Oedenburger Zeitung, 1884. August (Jahrgang 17, nr. 177-201)

1884-08-02 / nr. 178

« Samstag, 2. Rn BB se­­­ s,1-s- . u ? M- lec Jahrgang Gebenburgerznkungz cirmaks,,Bedenburger Nachrichten«) OrgansprYoktttk Handek Industrie und handwirthschaft dann für sozeale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortseritt zur Eh? — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Er “ Mas Blatt ersceint täglich, mit Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerafions-Preife: Zür Leo: Ganzjährig 9 fl., ee 5 fl, Bierteljährig r., Mona Für Auswärts: Ganzjährig vE fl., "Setojägeig 7 fl., Biertel­­jährig 3 Alle für das So bestimmte RER mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. ” Administration, Verlag und Inferatenaufnahme; Buchbindern­­g, Romm­alter & Sohn, Grabenrunde 121, BE Einzelte Nummern Rotten 5 Kreuzer. a Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Tan Megele 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2 Ye Salsa ollgeile 12, N. Moffe, "Seilerstätte 2, M. Dutes,­­Ries­ mergaffe 12. Fu Budapeit : Jaulus S. Dorotheh fie 11, ® Leop Lang, Gifellaplag 3, A. V. Goldberger, Eerviteny a3 > SInfertions:Gebühren: 5 fr. für die ein, 10 Tr. für die zwei­, 15 Tr. für die drei, 20 tr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 50 kr. Bei mehrmaliger Einfhel­ung bedeutender Nabatt - = Diebstahl an den Hoffnungen der Armen. Dedenburg, 1. August 1884. Wir haben im gestrigen Blau­e einen vielleicht vielfach belächelten, aber deshalb doch nit so ganz in die Numpel­ammer unfructbarer Projekte zu­mwerfenden V­orschlag gemacht, den Vorschlag nämlich der Staat for das Versicherungsmesfen im Heineren Maßstabe, respektive für die Uermeren unter uns, im eigene Hand nehmen. Wir propo­­nirten gleichzeitig mit der auch bei uns in Ungarn bevorstehenden Einrichtung der Postspartaffen eine Art staatliches Affed­uranz- Bureau ins Leben treten zu lassen, in das gegen ganz be­­soeidene monatliche Einlagen der vorsichtige Haus­­vater aus dem Gewerbe­ oder sonst minder bes güterten Stande seine und der Seinen Zukunft einigermaßen sicher ftelen könnte, indem er ohne alles Risiko, in Bezug auf die eingelegten Gelder, nach gewisser, vorher bestimmter Zeitfrist eine größere Geldsumme ansprechen darf. Allerdings das Koisiko würde an des Affeturirten statt, der Staat übernehmen müssen, denn es ist sehr möglich, daß Legterer bei manchen Einlegern verliert, allein was läge am Ende auch daran, wenn die Regierung für die Zukunft des armen Mannes und seiner Hinterbliebenen einen sogenannten fond perdu stiften würde, aus dem die etwaigen Verluste aus dem Affefukranzgeschäfte gedeckt würden. Der Staat wirft Millionen für ganz unnüge Experimente und Armirungen hinaus, er könnte schon einmal auch ein Kapital opfern für die­­ Be­­freiung eines ‚Theile seiner Bürger von der Ärgsten, peinlichsten Sorge, von der Sorge für die Existenz der Familie, nach erfolgtem eigenen Tode oder eingetretener Er­werbslosigkeit. Zudem wäre ja bei einiger Umsicht der mit dem fraglichen­ Affe­kuranz-Geschäfte betrauten Beamten nicht leicht ein großer Kapitale-Verlust zu gemärtigen, da doc im Gegentheile die meisten Privat-Versierungs­­anstalten sehr schön prosperiren, nur dürften die staatlichen Affekuranz- Organe nur gar zu subtil und ängstli bei der Bewilligung von Versicherungen vorgehen und nicht allzu strenge die V­ersicherungs­­werber behandeln, sondern die möglichste Courance walten lassen, denn das von uns proponirte staat­­liche Unternehmen, soll für ihn sein auf Gewinn abzielendes, sondern