Oedenburger Zeitung, 1882. Juni (Jahrgang 15, nr. 126-148)

1882-06-03 / nr. 127

ee WERNE Samstag, 3. Juni 1882. XV. Jahrgang. Mr. 127. . (vormals „Oedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortiepritt zur Ehr’ — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Ledenburger Reifung, deiniflration,Verlag und Inserationaufnahme Huchim­ükttkiC.Rymwalter,Sphty Graheur undtm F Einzelne KammernkostenäzreuzmU Das Blatt ersceint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., BVierteljährig 2­5 Yin E tr., nenat ie 1 fl. ro Für Auswärts: Ganzjährig 12 A Halbjägrig 7 fl., Biertel­­jährig 3 . l­lle für das Blatt bestimmte Sendungen,mit Ausnahme von Inseratety Pränumerations-und Insertionsgebühren,sind an die Reduktion portofrei einzusendem Jusantevemittelm so wie manstec--Bosterssu­s sischqssezo,s.Opp-cit-.,Styve»i-seiniichdinter.­­.,puzeakx2,N·M«,S­itekstuttuAway-»ste­­mergafse 12. In Buch 2: Saulus Sy. Dorotheagasse 11, Leop. Yang, Giselaplag 3, A. VB, Goldberger, Servitenplag 3, Insertions:Gebühren: 5 Er. fü­r die eins, 10 Er. für die zweis, 15 Er. für die drei­, 20 fr. für die REERGE und 25 kr. für die N Sigg Petitzeile erclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt, TER was die Welt dazu sagt. Dedenburg, 2. Juni 1882. Die Menschen im Allgemeinen und die Klei­­nen Geister insbesondere, fast wo mehr aber als diese Letteren, die sogenannten „großen Männer kleiner Städte”, das sind näm­­li jene Leute, die duch ihr Vermögen ein gewißes Ansehen über ihre Mitbürger in der Kleinen Pro­­vinzstadt, in der sie leben, behaupten, und sich darum für wichtig, ja für etwas ganz besonders „NRech­­te zu dürfen“, weil man ihnen daheim ehrerbietige Krapfüge macht, obgleich sie bloß drei Meilen weit von ihrer Vaterstadt kein Mensch mehr kennt, diese ganz besonders sind enorm empfindlich für das „was die Welt dazu sagt“. Sie stellen si zwar an, als ob sich weit über dem öffentlichen Urtheile stünden, sie geberden si al ® wäre die Stimme ihres eigenen Gewissens ihnen der einzige berufene Richter über ihre Handlungen und Ges­­tionen, allein dieß ist einfach nicht wahr! sie besigen vielmehr die subtilste Haut und wer ihnen nur ganz leise darüber Hinfährt, denn haffen und schmähen, verdächtigen und verfolgen sie, denn er hat ihren eingebildeten „Ni­mbus“ verbunfelt, er hat das Piedertal, was sie sich der eitle Prah­­lerei und falsche Großmut errichtet haben, erschüt­­tert, so das er nicht mehr haltbar ist und sie da­­raus nicht mehr über die Köpfe von Krethi und Plethi hinweg ragen können. Das aber ist ein todts­würdiges Verbrechen, die großen Männer kleiner Städte zu diffreditiren und sie in die Lage zu bringen wie der Erstbefte in den Mund der Leute genommen zu werden, so daß auch sie (die vorher Unantastbaren) sich bei ihrem Thun und Treiben gefallen lassen müssen, was die Welt dazu sagt. Und fürwahr. Das „was wird die Welt sagen, ist al! einer der furchtbarsten Tyrannen, vor denen je eigenliebende Naturen ihr sonst so stolz getragene Haupt gebeugt haben. In tausend und über tausend Fällen hat er sogar den wirklich gesunden Beistand aus dem Felde ge­­schlagen, das natürlige Gefühl übertäubt und bis­­weilen nicht wieder gut zu machendes Unheil ver­­schuldet. Inzwischen ist es jedoch ein eklatanter Beweis menschlicher Schwäche, daß wir uns weit mehr um das kümmern, was man von uns hält, als um das, was wir that fächlich sind. Die Furt vor dem U­rtheile