Oedenburger Zeitung, 1883. Januar (Jahrgang 16, nr. 1-24)
1883-01-26 / nr. 20
sie ist« » Freitag, 26. Jänner 1889. Sedenbu XV. Jahrgangsgereifung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortscritt zur Uhr? — Betrachten auf Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.” Administration, Verlag und Inseratenaufnahme: Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein & Vogler, Wall Figafie 10, A. Oppelit, 1, Etubenbastei 2, Heinrich Schalet, 1, Wollzeile 12, N. Moffe, Geilerstätte 2, M. Dutes, 1., Niesmergafie 12. Sm Budapest: Paulus Gy. Dorotheagafse 11, Leop. Yang, Gisellaplag 3, A. ®, Goldberger, Servitenpas 3. Infersions:Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 Tr. für die zwei, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petitzeile exclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einihaltung bedeutender Nabatt: Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertag folgenden Tages. 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Während in Ungarn die unzeitigen Expeftorationen des hochwürdigen Abtes Göndöcs und seines nur minder Hochwürdigen Amtsbruders im Parlamente e8 zu Wege gebracht, daß alle Parteien, wie Ein Dann, sich gegen die geplanten Niedergriffe der katholischen Hierarchen ebenso entschieden erklärten, wie sie den antisemitischen Hegern gegenüber nun Stellung genommen, während in den Ländern der Stefanskrone, eben dur jene Herausforderung der Geistlichen provozirt, sich der Staatssenter veranlagt gefunden, die Diener einer Religionsgesellschaft aufs Entschiedenste in die ihnen gezogenen Schranken zurückumweifen und gleichzeitig ferneren Agitationen dadurch einen Siegel vorzuschieben, dag er erklärte, nun hässe die obligatorische Zivilehe ohne Verzug eingeführt und den Zwitterzuständen, welche die Angehörigen der verschiedenen Konfessionen in einer nicht nur unnatürlichen, sondern auch dem Staatswesen Berderben dringende Weise voneinander trennen, ein gründliches Ende bereitet werden : Dürfen die glückichen Bewohner der österreichischen Erblande nicht im Entferntesten daran denken, derartigen Errungenschaften, wie sie den Ungarn nun nahe gerüdt sind, vertrauensvoll entgegen zu bilden. Denn Neus ° österreich ist und wird voraussichtlich noch auf lange Jahre hinaus ebenso das Eldorado sänstlicher römischer Klerikalen bleiben, wie er recht eigentlich das Paradied der Slavisch-Nationalen, feudalen und depoffedirten Fürsten geworden. Dafür gewinnt aber die herrliche Aussicht, von Staats wegen des Besiges und Einkommens auf gründliche Weise entledigt zu werden, für Seden, der nicht zu den gpertialen oder reichbegüterten Hocharistokraten gehört, täglich mehr an S Konsistenz. Und nebendem geht, gleichsam als Gewürz zu der von der polnischen Finanz-Erzellenz den österreichischen Staatsbürgern fredenzten Speise, das Bemwußtsein durch die Neiden des Volkes, daß Tag für Tag von dem alten österreichischen Staatsbau ein Stück mehr abgetragen wird, um Naum für das flavischfeudals ultramontane Neuösterreich zu gewinnen. In dieser Hinsicht ist Äußerst sehr reich, was in dem diesseitigen Neichsrathe Legter Tage vorgefallen. Abgeordneter Sturm, einer der prononzirterten Führer der „Vereinigten Linken“, interpetierte in öffentlicher Sagung den Obmann des „Sprachen-Ausschusses”, welcher vor drei, Tage vor drei Jahren gewählt worden, warum dieser Ausschuß seit länger als