Oedenburger Zeitung, 1882. Oktober (Jahrgang 15, nr. 226-251)

1882-10-19 / nr. 241

­ YounerstangJ Oktober 1882 szabraang Ar. 241. Oedenburger Zeitung. (H vormals „Oedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehe? — Betrachten auf Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Administration, erlag und Inseratenaufnahme; Buchdenderei &, Nominalter , Sohn, Grabenrunde 121. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertag folgenden Tages. PY Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig wer ft., apatbjäbrig 5 fl., Bierteljährig Für Auswärts: Samt jährig eh f., Beefm­en T fl., Biertels­ing 3 Alle für das Blatt bestimmte eaden­en, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infer­ionsgebühren, nd an die Redaktion portofrei einzusenden. Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wal­ktapele 10, U. Oppelit, ı., Stubenbastei e Heinrich Schalek, ollgeile 12, R. Moffe, "Seilerstätte 2, M. Dules, ı., Mies Mergaffe 12. Xu Bud­ert: Saulus on Dorotheagaf­el, Leop. Lang, Gisellaplag 3, U. WB, Goldberger, Servitenplag u 5 fr. für die ein, 10 fr. für die ziweis, 15 Fr. für die Kreis, 20 kr. für die vierspaltige und 25 Tr. für die dur: laufende Bretitzeile evclusive der Giuapatgenüt: von 30 Bei mehrmaliger Cinshaltung bedeutender Rabatt, Insertions: Gebühren: strenger. EI Einzelne Nummern Rosten 5 u Der Plan von anno 1877. Dedenburg, 18. Dftober 1882. Was wir — die steuerzahlenden Bürger — für gute Freunde an den hohen maßgebenden Mir­litairs besigen, davon weiß alljährlich unser Kriegs­­budget durch auferbauliche Ziffern gar Stattliches zu erzählen, daß uns aber im Jahre 1877 die Wahlweisheit (!) der damaligen Armeebefehlshaber beinahe einen Weltkrieg mit unübersehbaren Drang­­salen zugezogen hätte, darüber gibt erst in einer feiner­legten Nummern „PB. 2.“ Aufschluß. Dieses in allen von der Negierung ausgehenden oder dies fehle doch nahe berührenden Dingen stets wohl ins formirte Blatt, das namentlich in bosnisch-herze­­gowinisgen Angelegenheiten sehr verfirt ist, rücte fürzlich mit­ einer Enth­üllu­ng heraus, auf die — ohne näher in dieselbe einzugehen — wir doch wenigstens Hinweisen­ wollen, um zu zeigen, was für fanffe Pläne vor fünf Jahren die Kriegspartei jenseits der­ Leitha fehmiedete. Die bewegte Enthüllung besagt nichts mehr und nichts weniger, als daß die komplette O­sku­­pation Bosniens und der Herzegowina im S Juni 1877 an demselben Tage beschlossen­ wurde, an welchem die russitschen Kolonnen den Uebergang über die Donau begannen. Ferner weiß die „Ent­­hüllung“ darüber zu melden, dag FZM. Philip­povich, mit dem Kommando über die Ossupati­­onstruppen betraut, zu wiederholten malen größere Streitkräfte zur Lösung­ dieser Aufgabe verlangte, daß man ihm aber die von ihm verlangten sieben Divisionen nicht bewilligte und ihn den Einbruch in Bosnien mit vier­­ Divisionen, von denen eine zum Ueberfluß zum Einbruch in die Herzegowina beweigt wurde, wagen ließ. Das wichtigste Moment dieser Enthüllung liegt aber darin, daß man seitens des ‚Kriegsministeriums den Nefus bezüglich der Höhe der Streitkräfte damit motivirte, daß man die Armee wahrscheinlich anderswo ()) brängen­ würde. Er geschah dies in der Zeit zwisc­hen dem 25. März und dem 18. Mai 1878, daß mal­, als Graf Andraffy erklärte, er würde es auf sich nehmen, in Bosnien mit einer Kompag­­nie Soldaten und einer Militärmusil einzuladen, er geschah