Oedenburger Zeitung, 1883. Januar (Jahrgang 16, nr. 1-24)

1883-01-14 / nr. 10

h­s "Prinzipe brauchen wir dann überhaupt eine Verbindu­ng mit ,dem Nachbarstaate?­—Ein Krieg m­­it dem­ Au­s­­lande brin­gt jeden­falls kolossale Gefahren füis die Bevölkerung Oesterreichs,"wie Un­garns.Dieser Eventualität gegenüber wurde,wie die weisen Ex­­­zellenzen mit viel Applennd du­rch ihre Heerrufer aileposaunen ließen,der Schutzdamm der»Armee­­reform«über Hals un­d Kopf errichtet.Dem mäch­­tigen und sich n­och weit mehr dünkendean­gierernhies­i­ie jenseits der Leitha schwin­delt seri­ner seit Langem vor der Eventualität,daß ihre bewiesen­e Weisheit die Flu­ten­ der Un­zu­­­friedenheit der du­rch Elend,Steuerüberlastung und Unfreiheit zum­ Wahn­sinn­e getriebenen Völker ents fesseln kön­n­e,u­n­d flugsi­­rd ein him­m­el anstreben­­­der»Preßdaitim«errichtet,auf dem­­ die Staatsa­n­wälte als Pion­iere Tag u­n­d Nacht Wache stehen­, damit kein­ Sickerwasser der freien Volksmeinun­g die m­onströse Sicherheitsvorrichtung unterwasche. Aber für Diejenigen, welche den Staat bilden, diesen erhalten und mit dem Erträgniß ihrer Arbeit, ihres Schweißes und im gegebenen Falle selbst mit ihrem Blute das ganze zahllose Heer der Kleinen und großen Beamten ber zahlen müssen, welche ferner es allein ermöglichen, daß die Mächtigen und Weisen überhaupt Dacht, wenn auch wenig genug Weisheit zu Kultiviren im Stande sind; für das Groß der Staatsbürger, für die Sicherung des Eigenthums derselben, für die Erhaltung ihrer Habe wird so viel wie nichts gethan. Das Wenige aber, was nach unsäglichem Drängen, Zrrbuliren und Retitioniren, etwa doch geleistet wird, erweist sich schließlich und fast durchgängig als eitel Pfufharbeit, welche die nächstbeste Wasserflut vernichtet. Und in d­ieser Hinsicht scheint es, als 06 beide Negierungen, so­­wal die ungarische, wie die österreichische, von dem durchdrungen wären, sie müßten sich das Vorgehen der Wiener Stadtkommune zum Mu­­ster nehmen, welche seit zwanzig Jahren oder noch länger alljährlich einige Hunderttausend Gulden aus­­gibt, und in dem übelduftenden Wienflügchen eine Rinne herstellen zu lassen, die dem ersten Plakre­­gen zum Opfer fällt, anstatt daß diesem Pfund­­werk dur eine Ableitung jenes Gebirgswassers ein gründliches Ende bereitet werden möchte. „Viribus uuitis­“ lautet der Wahlspruch unseres erhabenen Monarchen. Mit diesem Sprugde treiben, wie aller Welt bekannt ist, die Weisen, Mafgebenden und Mächtigen in beiden Nachbars­­taaten bei jeder fehiclichen und wo mehr unfend­­lichen Gelegenheit viel unnöthiges Geflunter. €&8 wäre wol die höchste Zeit, daß jener Grund­­tag nun endlich und in Wahrheit auf das Wohl der Völker und in erster Linie betreffs der Flußregulirungen in Oesterreich und Ungarn, angewendet würde. Ist es doch traurig genug, da die in Rede stehenden Regierungen bis nun all ihre Macht nur dazu benugßt haben, um die Dörfer mundtodt zu machen und deren Wohlsein und Wohlfahrt in thatsächlich Entrüstung er­­zeugen müssender Weise zu „vernewern“. Serieg und selbst Revolution können eintreten, und es ist ver­göblich, gegen solche Eventualitäten bei Zei­­ten Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Über dem Bolfe liegt das Hemd näher als der Rod, und deshalb muß Dieses