Oedenburger Zeitung, 1884. Februar (Jahrgang 17, nr. 27-50)
1884-02-23 / nr. 45
. gATAR«tIngerns wird in Bush’s Geschichte mit einen Staatslentern seinem Worte Erwähnung gebar, dafür aber der „Weise von Terebes“ über dem grünen Klee gelobt. Zieht man nun in Betracht, daß der Berfasser immer und immer wieder auf das Mißtrauen Bismard’d gegen Oesterreich Ungarn zu sprechen kommt, so läßt sich vornehmlich aus den in Aussicht stehenden „neuen Bestattungen" — (Eintritt Ruslands in die Bismarck’sche Friedens-Allianz) — Schließen, daß der pommer’sche Junker abermals sehr starres Mißtrauen gegen Oesterreidelingarm hegt. Aus diesem Grunde ist das in Nede stehende Verlau für die Bewohner der diesseitigen Reichshälfte sehr Schrreih und Tefendwerth. — — © union und Gladstone“, oder „Gladstene und Gordon" dürfte ein Zukunftshistoriker jenes Kapitel der egyptischen Geschichte überschreiben, welches die Ereignisse während der Monate Jänner und Februar des Jahres 1884 behandelt. Gladstone fiel fest, denn das Britische Unterhaus hat ja mit einer bedeutenden Majorität das Tadelsvotum gegen ihn verworfen. Aber trotdem hat ich der britische Premier mit seiner egyptischen Politik do unsterblich blamit. Denn nur nur die verschiedenen Schlappen, welche die englischen Heerführer im Sudan nacheinander erlitten, nicht nur das ruhige Hinnehmen der Affairen von Sinfat und Tofar, sondern die Mission Gordon’s vor Allem stempelt die Cladstoneske Politis in Egypten zu einer wahrhaft erbärmlichen. — Während am 17. Februar der britische Premier im Parlamente noch öffentlich erklärte, er wisse nichts davon, daß Gordon den Straßenhandel öffentlich bewilligt habe, wird am 19. d. M. offiziell aus Egypten berichtet: „Gordon sei in Khartum angekommen, habe die bis Ende 1883 rückständigen Steuern nachgelassen ; von 1884 an sei nur die Hälfte der bieherigen Steuern zu bezahlen; der Sklavenhandel ist erlaubt und der „Mahpi“ als Sultan von Kordofan proflamirt worden“ — Bedürfen diese Fakten noch einer Beleuchtung und Erläuterung??...... Der Stravenhandel erlaubt! — In diesem Sage liegt eine ganze Milliarde von Faustclägen, welche das perfide Akdion der Zivilisation in’s Antlig verfegt. — — Und nun zum Säluffe noch ein kleines „Allerlei“ aus unserem ungarischen Vaterlande, aber ohne jede weitere Bemerkung. Ac 1.) Das Tiga-Regime hat am Dienstag eine parlamentarische Niederlage erlitten, indem im Geieg über die Vermehrung der Bezirksgerichte Einiges abgelehnt wurde und ad 2.) Deinisterpräsident Zipa erklärte an demselben Tage im Ober: baufe: „Die Reform-Vorlage, das Magnatenhaus betreffend, fit ausgearbeitet ; selbe werde einigen Mitgliedern des Lebteren vertrauliger Weise mite getheilt und eventuellenfalls wo in dieser Session unterbreitet werden !“ Die bezügliche Depesche fügt betreffs des ersten Punktes Hinzu, daß die Niederlage von seiner prinzipiellen Bedeutung sei. Wir glauben, daß diese Bemerkung auf beidepunkte paßt. Denn heute, wo die Wahlen vor der Thüre stehen, und Alles und Alle von dem Ergebnis derselben Alles hoffen oder fürchten, wer kümmert sich da noch um die gegenwärtigen N Regierungs-Aktionen? Wer hat da wo Sinn für die Erklärungen und parlamentarischen Niederlagen dieses ungarischen Gouvernements? Die Zukunft muß zeigen, ob wir Ungarn der Sreiheit werth sind. — — Güterwerteheg in Folge der die Ruine Member Komitate in das Temeser Komitat einverleibt werde. — Abgeordneter Seehlig beanstandete8, daß diese Verfügung, welche in dem unterbreiteten Gelegentwurfe nicht enthalten war, in diesen Paragraph einfach auf Antrag eines Mitgliedes des Verwaltungsausschusses aufgenommen wurde und beantragt, die Entjeis dung über diesen Punkt bis zur Einvernehmung der betreffenden Komitate in Schwebe zu lassen. — D Ministerpräsident Tzipa betont, daß mit den Komitaten in Dieser Beziehung auch von früher wiederholt Verhandlungen gepflogen wurden. Er habe den Antrag, welchem er übrigens sein besonderes Gewicht beilegt, zugestimmt, weil er überzeugt ist, daß hieruch die Spättreffen der Administration immerhin gefördert werden. — Nach kurzer Diskussion wurde der bezügliche Punkt mit Ablehnung des Fröhlich ’schen Gegenantrages angenommen. Hinsichtlich des im Prinzipe