der Menge hat wohl überall und immer einen großen Theil der Menschheit unter­­jocht; in einer waschlevigen Zeit wie die heutige aber, die zur Selbstbespiegelung iit Meuße findet und der innern Einkehr abgeneigt ist, mußte fi dieser dem Nachah­nungstriebe starr verwandte Zug begreiflicherweise bis zum Aeußersten steigern. Die öffentliche Meinung, der unerbittlice, gefühllose Kritiker, dem wir mitunte­r auch unsere reinsten Empfindungen, die aus unserem innersten Sein aufquellenden Impulse selbstmörderisch Bein opfern, vergilt und belohnt diese Opfer nie, sie ist eines jener Schemen, das wir mit unserem besten Herz­blut großgesäugt haben, bis er eine Macht über ung ward, die oft eben in den wictigsten Momen­­ten in unser Leben eingreift. Und doch wie noth­­wendig, wie unendlich heilsam ist die richtende Stimme der Welt! Wie weit Fimnen wir, wenn Sieber thun dürfte, was er wollte, jeder alle Diejenigen unges­­traft m­ehren dürfte, die jämmerlich genug sind für einen Fordialen Händebruch, ein freundliches Lächeln, einen gnädigen Gruß gewisser großer Herrn kleiner Städte ihre Ueber­­zeugung feil zu bieten! &8 leben leider groß der vernichtenden Betas der Welt immer noch ge­nug servile Speichelleder und wohldienerische Krea­­turen unter ung, welche durch ihre blöde Kriecherei und selbstsüchtige, also da nur [chein­­bare Demuth die Arroganz und Weberhebung jener reichen Hohltöpfe nähren, deren ganzes­ Ber­­dienst darin­ liegt, daß ihnen ihre Väter Kapital hinterlassen und sie dann Leichtgläubige gefunden haben, bei denen sie durch vom blinden Glüde be­­günstigte „Geriebenheit“ im Gescäftsverkehr, ihren „Schnitt“ machen konnten. ‘et aber, weil sie im NMobre figen und also Pfeifen schneiden können, sich einbilden das Alles auchßfo tanzen müsse, wie sie pfeifen. Wohlan! sie haben ja recht, die Gönner, Wohlthäter und intellektuellen Reiter ihrer Stadt zu spielen, sobald sie käufliche oder dumme Seelen finden, die an ihre Leber»­legenheit glauben und sich von ihnen regieren lassen. Was aber die Welt dazu sagt, das müssen sie da anhören und 6 klingen ihnen oft die Ohren ganz furios davon. So ist im Privat-, form politis­chen Leben. Standal rufen die gesinnungstreuen Blätter (also die Organe der Oeffendligkeit) sobald das unnöthige Gewäfh im Parlamente, wofür die ungarische Nation alle Tage 2620 fl. zahlen muß, niemals zu etwas Andern führt, als zur Bewilli­­gung der Ti­a’schen Vorlagen, die immer auf Eines nur hinaus laufen, das nämlich der arme Mann sich an den Steuern verblute, die für den Reihen dagegen so bemessen sind, daß er sie gar nicht spürt. Standal­ ja, das ist die wahre Bezeich­­nung für die Leistungen eines Albert Nemeth, der seinen Mund voll nimmt, um unbewiesene An­­lagen in die Welt zu schleudern, für welche er in und außerhalb des Parlamentes in jeder beliebigen Weise einzutreten sich bereit erklärt, und dann, al­ er von Demjenigen, dessen Ehre er beleidigt, zur Seuilleton. Aus Hedenburgs Vergangen­heit. (Prozeß Teiml-Ebner wegen Brandlegung.) (Fortlegung.) Tarent befennet auch, daß er gehört, wie der E. den anderen Tag darauf zu seinem Weib­­er sagt : Du hast Dir geholfen, Du wirst getöpft und verbrennt werden ; worauf die E. geantwortet, nun das wäre schon m­ehr, wann sie mir deswegen was thäten,­ worauf er, Ebner, erwiderte, o Narr, wann Du sterben mußt, so heirathe ich Deine Toter. Der blinde Spetit8 aber sagte, das ganze Examen kann umgeschliffen