Oedenburger Zeitung, 1884. Oktober (Jahrgang 17, nr. 226-252)

1884-10-19 / nr. 242

.Mir-W»NaYEWWWIDJMW:"F"·7«""77"W·7«7Ws Hnnkag.19.9ktoöer1884." ,­­MI.Zahrgang. A. Hedenburger Zeitung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortgeritt zur Ehr? — Bebrühten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” ne Mas Blatt hat täglich, mit Ausnahme des auf einen onn= oder Feiertag folgenden Tages. P­ränumerations-Preise: Für Loeo: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljähri­gs­g » tr., Monatlich 1 fl. % R­ig Für Auswärts: Ganjätrig 12 A Halbläteig 7 f., Viertel­­jährig A Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inferaten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administation, Verlag und Inferatenaufnahme: Suhdenkerii­­, Nomtmwalter & Sohn, Grabenrunde 121, WE Einzelne Nummern Rotten 5 Kreuger. U Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Bogler, Ball« Miaigaffe 10, A. 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Trog alledem Haben ss die betreffenden ‚Bersönligkeiten bis heute an ihren Plägen festzu­­halten gewagt, und die ganze Welt verfolgt mit Staunen das Schauspiel, welches sich bei der Buda­­pester Polizei abspielt und wobei der Kohlenbrenner den Rauchfangkehrer einen Schwarzen fällt. Die Herren überbieten einander in Ent­­hüllungen, bleiben dabei in ihren Aemtern, führen Einer gegen dem Anderen Untersuchungen, suspen­­diren einander und so fort mit Grazie — anstatt das man von Oben mit einem „Quos ego“ darein­­fährt und einen königl. Kommissär à la Räday gegen die Räuber des Alföld, Bier gegen die gesammte Bande entsenden würde, was im Interesse des Ansehens unseres Landes dringend geboten wäre. Thai geht nicht, er bleibt, wie er vor und ehe, troß der vielen über ihn kursirenden nachtheiligen Gerüchte, welche mit dementirt wurden, geblieben ist, im Gegentheile, au er greift jetzt thatsächlich in jene Angelegenheit ein, welche die Enthüllungen des Minorich und des Agenten Bleyer in Fluß gebracht hat, und in welcher, wie wir ion berichtet haben, Bolizeirath Majthenyi als Untersuchungsrichter über direkten Auftrag des Ministerpräsidenten, fungirt. Nun kehren die im Amte verbliebenen und nicht suspendirten Herren den Spieß um, und zwar vorerst gegen den Agenten Bleyer Wir sind ja überzeugt, daß jeder Mohr ihm wargrift, aber es wäre da endlich an der Zeit, die Ange­legenheit aus den Händen der Polizei selber zu nehmen, und vor ein unbefangenes Forum zu bringen. Wir erfahren aus Budapest vom Donnerstag, daß der Polizeiagent Bleyer, der die Enthül­­lungen gegen h­orgestellte Polizeibeamte gemacht hat, am Donnerstag Nachmittags von der Polizei verhaftet und in Untersuchung gezogen sei. Bleyer hat, wie gesagt, die meisten Enthülungen gemacht, die durch die unlauteren Manipulationen der höheren Polizeibeamten beschädigten Parteien und Zeugen dem Polizeirathe Mattheny zugeführt und überhaupt der Untersuchung das schäßbarste Materiale geliefert. Inzwiscen ist seine V­ollmacht als Polizeiagent abgelaufen, ohne daß er dieselbe dur den Oberstadthauptmann Thai erneuern ließ; kaum wurde in Erfahrung gebracht, daß Bleyer nicht mehr in der Stellung eines Polizeiagenten sei, so kamen schon massenhafte An­­zeigen gegen ihn zu Majthenys. Er wurde von einmal erwähnt, daß, als Bleyer einst