Oedenburger Zeitung, 1881. Oktober (Jahrgang 14, nr. 118-130)

1881-10-19 / nr. 125

Mittwoch, 19, Oftober 1881. edenb Das Blatt erfheint jeden Mittwod, Freitag und Sonntag. I35 « xränmnerationssFretsee l Adminiftration, Verlag, Bhr Roco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 kr. Vierteljährig 2 fl. 25 k., lie 1 fl. ; für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für das Dial bestimmten Eee mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infektions­­gebühren sind an die Nedaction portofrei einzusenden. IV. Jahrgang. (vormals „Oedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr’ — Betrücten zur Mehr? — Der Wahrheit eine Gasse.“ Expedition: Redaktion: Grabenrunde Nr. AA. |Neugasse Nr. 18, im A. Stock. an­nann Einzelne Nummern Kosten & Kreuzer. Nr. 125. _ mer Zeitung, EERERNETTETEE­N CET Inserate vermitteln: die Herren Hafenstein , Vogler, in Wien, Enns, Budapest sowie in den Hauptstädten Ben und der Schweiz. A. Oppelit, I., Stubenpartei 2 Wien. Heinrich Schaler, I. Wollzeile 12 Wien. Infertions-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 kr. für die wc e, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Petitzeile ev­­clusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt. Die drei Zaubermittel des Märchenprinzen. Dedenburg, 18. Oktober 1881. &8 war einmal ein Prinz, dem — weil er ein bisschen eigenwillig war und sr selbstständig machen wollte — sein königlicher Vater gram wurde, so daß er nichts mehr von ihm wissen wollte. Der arme Prinz wurde als Beträther behandelt und stand plöglic ganz allein auf der weiten Welt. Ya, sein königlicher Vater ,hleß sogar einen Bund mit einem wilden, grausamen, nordischen Kaiser, der seine Barbarenhorden in’s Land sendete und gemeinschaftlich mit den Truppen des feind­­selig gesinnten Vaters den unglücklichen Prinzen ganz unterdrücke. Aber, siehe da, im Augenblicke der höchsten Noth, nachdem der von Allen Betroffene 19 Jahre lang im Elende geschhmachtet und die schweren Ketten voll­­ständigster Abhängigkeit getragen hatte, erbarmte ei feiner eine milde Fee und beschenkte ihn mit drei Zaubermitteln. Das Eine war ein Tisch, das Zweite ein Esel und das Dritte ein Sad Wenn der Prinz seinen Tisch aufschlug und dazu sprach: „Zifhlein del’ dich“, dann — Profit die Mahl­­zeit ! — war die Tafel mit den köstlichsten Gerichten überladen ; wenn er sagte: „Efelein stred’ dich“, so ließ das dumme Thier Dufaten in schwerer Menge fallen, und wollte der Prinz von seiner dritten Feen­­gabe Gebrauch machen, so rief er Hlos: „Knüppel aus dem Sad", und ein wuchtiger Stechen fuhr heraus und prügelte so lange auf des Prinzen Um­­gebung Los, Bis diese sich wie Spreu in alle Winde zerstreute. — — — Und nun die Moral: Die un­garische Nation ist jener Prinz, der den Wunsch legte, frei und selbstständig auf seinem eigenen Gebiete zu falten und zu walten ; sein königlicher Vater, der aber 19 Jahre lang von ihm nichts hatte wissen wollen und ihn mit­ Hilfe russischer Heeresmacht unterbrüchte, ist Oesterreichs Kaiser und die wohlthätige Fee ist das zulegt immer siegreiche gute Necht. Zwei Zaubermittel hat der Prinz bereits ange­­wendet: die Nation besigt ihr eigenes Parlament und ihr eigenes Ministerium ; der grüne Tisch der Ber­rathungen, welcher immer gedect ist, bricht fast unter der Last mehr oder minder würziger Gerichte zusammen. Das gute Volk, muß sich fügen und Geld fallen lassen, so oft der Steuererofator im Namen des Prinzen ruft: „Strebt vor, Bürger“ ; und nur der Sadh ist bis jetzt, und zwar leider­ nicht in die richtige Aktion ge>­­ommen: „zirchlein ded’ dich!" Da figen sie nun an der Tafel und was kommt dabei heraus ? Worte, nichts als Worte ! In der That macht die gegenwärtige Adreßdebatte im Abgeordnetenhause den Eindruck eines Turniers, in welchem die Ritter Rüstungen aus Pappenwedel tragen und Seilfrohr statt der Lanzen gebrauchen. Es gehört