Oedenburger Zeitung, 1883. Oktober (Jahrgang 16, nr. 224-249)
1883-10-19 / nr. 239
Freitagxih Oktober 1883. x. Sacraang.Ledenburger Zeitung, (Vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortferitt zur Ehre? — Behricten zur Wehr! — Der Mahrheit eine Gaffe.“ Ar 239. Administension, Merian und Inseratenaufnahme: Buhtenherein, Nommwalter &K Sohn, Grabenrunde 121, KB Einzelne Nummern Rotten 9 Kreuzer. zu Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Leo: Ganzjährig 9 fl., Hatejährig 5 fl, BVierteljährig = ‚50 fl, Monatlich 1 fl. Fur Undtwärth: San jährig e gi gelbjäbrig TL., Vierteljährig 3 fl. . Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Walls Mielgaffe 10, &. Oppelit, 1. Stubentafel 3 Seineih Gialet, 1., Wolleile 12, R. ah Seilerstätte 2, M. 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E3 ist allerdings richtig, und e3 wurde von mir niemals in Abrede gestellt, daß im Jahre 1880, als ich no faum 14 Zage Banus war, der Finanzlandesdirektor David zu mir kam und meldete, er habe die Weisung, Wappen mit Frontischer und ungarischer Aufschrift auf den Finanzgebäuden auszuhängen. Da es nicht Sache des Banus ist, derlei Dinge prinzipiell und überhaupt mit dem Sinanglandesdirektor querörtern, so widerrieth ich ernstlich die Aufhängung der zweisprachigen Wappenschilder und bat ihn, jedenfall abzuwarten, bis ich den Gegenstand mit dem Finanzminister besprochen haben werde. Hierauf schrieb ich an den Kroatischen Minister und bat ihn, die Sache beim Finanzminister zu Hintertreiben, worauf die Aufhängung der zweisprachigen Wappen unterblieb; seither kam Diese Angelegenheit weder zwischen mir und dem Finanzminister, noch im Ministerium zur Sprache und ich glaubte die Sache für immer beseitigt, als auf einmal am 6. August 1. 3, also nach 3, Jahren, in derselben Nacht, als ih Agram verließ, ohne vorhergegangene Meldung die zweisprachigen Wappenschilder durch den Finanzdirektor ausgehängt wurden, und al die Aufregung demzufolge fan den höchsten Grad erreicht hatte, ließ er auch noch unge jeglich zweisprachige Amtssiegel herausgeben und verwenden. Daß Wappenschilder mit zweisprachiger Aufschrift in Effegg und einigen Orten des Lande auf Finanzgebäuden seit anderthalb Jahren bestanden, erfuhr ich erst in der Ministerkonferenz in Wien dur den Finanzminister selbst — in jener Konferenz, in der sowohl der Kroatische Minister alsch die zweisprachigen Wappenschilder nach Paragraph, 57 des Ausgleichs-Gefeges für ungefegllc erklärten. Nafic, 10. Oktober 1883. Graf Pejacsevid, gewesener Banus von Kroatien, Annn | Die ersten Folgen der Affaire Berkovay. Oedenburg, 18. Oktober, (H. G.) Die erbärmliche Standal-Affaire Derhovay bietet wieder einmal den, jenseits der Leitha alltäglich leeres Stroh treibenden, sich aber dabei in ihrer bekannten semitischen Allerweltsweisheit sonnenden „Ränderbanf-“ und „pseudo-demokratischen Gelehrten“ Gelegenheit, sich auf’s hohe Ruf zu seßen und von da herab mit vortrefflich gespielter Entrüstung die Worte hervorzustoßen: „Herr N wir daufen Dir, daß wir nit so sind, wie ene !