den notorischen Zachendieb, Morig Gerstmann, in flagranti ertappte und ein» lieferte, die Genossen desselben ihn um jeden Preis zu befreien suchten. Bleyer wußte dies jedoch zu verhindern, und als Gerstmann dies er­­fuhr, sagte er im zweiten Verb­re­chen aus, daß ihn eben Bleyer zum Diebstahl verleitet habe. Die Feinde Bleyer’s fegen­dei alle Hebel in Bewegung um Belastungszeugen gegen ihn, aufzu­­treiben. Majthenyi wurden zwei kleine Knaben, MeEszäros Paul und Julius, vorgeführt, welche be­­haupten Bleyer hätte sie vor anderthalb Jahren dazu verleitet, auf einem Dampfschiffe einer Frau das Portemonnaie zu stehlen, und habe ihnen für die Ausführung je einen Gulden gezahlt, die ver­stohlene Geldtasche aber selbst behalten. Majthenys schenkte dieser Anzeige zwar wenig Glauben, nahm sie aber dennoch zu Protokoll, und verschaffte ss wieder durch einen andern vertrauensunwür­­digen Agenten Daten über Bleyer. Ob Bleyer wegen dieser Beschuldigung oder auf Grund der Angaben des V­ertrauenswürdigen vers­haftet worden sei, ist noch ein Geheimnis. Bleyer wurde über Auftrag des D­berstadt­­hauptmannes Thaiß verhaftet, und in Holgedesfen soll zwischen Thai und Maijtbenyi ein Konflikt ausge­­brochen sein. Das sind ja wunderbare Zustände, die uns vor dem Auslande zu großer Ehre gereihhen! Die größte Schuld ist aber in den oberen Regionen zu tuen, die angeschuldigte Beamte und Chefs, die schon längst des öffentlichen Vertrauens verlustig sind, im Amte belassen, und ihnen somit Gelegen­­heit geben, die Beweisführung gegen sie dur ihre Macht und Einfluß zu vereiteln. Es wäre endlich­­an der Zeit im Spätereffe des Ansehens unserer­nstitutionen tabula rasa zu machen und den Auglasstall der Budapester Polizei gründlich zu reinigen, denn wenn die bisherigen Leiter unter denen si solche Zustände entwickeln können, noch ferner an der Sorge bleiben, so kann auf Achtung für Diese­nstitution nicht gerechnet sondern es kann nur die Alternative aufgestellt werden: Entweder sind diese Leiter selbst Deitschuldige, oder aber sie sind ihrem Amte nit gewachsen, weil sie es nicht rechtzeitig eingesehen und verhindert haben in welchem giftigen Sumpfe unsere öffentliche Sicherheit und Moral zu erfu­den in Gefahr i­. An beiden Fällen ist ihre Ablösung durch andere Elemente ein dringendes Bedürfniß, vorerst aber muß ihnen, um dieß zu erreichen die Gelegenheit benommen werden, Witer in ihrer eigenen Ange­­legenheit zu sein, und derselben eine solche Wendung zu geben, daß die lieben Herren wieder an weiße Jungfrauen obenauf zu stehen kommen, rasen Amfhan über die Feithe. Debenburg, 18. Oktober. Die etwas größere räumliche Ausdehnung unserer heutigen Nummer, gestattet uns auch die mit Seuilleton, Bom „selig fein“ ! Novelle von Hermance Potier, IV. Nahdend verboten. (Fortlegung ) „Dein ist es, für Dich gesammelt, zu Deinem Wohle zusammengescharrt, mit Fleiß und Sorgfalt Habe ich bewacht die Schäge, nur für Di bemacht ! „Heute forderst Du sie! Dein Olüd ist es, sie Hingeben zu dürfen für einen Mann, der mir nicht gleichgiltig — Dir Alles ist und b­öricht wär’s, Dir zu versagen, was Dir gebührt. „Du Eines meine Tochter, [chwöre mir­­-­­laß’ mich nie, nie im Leben hören, daß Du Deine Großmuth bedauerst, mach’ mir seine Vorwürfe, für meine Schwachheit, sage mich nicht an, daß in Schuld