Oedenburger Zeitung, 1882. April (Jahrgang 15, nr. 76-100)
1882-04-20 / nr. 91
BETEN , ..«.-«-«—...-...»»...».. .-» -. £ = _Donnerstag, 20. . April 1882. XV. Jahrgang. Sedenburger Zeitung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Moffo: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Betrüchten auf Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertag folgenden Tages. en MPreife: Für Loco: a 9fl., 25 fl, Bierteljährig onenar Für Andwärts: Sanjüärig 12 dialjägrig 7 fl., Biertel- Alle für das Blatt etimimiere Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insektionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. EEE REIT NEE ET EINER Inserate vermitteln: In Wien: Safenfein BDedlen Wall- Mraffe 10, A. Oppelif, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Shhalet, ollzeile 12, ir bu ®, "Seilerstätte 2, M. Dates, ı. Rie- ET 12, In ®eit: Saulus Sy. Dorotheagasse 11, 2eoang, Offenaptan 3, U. B. Goldberger, Servitenplaß 5 Infersions- Gebühren: 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zweis, 15 Tr. für die Dreis, 20 fr. für die bierfaltige und 25 fr. für die dur: Laufende Bettzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 Bei mehrmaliger Einshhaltung bedeutender Mabatt, Administration, Deriag und Inseratenaufnahme: Buchtrukerei, Rommwalter & Sohn, Grabenemde IM, KETO Einzelne Rummern kosten 5 Kreyer. u 91. — Die Donaufrage, Dedenburg, 19. April 1882. Wir haben bereits unsern geehrten Xefern zur Kenntniß gebracht, daß Graf Wolfenstein’s Abmachungen mit der französischen Republic behufs endgültiger Lösung der Donaufrage so weit gediehen seien, daß schon demnächst die Donaukommission zu einer außerordentlichen Session zusammentreten und die Verträge abschließen kann. Das „N. B. %.“ findet indes, das Graf Wolfensteins Vermittlungsoperat, welche die Regelung des Donauschifffahrtverkehrs zum Gegenstande hat, wohl den Untreffen Frankreichs, keineswegs aber jenen von Oesterreich-Ungarn zusagt. Oesterreich- Ungarn liefere mit seiner Zustimmung an den jetzt zur Vorlage reifenden Projekte für alle Zukunft die Waffe aus, mittelst deren es fi günstigere Bedingungen für seinen Handel an der untern Donau erkämpfen hätte sollen. Die Leichtfertigkeit eines Augenblicks rät sich wieder einmal für eine Emigfeit. Ihre ganze Aufmerksamkeit auf Bosnien richtend, vergaßen unsere Bevollmächtigten auf den Berliner Kongreß, den auf die Donaustrede: Eisernes Thor-Galag bezüglichen Artikel 55 des Friedensvertrages prägie zu stilifiren, so daß die beabsichtigte Festlegung, das die Schifffahrt auf jener Strecke durch eine Uferstaaten- Kommission zu überwachen sei, aus dem Artikel nicht heraus zu lesen ist. Auf dem Kongreß hätte Niemand dem Einschalten solcher Bestimmung widersprochen, in der europäischen Donaukommission aber nahm Normänien aus der Lade im Artikel 55 das Ned ber, das von drei Großmächten unterstügte Apantprojet zu Falle zu bringen. Barrere’s Projekt läßt unserer Monarchie nur den Vorfig in der Uferstaaten-ommission und nimmt ihr die dirimirende Stimme, mittelst deren wir, falls wir Serbien für unsere Anträge gewinnen, die Majorität verlangt hätten. Dagegen wird die Uferstaaten-Kommission durch ein Mitglied der europäischen Donaukommission verstärkt und diesem Delegirten die Entscheidung in Streitigkeiten zwischen den Kommissären der Uferstaaten übertragen. Da die Mächte, deren Kommissäre als Schiedsritter fungiren sollen, emnpfander nach dem Alphabet der französischen Staatsnamen folgen sollen, elfo erst Deutschland und darauf Oesterreich-Ungarn an die Reihe käme, Ich