eine Art Wohlthätigkeits-In­­stitut sein. An Wien — wir schrieben in biesen Blättern unlängst darüber — will der Magistrat ein Kredit­­institut für billigen Hypothefarfredit Frei­en , wen eine Stadt eine solche Anstalt zu errichten und zu erhalten vermag und daß sie es Fann, daran ist wohl nit zu zweifeln, sie wird sogar sehr be­trätligen Nugen daraus ziehen, so fann um so feichter der Staat ein Affekuranz-I­nstitut aufstellen und permanent in Aktivität erhalten. Wir indessen die Negierung diese gewiß ges­teinnügige dee durchaus nicht akzeptiren, so müssten doc wenigstens gewegliche Verfügungen getroffen werden, um nicht nur das Geld­­, sondern auch das ganze Öebahrungswesen der Bereicherungsgesellschaften einer strengen und thatsächlichen Nederwachung zu unter­­ziehen. Wohl werden darüber vielleicht einige unsolide Gesellarten krachen gehen, aber das ist nur ein Gemwinn für unsere Bolfswirthschaft; es ist höchste Zeit, die Spreu vom Weizen zu rendern. Möge der frische Wind die Spreu zer­­streuen, der Weizen bleibt zurück. Ohne­hin wird der ehrlichen, soliden Geselle haft durch die schmugige, unsolide Konk­­urrenz das Auskommen bedeutend erschwert. Die Agenten überlaufen förmlich die Parteien und inszeniren eine Minuendo-Lizitation; die Prämien werden mitunter auf ein Niveau gedrüht, welches jeder mathematischen Berechnung Hohn spricht. Warum denn auch nu­ ? Geht’s ohne Unfälle ab, ist auch die geringe Prämie gut genug; an die Bezahlung der Schäden wird bei Abschluß folgen Leshäfte ohnehin nit gedacht. « Der weßbegierige Leser wird vielleicht fragenss.« weshalb die „Oedenburger Zeitung“ seit einigen Tagen dieses Thema so lebhaft diskutirt? Die Sache ist ganz einfach. Der kürzlich erfolgte Sturz­­ der Bereicherungsgesellsgaft: „Tifa“ gibt ebnen reichlichen Stoff zum Nacken­en und fordert a förmlich zur Besprechung­ dieser in gedachter Rich­tung, ziemlich faulen Zustände heraus. Es fand uns unmöglich gleichgiltig sein, da Tausende von braven, sparsamen, für die ihrigen ge­sorgt gewesenen Familienväter, welche seit Jahren ihre t mühseligen Ersparnisse einer „verkrachten­ Affelu­­ranzgesellshaft anvertraut haben, Dem Ruine verfallen, reife, welche sich für ihr Hilfe “­­d­er Alter einen Spärpfennig zurückgelegt zu haben glaubten, sind grausam der Noth und kom Elende preisgegeben. Zahlreiche Witwen und Waisen, welche ihren Ernährer verloren, Geben ihre ganze Hoffnung auf die Versicherungssumm­e gebaut, die ihnen der fürsorgliche Gatte und Bater­­unter tausendfachen Entbehrungen zu erwerben ta deuilieren. Eine Theaterprinzessin. In einem Wiener Salon gehört und nac­herzählt: von .E. Marbag. (Schluß) „Sie zürnen wohl dem Armen? Mußte er seine Gattin nicht auf ihren Wunsch in’s Theater führen ? „Wer auch kann denn er messen, wer von und drei armen unglückigen Menschen am befragens­­werthesten war? War die ungeliebte Gattin an seiner Seite vielleicht beneidenswerth ? „Am andern Tage sandte er mir seinen ver­­trauten Freund und ließ mich noch um eine ein­­zige Unterredung bitten. Ich wies die Bitte streng zurück, ließ ihm sagen, daß eine ähnliche Bitte von mir als eine tiefe Nichtachtung und Bränfung an­­gesehen würde und bat, wenn er mi je wahrhaft geliebt, Alles daran zu fegen, seine Abberufung von hier zu erlangen. Er kam nicht mehr im’s Theater, ich ging wenig aus, nur Abends sah ich zuweilen seine hohe Gestalt sich langsam vor meinen Senftern vorbei bewegen. — Da endlich, nach Mo­­naten der Zucht und Angst — stand seine Abbe­­rufung in den Zeitungen. An einem Sonnabend — er war Frühling — ich stand am offenen Fenster und blickte träumend in die stille Nacht hinaus — da flog ein Strauß Vergigmeinungt mir zu Fü­­ßen; erfchroden sah ich in die Strafe Hinab, da stand er — einmal winfte er mit feinem Zaschen­­tuch; noch einen Gruß herauf, eilte davon, und mein Auge sah ihn niemals wieder.