Bin an der Unüberlegtheit dieses Schrittes, denn bei Allem, was mir heilig, das könnte ich nicht ertragen! * Lewinsteins gebühte, Meine Gestalt wuchs förmlich und flehend, voll unendlicher Zärtligkeit, sah er Ruth an. Leidenschaftlich warf sie sich an seine Brust. „D, habe Dank — tausend Dank, geliebter Bater, und sei überzeugt, nie, nie, so lange ich lebe, wird ein Wort der Klage über meine Lippen kommen — was ich thue, ist bedachh und ist es zu meinem Elende geschehen, nun denn so werde ic­­h tragen, so neigend und ergeben, stolz und Klage Ina Nur ma­n werde ich lieben, Dir werde ich danken, wie heute, so ewig und ich werde Dich verehren und hochs­chagen, denn ich erkenne, daß Dur mir Alles opferst — auch das Liebste und daß Du Handelst, wie selten Jemand, edel und groß. ‚Und was auch kommen möge, mein Vater, Du Hast das süße, selige Bewußtsein, daß Du gut — erhaben — liebevoll gefühlt und das Du warst, was Alle sein solten und wenige sind — ein Mensch den Menschen — ein Bruder seinem Bruder !* Lewinstein umarmte stumm feine Täter und sprach nach einer Pause zu ihr: „Und jegt meine Tochter, begib Dich zur Ruhe, Du bedarfst ihrer und morgen, nach einer, Gott gebe Dir fir, stär­­fenden Nacht, geh’ selbst zu deinem Freund und sag’ ihm, daß die Hand des Juden ihn aufrichten will, rettend — fragend und daß seine Tochter ein Der bat, wie auf der Welt vielleicht sein zweites eib !“ Noc einmal preßte er Ruth an sich und verließ deren Gemächer. Trog allem Ernste, aller Feierlichkeit der Situation konnte er sich nicht enthalten, mit seiner, ihm eigenthümlichen, höstlighen Manier, das Haupt zurückzumerfen und zu flüstern: „Das soll mir Einer nachmachen !" während wieder das gewohnte, gut­­müthige Lachen seine Lippen­breit 309. Hedwig Hartberg litt. Nicht nur weil ihr Stolz gekränzt, ihr kindlich liebendes Herz tief er­­­­­griffen­ war, sondern auch, weil sie ich, wie ihr Zwei Tage Hatten den Sügling zum Manne gereift, indeß zum ersten, finstern, unnahbaren Mann ! Hedwig tröstete Emanuel mit rührender Aus­­dauer; sie­­ war ihm, daß ihr gar ui­s daran läge an ihrer Berahmung, daß sie alle Entbehrungen, alles Elend freudig und in Geduld tragen werde, nur solle er nit muthlos, nit verzweifelnd sein, er solle sich aufraffen, wie «8 einem Manne ges­tiemt. — g­eg Emanuel lädelte blos sehmerzlich zu ihren Bereicherungen, drücte ihr einen Kuß auf die Stirne und verfanf neuerdings in seinen Stumpfe finn. — Nicht sein eigenes Weh, nicht sein Kummer quälte ihn, nein, das Loos der Schwester. Düster sah er ihre Zukunft vor si) Liegen, trübe und glanzlos, und er hätte so gerne Alles gethan, um Hedwig glücklich zu wissen — er kannte ihren Stolz — ihre Eitelkeit und mit Schaudern erfaßte er die ganze reudlosigkeit ihrer Existenz ; er wußte, wie viel sie entbehren, wie viel sie sich versagen mußte und er nannte seinen Ausweg — seine Rettung. Wäre Emanuel schwach gewesen, er würde seinem Vater wahrscheinlich gefolgt sein, doch er war starr und trug sein Schicsal, so gut er konnte. Das glänzende Prachtpalais mußte verlassen werden, er gehörte nicht mehr den Hardtbergs, und Hedwig fand mweinend an dem Fenster ihres Bou­­doirs, bei dem sie mit Ruth so oft gesesfen und date daran, dar Alles num vorbei und veraannen a

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