werden, wann anfangt’s zu laugnen. Die verfluchten Kerl können schreiben, was sie wollen, das Papier ist geduldig. Endlich fat­rt Zeuge an, daß als selber vor 4 oder 5 Tagen der T. zu Effen gebracht, hatte felbige gesagt, das ist das jete Effen. Al nun latent gefragt, warum ? so geantwortet; Der Herr will mir nichts sagen, ich weiß schon und ich hab fon veden gehört, daß ich ausgefegt werde. Jr Gottesnamen, wann’s der alten Canaille nichts thun und laffen’s etwan aus, und wir werden’s mein Handl voll Blut wegnehmen, werd ich sie am jüngsten Tag verklagen. So viel aus den Verhörsprotokollen. Es ist hier nur der Ort und der Raum, die ganzen Protokolle und Akten, wie sie die sukzessive Dar­­legung des Beweismaterials fordern würde, anzu­­führen, es war nur der Zweck dasjenige aus den Berhersprotokollen zu entnehmen, was geeignet ist die damaligen Gepflogenheiten zu charakterisiren. Den beiden Angeklagten wurde ein Vert­eidiger zugetheilt. Die Anklage führte der städtische Fiscal Gabriel, die Vertheidigung Advokat Neuhold. Das Urtheil lautete auf Todesstrafe durch das Schwert und Verbrennung der Reihen. Dieses Urtheil wird im Conterte als darum so mild ausgefallen erklärt, weil Fein großer Schaden ge­­schehen ist, und weil die Ebner in der Tortur so viel ausgestanden hat. Hier lassen wir diese, am 29. November 1765 an beiden Berufiheilten voll­­zogenen milden Urtheile wörtlich folgen: „Delinquentin Barbara Ebnerin von Rednik aus dem Eisenburger Komitate gebürtig, 42 Jahre alt. Fath., dermalige Inwohnerin allhier, hat in dem mit hr vorgehabten V­erhör wiederholtermaßen berennet, daß sie wegen Legung des in den Holz­­stoß im Haugenbergischen Mayerhof aufgegangenen Feuers, Sonntage zuvor als den 19. May mit Barbara Teimlin vorläufige Unterredung gepflo­­gen und als Delinquentin den 21. gleichgedachten Monats­tay auf den Abend gegen halber acht Uhr aus der Weingartsarbeit­ naher Hause ge­nommen und die Zeimlin aus Delinquentin ihrer Kugel mit denen feurigen Kohlen kommen und mit denenselben zu den Schnitterhaufen gehend ge­­sehen, sie derselben nachgefolget und dahin auf der Termlin Verlangen ein feurig oder glühende Wein­­stod-Wurzel oder Murer­ nachgebracht habe ; wegen wein fündlichen Unternehmen besonders da Delin­­quentin durch den nachgebrachten Brand in Die Legung des vorläufig abgewendeten Feuers „nicht nur werfthätig gewilligt, sondern an daß’ foldes desto Leichter in Flammen aufgegangen, befördert, und mitgewirfet, dieselbe mit weit größerer Straffe beleget zu werden verdienet hätte, indessen will­ man in Ermwägung des langwierig in evgsten ausge­standenen Arrestes und in der Xortur erlittenen Schm ergens, dann anderer Mehr in den wider sie, Deliquentin, erregten Prozeß, angeführten Be­­wegungsgründen, nicht Minder in Ansehung auch dessen, dag fot­banes Feuer ohne gros­­sen Schaden bald gelöihet worden, ihre Bestraffung dahin vermildern, daß Delinquentin nach der Carpzowi’schen 38. Frag im 1. theill am 8., 9. und 15. paragraphis, wie­ nicht minder nach Vorschrifft des 11. Artikels 1723- ger Jahres, mit dem S hwerdt vom Leben zum Todt hingerichtet, ihr enthaupt und entfeelter Körper aber verbrennet werden solle; Ihr zwar zur wohlverdienten Straf, Andern aber zum Abshen und Krempel und dieses von N Rechtswegen. Gott seye ihrer armen Seele gnädig und barmh­erzig. (Fortfegung folgt.) ER hi, ,­­Dr­a Se­r «­ . l­u­n­gen DEU ROLE FE­RT EN CJ« TH-.

Next