“ Diese Entrüftung steht den bezeichneten „Verlehrten“ ausgezeichnet an, vornämlich wenn man weiß, welches Sündenregister gerade Diese auf ihren diversen Gewissen haben, und ferner wenn man in Anbetracht zieht, aus welchen Anfängen deren feltige „publizistische Macht und Größe“ hervorgegangen. Die äußerst gelehrigen Schüler eines gang und Scharf, welche durch ihre Thaten bewiesen haben, daß sie ihre Lehrmeister weit übertreffen, waffen heute, unter heuchlerischem Augenverdrehen, alle ihnen zu Gebote stehenden Steine von der Gaffe auf und schleudern sie herüber auf den Unwirdisten, der die für die Csanges gesammelten Gelder „an irgend einem unbekannten Orte zur höheren Srustifizirung angelegt hat.“ Solches thuen sie aber nicht etwa aus dem Grunde, um den Ununwürdigen zu zerschmettern, sondern einzig und allein, um jene „Brut“ zu tödten, welche er gewagt hat, der bekannten, in Oesterreich wie Ungarn von Oben herab protegirten und privilegirten Woltsausziehungs-Sippe die gleißende Larve vom Antlig zu reißen und aller Welt zuzurufen : „Seht, so schauen in Wahrheit die semitischen „“Freiheitshelden" aus!" “ Der Berhovay wird somit gesteinigt und der Antisemitismus damit gemeint. Das ist der Kern der Sade. Man muß gestehen: In den heutigen Tagen der immer weiter treffenden Korruption sind jene „tagesgelehrten“, die dabei eigentlich in einem gläsernen Hause wohnen, nämlich die ihre Meister weit übertreffenden Epigonen eines Zang, Scharf und Konsorten, von ganz besonderem Glüde begünstigt, und hat es fast den Anschein, als ob das „Schicksal“ selbst für die Partei nehmen wolle, damit das von ihnen eroberte Gebiet nur ja von seinem antisemitischen Fuße betreten werde. Denn kaum wird ein politischer oder sozialer Gegner der in Rede stehenden „Auserwählten“ zum — — Schurken, so gelangt au fohon dessen That zur Entdeckung und wird auf diese Weise den Ersteren die Gelegenheit geboten, mit Pathos auszurufen: „Seht, so schauen unsere Feinde aus!" Wenn man aber dann die Geschichte bei Licht betrachtet, so kommt etwas ganz Anderes heraus, nämlich die unumstößliche Lehre: „Das Feld der Korruption, Demoralisation und höheren Fruktifizirung des Schweißes des Volkes ist von aller Welt Anfange zur Bebauung einzig und allein jenen „Auserwählten“ zugewiesen, und in Folge dessen verstehen auch nur Diese es, aus dem von ihnen bearbeiteten Boden hunderttausend fältige Frucht zu gewinnen; alle Uebungen bleiben aber in diesem Genre immerdar elende Stümper !" Selbstverständlich werden diese „Gelehrten“ um solche ihnen von einem „gütigen Schicsale“ zugewiesene „Bestimmung“ von seinem ehrlichen Menschen beneidet, sondern ihnen diese vielmehr Seuiffeton. wWuErLBNngE%ArR. Roman von * ® (Alle Rechte für den Autor vorbehalten ) (Bortregung.) „Das würde Ahnen nichts nügen, Szolomy, Sie sind in meinen Händen.“ „Und Sie in den meinen“, erwiderte der Graf, indem er diesmal die Zerzerde aus der Brusttasche zog. „Lassen Sie, wie ich fon vorhin bemerkte, ruhig die Dinger stehen. Denn selbst wenn Sie mich wirklich tödteten, wären Sie doch verloren, weil, wenn ich bis zwölf Uhr Nachts nit an einem bestimmten Orte eintrefft morgen in aller Frühe die mit Dokumenten gehörig belegte Anzeige gegen Sie direkt an den Monarchen gesendet wird. Deshalb folgen Sie meinem Beispiele, stehen Sie das Zafchenspielzeug ein und lassen Sie uns in Ruhe unterhandeln.