Oedenburger Zeitung, 1885. Mai (Jahrgang 18, nr. 99-123)
1885-05-23 / nr. 117
.s74 Ins-i.---..kt Bes s.- :»«.. « FA ARTEN Wir hatten schon oft Anlaß der Zabel vom Wolfe und vom Lamme zu gedenken, wenn wir auf der Landkarte dem Laufe der Donau folgten, oben das mächtige Wien, weiter unten das schwächere Bu«dapest, welches so oft beschuldigt wurde, daß er den Wienern das Wasser trübe und welches seine Gegner so gerne verschlungen hätten, wenn es nicht aus zu harten Steinen gebaut wäre. Und siche da, meldepliiische Zustände fest auf einmal herrschen! Der Bürgermeister, der Magistrat und der Gemeinderat Wiens kamen, wie wir willen, forporativ nach Budapest. Die Hauptstadt Ungarns empfing sie in der, auch von diesen Blättern geschilderten Weise mit schmesterlicher Freude, Budapest begeisterte sich sozusagen für die Wiener. 0 Welches Wunder ist hier geschehen? Sind wir Deutsche, oder die Deutschen Ungarn geworden ? Mein, wir haben und ausgeführt. Wir haben beiderseits Die Nuslosigkeit eine Grolles eingesehen, daß Dien nicht im Stande sei die Entwickklung und das Aufblühen Budapest’s zu hemmen und daß andererseits auch Budapest Wien in seiner Größe, Schönheit und Neichthum nicht beeinträchtigen künne. Wir wollen fürderhin gute Nachbarn sein und bleiben, es sol ein schönes Verhältniß zwischen uns bereichen. Al die Wiener dieser Auffassung Ausdruck gaben, haben wir derselben sogleich aus vollem Herzen zugestimmt, denn auch wir haben seine Neigung zu Feindseligkeiten und ziehen ein freundschaftliches, Verhältnis mit wen immer vor. Uns berühren die österreichischen Parteizwistigkeiten nicht unmittelbar, aber auch mit Wien haben wir viel mehr Berührungspunkte, als mit dem gesammten übrigen Oesterreich, wenn also Wien mit und im guten Einvernehmen ist, so ist es für Ungarn von Wichtigkeit. € mar und immer unangenehm, wenn Wien den Ungarn abgeneigt war, denn dies schadete und auch dor dem Auslande. «." Dedenburg, 22. Mai. Jetzt fragen wir nur,warum nur eigentlich -’-s«Gegners waren?Deph»alle,weil wir es Wien nicht -·-'«-verzeihen konnten,daß von dort die Germanisirung Ungarns ausging,die Wiener konnten sich nieder ,zz nicht mit der Idee abfinden,daß bei Preßburg Oester.,e·e·ich aufhöre.Zeit und Erfahrung lehrte die Menschen mit den Verhältnissen rechnen und weil wir heute.««««.—«die Germanisirung nicht mehr fürchten,die Oesterreicherhin wieder in der Freiheit Ungarns eine Garantie er ihrigen finden, ergriffen wir Beide die Gelegenheit zur Berührung und Berbrüderung, zu einem Bündniße imnteresse der Völkerfreiheit und der Zivilisation, deren Bannerträger Budapest in Ungarn, Wien in Oesterreich sein wollen. Freiheit einigt die Bölfer, welche nur der Absolutismus zu gegenseitigem Haß geführt hatte; der Dualismus ist feine Scheidewand für die Humanität. Die Völker haben gemeinsame ideale Interessen. ..keines wünscht gemeinsame Ministerien oder schiärnt I fürf die Delegationem sie sind wie die Wolken,welche keine Landesgrenzen kennen. Wir waren die ersten,die nach Wien um Freiheit gingen.Kossuth war der Erste der am 3. März 1848 in Preßburg eine Rede hielt,ivoritter ·eine Konstitution auch für Oesterreich forderte und «der selbst mit der Deputation nach Wien ging um ,mit Wien Fühlung zu suchen;Denk veranlaßte,daß ·es in das