit ihr der Genuß der Ministergewalt möge bleiben.“ Mit „Egyetört6s“ wollen wir nun allerdings hoffen „daß es unter den Angehörigen des ungarischen Wid­­erstandes sehr Viele gibt, welche seine Macht des Tikaministe­­riums dazu bringen konnte, für irgend­welche Partei die Karteikrolle zu übernehmen. Aber es gibt unter ihnen auch — hoffen wir, nicht allzuviele — snedtische Seelen, welche der Würde der richterlichen Stellung vergesfen und sie mit Karteschfüßen in den Koth treten. Auf diese zählt das Ministerium Tipa und diese ver­­theidigte der A­ustizminister.” Ein wirksames Mittel, auf die Geister der Wäh­­ler zu wirken, hat indes dessen Kollege, Graf Szapäry in Anwendung gebracht. Der größte Triumph, den das Ministerium Tipa vor den Wahlen auszuspielen hatte, um die Bevölke­­rung von dem Segen seines Regiments zu überzeugen, it vom Finanzminister ausgegeben worden. Das Osterei, welches der Neichstag nach seiner Heimkehr aus den Fer­rien in Arbeit zu nehmen hat, die Konversion der Goldrente muß nun publizistisch im seiner ganzen Größe und Vortrefflichkeit den glücklichen Bewohnern Ungarns ausgemalt werden. „Ellener“ erklärt seinen, allerdings nicht eben zahlreichen Lesern, das Tigaministerium und die liberale Partei habe das Wort Desls und der Dealpartei gekrönt, zu der politischen Parität, welche legiere geschaffen, habe erstere die finanzielle Rarität hinzugefügt. Das wird die Wählerschaften gewiß tief rühren, obwohl die Parität auch in den Augen Esernatony’s noch nicht das Non plus ultra in der Entwiclung der magyarischen Supremativherrlichkeit ist. Denn in der Fülle seines Patriotismus will er nicht Hinter der Aeußersten Linien zurückleiben, sondern bekannte vor einiger Zeit in seinem offiziösen „Ellener" ganz frank und frei‘ „Die­dee der vollen staatlichen Selbstständig­­keit Ungarns schwebt als erhabenes Ziel nit nur einer edlen Sehnsucht, sondern der Verwirklichung berechtigter Berechnungen gewiß jedem W­atrioten vor ..... Dieses Yodeales, daß die staatliche Selbstständigkeit Ungars auch einstens mit der Zeit vollkommen werden wird, auf welches sein guter Bürger je verzichten wird, will ihn ja aber auch Niemand berauben, an wenn er fünnte. Unsere Preffreiheit ist ja so unbescränkt, daß die Gefühle si durchaus nicht mehr im Herzen zu verbergen brauchen ; auch kann sich jener Patriot nicht mehr für einen Teufelsfeil halten, der unter dem­ ge­­fahrlosen Dache des Gebäudes des Dualismus recht heldenmüthig die Fahne der Unabhängigkeit aufpflanzt und tapfer dazu brült. Kein Teufel thut ihm darum ein Leid an... . , Wir haben also ein gemeinsames Real, wir sind nur nicht einer Meinung darüber, was unter den gegebenen Verhältnissen das Wohl unseres Vaterlandes verlangt, und was wir thun müssen, um die Zukunft unserer Nation nicht zu ver DEEDENT I.­RZ ER. Die träumerische und einlullende Poli­­tif der äußersten Linken hat ihr Zelte unter der Fahne der Unabhängigkeit aufgeschlagen und schreit tüchtig neben ihren Wachfeuern.­ Sonst aber thut sie nlle. Sie glaubt, die ganze Welt soll in ihr Lager kommen . . . Auf der andern Seite schreitet langsam, vorsichtig, unter Hindernissen, auf holperigen Wegen die praktische und erleuchtende Politik der Wachsamkeit und Auf­­rit­gkeit (I) voran, unter Vermeidung jedes Aben­­teuers, ohne auf Träumereien und Muthlosigkeiten zu achten, um das Mögliche zu erledigen, das Kommende vorzubereiten, d. i. um jede Pflicht gegen die Gegen­­wart und Zukunft unseres Baterlandes, wie schwer soldde auch­ sei, zu erfüllen. .... Die Mitglieder der auf der staatsrechtlichen Basis stehenden Negierungs­­partei und Opposition täuschen weder sich selbst, noch eier ac auen, Braune Seuiffeten. Mein Wanderleben. Erzählungen eines „Achtundvierzigers“". (Sortfegung.) ‚Davon ist ja gar nicht die Nede,” stammelte Kotte erreichend. „Ich habe Sie ja mir gefragt, warum Sie gerade heute, an Ihrem Ehrentage, so traurig sind ?“ „Sich mir den versprochenen Schwesterfuß, Lotte. Es sol, wie Du sagst, ein Weihefuß sein, der mich stärkst zum ferneren Ringen auf meiner dornenvollen Lebensbahn.