das damals, als der Berliner Kongreß sich aufchickte, über den Präliminarfrieden von St. Stefano zur Tagesordnung überzugeben. Wir erfah­­ren da also, daß wir uns damals, an der Schwelle des sogenannten Friedenskongresses, vor einer europäischen Berwiclung befanden, deren Tragweite damals kaum zu er meffen gewesen wäre. Es ist wahrlich ein Glück, daß jene allge­meine Mobilmachung, auf die man in Streifen des Kriegsministeriums vorbereitet war, damals gewiß ohne unser Zuthun nicht zu erfolgen brauchte; denn wir sind davon überzeugt, unser auswärtiges Amt, das von den Zuständen in Bosnien und der Herz­­egowina so gut (?) informirt war, war es nicht besser bezüglich der Folgen einer europäischen Konflagra­­tion und das alte Unglück Oesterreichs, stet, um eine Armee zu wenig zu haben und eine Stunde zu spät zu fommen, hätte sich dadurch bei der österreichisch-ungarischen Armee eins gestellt. Am Vollbewußtsein des glücklich vermiedenen Unglücks wollen wir daher anläßlich dieser Ente­hüllungen feine Defliminationen darüber anstellen, daß unser auswärtiges Amt sicher die Stimmung in den zu offusirenden Ländern so schlecht informirt war, daß die oberste Kriegsleitung den Befürchtun­­gen des FZM. Philippovic seinen Glauben schenkte, was uns außer ungezählten Millionen Gulden au­f Tausende braver Soldaten kostete. Aber den beschei­­denen Wunsch möchten wir bei dieser Gelegenheit ausdrücken, daß es wenigstens in Zukunft besser werden möge au im dieser Beziehung. Und wir würden die vielen B Verluste an Geld und Blut, Die wir drunten erlitten, viel leichter verschmerzen, wenn wir wenigstens die Hoffnung hätten, daß Dier­jenigen, denen unsere" Gefülde anvertraut sind, aus der Vergangenheit Lehren für die Zukunft zu ziehen geneigt sind. Die Erfahrungen, die wir in den legten Jahren diesbezüglich gemacht und die Erfah­­rungen, die Dinister Kallay mit und gemacht, sie sind wohl wenig geeignet dazu, uns zu solchen Hoffnungen zu­ berechtigen ; aber vielleicht wird eben die Reife des Herrn d. Ri Ilay das Eine bewirkt haben, daß ähnliche Enthültungen in DEE un­möglich sein werden. u mare rn Das Wirken Sofef Druker’s. (Ein Effat one Schönfärbung von ©. 5) (Schluß ) Da 08 Jedermann fehwer sein wird, in dem Wirken des Herrn Druder etwas Erf­riefliches zu finden, betritt der Artikelschreiber, um doch etwas zu sagen, den Weg der mit Berleumdung vermisch­­ten unwahren Behauptungen. Wenn man seinen Auffug lieft, müßte man meinen, die Kommune hätte vor der Druder- Hera rein vom Schuldenmädchen gelebt, und die Vorgänger dieses Herrn hätten diese Kunst weiter gebracht, als der von dieser Seite berüchtigt gewordene Choiseur. Nun fan fie aber Jeder­­mann überzeugen, daß seit 10 Jahren die Passiven der Kommune, trog dem daß das zur Herstellung der Wasserschäden vom Sabre 1879 in­ der Höhe von 8000 fl., ferner das zu­gunften der Ueber» shwemmten der Szegediner Katastrophe im Betrage von 5000 fl. Fontrahirte Darlehen in diese Epoche fallen, um kaum 10.000 fl. fi vermehrten. Wir fonstativen mit Vergnügen, daß während der Amtirung des Heren Druder Feine neue Ansehen gemacht wurden ; wie „des Wurmeß Länge“ so sind eben die Jahre auch ver­­schieden. Zu diesem günstigen Resultate trugen die Ums­­tände, wie die ausgiebige Weinlese des vorigen Jahres, die von mehreren Jahren BIS zur definitiven Klassi­­­­fizirung unserer Kasernen theilweise zurückbehaltenen 2 . Jeuilleton. H­audereien