Gesetz aufgenommen werde,daß Oesterreich «eine konstitutionelle Freiheit genießen solle, um den Besuch vom Jahre» ion ertwiderte ‚denn 8 ist zur Ueberzeugung gelangt, daß 11848, die freien Belfer der Solidarität genau so bedürfen, wie die Negenten. Aber die Wiener kommen nicht um zu politifiren, also politifiren wie au nigt mit ihnen. Die Politik steht nicht auf der Tagesordnung. Sie fühlen es im Herzen nur, daß in Wien die reaktionäre Strömung die Oberhand Hat und sie wissen, daß in Ungarn eine freie Luft bericht, deshalb thut ihnen Diese Luftveränderung auch wohl. Wir aber freuen und herzlich und mit gehobenen Gefühlen ihrer, nun Schon dreitägigen Anwesenheit in Ungarn und Seedauern nur die Mißgunst der Witterung, welche da Bergnügen der Budapester Hochwillkommenen Gäste beeinträchtigt. Wir unwünschen und hoffen, daß die Behörde der Hauptstadt ihre Aufgabe als Hauswirth entsprechend erfüllen, damit die Wiener nicht nur aus Höflichkeit, sondern auch vom Herzen mit dem Empfange zufrieden sein mögen; und damit sie, nach Wien zurückgekührt, dort jagen Fannen, daß sie in Budapest auch nur einen einzigen Menschen gefunden haben, der nicht die Einigkeit mit Wien wünsche und der sich nicht herzlich über die Kunde gefreut hätte, daß von nun an die Nivalität der beiden Hauptstädte aufhöre und daß Dieselden von nun an Arm in Arm sich dem Dienste des Fortschrittes und der Zivilaftition widmen wollen. B. , BeTEN EFT ’ism«ganzen Raume.Sie war heute gar nicht gekommen.Besorgt eilte er in ihre Behausung-Der I blinde Bat er horchte hoch auf beide in fremden Schritte zu so später Stunde»Wo istJnee?« Wo sie sonst um diese Stunde sei.Mit einem Wagen, den man Mittags mit der Bitte um sie gesandt hatte, sie heute zeitiger einzufinden, war sie fortgefahren — und Kaffeehaus, wie Alle vermeinten. Nochmals stürmte Werner zurück in den hellerleuchteten Saal. Sie mußte dort sein, er hatte sie nur nicht gesehen. Nichts, nichts! Wieder zurück in die stille Gasse, wo sie wohnte. Nichts, nichts! Mo war sie ? Vielleicht kommt sie später! Mit langem Gefühle saßen sie da in der feinen Stube und horchten hinaus in die Nacht nach jedem Schritte, nach jedem fernen Wagenrollen. See fammt, auch nit den nächsten Tag — fort war sie, verschwunden, ohne Spur. Das waren entfegliche Tage, die Werner durchlebte — nein, durchfieberte. Er eilte von Behörde zu Behörde, zu allen Konsulaten, Würden- Frägern, bat und flehte, man möchte sie suchen; stundenlang durchirrte er die einsamen, engen, winkeligen Gaffen des Araberviertels, stumm, mit glühenden Augen nach den kleinen vergitterten Fenstern der Häuser aufblidenn. (Schluß folgt.) “ “ I. Dem Tage. O Ein Allerhöchstes Handschreiben. Ministerpräsident Koloman v. Tzipa überreichte vorgestern Mittwoch im Abgeordnetenhause folgendes a. b. Reskript: „Bir Franz Koserl. von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich, König von Böhmen 2c. 2c. und apostolischer König von Ungarn. Den Bannerherren, geistlichen und weltlichen Würdenträgern und Abgeordneten Unseres getreuen Ungarn und seiner Nebenländer, die auf dem von Uns für den 25. September 1884 in Unsere Hauptstadt Budapest einberufenen Reichstage versammelt sind. Unseren Gruß und Unsere königliche Gnade! Liebe Getreue! Indem Wir die erste Session