‘ Lotte reichte, auf’s Neue erreichend, ihre Wange dem Doktor zum Kuffe hin. Dieser war während des Kuffes auffallend lila geworden, während das Mädchen unter demselben er­ zitterte und glühte. „Iit Ihnen unwohl, Herr Doktor ?“ fragte Lotte besorgt: „Mir ist’s, als ob in diesem Augenblicke meine Elite von jenem Sterne, der da­zu uns niederleuchtet, segnend auf uns niederbliden möchte. Ift es Wahr­­heit, ist es ZTäuschung, ist es Ahnung? .... Sol ich sie, die ich anbete, nie mehr wiedersehen? ... Ob sie noch unter den Lebenden weilen mag ?* „Doch“, fuhr der Sprecher nach einer minuten­­langen Raufe fort, „ich thue Dir, liebe Lotte, mit meinen Meminiszenzen wehe. — Nicht wahr, ich bin ein großer Egoist, daß ich stet8 und immerdar nur mit meiner Sehnfugt, mit meinem Glüdk beschäftigt bin und an das Deine gar nit deine. Doch vergib mir, ich kann, ich kann nit heuceln.“ Schweigend „Gerade aus diesem Grunde habe ich Sie nur noch weit lieber,‘ entgegnete Rotte. „Weil ich sehe, mit welcher Glut und Annigkeit, ja mit welcher Andacht Sie die Eine lieben, achte und ...... liebe ich Sie umso mehr. Glauben Sie mir, Herr Doktor, ich wünsche aus voller Seele, daß Sie Ihre Elife, von der Sie, wie Sie mir erzählt, nur einen Kuß erhalten haben, Hier auf Erden wiederfinden, daß Sie mit ihr vereint, daß Sie mit ihr glüc­­kd werden mögen, denn meine Liebe ist selbstlos. Ich stelle mir vor, daß jede wahre Liebe vor Allem und in erster Linie nur das Glüc des geliebten Gegen­­standes im Auge haben mus. Deshalb würde ich, wenn es in meiner Macht stünde, Alles daranfegen, Sie mit Ihrer Elite zu vereinigen.‘ „Und würde es Dich, Lotte, nicht schmerzen, mich mit dem verkörperten Sydeale meiner Seele am Traualtare zu sehen ?" fragte der Doktor. „Nein“, entgegnete das Mädchen mit Heller, Harer Stimme, indem sie dem Doktor fest in’s­ Auge blichte. „Ich liebe Sie viel zu innig, um Sie unglück­­lich zu wissen. An meiner Seite müßten je dieses aber werden, wenn Sie nit die Meberzeugung bes­­äßen, daß das Spear Ihres Lebens nit mehr auf der Erde weilt. — Wäre ich ein Mann, so würde ich mit Ihnen die Welt durchstreifen, um Ihre Auser­­forene aufzusuchen. Ich bin aber ein Weib, und so fann ich nichts thun, als dulden, ertragen und — entjagen.“ „Daß ich auch Dir no wehe thun muß,“ glitt er fast unhörbar von des Doktors Lippen, dem e8 nit entgangen, daß eine verrätherische Thräne aus Lottend Auge auf deren Bufentuch gefallen war. „Wäre ich Katholisin,‘ redete das Mädchen weiter, „würde ich meine Liebe in einem Slloster be­graben.“ „Doch nein, rief sie nach einer M­eile aus, ‚„das wäre sündhaft, das würde ich nicht thun. Ich habe einen alten Bater, dessen einziges Kind, dessen einzige Stüge ich bin. Ich bin sein Glück, sein Trost. Er würde sterben, wenn ich ihn verließe, und deshalb ist es sogar gut, da Alles so gekommen ist, denn jegt bleibe ich immer, immer bei ihm. Ich werde niemals heiraten.‘ ‚Aber, Lotte, das solft Du nit sagen.‘ „Niemals, niemals !“ betheuerte das Mädchen. Das Gespräch stodte. Lotte saß auf ihrem Sessel, die Hände im Schafe bergend, das Köpfchen vorgebeugt, über dessen Wangen unbewußt Thräne auf Thräne niederperlte, während der junge Doktor, das Haupt in die Hohle Hand ftngend, wieder in unfruchtbarem Grübeln verfunden, die ganze Welt vergessen zu haben schien. Die alten Professoren hatten sich schon längst von­ ihren Sigen in der Jasminlaube erhoben und waren, Arm in Arm, schwankenden Schrittes zu den singenden Burschen gegangen, um, von j demselben mit tolfem Yubel begrüßt, an einer Einreipe theilzunehmen, die freilich so lange währte, daß Phöbus, der Sonnengott, sich genöthigt sah, unfreiwillig in ihrer Mitte Plag zu nehmen. Der junge Doktor hatte sich endlich gewaltsam aus seinem Grübeln aufgerafft und nach einigen weni­­gen Worten und einem innigen Händebruch von Kotte verabseiedet, bei diesem Absgiede aber versprochen, die legten Tage seines Weilens in Heidelberg so viel als thunlich in Lotte’s Gesellsshaft zuzubringen. (Fortlegung folgt.)

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