Oedenburger Zeitung, 1881. September (Jahrgang 14, nr. 105-117)

1881-09-18 / nr. 112

Somit-Eg-Iss Ssptembekszis ZIV. Sahrgang. ” DR " ME­Zi (vormals „Hedenburger Nachristen“.) Organ für Politik, Handel, Indusrie und Landwirthchaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Chr? — Beorüc­en zur Mehr” — Der Wahrheit eine Zapfe,* »-«« ««;,: -«s.-«.·.-sk..--s»s».«z,«.-«..s.«»«·«..».».ss»- «·.sp«. .»«»». in - Ep Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag ıımd Sonntag. Träm­merations-Preise: Kür Roco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 kr., Vierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­­teljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, P­ränumerations- und Infertionds­gebühren sind an die Mediaction portofrei einzusenden. ER | Adminisration, Verlag, Expedition, Redaktion: Grabenrunde Nr. 424. Neugasse Nr. 18, im 1. Stock. ANAAIAAN­HITT NT Einzelne Nummern offen &S Kreuzer. 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Gu­ckt,meine Herren u­n­d Damen­tich habe zwar diesmals n­u­r weni­g Bilder auszustellen­ und selbst diese wenigen sind m­­ehr Grau­ in Grau­ gem­alt,den­­­ die heiteren Farben sind jetzt zu­fällig den­ Tages­­chronisten­ ausgegangen­ u­n­d ersu­cht vergebens au­f sei­­ner Palette n­ach dem­­ hellen Roth der Freude und dem­ saftigen­ Grün­ der Hoffnu­n­g,jaselbst das Weiß der U­nschuld schein­t schon verschmiert zu sein und dennoch möchte er, der Tageschronist, ins­­besondere ungarische Zeitbilder entrollen ; wenn er sie sonah nicht mit dem nationalen Nothweiß­­grün umfassen kann, qua­ fos ist nicht der Maler schuld, sondern die eigentlichen Schöpfer der vaterländi­­schen Tagesgeschichte — unsere Staatsmänner — welche weder für die Freude, noch für die Hoffnung Stoff liefern und vollends nir im Lichte der Unschuld aufs gefaßt werden können. Bud, da wollen sie, die Herren Vertreter der Nation, mit dem ominösen Titel: Delegationen, das Ausgaben-Budget erhöhen, sie wollen neue N­effer auf­stellen und die Hauptleute befestigen, oder umgekehrt, ‚denn. sagen sie, wir müssen dem Auslande gegenüber gerüstet dastehen, also muß der eine Theil der Na­­tion fehten gehen, damit der Andere zu jeder Zeit fehten gehen. fand. An der That das Berittenmachen der Hauptleute und einige neue Festungen­­­bauten werden geplant. m Prinzipe läßt si gegen­ beide Absichten eigentlich nicht viel einwenden, die moderne Taktik lehrt die Nothwendigkeit, dah­au der Kompagnieführer be­­ritten sei­ und w­irklich leiten in allen andern Armeen der europäischen Staaten die Hauptleute ihre Truppe zu Pferde. Da­ unsere heutigen Festungen zumeist tief im Herzen des Landes, also dort sich befinden, wo sie eine Annäherung des Feindes nicht verhindern, während die Grenzen unseres Neides verhältnismäßig weni­­ger gefrügt sind, it ebenfalls eine Thatfahe. Sehen wir auf Frankreich, so Hat es­ sich längst eine formi­­dable Grenzbefestigung gegen Osten geschaffen. Deutsch­­land befigt einen starren, undrehbaren Weltungsgürtel gegen Welten, indem es überdreh­tet im Begriffe steht, feine Lüftenbefestigungen zu vervollständigen. Italien spottet etiwaiger Zeuroneninvasion durch das under­zwingbare Bollwerk seines ihm von Defterreich abge­tretenen Rettungsvierers. — Defterreich-Ungarn aber verschwendet „zizerlweise*, unsinnige Summen, um bald da, bald dort, bald in Galizien, bald in Dalmatien, Steine aufeinander zu thürmen und Walle aufzu­werfen, und schließlich Faun do jeder Feind, wo er nur immer will, gemüthlich über unstere Grenze marsgiren. Es ist mithin klar, daß der Meic­ekriegsminister endlich einen großartig angelegt sein sollenden Plan durchgeführt sehen möchte, welche unsere bereits bestehen­­den Festungsbauten in einen strategisch richtigen Zus­­ammenhang bringen sol; aber, gut unsere Finanz­­en Haben und drüben spielen mit­einander das sinnige Spiel, bei dem es heißt: „Hier steht’8 leer, nein! dort steht’s leer!