ungemein viel guter Wille dazu, in all dem einen ernsten politischen Kampf zu erbliden. Das ist höchstens ein rhetorischer Kampf gegen das unheilbare Siech­­thum, welchem diese Adrekdebatte vom ersten Tage an verfallen war. Aber die Nation kann, wenn sie will, das Tischlein frisch reden lassen, und 28 wäre ein freiwilliger Irrthum, wenn man aus dem langweiligen und bedeutungslosen Charakter der Debatte den Schluß ziehen wollte, daß die Geister der Majorität von träger Apathie ergriffen seien und daß diese Apathie daher rühre, weil das ungarische Bürgerthum nun endlich doch einsieht, daß vom Mini­­sterium Tifa nicht­ zu erwarten, anderseits aber seine Möglichkeit vorhanden sei, dieses Ministerium [08 zu werden. Es, warum um Alles in der Welt sollte eine solche Möglichkeit n­ich­t vorliegen? — Wir meinen, der souveraine Prinz, die Nation, ist hinreichend stark, um eine ihr misßliebige Regierung von heute auf morgen zu Falle zu bringen! Und wir sollten ja ferner meinen, daß selbst, wenn die „unzufriedenen” Elemente der Opposition für sich allein außer Stande wären, diesen Sturz zu bewirken, sie doch sicherlich auf die Bundesgenossenschaft alles heffen, was in diesem Ab­­geordnetenhause nicht geradezu Mamelus ist, zählen könnten und daß si sehr rasch eine Schug- und Truß- Alianz zu feld löblichem Zwecke herausbilden müßte! Wenn dies trogdem nicht geschieht, so ist nur Z­weier­­lei möglich : entweder die Unzufriedenheit im ganzen Lande ernft­rt nich­t und das Gefühl des Ueberdruffes Hin­­sichtlich des Ministeriums ebensowenig ; oder aber man ist thatsächlich unzufrieden, fei e8 mit dem Ministerium im Ganzen, fei e8 mit dem Kabinettchef; nur findet man nit, daß dur den Sturz dieser Regierung auch nur das Mindeste gewonnen wäre, daß aus einem Siege der Opposition gegen die Negierung ein besseres Kabinet oder eine bessere Politik resultiren werde — und läßt daher lieber Alles’ sein, wie es ist. Wir geben, — sagt „Petter Lloyd“, —der Opposition die Wahl frei, welche der beiden Folgerungen sie accep­­tiven will, nimmt sie seine der beiden an, so hat sie selber ihre eigene Aufstellung von den Ursachen der Apathie ad absurdum geführt. Will man der Wahrheit die Ehre geben, so wird man gestehen müssen, daß die leere, gehaltlose Rede­­fluth, an welcher die gegenwärtige Adrekdebatte leidet, nicht weiter demonstrirt, als daß die gegenwärtige Adrefdebatte tödtlich langweilig ist. Soll sie durchaus auch no eine andere symptomatische Bedeu­­tung haben — nun, so ist auch diese einfach genug. Sie zeigt, das in der Majorität, und nicht allein in in dieser, sondern auch in­ den Reihen der Opposition die Erkenntniß zur Reife gediehen ist, welch zweck- und und inhaltsloses Verfahren es wäre, unter den heutigen Verhältnissen eine Adreßdebatte „im großen Style" zu celebriren. Sieht man ein, daß die Regierung von heute nichte, oder doch nur wenig taugt, so wird es hoffenl­­ich später genug Anlässe geben, das Trisclein frisch deden zu lassen. Die Regierungen, die man in einer Adresdebatte gestürzt hat, sie bestehen alle "»,O. »H. rsi Rt ».»-.­«-.-»»...««. RER R BRRERR NT RER + Bee RR: FARRIRE FREREPORE ET N TS Y Be Seuilleton. Eldan. Don Marie Angyalffy. Ihre Häuser sollen den Fremden zu Theil werden jammt von Aeceru und Weibern; denn ich will meine Hand ausflieden, spricht der Herr, über des Landes Einwohner, Serem. VI. 12. Yammer und Wehegefhrei, Seufzen und Klagen erfholt in den Straßen von Jerusalem. Eine unabseh­­bar lange Reihe von Gefangenen standen paarweise an­­einander gefesselt, bereit, auf den befehlenden Wint von Nebukadnezar’8 Kriegern ihr mit dem Blute Tausender ihrer Brüder getränktes Vaterland zu verlassen, von Geißelhieben angespornt, Ninive mit neuen Palästen und 7 Tempeln zu schmücen. Welch’ ein furchtbarer Gedanke! Sie, die ihr Herzblut vergafsen, um das Haus des Herrn, die Zierde des ganzen jüdischen Reiches, den Tempel zu