Verlangen , das vor Allem sein Eigenthum gefhngt, daß in er­­ster Reihe die Millionen von Steuergulden zur Regulirung sämmtlicher durch Oesterreich und Ungarn rashenden Ströme und Flüsse verwendet und erst das Medrigbleibende zur Errichtung der — — „Kriegs­­dämme“ hinausgegeben werde. Steigt aber in Folge desfen und doch das Waltenlassen der Frei­­heit, das Wohlbefinden und die Erwerbsfähigkeit der Bewohner, dann ist jener Schugdamm, dessen ‚[pleinige Errichtung die mächtigen Staatsweisen „zur Abwehr eventueller Revolutionen“ für durch­­aus unothwendig erachten, total unmöthig,­­ denn Diejenigen, welche in der Lage sind sich täg­­ig fatt zu effen, infliniren wahrlich nur in den seltensten Fällen zur Anzettelung von Emeuten. B- be ee e ME. Jovanovic­e für die in den Neulanden geleisteten Dienste das Großkreuz des Leopold: Ordens mit der Kriegse deforation. — In dem „pazifizieren“ Bosnien fin­det abermals (bei Bjelina) ein Gefecht mit Infurz­genten statt. — Der Oedenburger Magistrat ver­­lautbart, daß die geieglich bestimmte Deffentlichkeit der Verhandlungen des Munizipal-Ausschusses fortan beschränzt werde. — Das Hierreich-ungarische Kon­­sulat, sowie das Postamt in Alexandrien werden geschlossen. Arabi Pajda droht mit Blodirung des Surz-Kanals. — Die zweite Sendung russischer Minister für Bulgarien trifft in Sofia ein. —­ns Borsoder Komitat werden Truppen entsendet, um die Judenkrawalle zu unterdrücken. — Prinz Viktor Napoleon und der japanesische Staatssekretär Marjana Deanda besuchen­­ Budapest. — Kafdau offerirt behufs Errichtung einer Universität einen unentgeltlichen Baugrund, das Baumateriale und 200.000 fl. — In Petersburg brennt das Arkadia- Theater nieder. — Auf den­­ Präsidenten der Un­­abhängigkeitspartei Ludwig Szalay wird in Gre­­gled ein Attentat verübt. — Mitglieder der ex­­­tremen Sozialistenpartei verüben an dem in der Rieglergasse zu Wien wohnhaften Schuhwaaren- Fabrikanten Merstallinger am hellen Tage ein Raub­­attentat. — Tod des FZM. Baron Uiroldi in Verona. — In Ottensheim bei Linz werden die Reigen der der Selbstmord geendigten Freunditas­nen D’Almont und Nenneville erhumirt und nach Wien gebracht. — Yn den Alexandriner Moscheen wird der heilige Krieg gepredigt. Die Pforte ver­­langt die Zurückberufung der europäischen Flotten aus Egypten. Zwischen Arabi Pasha und dem türkischen Bevollmächtigten brechen Streitigkeiten aus. — Unser Monarch erhält vom Sultan den höchsten türkischen Orden. — Der Kardauer Bis­chof Konstantin Schuster widmet zu hierarchischen Zwecken 200.000 fl. — Unter dem Borfige des Bürgermeisters Druder findet wiederum eine stürmis­che Sigung des Oedenburger Munizipal-Ausschus­­ses statt. — England entschließt si, ein Expeditions­­korps nach Egypten abzusenden, — Admiral Sey­­mour droht mit dem Bombardement Alexandriene, — Audenfrawalle in Papa. — Arabi Pafda ver­­bietet dem Pforten-Kommissär den Verfehr mit dem Vizefüing. 23. Jahreswoche. Tod des russischen Generals Stodeleff zu Moskau. — Verlegung der Budapester Jahrmärkte auf andere als die bisherigen Tage. — Bürgermeister Druder ver­langt einen sehlwösentlichen Urlaub. — Der Oeden­­burger Zurnfeuerwehr-Verein begeht unter großer Theilnahme der Einwohnerschaft sein siebzehntes Gründungsfest. — Audenhegen in Kanizsa. — Gros­ser Brand im Bad Wolfe. 