Oedenburger Zeitung, 1882. Mai (Jahrgang 15, nr. 101-123)

1882-05-23 / nr. 118

Lienflag,23.gaai 1882. Az. 118. ze —— XV.Zatyrgang. (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Indusrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Bericc­en zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Sedenburger Zeitung, von Insecten,Pränumerativ­nsi und Inserionsgebühren und an die Redaktion portofrei einzusenden. Das Blatt a täglich, mit Ausnahme des auf einen eins oder Feiertag folgenden Tages. Prämumterations-Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 ff., Halbjähris 5 ff., Bierteljährig . »nur . Fir Muswärts: Ganz­jährig De A­pelbjährig 7 fl., Biertels jährig . Allesne das Blatt bestimmtes­ ebenen,mit Aasname Adminitention, Beriog und Inferatenaufnahme: | =­ Buchdrukerei­­, Nommwalter , Sohn, Grabenrunde 121, WE Einzelne Nummern offen 5 Kreuer. u Leop. Inferate vermitteln: In Wien: Defeta & Bogler, Wall­­fischgasse 10, A. Oppelik, 1, Stubenbastei 2, Heinrich Scales, ollzeile 12, K­­anal Seilerstätte 2, M. Dufes, ı., Ries»­mergasse 12, In­­ Budapest: Saulus Gy. Bene IE­ang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag 3. Infersions:Sebüßren: 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zweis, 15 Fr. file die dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. it die Ve Betitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Eine Zodtenfeier und ein Heft der lebendigen. Debenburg, 22. Mai 1882. Während wir hier in Deden­burg an dem Strange des ewigen Einerleiß gefesselt, die breit­­getretene Yahrstraße der Alltäglichkeit im behäbigen „Hundstraberl“ dahinziehen, feiert man in nicht allzu großer Entfernung von ung­restivitäten, die gleichsam historische Denkmale für alle Zeiten schaf­­fen und auf welche wir wenigstens den Tubus der Aufmerksamkeit, wie ihn uns die Journale in die Hand legen, richten wollen. Von sonnigen Stalten, dort wo im Jahre 1866 das leste ungarische Blut dafür getroffen ist, daß wir dem Besige dieses herrlichen Landes für immer enttragen durften; dort ging es vor dreiundzwanzig Jahren gar stürmisch zu. Nicht der Mai goß seine weißen Blüthen auf die erwacende Erde, sondern mit ihrem Blute tränften unsere braven Truppen die roth gewordenen Schollen. Auf dem grünen Plane von Montebello ern blühten allgemah purpurne Rosen, aber nicht der Thau des Himmels, sondern der Lebenssall der Menschen hatte den Rasen befeuchtet. An derselben Stelle, an der 59 Jahre früher die Vorhut Na­­poleons unter Yannes den ZML. Ott geschlagen hatte, waren Desterreicher und Ungarn mit Franco- Piemontesen wieder zusammengestoßen. Getreu dem Elausewig’schen Wort, daß wenn ein Feldherr nit weiß, was er anfangen sol, er eine große Nefo­­gnoszirung verfügt, hatte Oraf Oyulai den General Stadion mit einer Elites-Truppe vefognosziren ger­ehh­t. Bei Montebello stiegen die Unteren auf den Feind. Es war die französische Division Forey. Der Feind wurde, fast unter offizieller General­­stabsbericht, zur Entfaltung seiner Streitkräfte ge­zwungen. In diesem Sinne telegrafirte ZZM. Gyulai an den Kaiser. Das Resultat wurde mit dem rostbaren Blute von mehreren hundert Mann bezahlt. Parallel mit dem Infanteriegefechte und dem Kampfe in den Strafen von Montebello ging ein Reitergefehl. Haller-Husaren schlugen sich mit Savoia stand­erd. Oesterreichisches, ungarisches, fran­­zösisches, italienisches Blut floß durcheinander. Iu der Einnerung an dieses denkwürdige Er­­eigniß feierte man daselbst soeben ein Todtenfest. Da, ein