des am 29. September 1384 eröffneten Reichstages hiemit schließen, erklären Wir gleichzeitig die zweite Session für den 25. September l. 3. einberufen, Denen Wir Uebrigens mit Unserer Faiserlichen und königlichen Gnade dauernd gewogen bleiben. Gegeben zu Wien, den 20. Mai 1885. Sranz Jofefm p. Koloman Zipamp. Das Königlie Neskript wurde mit begeisterten Elfen-Rufen aufgenommen. Nachdem der Präsident einen Raddlid auf die Thätigkeit der abgelaufenen Session geworfen und hervorgehoben hatte, daß dieselbe an Fleiß und Ausdauer hinter seiner der früheren zurückblieb, schloß er die Sikung. O Spenden des Königs. Se. Majestät der König spendete aus seiner Privathatouille für die Erdbebenschäden in Kindberg 2000 fl. und in Wartberg 1000 fl. der röm.-fath. Kirchengemeinde in Känyapur zum Wiederaufbau der abgebrannten Schule 150 fl.; für die griech.-kath. Kirchengemeinde in AlfH Nemete zur Reparatur der Kirche 100 fl. ; der röm.-lath. Kirchengemeinde in Ezirofi-Böla zum Aufbau ihrer Schule 100 fl. ; der griech.-lath. Gemeinde in Kissipnik zum Aufbau des Pfarrhauses 100 fl. ; der reformirten Gemeinde in Tipaljhely zum Aufbau der Kirche 100 fl. O Die Thronfolge in Braunschweig. Der Bundesrath berieth am 21. d. in Berlin den Antrag Preußens, betreff3 der Thronfolge in Braunschweig. Der preußische Antrag lautet dahin: Die verbündeten Regierungen sprechen die Ueberzeugung aus, da die Regierung Cumberlands in Braunschweig mit dem inneren Frieden und der Sicherheit des Neides nicht verträglich sei. OD Bermittlung von Inseraten durch die of. Der jüngst in Lissabon stattgehabte Weltpost-Kongreß hat in einer seiner Sigungen einen Vorschlag, betreffend die Vermittlung von Rettungs-Anzeigen durch die Post, dem internationalen Bortbireau in Bern zur weiteren Bearbeitung überwiesen. Dieser Vorsglag geht davon aus, daß dur die vorhandenen Annonzen-Bureau, allein dem Bedürfnisse, den Anforderungen unserer Zeit nicht Genüge geleistet werden könne. Die Beftanstalten vermitteln den Bezug der Zeitungen, stehen also mit allen Zeitungsverlegern in Nehnung und regelmäßigemerkehr. Wenn nun die Inseratenpreise noch in den Zeitungs-Preisfourant aufgenommen und ein übereinstimm die Berechnung festgelegt würde, so wären Die Barbedingungen für die Aufnahme des Geschäfts, welches der Postverwaltung voraussichtlich sehr günstige finanzielle Resultate liefern würde, erfüllt. Das deutsche Ionferatenwesen, das noch viel bedeutender sein künnte, würde sicher doch die Besorgung von Zeitungs-Annonzen seitens der Postanstalten sehr gewinnen. oO Der „Birner Journalisten- und Schriftstellerverein“ in Budapest. Heute Samstag erfolgt von Budapest die Abreise des Zwanziger- Komites nach S 3056 und Begrüßung der Wiener „Concordia“ duch Ludwig Urvany an der Eisenbahnstation. Von dort aus erfolgt auf den von Paul Luczenbacher zur Verfügung gestellten quipagen die Fahrt zur Station der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellshaft. Abfahrt von Szobol mittelst Separatdampfer um 6 Uhr, Ankunft in Budapest um 9 Uhr. Abends. Am Wiener Landungssteg erfolgt die feierliche Begrüßung der Säfte durch den hauptstädtischen Magistrat, das Präsidium der Landesausstellung und eine Deputation des Schriftsteller- und Künstlerflubs, worauf sich die Gäste in ihr