angenommenen Gejegentwurfes über da Autorenrecht begann die Spezialdebatte. Extvös beantragte im Titel anstatt des Ausdruches „Autorenrecht": „Schul schriftstellerischer und fünftlerischer Werke." Paul Mandl bekämpft diesen Antrag mit dem Hinmeid darauf, daß ja nicht nur fünftlerische Werke geschürt werden sollen. Nachdem auch wo der Justizminister für den vom Ausschhisse adoptirten Titel eingetreten, wurde derselbe angenommen. Bei S. 1 machte Thaly auf mehrere ansgeblich figlarisce Unrichtigkeiten aufmerksam, worauf die Debatte abgebrogen wurde, um dem Kommunikations-Minister die gestern unterbliebene Beantwortung der Kallay’schen Aunterpellation zu ermöglicen. Das Haus nahm die Antwort zur Kenntniß, troßdem fi der Sonterpellant, wie üblich, mit der selben nicht zufrieden gab, stehennung der Urlbergb an nöthigen Konferenzen einzuberufen. Die belden finden vom 25. bis zum 28. Februar in München statt. Die ungarischen Bahnen werden wegen ihrer Interessen- Solidarität mit den österreichischen Bahnen zu Gunsten der Arlberg-Route interveniren. Ordensregen. Seine Majestät hat dem in Vaffy domizilirenden Moses Ritter v. Waldberg den Orden der Eisernen Krone zweiter Blase, ferner den nachbenannten Mitgliedern des Österreichisch - ungarischen Hilfsvereines „Kronprinz Rudolph“ in Berlin, Bibor Schweinburg, Sabd Outfeld und Sosepp Palma, sowie dem E. E. Sanitäts-Delegirten in Egypten, Dr. v. Klodzianomsti, das Ritterkreuz des Franzosers-Ordens und dem in Mansurahb ansässigen Gonte Federico Nicievich di Nichiea das goldene Verdienstbeug, endlich dem Negierungsrath Dr. Arthur Freiheren v. Ledendorf-Dudent, den Orden der Eisernen Krone dritter Klasse verliehen. Dom Enge, Ben ungarischen Reichstage. Budapest, 20. Februar. Zwar wurde heute in beiden Häusern, im DOber ebenso heftig, wie im Abgeordnetenhause debattirt, allein die erledigten Gegenstände waren sämmtlich von ziemlich geringfügigem Belange. Bezüglich des Oder»hauses insbesondere hielte es rein, die Geduld ihrer geehrten Leser mißbrauchen, wollte ich die im Grunde diesmal ganz inhaltsleer gewesenen, wenn al zum größten Theile wohlgefegten Medien reproduziren. Die Sigung war überdies nur von anderthalbstündiger Dauer, wobei die Vorlagen des Unterhauses schließlich per Bauch und Bogen akzeptirt wurden. Im Abgeordnetenhause blieben die Deputirten zirta 2 Stunden beisammen und wurde zuerst die Berathung über den $. 1 der Vorlage über die Arrondirung einiger Komitate wieder aufgenommen und fortgefegt. Punkt 9 enthält die Bestimmung, da die Gemeinde DArUBar aus dem Temeser O Sensationelles aus dem Okkupationsgebiete. Unter dem Titel: Der „Zund von Kalinovit“ wird die Auffindung einer Schriftenliste in allen diplomatiscen und politischen Kreisen unserer Monarchie mit der größten Wichtigkeit her handelt. In einer Schlucht — so schreibt man aus der Herzegowina — wurde nämlich ein Behältung von Schriften aufgefunden und faisirt, welches Höchst kompromittirende, authentische Belege für die enge Verbindung der Herzegowinischen Konjurgentenführei mit montenegrinischen DVojvoden und der Regierung in Getinje nahestehenden Persönlichkeiten enthielt. Unter den kompromittirten Persönlichkeiten befindet sich auch der gewesene russische Gardeoffizier Kovan Clipovac Kuezevics, dessen richtiger Name BPopovics Xipovac sein sol. Der Mann, der al mit den serbischen Radikalen enge Beziehungen unterhält, hatte sichhon während des Aufstandes 1882 mit dem Plane getragen, mit einer montenegrinischen Sreimilligenshaar über Serbien nach Bosnien einzubrechen, welche Absicht jedoch durch die Wahsamkeit der loyalen serbigen Behörden vereitelt wurde. Nun erfahren wir, daß dieser Here Jovan Lipovac Kuczevicz, rede Popovics Pipovac seit einiger Zeit sich wieder im Okkupationsgebiete verspüren läßt. Die politischen Behörden haben die Werbung erhalten, auf den Mann zu invigiliren und in dem bezüglichen Berfehle soll gesagt sein, daß der Gefuhte Adjutanti des Fürsten von Montenegro sei. Die Passiven unserer Kroatishen Herren „Brüder. Ende Dezember waren die Steuerrückstände in Kroatien so groß, daß die dortige Landesregierung im Jänner um einen Borschuß von fl. 283.000 bei der gemeinsamen Mer gierung in Budapest zur Deckung