aus dem Gebiete des geselligen Lebens. Von Alexander Bertöl. K (Bortregung ) Man: meldet ein Gewerbe an, hält er einen oder mehrere Lesellen und Dienstboten, eröffnet, wenn es gut geht, ein Verlaufslokal und die quäs­tige Herrschaft­ ist fertig. E83 geschieht aber all mitunter, daß man die Wohnung, die Geschäftseinrichtung, das Mate­rial auf Kredit nimmt, daß man auf Kredit heira­­thet, Dienstleute engagirt, die Welt mit Kindern beschenft und sich’8 so recht behaglich macht, natürl­ic in der Anhoffnung guter Geschäfte; — die gu­­ten Geschäfte kommen aber nicht; — dafür geht der improvisirte Gewerbefreibe­itler fort und läßt en und Kind zurück, natürlich auf — Wieder sehn! — eine Freiheit muß einen gewissen Spielraum haben, in dem sie si bewegt, ist die Freiheit zu groß für den ihr angewiesenen Plag, dann sprengt sie die Verhältnisse und die Scherben des Bürger­­gradkes Liegen geradeso herum, als­ ob das Donner­­wetter in eine Töpferniederlage hineingefahren wäre. Der Spielraum muß gerade so groß und so stark sein, daß er die Freiheit aufnehmen könne. Gewerbefreiheit für große Verkehrs- und Ad­­fatpläge ist entschieden Heilsam ; — für Heinere Pläge, wo nur­ der eigene Bedarf gefordert wird und­ höchstens der Bedarf der nächsten Umgebung, ist sie verderblich, sie macht Bettler, wenn insonder­­heit eine übermäßige Zuströmung von Gewerbsleu­­ten stattfindet. Uedrigens hat die Gewerbefreiheit all ihr Gutes: — Wenn ein Geselle als solcher Feine Ar­­beit bekommt und sonach nit jeden kann, so steht ihm der Weg offen ein selbstständiges Gewerbe an­­zumelden und damit zu Grunde zu gehen. E83 ist nur zu bedauern, daß Viele Kümmerer in ihrem Ruin auch mitunter solide Leute mitzei­­gen, denen sie das Geschäft verdorben haben. Bei all der Misere sieht man doch dort und da auf Bällen Fräuleind aus dem Gewerbestande mit Goldstaub in der K­fur. — Gedenken Sie vielleicht damit den Ehestandskandidaten Sand in die Augen zu streuen? Manche meinen sich sogar Fabrikanten des größeren Ansehens wegen. Nun ja, fabriziren heißt verfertigen. — Alles wird verfertigt, vom Besen­­stiel angefangen bis zum Linienschiff! — — Man läßt sich „Herr von“ und, ‚gnädige Frau’ festen, aber andere Leute, die viel mehr dazu bes­ichtigt sind, si also anreden zu lassen, die [haut man über die Achseln an und titulirt dieselben ein» fach „Sie“ oder „Herr !“ Also ein beruirter aufgeblasener Handwerker oder dergleichen ist ein gmädiger Herr! — Das Hebrige außer ihm aber blos Herr! Auf diese Weise erklären sich beruirte Leute des Mittelstandes die Gleichheit. Wenn ein ungeschliffener Kerl jemanden die gebührende Achtung versagt, so hat er­ dem Gleich­­heitsprinzip damit seinen Dienst erwiesen, er­ hat den Betreffenden, damit nicht degradirt. — Der unberufene Gleichheitsapostel hat Hlo8 von seiner Uns­geschliffenheit Probe abgelegt. Wer sich mehr zu sein düuft, als er wirklich ist, der hat sich von der sicheren Basis durch seine Einbildung und Eingebildetheit in die Höhe wir­bein lassen, er dauert nicht lange, so fällt er wie­ der herab. Das gleiche Recht, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, gibt noch seineswegs ein Neil dazu fi fremdes Ansehen anzumaßen, oder fremdes Gut im den eigenen Sach zu schieben, die Gleichheit be­­steht keineswegs darin, daß man seine Standesehre mit dem Pöbel Ihheile oder daß sich der Pöbel fremde Standescire anmaße. (Fortf. folgt.)

Next