zwei Jahren seine Berathung gepflogen und überhaupt nur eine Sigung abgehalten habe, und ließ sich bei dieser Gelegenheit verleiten, von der „deutschen Haupt und Residenzstadt Wien“ zu sprechen. Das erregte nun frredlichen Unwillen bei der „Rechten“, nämlich den die Zaaffersche Regierung tragenden Parteien, und sie brüllten unisono in Sturm’s Rede hinein: „österreichischen“, wodurch sich Sturm aber keineswegs abschreden ließ, sondern immer und immer wieder betonte: „Deutschen“, bis endlich die Ölode des Präsidenten, nach viertelstündigem unaufhörligem Läuten, die Ruhe wieder herstellte. Don dieser Episode sei ne nebenbei erwähnt. Der interpellirte Obmann erklärte nach einigen nichtssagenden Entschuldigungsphrasen, daß er demnächst den Sprachen-Ausschuß einberufen werde. Was nun in der nach zwei Jahren zum ersten Male abgehaltenen Sigung desselben verhandelt worden, das ist recht eigentlich das „neuösterreichische Gewürz" und die Quintessenz desselben dürfte endlich all’ Seien, welche sich noch immer damit trösten, daß es seineswegs so arg sei,als die Presse dem „blöden Bolfe”’ weiß machen will, gründlich die Augen öffnen. Dem Spradhen-Ausfguß war nämlich vor zwei Jahren der Antrag des Grafen Wurmbland unterbreitet worden, „um dem Nationalitätenhader „ein gründliches Ende zu bereiten, die Deutsche „Sprache a8 Staatssprache in den im „Neidsrathe vertretenen Ländern zu erklären.“ Dieser halbvergessene Antrag kam also im Spra Hen-Ausschusse jegt endlich zur Verhandlung. Iyn demselben figen aber, wohlgemerkt, dreizehn Stügen der Taaffeichen Negierung — (nämlich Slavisch-Nationale, Ultramontane und Yeudale) — und nur s selten „fastiös Oppositionelle‘, mithin war schon im Vorhinein rar, daß das Alt- Oesterreicherthum unterliegen müsse. Der bekannte Ezechenführer Bane Rieger stellte denn auch, nach einigen gehaltenen Neden, den Antrag, über das Wurmbrand’sche Erpof& zur Tagesordnung überzugehen, welchem selbstverständlich die dreizehn Messierungsfragen zustimmten, mithin bleibt vorläufig der Nationalitätenhader in den österreichischen Erblanden ein unverrüdbarer „status quo ante.” Da jedoch Graf Wurmbrand seinen Antrag sofort als Minoritätspetum anmeldete, so muß diese Sprachenfrage vor das Plenum de Neichstages gelangen, und da ist es föstlich zu Hören, was die Herren Negierungsfragen schon jegt beschlossen ha> den. Der polnische Erdempfrat von 1848 und seit kurzer Zeit wirktiger Geheimrath Smolfa hat Jenilfelon willen. Noman von **. (Fortseßung.) Der Diener macht eine stumme Verbeugung und ordnet die zur Toilette gedrängten Gegenstände. Der Graf tritt vor einen Trummean, in welchem er seine Gestalt ganz sehen konnte, mustert seinen Anzug mit einem waschen Blid und verläßt dann das Gemach. Dasjenige, welches er fett betrat, fehlen sein Arbeitszimmer. Es fand si daselbst ein schöner großer Schreibtisch von Palysanderholz, wie alle Möbel im Neococco-Styl, ein Bücher- und Gewehr, fhranf, sowie Sophas, Sessel und mehrere Kleine, theilweise mit Papieren oder Journalen belegte Kische. Die tief in die den Mauern eingeschnittenen, Nischen bildenden Fenster, waren mit hellblauen seidenen Damast-Vorhängen bekleidet, und die Strahlen der freundlich in das Zimmer hereinfallenden Frühlingssonne, spielten auf den bunten Farben eines weichen Belourteppiche. Nachdem der Graf einen kurzen Blid durch das Fenster geworfen, als ob er sich über das