Oedenburger Zeitung, 1883. September (Jahrgang 16, nr. 199-223)

1883-09-18 / nr. 212

N .-... »».-»--. (­­ ERBETEIRRRBEN DE FE­RTRR _Dienstag, 18. September. 1883. ebenburger Reifung, (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortferitt zur Ehre? — Beoflichten auf Wehr” — Der Wahrheit eine Gaffe.” e XV. Satzgang. 2 von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Medaltion portofrei einzusenden. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen BSonn- oder Feiertag folgenden Tage. Pränumerations:Preise: Für Boeo: Ganzjährig 9 fl., Selbjährig 5 fl, BVierteljährig » .kr.,onat 12 1 fl. Für Auswärts: San Häßeig 12 Bf­albjährig 7 fl., Viertel= jahri . . Alle für das Blatt Blaue Sendungen, mit Ausnahme Administration, Verlag und Inseratenaufnahme: Buchdruherei­­, Nomivalter & Sohn, Grabenrunde 121, BEI Einzelne Nummern Rotten 5 Kreuser. EI­ ­­­nserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­fischgasse 10, U. 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Nein! gänzlich baar aller Soeale möge die Seele niemals I werden, sonst rächt sich diese Emanzipation von Allem was uns trö­­stend aufrichten und über die Sphäre gemeiner Lebensinteressen erheben kann, dadurch , daß wir ethisch verrohen, 06 wir al no so wissenschaft­­lh gebildet und ein treuer Sklave konventioneller Pflichten seien, ja verrohen, denn ein Mensch ohne ideale­ Lichtpunkte vor sich, denen er unbe­wußt vielleicht, doch im Innersten dazu gedrängt eifrigst nachdringte — ein solcher Mensch beritz au­f ein Gefühl für die leuchtendsten der sozialen Tugenden, für Humanität, Freiheits­­liebe und Patriotismus. Speare [ol man also sich bewahren, ihrem Kultus fi opfern und deren Verwirklichung zum Bier des Lebens fegen ; allein man prüfe sorgfältig, 058 das Speal in eigener Brust, nicht etwa ein Gepeist, oder gar ein böser Fetisch wie jener fürchterliche Soaggarnaut, der unter den ehernen Rädern seines Triumphwagens Hunderte seiner fa­­natischen Anbeter zermalmt. Sold’ ein fals­­dhes deal, sold’ ein „Inggarnaut“ ist das heutige Seal der froatischen „Opankenritter“, welche mit pulvergeschwärzten Händen, vom­ vom Blute unserer braven Soldaten ihren Gegen , den Trialismus aufrichten möchten auf den Trüm­­mern ihrer verwüsteten Heimat und beräuchert von dem Qualm brennender Städte und Dörfer. Die Ossupation Bosniens und der Herzegowina eröffnete den Kroaten eine Perspektive auf ein südflavisches Neid und sie sahen ihre Aussichten umso näher rüden, je mehr si die innern Verhältnisse der österreichischen Neidshälfte zu Gunsten der flavischen Hegemonie gestalteten. Mit dem Effen kommt der Appetit. Die Vortheile, welche die Drehen und die anderen österreichischen Staven mit wachsender Gier ver­­schlingen, müßten sich zum vollendeten Siege der Föderalisten gestalten, sobald vorerst im Süden der Monarchie die Dreitheilung der­­selben durchgefeßt ist. Die weitere Zerstüdelung in einen förmlichen Föderativstaat könnte nachher nicht ausbleiben. — Daher verhehlt es sich etwa irgend ein Boli­­tifer, der nur halbwegs scharfe Augen besitt, daß die Frontischen Radikalen sich die Scheidung von Ungarn, die dalmatinischen Kroaten die Lostrennung von Oesterreich zum Spear gefegt haben, welches der Schußpatron des zu gründenden südflavischen Reiches sein