würde sich der günstige Umstand ergeben, daß während der beiden ersten Jahre Oesterreich-Ungarn thatsächlich ein dirimirendes Votum abgeben Fünfte — vorausgefegt, was so gut wie sicher, daß nämlich Deutschland unsere Interessen füge, als wären sie die feinigen. Aber die Donau hört doch nicht nach zwei Jahren zu fließen auf, und Staatsmänner sollen über den nächsten Augenbli hinweg denken. Später fällt die Entscheidung an England, an Rußland, und auch R Rumänien wird einmal in der Uferstaaten-Kommission doppelt vertreten sein. Wie wird es dann um die Wahrung unserer OBERE Spatereffen auf der unteren Donau stehen ? Die bedenklichste Seite des Barrere’schen Vorsschlages jedoch ist, das Oesterreich-Ungarn dur s eine Zustimmung zu demselben auch seine Zustimmung zur Fortdauer der europäischen Donaukommission gibt. Dank der Wirksamkeit der Legieren, können England, Frankreich und Nurland ihre Waaren auf Seeschiffen bis Gulag senden und, Danf dem wohlfeilen Seetransport, unserem Exsport Schritt für Schritt den rumänischen Markt einengen, auf welchem wir früher alleinherrschend gewesen sind. Unser Autoreffe gebietet, daß wir die verlorene Position wieder erobern oder da die westeuropäischen Exporteure zwingen, die ungeheuren Waarenmaffen auf unserer Donau und unseren Eisenbahnen transportiren zu lassen. Yett verzichtet unsere Diplomatie nicht nur auf dieses Unterfangen, sie gibt auch die Möglichkeit preis, mittelst der Drohung, die Sulina-Kommission zu sprengen, unserer Monarchie eine günstige Stellung in der Inferstaaten- Kommission zu sichern. Alle Kraft wird für Bosnien angestrengt, das Millionen und über Millionen verschlingt , wo es jedoch gilt, dienteressen der erwerbenden Klassen zu retten und diese zur Leistung der riesigen Opfer für Bosnien zu befähigen, da beugt man sich am Ballplage den BVorschlägen der Westmächte, deren Antereffen der unserigen diametral entgegengesetze sind. Ein immerhin möglicher Monolog. Wien, 18. April 1882. (H. F.) „Herr Gott, ich danke Dir, daß ich nicht so bin, wie jener Zöllner und Sünder!“ könnte wohl unser so standhaft seine Wege wandelnder, niemals von „Achtundvierziger- Schmerzen“ ergriffen gewesener, aber auch niemals um Hofgunst buhlen gegangener ungarischer Ministerpremier, nämlich Erzellenz, Tißa, gegenwärtig ausrufen, wenn er in seinen nächtlichen oder sonstigen Freistunden die Projekte und Schritte seines ministeriellen Kollegen im nachbarlichen Oesterreich vor seinem Geiste vorüberziehen läßt. „IH traten — (so fönnte Herr von Tifa Gnaden in seinem Deonologe fortfahren) — „seit Beginn meiner präsidentischen Ministerschaft dahin, alle plebejtschen Staubgebornen des heiligen untheilbaren Königreichs Ungarn mit gleicher Steuerliebe zu umfangen; Magyaren wie Deutsche, Kroaten wie Serben, Walachen (pardon, Romanen!) wie „Berliner Schulverein“ anhangende oder gegen diesen protestirende „Schwaben“, Römischkatholische wie Griechisch-Unirte und Nichtmirte, alviner wie Lutheraner, Orthodore wie Reformjuden, Altkatholiken wie freigeisternde Nongeaner, Betbrüder wie Atdeiften und Mohamedaner, Alle, Alle find mir ur ‚Seuilfelon. Hilf, was Helfen Rann. Dluette von J. M. in einer der Hauptstraßen der ebenso guten, als großen und alten Provinzialhauptstadt B—. betrieb Herr Heinrich Hofberg eines der schwunghaftesten Rapiergeschäfte. Alle Schüler der verschiedenen Lehranstalten drängten sich danach, bei ihm ihre Schreibhefte zu faufen, denn so schön mallroth eingebunden wie dort waren sie nirgends wieder zu haben. Als Emballage für Stahlfedern, und wenn man sie auch nur