16 Wohn- und 124 Wirthschaftsgebäude werden durch die Slammen ver­­nichtet. Der Korrespondent dieses Blattes „Bummler“ hat sehr praktische V­orschläge im Anteresse der Mitglieder des „Klubs der Meafgebenden." — Die „ZTheater-Aera Fritshe“ nimmt ihren Anfang. — Die Südbahn tauft in Abbazzia die Chorinski’sche Billa, um dort ein Seebad und eine Kaltwasser­­heilanstalt zu errichten. — Sammlungen für die Abgebrannten in Wolfs durch die „Oedenburger Zeitung”. Die europäische Diplomatenkon­­ferenz in Konstantinopel löst sich in Wohlgefal­­len auf. — Auf den Khedive wird ein Attentat versucht. — Botschafter Graf Wimpffen (F 30. Dez­­ember) überreicht dem Präsidenten der französishen Republik sein Beglaubigungsschreiben. (10. Juli.) — Admiral Seymour bombardirt Alexandrien. — Die Gemeinde Netin bei Groß Meseritth (Mäh­­ren) wird duch Brand zerstört. — Tod des all­­verehrten Oedenburger Großgrunddesigers Yohann Nepomuk Flandorffer (12. Juli). — Große Brände in den Ortschaften Schattmannsdorf und Lidecz (nächst Slava). — Brand des Madrider Theaters Rekreo. — Das Bombardement von Alexandrien wird eingestellt. — Von DVijegrad (Bosnien) wird die Negrutivung von acht Mann (!!) austandslos vollzogen. — Yu der Deden­burger Munizipal- Ausschüpfigung vom 13. Juli beantragt Aodvotat Friedrich Kundt, die Disziplinar-Untersuchung gegen den B­ürgermeister Druder einzuleiten, was mit 38 gegen 22 Stimmen abgelehnt wird. Der Antrag­­steller meldet die Berufung an, Repräsentant Dörf­­ler wird wegen einer Hengerung gegen den Bürger­­meister mit 33 gegen 26 Stimmen zu einer Ord­­nungsstrafe von 5 fl. verurtheilt. — Während und nach dem Bombardement von Alexandrien werden auf Befehl Aradi Paskas unerhörte Gräuelthaten an den Europäern verübt. — Der Botschafter beim Berliner Kabinett, Graf Emerich Szchenyi, erhält das Großkreuz des Leopold-Ordens. — Des Oeden­­burger Künstlers A. Kugler für die Triester I­n­­dustrie-Ausstellung bestimmtes Meisterwerk gelangt zur öffentlichen Besichtigung. — Konstituirung der ung. Landes-Phyloxtera-Kommission, — Ja Wet Lokal-Beitung, Sigungsbericht aus der am 10., 11. und 12. Januar 1882, im städt. Rate­hausfanle abgehaltenen Generalversammlung des hiesigen Munizipal-Ausschusses. „Ha! weldhe Luft Gemeinderath zu sein", könnten unsere geplagten Stadtväter mit Jug und Neht singen. Drei Tage hintereinander parla­­mentarisches Zurni­ im grauen Hause, und am vierten zur Abrwechslung Sigung des Verwaltung Ausschusses. Nun, zum Glücke wissen die Herren es si einzutheilen, daß ihre F­unktion nicht zu aufb­ewe­gend wird; war schon die Hälfte der stimmberechtigten Mitglieder ammes­send, so waren an den beiden andern Tagen die Juden so größer und nur die Fleißigsten waren im dies­­er drei Tage langen Sigung fortwährend anz­wefend. Zu Authentisatoren wurden am ersten Tage ernannt die Herren: Dr. Mayer, Graf Koloman Szechenyiumt. Pofjd. Her Ritter v Slandorffer sen. stelt den Dringligkeitsantrag, daß den unglücklichen Be­­wohnern von Raab und Umgebung, welche durch die eingetretene U­eberschwemmung, um Hab und Gut genommen und aus ihren Häusern trieben worden sind, eine Unterftügung zu Theil werde und proponirt, die Kommune Dedenburg möge sofort einen Waggon Brot nach Naab