sol, Set unter den Flammen des Aufstandes, begleitet vom Pfeifenton der hin und herlaufenden Kugeln fol der Göße, Trialismus aufs Postament erhoben werden, zu dessen Füßen sich die Leichen der um dieses Gößen willen Erschlage­­nen zu Hügeln aufthürmen. In Wien gibt es unzweifelhaft ebenso arge listige als beredte Agitatoren für das Programm der froatischen Südslavengruppe, welche die Drei­­theilung der Monarchie als die beste­l­­lung der no immer wie ein hartnädiger Krampf untem­ politisgen Magen befrierenden bosnischen Frage darstellt. Wind und Wetter scheinen den Anhängern der Herren Starcevics und B­avlino­vics günstig zu sein, und die Gewaltszenen in Agram und Zagorien pasfen so vortrefflich zu ihrem Spiele, das sich namentlich die Ersteren nicht be­­jagen dürfen, wenn sie direkt der Anstiftung der­­selben beschuldigt werden. Trogdem hat aber, wenn wir alle Anzeichen trügen, das Ideal der genann­­ten Parteigänger und ihrer Bartisane einen Ho­h­­len Boden, dem er endlich eindrüden wird, um dann zu stürzen und in Atome zu zerschellen. Die­­ser gefährliche Boden, auf dessen Beschaffenheit die Herren Kroaten zu wenig zu reffeftigen scheinen, M Ungarn, jenes Ungarn, welches wie ein Mann seinen Feinden gegenübertreft, daß, wenn all Niemand in Ungarn denkt, Kroatien der ihm bisher zugestanden gewesenen Rechte zu berauben, so doch auf seinen Fall auf das Teifeste Zugeständniß gerechnet werden darf. Zunächst wird und muß der Aufstand in Kroatien niedergeschlagen werden, dann werden, immer aber nur innerhalb des Ausgleichsgefeges, die Beschmwer­­den der Kroaten Abhilfe erfahren. Die südslavischen Politiker b­äten daher sehr wohl daran, ihre Kon­­spirationen zu unterlassen, denn Ungarn ist fest entschlossen, diese Krisis zu einem solchen Auftrage zu bringen, daß alle, über den bisherigen Ausgleich hinausgehenden Aspirationen der Kroaten ein für allemal beseitigt werden. Die emergische Haltung des Ministeriums Tipa, hinter welchenm in die­­ser Frage mit größter Einmüthigkeit ganz Ungarn steht, läßt darüber seinen Zwei­­fel und man sollte mithin in Agram wie in Spalato die eines jeden Nimbus entbehrenden falschen Rodale aufgeben, denn ihr Kultus trägt nur Tod und­­ Verderben in die Heimat und erhebt den entmenschten Brudermord zum Katechis­­mus der Frontischen Baalsdiener, nämlich der traus­rigen Helden des gegenwärtigen Aufstandes. E. M. Seuilleton. wuELM­MA. Roman von * ” AS er geendet, währte er einige Zeit Biß die münstige Unterhaltung wieder ihren Anfang nahm. Devay gab sich den Anschein, als bemerfe er der Komteffe Aufregung nicht, und begann das Ge- Br in höchst unbefangenem, fast gleichgiltigem one. „Ich Habe etwas Neues von Schiller mitge­­bracht“, sagte er, „den Sie, wie ich weiß, ungemein verehren, ja sogar über Goethe stellen, obgleich ich darin nicht ihrer Ansicht bin. Denn Siener hat bisher noch wenig geleistet, und das, was er ge­­schaffen, bewegt sich in exaltert idealistischen An­­schauungen.“ „Er ist noch sehr jung; ich fenne feine schö­­neren Gedichte als die feinigen.“ „Nun wir wollen darüber nicht streiten“, erwiderte­ er lächelnd, „aber Heute bringe ich ein Gedicht von ihm, das mir aus der Seele geschrie­­ben ist. — Sie werden daraus ersehen, theure Adrienne, daß alle begabten Geister, alle, selbst die Spealisten, wozu Schiller gehört, doch über die höchsten den Menschen beschäftigenden Fragen ganz so denken, wie wir. Es wäre auch unmöglich, daß es anders sein könnte.