ergreifendes Schauspiel vollzog fs vorgestern auf der blutigen Wahlstätte von Montes bello. Derselbe Gedanke der Pietät nämlich, der die Leichen der auf den Schlachtfeldern von Sol­­ferino und San Martino Gefallenen liebevoll ges­­ammelt und im großen gemeinscaftlichen Grabe zur Mühe gebettet, hat auch dafür Sorge getragen, daß die Todten von Montebello, die, die damals ihr Leben daran festen, damit Italien frei werde von den Alpen bis zur Adria, und die, welche sterben mußten, damit dies womöglich nicht geschehe, eine würdige, gemeinsame Nuhdestätte finden. Ein Ossario, ein Beinhaus, glei­chen zweien, die si unfern der Ufer des Mincio erheben, ist auch bei Montebello errichtet worden. Soeben wurde es feierlich inaugurirt, österreichisch-ungarische Offiziere horchten mit auf, als erhebende Worte der Er­­innerung von den Lippen der Nedner flogen, und wenn wo in der Brust irgend eines Lebenden der alte Groll nit gänzlich dahingeschwunden sein sollte, der Anblick des gemeinsamen Grades wird ihn wohl für immer vergehen machen. Heute steht nichts mehr zwischen Oesterreich und Italien, was die beiden Völker trennen oder zu Feinden machen könnte. Jeder Besonnene auf der Halbinsel wird die Grenzen unseres Reiches vespertigen, er weiß auch, daß uns nichts ferner liegt, als Italien in seiner Entwicklung stören zu wollen. Niemand bei uns denkt an Neuindisationen, weder den Papst noch den König beider Sizilien wollen wir vestau­­­tiven. Nichts erscheint uns denkbar, als ein edler Wettstreit der beiden Völker auf den Gebieten der menschlichen Kultur. Ebenso wie in Montebello die Todten gleich­­sam wieder erstanden sind, allerdings nur in der Nacherinnerung der Ueberlebenden, so scheint de J­ung in Ungarn ein politisch todt­geglaubter, nun auf einmal zu frü­hem Leben erwacht zu sein. Man nennt nämlich unter den vielen präsumtiven Nachfolgern Szlavy’s regt auch den, längst polis­tisch verholfen gewesenen, Grafen Anton Szecsen, der dem Grabe der Vergessenheit entsteigt, um bei uns eine hochwichtige Rolle zu übernehmen. Nichts Geringeres als das B­ortefeuille der Neidhsfinanzen lockt seinen wieder erwachen Thatendrang. Er will fortfegen, wa­s Szlapy uns vollendet gelassen hat, er — der sonst so ruhesame Graf — an den Niemand gedacht hat und der vielleicht selber die hohe Verantwortlicheit kaum überdenkt, die er auf seine Schultern zu nehmen im Begriffe steht. Zreilich, die diplomatische Weich­­heit, welche uns gewöhnlichen Sterblichen unbes­treiflich erscheint, hatte er längst mit Löffeln ge­­gessen, aber wir haben noch nicht vergessen, daß derselbe Graf Sz6c8en eines der hervor­­ragendsten Mitglieder jener altkonservativen Schule ist, welche sich Ungarn als selbstständigen Staat nicht denken können und unser Heil nur im Schatten der Wiener Politik suhen. Für die Wiener freilich dürfte ein solcher Ungar erwünscht sein. Die Bosniaken künnen sich freuen. Der neue gemeinsame Finanzminister ist ein feingebildeter Stilist, der bes veits eine ganze Reihe gelehrter literarischer Ab­­handlungen geschrieben und auf eigene Kosten her­­ausgegeben hat; nun wird er wunderbare bosnische Verordnungen herausgeben — diesmal leider auf unsere Kosten. BREI ür Jenisfelon. Das Safdlingssymbol. Eine heitere Geschichte von M. v. Angyalffy. (Bortfegung.) &o, sagte der Nittmeister, verzeihen Sie mir mein Fräulein, aber ein geradsinniger, schlichter Mensch kann über solche Winterzüge fuchstenfeld­­wild werden. Daß diese Sophistereien jeden Haltes entbehren, können Sie si selbst