der autonomen froatischen Auslagen anruhen mußte. Bom Alerhöchsten Hofe. Ihre Faiserige und königliche Hoheit Frau Erzherzogin Maria Immaculata, Gemalin des Herrin Erzherzogs Karl Salvator, ist den 20. d. in Wien, um 5%, Uhr Nachmittags, von einer Erzherzogin glücklich entbunden worden. oO Bollagio. Für den Monat März wurde das Zollagio auf 20%, Perzent festgestellt. oO Verkehrspolitik. Die österreichische Messierung projektirt den Bau einer Eisenbahn von Metrovid nach Mostar. Die Baukorten werden an den gemeinsamen Aktiven mit 17, Millionen Gulden flüssig gemacht und der bosnischen Landesregierung vorschußweise zur Versügung gestellt. Die Bahn wird schmalspurig hergestellt werden. Die Direktion für den Staatseisenbahn-Betrieb hat die Generaldirektion der kaisrischen Bahnen eingeladen, die behufs Regelung des österreichische ungarische schweizerischen, sowie des Aus den Komitaten. Klein-Frauenfaid, 20. Februar 1884. (Großmüthige Ausstattung einer Schule) Die Hirmer Schule entbehrte bis jeit noch der meisten vorgeschriebenen Lehrmittel, was die opferwillige, edelgesinnte Familie v. Rothermann gewahr wurde. Allsogleich steuerten Herr Rudolf Nitter dv. N Rothermann, dessen — für Jugendbildung sich überaus interessirende — liebenswürdige Frau Gemahlin, sowie Fräulein Emma v. Rothermann, einen so namhaften Geldbetrag für die Schule zusammen, daß damit ein werthevoller Globus, eine Karte der österreichische ungarischen Monarchie, der Anschauungsunterricht in großen Bildern, schöne große naturgeschichtliche Bilder, sowie sämmtliche zum Schreib-Leseunterricht nothwendigen Wandtafeln in deutscher und ungarischer Sprache angeschafft werden konnten. Da außerdem wurden noch zufolge Veranlassung des großmüthigen Herrn Spenders, in seiner Fabrik selbst eine Nebenmaschine neuesten Systems für die Schule angefertigt. Eltern und Kinder sind von den innigsten Dankgefühlen für die edlen Gönner durchdrungen ; wir aber wünigten, daß diese opferwilligen Kinderund Menschenfreunde dur ihr schönes Beispiel no ver Viele zu ähnlichen Thaten anspornen möchten. Die lernbegierige junge Welt kann dur derlei anregende Rehrmittel nur in dem Entfälusfe bestärkt werden, sich das für ihre Zukunft so nöthige Wissen umso eifriger angeeignen. A. K. St. Martin, 20. Februar. (Todesfall) Yu dem nahen Weppersdorf ist die in der ganzen dortigen Umgebung bekannt gewesene Geburtshelferin plöglich vom Schlage getroffen worden und hauchte sofort ihre Seele aus. Zu bemerken ind, daß sie ein ansehnliches Vermögen hinterließ ; unter Anderem ein Achtel Meten Silber» geld, als Guldenftüce, Thaler ,c. H. Mattersdorf, 22. Februar. (Einbruch). Bei dem Riesigen geachteten Schlossermeistr Schott wurde in der gestrigen Nacht ein frecher Einbruchsdiebstahl verübt. Die Diebe drangen nämlich dur das Fenster der an die Wohnzimmer auftogenden Borrathskammer und enttrugen daraus biverse Männer und Frauenkleidungsftüde, als auch sonstige Effekten, dann verschiedene Lebensmittel; Schmalz, Mehl und Fleischwaaren. Die Thäter wurden nach vollbrachtem Naube natürlich flüchtig und hinterliegen seine Spur, die deren Verfolgung erleichtern könnte. A.r. Ang.-Hhalib. 20. Februar. (Yu Sagen der Landesaufteilung — Ein zimperliches Balllemite und derdlichtgufter als Feuerwehrvereinsdiener.) Die im Jahre 1885 in der Landeshauptstadt zu veranstaltende Ausstellung beschäftigt seit einiger Zeit auch das zu diesem Zweckk unter dem Präfidium des Neutraer Maschinenfabrikanten Herrn Michael Havas fich Fonstituirt Habende Lokalausstelungss somit& in reger Weise, Vorlegten Sonntag fand eine zahlreich bes fuhte Plenarfigung statt, in welcher bekannt gegerben wurde, daß die Landesausstellungs-Kommission das Neutraer Rofallomite mit den Ausstellungssegenden für das ganze Neutraer-Komitat betraut hat ; in Folge dessen wird sich dasselbe mit den Industrielen des gesammten Komitates in Bestehung reger, damit dieselben in ihren Bezirken Zweig-Komites aufstellen, welche mit dem Neutraer Central-Komite in stetem Kontakte zu verbleiben haben. Gleichzeitig wurde betroffen, in offizieller Weise die Theilnahme der Komitat und der Stadtvertretung in Anspruch zu nehmen und an sämmtliche Industrielle und Gewerbetreibende einen 4