ab­ fenden. Repräsentant v. Szilvásy sen. akzeptirt diesen Antrag, wünscht aber, daß außerdem zur Unterstügung für die unglücklichen Meberschwermne­ten 500 fl. votirt werden. Repräsentant Dr. Töpfer ist gegen die 500 fl. Repräsentant Heinrich Kugler will die 500 fl. bewilligen, meint aber, nachdem bei der augerordentlichen Menschenmenge, welche jegt in Naab zusammengedrängt ist, die Lebensmittel dort theuer und schwer zu beschaffen sein werden, Lebens­­mittel aber entschieden am Nothwendigsten gebraucht werden, möge man für­­diese 500 fl. ebenfalls Lebensmittel hier einkaufen und hinabreicen. Repräsentant Dörfler schlägt vor, wenn dieser Antrag von der Generalversammlung ange­nommen wird, ss beim Naaber Bürgermeisteramte auf telegrafischem Wege sofort anzufragen, was sie am Nothwendigsten brauchen und nach der Ant­­wort die Einkäufe einzurichten. Die Generalversammlung beschliegt hierauf, einen Waggon Brot und 500 fl. in Baargeld abzusenden. Mit der sofortigen Effertairung Dieses Beichlufses wird der Stadthauptmann betraut. Es gelangt sodann ein Antrag des Aftionge fomitEs, welches wegen Betreibung der Hieberverl­­egung eines Dobergerichtes im vergangenen Jahre gewählt wurde, zur Verhandlung; nachdem aber die Sigung bei Verhandlung dieses Punktes in eine vertrauliche verwandelt wurde, füufen wir weder über gesagten die Verhandlung noch über einen allenfalls Beschluß etwas veröffentlichen, am ersten Tag nur etwa ger ö 1882­ er Jahres-Hevue. Oedenburg, 13. Jänner. (Sortfegung.) 27.Jah­reswoche.Die Konstantinopler Botschafter-Kon­feren­z gibt sich vergeblich Mühe, über die Ordnu­n­g der eg­­ptischen­ Wirren­ eines Sin­nes zu­ werden­.­In­ Nürn­bergt wird der­­,,deutsche Aerztetag«eröffnet.—Der Präsident der französischen Repu­blik erhält vom spanischen­ Könige das gol­dene Vließ.­—Gu­iteau,der Mörder des nordamerikanischen Präsidenten wird stran­gu­iirt.——­­Jn­ Alexandrien herrscht vollständige Anarchie.­— ·­ensischen Marinetruppen behufs Hintauhaltung­sräuel. — Yu Montevideo (Südamerika) werde gelegentlich einer Garibaldi-Gedenkfeier, durch Feuer»­lärm veranlaßt, 20 Personen erdrüht. (Fertlegung folgt ) Vom Lage, O Königliche Spenden. Ihre Majestät die Königin spendete für die Vierunglücken in Raab und Umgebung Eintausend Gulden. höchst der Monarch des weiteren: für die evangelis­che Kirchengemeinde zu Rimapecs 200 fl. für die evangelische Kirchengemeinde zu Ben: CSeLTö 100 fl. und für die römische kütfolische Kirchengemeinde zu Zagon 50 fl.­­ Der Aufenthalt Ihrer Majestäten in der ungarischen Landeshauptstadt wird sich bis zum 27. d. erstreden, dann begeben sich Allerhöchst die Helden nach Wien, wo am 30. Jänner ein Hofball abgehalten werden wird. Graf Kalhofy, unter Minister de Reuferen wurde von dem Mo­­narchen nach Budapest berufen um Vorschläge zur Belegung des durch den freiwilligen Tod Wimpfe­­sen’s erledigten Botschafterpostens in Bari­s zu erstatten. Schließlich wollen wir moc) berichten, daß Se. Majestät den Minister-Präsidenten Tiga und später den Barus Grafen Pejacsgevich in ein­­stündiger Privat-Audienz empfangen habe. Graf Pejacsevic hat sich darnach wieder nach Ag­­ram zurückdegeben. Aller Fortlegung in der Beilage, u ee een Br­EIREEN -

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