beweisen, wenn Sie sich die Mühe nehmen wollen derartige Ten­­denzen auf den Kopf zu stellen. Da könnte man ja auch mit Fug und Nest sagen: € 8 ist verdienstvoller unbescheiden zu sein und nach dem ersten Plage zu traten, denn man resignirt dadurch auf das Lob und den Lohn für die Bescheidenheit ! Nein mein Fräulein, so entkommen Sie mir nicht ! Ich habe Ahr Wort, daß Sie mich anhören wollen und ich will an zu Ende kommen ! Die Einladung zum lebendig Begraben werden ist an Sie ergangen, woher, das wollen wir jegt nit genauer untersuhhen. Aber Sie dürfen auch dem Rufe, der von anderer Seite an Sie ergeht, "Ahr Ohr nicht verschießen, e­s lege’ Ihnen, liebe Eva, mein Herz, meine Hand, meine ganze Zukunft zu Zügen. Aber vor Ablauf Ihres Probejahres will ich Sie zu meiner entscheidenden Antwort drängen. Sie mögen immerhin mit Ihren Lehrerinen und Erzieherinen korrespondiren, aber auch ich werde in ihrer Nähe sein und um den kostbaren Preis tapfer kämpfen. X und Ahre liebe Mutter, wir wollen un­­verdroffen an ihr liebes Herzen pochen. Wenn si sein einziges Hinterthürden für uns öffnet, dann wollen wir versuchen zu glauben, daß es wirklich mit ihrem Berufe sein Bewandlung habe. Nun, das muß Jeder gestehen, sagte Frau Lindhuber, da Sie sich rechtshaffen das Wort ge­redet haben. Aber ich, ich bin nun so übel daran, wie ehemals. Denn wenn mein Töchterchen auch nah» gibt und irem Mathe folgt, was habe ich davon ? Nichts ! Aber meine liebste Frau Lindhuber, sagte­ Steinmeg lachend, wen möchten Sie denn, alle Bar­­teilichkeit bei Seite, Ihren Schat doch lieber anver­­trauen, mir, oder dem Kloster ? Wenn er denn schon sein muß, daß ich durch­­falle, dann möchte ich mein Kind doc lieber in den Armen eines Liebenden Gatten sehen als — — Mutter, fuhr Eva in halb ärgerlichem, halb bittendem Done tazwischen, wie kannst Du nur so spreen ! Ohne mich zu fragen, verhandeln, ver­­scheinen, oder wie ich nur schnell sagen sol! Dabei warf sie dem Nittmeister einen fohmollenden Blick zu, den Dieter mit einem innig liebevollen erwi­­derte. Fräulein Eva, sagte der Nittmeister, ‚indem er beide Hände des anmuthigen Geschöpfes ergriff, ich und Ihre Mutter, wir werden Beide Wort hal­­ten. Vor heute über ein Jahr for sein Wort fallen zwischen uns über dieses Thema, ausgenommen den Fall, daß Sie es selbst berühren. Aber wenn Sie ja ein beglühendes Wörtchen für mich auf den Lippen Haben, daıtı lassen Sie si doch seine falsche Scham abhalten, es auszus­­prechen. Ob Sie meine Bitte erhören oder verwerfen, Ihr treuer, aufrichtiger Freund bleibe ich immer. Aber eines müssen Sie mir erlauben, nämlich, Sie zuweilen sehen zu dürfen. Und nun moch Eines, damit wir endgültig in’s eine fommen. Es könnte diese Erklärung vielleicht Einfluß auf Ihren Ents­chluß haben. Wenn ihr Entschluß zu meinem Gunsten aus­­fallen sollte, o wenden Sie Ihr liebes Gesicht nicht ab von mir. — — dann, theure Eva, hänge ich den B­riestermantel des Mars an den Nagel und Huldige fortan der sanften Zeres. Er ist Son längst meines Baters Wunsch gewesen, daß ich sein Gut übernehme. Er sehnt sich nach Nuhe, da aber meine gute Meutter leider todt ist, so konnte ich ihm bisher seinen Wunsch nicht erfüllen, denn als Junggeselle Landwirthschaft zu betreiben, das wäre denn doch zu viel verlangt. Da könnte dann euch leicht Rath werden, daß die Mutter von der Tochter und die Tochter von der Mutter sich nit zu trennen brauchen. (Fortlegung folgt.) Se ee ie a A .. eu it It a? in a BE Ber NEE is Bit es a % FE * a ; Ä Be a 4 NY

Next