“ Was thun ? spricht Zeus! Eine allzu ängstliche Sparsamkeit rächt sich immer rund überall. Jst wirklich — nach dem Dafürhalten der Welfen im Kriegsrathe — unsere Armee, mangelhaft organisirt und ausge­­rüstet, sind unsere Fortifikationen der Reichsgrenzen uns zureichend, dann künnen wir freil­ im Kriegsfalle auf seinen Erfolg noch io Flug ersonnener Operationen rechnen und eine einzige Niederlage Tarn­ung mehr kosten, als in zwanzig Friedensjahren durch Abstriche am Militärbudget erspart werden kann. Den schweren ehler, daß das österreichische Kriegsministerium nach Erfahrungen des Schleswig-holsteinischen Krieges 1864 nur sofort die Hinterladungsgewehre einführte, son­­dern in militärischem Zopfikum dieselben für eine Spie­ frei erklärte, hat Oösterreich im Jahre 1866 theuer bezahlen müssen. Wir wünschen nicht, daß Desterreich- Ungarn dieselben Erfahrungen machen soi, wie­­ das alte Desterreic. Aber dennoch werden unsere Delegirten in die­­sem Jahre zäher sein müssen als jemals. Die F­inanz­­lage Ungarns verträgt keine Erhöhung der gemein­­­samen Auslagen mehr, wir müssen Schulden machen, um unser Defizit zu deden, und alle Steuererhöhungen und Sparsysteme sind fruchtlos, wenn alljährlich immer mehr Millionen in das Danaiden-Tag des gemeinsamen Kriegsministeriums rollen. Eine andere Frage aber ist, ob wir nicht viel­­leicht Doch unsere Einnahmen steigern künnten und wir glauben es ginge, erstens durch Hilfeleistung, ver­­möge einer rationellen Handelspolitik und zweitens dur eine entsprechendere Besteuerung des Kapitals, des Großgrundbefiges. Suc! eine Huge Handelspolitik könnte uns vielleicht vor der Ueberschwenkung mit amerikanischen Rohprodukten und vor der Erredtung unserer I­ndustrie durch österreichische und fremdländische Erzeugnisse einiger­­maßen bewahren. Der Landwirthcchaft müßte man mäßige Schub»­zölfe gewähren und die Einfuhr von Industries Artikel noch etwas mehr erschweren, als es­ ohnedem der Fall ist. Agrarzöfle, was man dagegen auch einmenden mag, sind der inländischen V­roduktion von außen. Man fürchte nicht, daß bei Mitjahren dadurch noch mehr die Noth gesteigert werde, so schlimm ist Fein Jahr, daß nicht der Boden Ungarns den eigenen Bedarf der Landesfinder deben könnte, wenn auch vielleicht nicht immer ‚gerade mit dieser oder jener Zerealiengattung, so da mittelst des um so reicheren Ertrages irgend einer andern Bodenfrucht; und darum fan man ohne Gefahr den Heimischen Markt flingen. Es ist ein Net der Landwirthschaft von der auswärtigen Konkurrenz bewahrt zu werden, zumal der natürliche Schuß, der in der Schwierigkeit des Transportes von Maffen, ee Seuilfelon. Febien und Frieden. Eine Geschichte aus unseren Tagen. Nach wirklichen Geschehnissen mitgetheilt von dem Berfasser der „Erzählungen eines Achtundvierzigers.” Alle Rechte für den Autor vorbehalten: „Das­ nit. Wir haben leider Seine Kinder," er­­widerte Selleny ebenso leise, und do ist er mir, und nicht nur mir, sondern an meiner Gattin theurer, viel theuerer, als wäre er unser eigen Sleich und Blut. Seinem Range nach­ht der junge Mann Attache — der österreichischen Gesandtschaft am hiesigen Hofe und HEIDEN ae « ,,Wen­n ihr ju­gendlicher Begleiter ebenso edel, als schön­ ist«,m­ischte sich Kapitän Olderström in­’s Gespräch,»dan­­­ ist sein Vateriim­ ihn zu­ ben­eiden­.« ,,Füriwahr,das ist er«,an­tiwortete Sellen­y’s Gattin,,,i«n­ein­ Man­n hat von ihm­­ nicht zu­ viel gesagt.« »Aber,bem­erkte Adlershorst,der seine Tochter sind din­ Begleiter Sellei­yi’s seit eini­gen­ Minuten be­­trachte­,,,er ist doch nicht etwas zu s­im­?Ich habe­ we­­iligstens noch kein­ Wort von ihm vernom­men­.