Logis begeben. — Sonnetag den 24. d. M., Vormittag Gabelfrühflüc im Schriftsteller- und Künstlerflub. Abends nach dem Theater kaltes Buffet ebenda selbst. Am Nachmittag findet in der Ausstellung ein von der Hauptstadt veranstaltetes Bankett statt. — Montag, den 25. d. M.: Großes Banket des Schriftsteller- und Künstlerclubs. Die Abreife der Säfte erfolgt Montag, den 25. d. M. mit dem Abendpersonenzuge der ungar. Staatsbahn. Internationale Sanitätskonferenz. Ministerpräsident Mancini eröffnete am 20. d. in Rom die internationale Sanitätskonferenz mit einer Ansprache, in welcher er die Delegirten im Namen des Königs begrüßte und an die Verhältnise erinnerte, welche die Einberufung bdieser Konferenz nothwendig machten. Sodann regte er die der Konferenz zufallenden Aufgaben auseinander. Der Doyen-Botschafter Keudell antwortete, er mache si zum Dolmetsch der Gefühle der vertretenen Regierung und deren Respräsentanten gegenüber dem König und beantrage Die Wahl des Ministerpräsidenten Dancini zum Präsidenten, welcher jedoch wegen Geschäfte ablehnte. Weder Antrag Keudell’8 wurde sodann der italienische Delegirte Codorna zum Präsidenten gewählt. . Jan ERNER Aus den Komitaten. Sünfkirchen, 20. Mai. (Hoher Besuch, Steih nach) der Ankunft inspizirte Erzherzog A in der Umgebung von Arp&d die Landwehr-Schul- Bataillone und sprach den anwesenden Veldmarschall- Lieutenants dr. Hollum,d. Henneberg, als auch dem General Part für die vorzügliche Schulung der Truppen seine volle Zufriedenheit aus; der Inspizierung war auch das berittene Offizierskorps des 52. Infanterie- Regiments hinzugezogen. Um 1 Uhr in die bischöfliche Residenz zurückgekehrt, wurde das Diner servirt, dem das Offizierkorps, sowie die Spißen ‘der Komitats- und städtischen Behörden beigezogen waren. Die Tafelmusil besorgte die Regimentskapelle des 52. Infanterie-Regiments Erzherzog Friedrich. Die übliche Promenademufik am Abend unterblieb infolge der nicht unbedenklichen Krankheit des Bischers Dr. Ferdinand Dulansky, den eine Herzverfettung mitunter in besinnungslosen Zustand verfeht. Gestern Früh wurden in der Fünfkirchner Umgebung die Honvédtruppen inspizirt und um 11 Uhr Vormittag sießte der Erzherzog seine Reise nach Budapest fort, wo er Abends 8 Uhr 55 Minuten eintrifft. Am Bahnhof hatten sich abermals die Vertreten der Behörde, als auch ein zahlreiches Publikum eingefunden. Budapest, 22. Mai. Bor Sr. E. Hoheit Hexen Erzherzog Albrecht fand gestern vormittags auf dem Nakojer Felde eine Revue der fünstlichen hier garnisonirenden Infanterie- und Kavallerietruppen statt. Se & und E. Hoheit reiste heute bereits nach Wien ab. .« Berlin,22.Mai.Der Erkältnrisszustand des Kaisers nimmt einen normälen und günstigen Verlauf.Die Genesung ist jedoch noch nicht so weit fortgeschritten,um das Verlassen des Zimmers zu gestatten.Der Kaiser übertrug deshalb dem Kronprinzen die Abhaltung der Frühjahrsparaden in Berlin und Potsheim. Vatis,22.Mai.Der Zustand Viktor Hugos hat sich verschlimmert.Der Kranke antwortet nur mehr mit abgerissenen Worten.Nachmittags stellte sich eine starke Ohnmacht ein.Im Augenblicke hat sich des Patienten völlige Apathie bemächtigt. " Zi 2 EN A ER en RAN TE Fortsetzung in dreIeikage Lelegramme, »HT»’-,’· ,’,"--,-,«"s ·«s«—;«- al a Ya TEE NL N -