Jerusalem, zu vertheidigen, das Allerheiligste, von wo der Levite die Bitten und Seufzer seines Volkes dem Allerhöchsten darbrachte, die sollten nun im Schweiße ihres A­nges fichtes daran arbeiten, Moloch, dem unersättlichen Scheus­sal, und Archera, der babylonischen Venus, sowie dem verhaßten Baal und der skandalsüchtigen Meglitta Tempel und Altäre zu bauen und vielleicht sogar mit jenen prachtvollen heiligen Gefäßen zu schmücen, welche die Zierde und den Ruhm des Tempels Salamoni’s bil­­deten, jene geheiligten Gefäße, die ehedem nur der Hohe­­priester handhabte und die jegt in Haufen auf den Wägen und Rüden der Maulesel und Kameele ihrer traurigen Beförderung harrten.­ Welchen Eindruck der Anblic der rauchenden, in Trümmern liegenden Stadt, ihrer geraubten Habe, der jauchzenden Truppen des Siegers, dessen Geduld und Tapferkeit freilich jahrelang auf eine harte Probe gestellt worden, auf die traurigen Ueberreste der Bevölkerung von Jerusalem machte, läßt sich unmöglich beschreiben. Gesenkten Hauptes, nur dann und wann einen Weheruf ausfragend, harrten sie, bis die sie gestrunfenen Feinde ihnen ein „Darf, vorwärts !“ zurufen wür­­den. Auch dieser Moment erschien, und obgleich jeder Fuß breit heimatlichen Bodens, den die unglücklichen Gefangenen verließen, eine neue Wunde in’s Herz riß, so fühlten sie doc­h andererseits eine Art Erleichterung, als die greulichen Bilder der Verwüstung nir mehr vor ihren Augen schwebten. Haft als die Ersten im Zuge schritt ein höchst und gleiches und doch zusammengehöriges Paar: der zarte Frühling und des Winters Schnee. Ein ehrwürdiger Greis mit silberweißem Bart und fahlen Haupte, aber Feuer und Leben in dem scharfen Auge, das jetzt betrübt, aber voll Ergebenheit vor si hmn blidte. Er war der Levite SYofabat. Neben ihm schritt sein Augenstern, sein einziges Gut, das ihm der, Herr gelassen, Eldaa, seine Enkelin, ein Mägdlein rei­­nen, unschuldsvollen Herzend und von märchenhafter Schönheit, wie man sie zuweilen unter den Töchtern Iraels findet. Eldaa war so viel zu jung, um den Schlag der ihr Vaterland und ihr Wolf betroffen, vollinhaltlich begreifen zu können. Sie hörte seine Klage aus des Großvaters Munde, und das war ihr genug, um wohls­gemuth in ihren winzigen Sandalen die weiche, sandige Straße zu wandeln. Nach einiger Zeit aber sah Eldna, wie ihr Großvater, der gleichfalls ihr Alles auf Erden war, da Vater und Bettern auf den Mauern Sterns jalemd verbluteten, zu zittern und seine Füße zu wanz­­fen begannen. Zu Tode erschrochen, bemerkte das junge Mägdlein, wie die Fesselm tief in des ehrunwür­digen Greifes Hände schnitten. « Wenn er hier zu­sam­menbräche,wenn sie ihn zu­­rückließen. Wenn sie nun allein fortmüßte in das frem­de Land ohne ihn. Was ist Eldna ohne ihr ein­ Großvater,was ist der alte Josabat ohne sein Tochterkind. Ein Zweiglein,vom­ Bau nie gebrochen durch den Sturmwind,das die Stätte nie mehr findet,wo es er grünt und nun vertrocknet,vergilbt,er stirbt! Eldna begann gleichfalls zu zittern,stärker noch als ihr greiser Großvater. Hilfesuchend blickte sie um­ sich,und,siehe,kaum einige Schritte hinter ihr reitet ein Befehlshaber der Assyrer,ein noch ju­nger Mann,der gar nicht so u­ner­­bittlich aussah Sie wagte es,einige Schritte,«zurückzubleiben, sah dem Assyrer treu­herzig in­’s Angesicht und bat m­it leise flehender Stimme: Herr,sei so gut,löse die Fesseln von­ meines Großvaters Hän­den,er ist alt und schwach,er wird Dir nicht entfliehen! Wie festgebannt stand der Befehlshaber der feindlichen Truppen da,verstummt unter dem­ Eindrucke des Blickes,der ihn um Erbarm­en­ au­fiet. Wer hätte diesem Blickes wohl w­iderstehen können? Zwar haben auch die babylonischen Frauen schwarze Augen,sagte sich der Krieger,aber es ist keine unter ihnen­,keine,soi­ie diese Tochter Iraels. (Fortlegun­g folgt.) een. nee ee ee 2: Wen nr

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