halb Jugendweise entnahm, gab es immer ein kleines niedliches Schächtelchen, was bekanntlich auf ein empfängliches Knabengemüth nie ohne tiefer Wirkung bleibt. kamen von Zeit zu Zeit einen sonst nicht [og zu werdenden Ladenhüter, z. B. einen Bleistiftspiter von fragewürdiger Verwendbarkeit, oder einen abenteuerlichen Federhalter zum Zeichen besonderer Gunst als Geschenk. Dean sieht hieraus, daß Herr Hofberg, wie man sagt, da rauf zu laufen wußte. Sein Geschäft florirte in Folge dessen ganz außerordentlich, aber mit dem Neichwerden ging es bei dem selbstverständlich nur geringen Nußen, mit dem gearbeitet werden mußte, ziemlich langsam vorwärts, Was Wunder, wenn Herr Hofberg unablässig nachgrübelte, wie er etwas schneller zu der heutzutage jedem anständigen Menschen unentbehrlichen und zur Bertreitung der allernothwendigsten Lebensbedürfnisse kaum ausreichenden, lumpigen Million gelangen könne! Er betrieb deshalb alle möglichen, einen Nagen versprechenden Nebengeschäfte, in deren Auffindung er geradezu unerschöpflic war. Da war ihm denn schon seit längerer Zeit ein junger Mensch aufgefallen, der Tag für Tag zu allen Stunden an seinem Laden vorbeischlenderte, an seinem Schaufenster stehen blieb und daselbst immer und immer dieson tausendmal begabten Raritäten in Augenschein nahm, die darin ausgestellt waren. Der junge Mensch sah in jeder Beziehung sehr reduzirt aus, blaß und elend im &efit, schäbig in der Kleidung Schwach auf den Beinen. Augenscheinlich hatte er seine Beschäftigung und litt Mangel. Darauf baute Herr Hofberg seinen einer gewissen Genialität untermangelnden an. Eines Tages, als er den jungen Mann wieder müßig vorübergehen sah, ließ er ihn im feinen Laden rufen. Er nahm ihn alsdann in sein abseits gelegenes Privatsomptoir und stellte folgendes Eramen mit ihm an: ja geht es wohl sehr schlecht ?* „ah ja!“ „Sie flößen mir Antereffe ein. — Wie heißen Sie ?" „Robin,“ „Wovon leben Sie ?“ „Meine Verwandten lasfen mir Hin und wieder eine särgliche Unterfrügung zusommen.“ „Haben Sie irgend einen organischen Fehler, ein Herzleiden oder vergleichen ?“, „Nein, ich bin Feingesund und sehe nur so schlecht aus, weil ich nichts zu effen Habe.“ „Wieso, haben Sie feine Beschäftigung ?" „Ich finde Feine, die mir zusagt.“ „So, so! Was würden Sie wohl sagen, wenn ich Ihnen proponirte, in mein Geschäft einzutreten ?“ „Ich — ja leider — Ührer Brande ist mir vollständig fremd und — —" E83 war dem braven Robin offenbar unangenehm, daß ihm diese Offerte gemacht wurde. Herr Hofberg hatte aber ein feines Verständnis für feine Strupel. Er antwortete also : „Das thut nichts. Sie sollen auch bei mir nicht hinter dem Ladentisch stehen, sondern ihre Beschäftigung sol sein, den ganzen Tag, so lange es Ahnen beliebt, durch die Straßen zu bummeln, fi die Scaufenster meiner Konkurrenten anzusehen und mir abends zu berichten, was ne dabei Neues aufgefallen ist. — Würden Sie das ohne allzu großer Anstrengung wohl leisten können 2 ‚Ich denke, ja.“ „Ich engagire Sie vorläufig auf einen Mosnat. Als Salah empfangen Sie erstens sofort einen neuen eleganten Anzug, zweitens vollständig freie Station in meinem Hause, inklusive Wein und Zigarren, und dritten zwanzig Thaler baar. Sind Sie zufrieden 2 (Fortlegung folgt.) Ständige Kunden bei Pla liche PRn ae 202 RE “ 3 En re er Bi re ee y Ai R zu Pr Tr EN RE A Mar Ba EN 0 MRS Be Fra Hefe MAC BD en LT NE Re FERN REN N ER ER: ,»....,,.» —-I.»"-’» . «.«.. . ·-» ,H. kin Te zit ER are ee vs a RN - « «.»« u he NT 7. . .»-.»«-...·-« a fr OHR SE A a -... .»..».»N«-,«««k«··.«,,. MINE ..RER Na a TR