Wetter hätte vergewisfern wollen, ging er eine Zeitlang geräufglos in dem Gemache auf und nieder. Seine Miene war ernst und nachenfend ; seine nicht große, aber fehlanfe, fast zierliche Gestalt bewegte ei in gemessener und zugleich anmuthender Weise; jedoch vergeblich würde man bemüht gewesen sein, aus seinen Zügen ‚den Anhalt seiner Gedanken zu errathen,den der ihnen eigene stereotype Ausdruch einer wohlwollenden, glatten Freunde lichfert, war auch fegt darüber ausgegoffen. An einem Tische stehen bleibend, worauf die neuen Sournale lagen, nahm er Eins derselben, eine Zeitlang darin Lesend, aber in einer Weise, als ob er über etwas ihm schon Bekanntes sich nochmals hätte vergewissern wollen. Dann warf er das Journal wieder hin und fegte eine silberne Siode in Bewegung. „Iit Herr Campofi nah nicht zurück ?“ fragte er den eintretenden Diener. „Der Herr Campofi warten im Vorzimmer.“ „Ich laffe bitten.“ Der Eintretende, ein Mann mit intelligenten, aber schlauen Gesichtszügen, war der Geschäftsführer des Grafen. Derjenige, welchem er unter der großen Anzahl seiner Bediensteten das meiste Vertrauen schenkte. Er gehörte nicht zu den Wirtschhafts- oder Forstbeamten, erfreute er seines besondern Zitels, als Direktor oder nspektor, denen es viele gab, sondern war schlechtwegs Herr Camposi, stand aber als der am meisten Begünstigte undertraute des Grafen, im großen Ansehen. Ohne mit besonderen Geschäften belastet zu sein, war er von Allem genau unterrichtet, und es geschah nichts irgend Erhebliches ohne seine Einwilligung, deren sich alle Diejenigen vorher zu ver fichern bemühten, welche irgendein Gesuch oder eine Bitte an den Grafen zu richten hatten. Campofi wohnte in einem, im Parse gelegenen Hause, allein mit einem Diener, lebte sehr abgeschlossen, war aber immer da zu finden, wo man ihn am wenigsten erwartete. Wer seiner nicht bedurfte, mied ihn, und wer mit ihm verkehren mußte, bat dies mit mehr Zurückhaltung, als er dem Grafen selbst gegenüber beobachtet haben würde. Er wurde gefürchtet, aber ein eher besegnete ihm freundlich, selbst unterwürfig, des eigenen Dortheils wegen. Der Graf hatte Campofi vor mehreren Jahren, bei einem längeren Auffenthalte mit seiner Frau in Venedig, kennen gerlernt, wo Sener ihm wesentliche Dienste geleistet haben mußte, denn er war ihm nach Raucenbrunn gefolgt, und hatte sich ihm immer mehr unentbehrlich gemacht. Campofi sprach das Deutsche zwar mit einem fremdartigen Accente, war aber auch der ungarischen und mehrerer anderer Sprachen mächtig. Die Unterhaltungen zwischen ihm und dem Grafen, sowie besonders mit der Gräfin, wurden jedoch meistens in italienischer Sprache geführt. „Nehmen Sie Plag", sagte der Graf auf einen Lessel, deutend und si selbst niederfegend, „wann sind Sie zurückgekehrt “" „Bor einer Stunde, Herr Graf,” erwiderte der Gefragte, in eben fo ruhigem Tone antwortend, als die Frage an ihm gerichtet worden; „ich bin die Nacht durchgeritten.“ „So sind Sie wahrsceinlich der Ueberbringer guter Nachrichten, denn das Unangenehme erfährt man immer früh genug.“ „Das Gute kommt nie zu spät, aber wenn man Miplihem entgegen arbeiten will, so hat man die Zeit nöthig.“ „Lassen Sie ung nit viele Worte machen,"” sagte der Graf, während seine Augen, ohne das das wohlwollende Lächeln um seinen Weund vershmwand. Bear 3. Fe · WEBE- eins-Ich-."-«.-e»-»-z«sps-«-s.-«-«""".-r".».-.-.t.-—-«-« a ee een