“ Sie schloß einen Augenblick die Augen, strich „I reifte in seine Heimat, o, welche Reif das feuchte Haar von den Schläfen und faltetelmwar das! Nur schüchtern, zagend wagte ich Mi dann die Hände in den Schopf. „Am andern Tage kam Klara Börner zu mir, wir hatten nur noch wenig Beziehungen zu­einander, es gab D Vieles, was trennend zwischen uns lag, und wir hatten einander gemieden. Sie kam, sie sagte sein Wort, aber sie legte meinen Kopf an ihre Brust und weinte über mich, weinte — 0, wie beneidete ich sie um­ diese Föstlichen Thränen, die mir versagt blieben — meinte um meinen Schmerz. „Inzwischen ist auch sie todt. . . todt dur eigene Hand, aus Gram über eine verfehlte StDet> PEN Bitter lächelnd, sah Fanny zu Linser empor. „Wenn Sie, mein Freund, mich vielleicht bisher beklagt haben, ziehen Sie Ihr Veitleid zurück, ich verdiene es noch nicht, ich war durch Leid noch nicht gebessert — feine Handschrift — das schwarze Siegel — da durchfuhr mich der sündhafte Ge­­danke, sein Weib — sein uns trennendes Weib — sei gestorben. Zitternd, während ich das Siegel löste, erstanden vor meiner Phantasie, auf den Trümmern der alten, neue Tempel des Glückes, aber Gott rettete die sündige Seele. „Wenn Du diese Zeilen Liest“, so schrieb er, „in die Hand, die sie Dir sendet, [von der Ber­­weiung anheimgefallen. Ich konnte den Stud) meiner Eltern nit auf mich nehmen — aber — ich kann auch das Leben ohne Di nicht tragen, ich mache ihm ein Ende. Wenn Du mich geliebt hast, so besuche mein Grab, mein Geist wird bei Dir sein. Au im Sgenseit$ der Deine.“ „Er Hatte sich erschoffen ! waren seinem Briefe vorausgeeilt, im­ Theater die Neuigkeit sehen, Geheimung war.“ Die Zeitungen so kannte man als sie mir noch zu feinem Grabe — Hatte ich doch sein Reht daran — so weit der Himmel die Erde überwelßt, 3 hatte ich sein Reht an ein Stüdchen von eines Grades Größe. JG ging am frühen Morgen hinaus und war allein. Da stand ich nun, mit den mich überfluthenden Gedanken, die in tausend Fragen sich auf meine Lippen drängten, wer aber gab Antwort darauf? NG Iniete mieder, ein Schmetterling umfreifte mich und das Grab _ war es die erlöste Piyche, die mir nahe war? Der Wind spielte in den feinen Gräsern, war das leise Raufchen Geisterflüstern ? — — U, meine See war noch gebunden, von zu materiellem Stoff ume ·"­geben,Ich verstand die Sprache der Sphären —­­nicht"« So betete ich drei Tage in den Morgens 4 stunden an der Stätte, die mein Liebstes barg, dann verließ ich die Stadt. — 3 habe Ihnen ger beichtet, legen Sie die Hand wie ein Vater oder Bruder segnend mir auf’8 Haupt. Mir ist, als würde ich dann diese Naht ver­leic­t und stüdtisch schlafen.“ Sie beugte ihren Kopf Linker entgegen. Einser stand mühsam auf, fuhr mit dem Taschentuch über­­ feine gerötheten Augen und legte dann Beide Hände­­ auf Fan­ng’8 Kopf: „Der Gott der Liebe und des Erbarmen senke reichen Trost in Ihre wunde Seele und sende Ihnen seine mildesten Engel, ihr Lager NGüpenhag zu umstehen.“ Nur einen innigen Bi auf sie richtend, verließ er schnell das Zimmer. Am anderen Morgen durchlief Die Trauer­­funde die Stadt: Zauny ©. , die erste Schau­spielerin, sei vergangene Not am Herzschlager plöglich gestorben. — — — ELDER TE un SEEERNRA TUE FE = a f Br »­­

Next