“ „Wie heißt das Gebiht? — Seien Sie «8 gütigst.“ „Es Heißt Resignation.” Devay begann zu lesen. Der Ton seiner sonoren Stimme drang wieder an das Ohr der ihm mit gespannter Aufmerksamkeit Zuhörenden. Jo weiter er las, je mehr die poetischen, sehwer­­müthigen Gedanken und Klagen des großen Dich­­ters ihre Phantasie entzündeten, ihr Empfinden berückten, je mehr erglänzten ihre weit geöffneten, fest auf den Lesenden gerichteten Augen, je mehr verdichtete sich der Ausbruch des Schmerzes um ihren bald geschlossenen Mund.­­ Die letzten Strophen des Gedichtes sprach der Erzieher nicht mehr lesend,sondern frei,wäh­­rend er die Komtesse unverwandt anblickte,und die einzelnen Worte,obgleich leifer redend,doch inni­­ger sprach,und ausdrucksvoller betonte. Nachdem Devay geendet, trat eine längere, lautlose Raufe ein. Dan hörte nur das einförmige Piden der Uhr auf dem Kamine und das unregel­­mäßige Athmen der rasch sich hebenden und fenten­­den Brust. — Ihre eine Hand stüßte den Kopf, als ob die ihn erfüllenden Gedanken zu schwer für ihn geworden. Die halbgeschloffenen Augen hafte­­ten auf dem Boden und die fliegende Röthe inne­­rer Aufregung lagerte verrätherisch auf ihren schmerz­­voll sich bewegenden Mienen. Devay saß vor Adriennen, schweigend wie sie. Aber seine Blicke ruhten, von ihr unbemerkt mit verzehrender Gluth auf der Komtesse Antlig. AZumeilen zuchte er leidenschaftlich über sein erreg­­tes Gesicht und er machte eine leise Bewegung, als wolle er ihr zu Füßen stürzen, oder sie umfassen und mit feinen Armen umschlingen. Endlich erhob sie ihre Augen. Bei der Blide begegneten sich und hafteten kurze Zeit in einander, bis Adrienne endlich verlegen die ihrigen wieder gegen Boden fente. „Das wäre die Wahrheit”, sagte sie dann mit leiser, fast unhörbarer Stimme,­­ „es gäbe nur Hoffnungen ohne Erfüllung ?“ (Fortfegung folgt ? (Alle Rechte für den Autor vorbehalten ) (Fortfegung.) „Wollen wir musiziren ? fragte Devay nach einer langen, im stummen Anschauungen des jun­­gen Mädchens verbrachten Baufe. „O­er würde Ihnen solches heute Feine Freude bereiten ?“ „Thun wir es, wenn es Ahnen Vergnügen hat”, antwortete Adrienne. „Mir ?" erwiderte er sie innig anblidend: ‚Sie wissen ja längst, daß sie nur allein nicht nur über mein Vergnügen, sondern über mein ganzes Glück zu bestimmen haben.“ „So musiziren wir“, sagte sie befangen, — „Singen Sie etwas, ich, — ic fan es heute nicht." „Wie Sie wünschen“, antwortete er, indem er die nach dem Nebenzimmer führende Flügel­­thüre flo und sich an das Klavier fette. Adrienne nahm ihren vorigen Pla wieder ein, und während die Zonmwellen seiner vollen, weichen, zum Herzen dringenden Tenorstimme an ihrem Ohre vibrirten, erbebten ihre Nerven, wie von einem elektrischen Strome überflutet, und ihre halbgeschloffenen Augen fülten sich mit Thränen. Devay nannte genau die Wirkung seines Ge­­sanges, all derjenigen Töne, deren Klangfarbe sie am meisten und ergreifendsten­ hervorrief, und er bemühte sich, diese Wirkung nun im vollsten Maße zu erzielen, DE Hiezn ein halber Bogen Beilage, BE EEE TIRRR

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