“ Mit diesen Worten hob Dobroj die Pistole in die Zafce: „Ich habe Fein Geld und gebe weiter Tennes ber !” erwiderte Szolomy barsch: „Sie haben mich [on genug geplündert! Berflucht sei die Stunde, wo ich mich zuerst mit Ihnen eingelassen! Sie wollen mein Werkzeug gewesen sein, während ich don in Wahrheit ihren schändlichen Plänen dienen mußte. Denn war Idee, der den Befehl ertheilte, Kalman’s Frau in den Flammen umkommen zu lassen? Haben Sie nicht diese Scheuglichkeit verübt, in Folge deren mein Bruder wahnsinnig geworden ist? Und ward, groß all dieser Nichtswürdigkeiten, der eigentliche Zweck erreicht ? It das Kind, Kalman’s Kind, todt oder wenigstens unschädlich gemacht? Haben Sie sich dasselbe nicht abermals wanchen lassen? It es nicht nach Somney gebracht worden, wo man es unausgeregt bewacht und außerdem bemüht ist, seine Herkunft zu erforschen? — — Da, lesen Sie diesen Wish*, fuhr Szolomy in höchster Erregung fort, indem er dem Besucher ein Papier hinreichte. „CS ist ein Brief von der triefäugigen Nachteule, der ehemaligen Wirthschafterin Kalman’s. Sie bereibt, sie befige sei die Beweise, daß dessen Tochter nicht bei dem Brande des Castells in Gorgohäz umgelommen, sondern von zwei fremden Männern, die den Brand gelegt, geraubt worden sei. Die Frau eines Köhlers im benachbarten Walde, wo die Räuber gerastet, habe zufällig das Kind gelaunt und erkannt, sei aber durch die Drohungen der Räuber eingeflüchtert worden, zu schweigen. Sekt, auf dem Todtenbette, habe sie gebeichtet und ihre Aussage gerichtlich beschworen. —ch habe, so schreibt diese spindeldürre Wetterhere weiter, die Spur verfolgt; zuerst ist das Kind Jahre lang in einem Walde versteet gehalten, dann auf eine Ruine im fernen Siebenbürgen gebracht worden, wo es, ebenfalls von seinen Räubern bewacht, mehrere Jahre lang gelebt hat, 6iß es zufällig, während eines Gefechtes, verschwunden. Aber auf einen jegigen Auffenthalt werde ich erforschen und ebenso die Räuber, deren Einer Dobroj heißt, auffinden." ..... „Das Alles hat jene Nachteule mir geschrieben“, fuhr Szolomy, tief Athem schöpfend, fort, „und sie hat wo hinzugefügt, daß ich, der Majoratsherr von Laubenbrunn, wect gut wisse, wo das Kind Kaufman’s zu finden sei. Ich solle er anerkennen, ihm sein Vermögen zurückgeben, dann, aber auch nur dann, wolle sie — die Nachteule — schweigen, font aber sein Mittel unversucht Laffen, um der rechtmäßigen Erbin zu ihrem Befisthum zu verhelfen... . ." „Slauben Sie", fuhr Szolomy nach einer Weile mit gesteigerter Heftigkeit fort, „diese ver»rüde weibliche Vogelscheuche werde ihre Drohungen nicht ausführen? Wer bürgt übrigens dafür, daß sie nicht wirklich das Kind entdeckt? Und dann? — — Wenn ich Gorgo haz und Alles, was ich daraus gezogen und davon bereits verkauft habe, zurückgeben muß, bin ich ein Bettler. Das haben Sie vorhin selbst gejagt. Und nun kommen Sie noch, Sie, der diese ganze Angelegenheit in stümperhaftester Weise betrieben, dem ich Dieses Alles zu danken habe, dessen Geldgier ich unaufhörlich befriedigte, Sie kommen und verlangen aber bald die Kleinigkeit von dreißigtausend Gulden. — — Weshalb Haben Sie denn das Kind nit sterben lassen, da das do so leicht Hätte geschehen können ?* (Borttekung folgt.) u u dei ar Be BT AR N EEE nee