« ,,Bewahre!Er ist nur etwas schüchtern­,«ent­­gegnete Sellen­y.»Ichwei«d­enen übrigens unseren Adoptivsohn vorstellen.« Dieses gan­ze Gespräch war zw­ischen den Betreffen­­den im Flüstertone gehalten worden­. Elvira hatte,n­achdem­ ihr Onkel sich vom­ Sessel erhoben un­d dem­ Olderström­’schen­ Ehepaar zu­gewendet hatte,träumerisch,halb u­n­bewußt den­ Platz Sellen­y’s eingenom­m­en.Ihr Blick hin­g aber n­och imm­er an je­­nen des jungen Mannes, der die Hände gefaltet, sie wie in Gedanken verloren, sprachlos anstarrte. Wer wollte, wer könnte die Gefühle beschreiben, welche die Seelen dieser zwei jungen Leute in jenen Momenten Heiliger Einkehr, gegenseitigen geistigen Er­­forschens und sympathischen Erkennens durchströmten ! Ihre Geister befanden sich nur auf Erden, sie schwebten in höheren Sphären und schlürften unbewußt aus dem Born der Sympathie, den Lerbetrant der Liebe. „Meine verehrten Freunde, ich stelle ihnen hier unsern Adoptivsohn, den Herren Baron Ferdinand Leh­­mann dr. Selleny, Oberst in der österreichischen Armee und derzeitiger Militärattaché am hiesigen Hofe, vor," ertönte plöglich Selleny’s sonore Stimme. Der junge Mann fuhr ersthrecht auf und ver­beugte sich etwas Linkish gegen die Anwesenden, während Elvira, hörbar aufseufzend, gleichsam wie aus einem tiefen, tiefen Traume erwachte Und als sich das liebliche Kind nun dem jungen Manne gegenüber und Aber Blide auf sich gerichtet sah, da überzog plöglich flammende Röthe ihr Antlig. Dann aber, rasch von dem Stte­ff erhebend, flüchtete Elvira in die Arme ihres Vaters. „Meine Herrschaften", begann "Offderström, der nun, da die Erkennungsscene glücklich vorüber und die ersten Gefühlsstürme zwischen Schweiter und Bruder»­liebe in ein ruhigeres Geleite gerathen waren, sich der Pflichten des Hausherren erinnerte, und dem hievon ab» gesehen, alle sentimentalen Geschichten, wenn sie mehr als einige Minuten in Anspruch nahmen, sehr wenig Behagen einflößten — „meine Herrschaften,” begann also Diderström, es ist wohl selbstverständlich, daß Sie heute sänstlich meine Gäste sind und in Zukunft, wie ich sicher Hoffe, sich als meine lieben Hausfreunde betrachten werden, denen zu jeder Stunde die Thüre meines Hauses offen steht. — Dieser vorausgefegt, bitte ich für heute mit dem vorlieb zu nehmen, was wir nach schwedischer Sitte gerade zum Meittagsessen haben. Liebe und Freundschaft vermögen ja an das fürg­­ligste Mahl zu würzen.“ (Fortregung folgt.) (Bertießung.) » ° ı „Herr Baron, ich darf und will nit ihr Richter sein­,“ begann Dofderströms Gastfreund mit gepreßter Stimme, die aber mit jeder Sekunde an Fertigkeit ge­wann. „Sie, die fon längst dahingegangen, mögen mir verzeihen, wenn ic ihren bündig ausgesprochenen Willen nicht nachkomme. Sie haben mir, Herr Ba­­ron, eine Schwester zugeführt, die ich nie gekannt, von der ich niemals sprechen gehört; deßhald sei Ihnen ver­­geben. Sie haben aber, wie ich mich jegt erinnere, noch mehr gethan, Sie haben mich um meine Verzeihung gebeten ... . Deßhald, und um meiner Schwester willen, vergebe ich Ihnen. Hier ist meine Hand; ic habe Alles vergessen, auch jenen schriftlichen Auftrag, der mir ges WDOLDEN­ee SH will von nun an ihr wahrer Freund, Khr Sie aufrichtig liebender Schwager sein. I h werde mein Wort halten.“ Elvirens Vater reichte dem Baron die Hand, in welche dieser, tiefgerührt, die feine Legte. „Und nun,­ fuhr Wohlershorst fort, Lasfen wir die Vergangenheit ruhen und beschäftigen wir ung einzig und allein mit der Gegenwart. . . .“ „Thuen wir das,“ antwortete Selleny. „Dog wer ist jener junge Mann, der Sie be­gleitet ?*. fragte Adlershorst Teife seinen Schwager. „it das Euer Sohn ?" BE Sie ein halber Bogen Beilage und das „Sluftrirte Sonntags-Blatt“. IA

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