Oedenburger Zeitung, 1885. August (Jahrgang 18, nr. 174-197)

1885-08-02 / nr. 175

kkskxwf..x­.ss Honntag,«2.gngu51885. · Deo I— ngormacsz.,9eden Burgergkachrichten«.) Organ für Politik,Handel Industrie und Landwirthschaft dann für soziale Interessen überhaupt Scotto­:»Dein Fortschritt zur Ehr’—Bedrückten zur Wehr’—Der Wahr­heit eine Gasse.« 2 er son Inseraten, VBränumerations- und Infertionsgebühren, find­et die Redaktion portofrei­ einzusenden. 308 Diatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Bound oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: gür Les: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, vierteljährig u 502 ft 50 Tr., Monatlich 1 fl. Kür Auswärts: Ganzjährig 12 ‚ Halbjägrig 7 fl., Biertel­­jähri­g fl. Ale für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme ährig 3 fL 5 Inserate vermitteln: In Wien: Hasenstein , Vogler, Walk­filchgasse 10, A. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, ne Administentien, Dering und Inferniennufungme: 1, Wollgeile 19, 1 Mofie, Seilerfihtte 2, 3, Dutee, 1 Mer­mergaffe 12. Sin Budapest: Saulıs GY., Dorotheagaffe 11, Sepp Lang, Gisellaplag 3, X. B. Goldberger, Servitenplag 8, SInfertions:Sehüßrert: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die­ dreis, 20 fr. für­ die vierspaltige und 25 tr. für die durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 50 tr. Bei mehrmaliger Eiushaltung bedeutender Rabatt Euhirnkerei &, Nomm­alter , Sohn, Grabenunde 121. Be a Einzelne Num­mern Roften 5 Kreuzer. BE Des Sonntages wegen erscheint Die nächste Nummer unseres Blattes Dienstag, den 4 August IN aber muß e8 gesagt werden, in den allerseltene­sten Fällen — zu Ordnungswidrigkeiten verleitet. Die Ursachen Dieser betrübenden Erscheinung liegen einerseits in der besseren Lebensweise, welche in Uns­garn im Verhältnisse zum Auslande heringt — nebenbei bemerkt, so ziemlich das Einzige, was uns aus den guten Zeiten geblieben ist — eine Lebens­­weise, von der sich der Einzelne, selbst wenn er wollte, nit ganz emanzipiven faun, und anderer­­seits in den wirklich traurigen Gage­verhältnissen der Beamten im Vergleiche zu dieser ihnen dur ihren Stand auferlegten Lebensweise. Selbst ein höherer Beam­ter mit 1200 oder 1400 fl. Gehalt, der schon den Rang eines Stabsoffiziers in der Beamten-Hierarchie einnimmt, mithin Son eine längere Karriere hinter sich, und in der Jugend eine Fülle von Kenntnissen und Fähigkeiten fich erworben haben ein solcher Herr kann nur — zumal wenn er verheirathet ist und­­­amilie hat — nur mit der sußersten Defonomie, mit der stand­­haftesten Entsagung auf fast jeden heiteren Lebens­­genuß, die Kosten seines Haushaltes bestreiten, an­­ständig seinem Range gemäß fi­vepräsentiren und soartig das Leben reiften. Wenn aber ein uner­­wartetes Ereigniß, ein Krankheitsfall, eine uner­­läßliche Neffe, ein öfterer Quartierwechsel, die Nordwendigkeit, Etwas für einen verunglückten Ver­­wandten zu thun, für­ irgend einer jener Fälle eintritt, von welchen auf die Dauer gar seine Fa­­milie verschont bleibt, so schlägt dann das uners­cittliche Bedürfnis den Beamten seine Krallen. in den Hals; er muß Geld aufnehmen und wer borgt ihm ?: Dr Wudderer. Dieser Zenser Beamtenstand. Dedenburg, 1. August 1885. Man kann beim ausgesprochensten Optimis­­mus sein Auge nicht dagegen verjgliegen, daß uns fer Beamtenstand, so glänzende Erscheinungen in Bezug auf Charakter, Fähigkeiten und Pflichtgefühl er au in feinen Reihen zählt, und so achtungs­­werth die ungeheure Majorität desselben auch ist, doch in seiner Totalität nicht jenes Maß von Acs­tung und Vertrauen in der Bevölkerung genießt, welches er in Folge seiner Fähigkeiten und seines Pflichtgefühles verdienen würde. E83 ist das eine bes­pannte Thatsache, der sich die Beamtenkreise selbst nicht verschliegen können und die in­ manchen bedauerlic­hen Erfgeinungen zu Tage tritt. Man muß auch gestehen, daß dieser bedauerliche Umstand, dieses Borurtheil, in welches eine der an Syntelligenz und achtung gebietenden Eigenschaften reichsten Klassen unserer Gesellschaft ihrem inneren Werthe nach weit geringer fah­rt, als sie es verdient, nit ganz unverfäuldet entstanden it. zu einem Lande, wo ein Provisorium auf das andere, ein Uebergange­­stadium auf das andere folgten und noch folgen, wo der ganze innere staatliche Organismus eigent­­lich neugebildet werden mußte, ein Prozeß. Der wo heute nicht ganz zum Abschluffe gelangt ist, konnte es nicht fehlen, dag man der Eingriff in Bezug auf die zur Befegung der Aemter erforder­ligen Persönligkeiten geschah. . Hinzu kommt noch der üppig wuchernde Giftbaum der Protektion und ded Nepotismus, der unser Beamtenthum ver­­darb und so war es denn sein Wunder, Daß ger­­aume Zeit Hindurch ein Standal­den andern ab­­löste, daß sich Defraudationen, Unregelmäßigkeiten, Milbrauch der Amtsgewalt, Selbstmorde und an­­dere Katastrophen in den Preisen unseres Beam­­tenstandes drängten und daß die Purifikation des­­selben sie unter so gewaltsamen Erscheinungen vollzog, daß der Lärm, welchen dieselben magten, das P­ublitum allarmirten, und in demselben eine geundfalsihhe Meinung über unseren Beamtenstand wachhriefen, wodurch derselbe im unverdienten Marr zurückgejegt wurde. Heute ist das fo ziemlich vorüber ; der Läu­­terungsprogeß ist so ziemlich­h vollzogen und Die Fälle von Kontrovenienzen einzelner Beamten ge­­gen ihre Pfligten fyommt — man fanen das wohl ohne Uebertreibung Sagen. — heute bei und, nicht häufiger als in irgend meldem anderen europäis­chen Staate vor. Daß aber bei uns tıoghem der Beamtenstand no nit jenen Grad von Achtung genießt, den­ er im Ganzen und Großen verdient, und der an ein unerläßliches Erforderniß zu einer schönen, ersprießlichen Amtsthätigkeit über­­haupt ist, das hat seinen Grund vorwiegend in einem ganz exzeptionellen Umstande, der nur, hier zu Rande vbmwaltet und dem die Beamten anderer Länder nit ausgefegt sind. Unsere Beamten sind nämlich, der allergrößten Meehrzahl nach, in einer geradezu fürchteiligen Weise verschuldet. Von den höchsten, bis zu den niedrigsten Diätenklasfen gibt es ganz ehrenhafte, tüchtige, charaktervolle Menschen unter ihnen, die eine Schuldenlast mit sich herumschleppen, welche über ihre Kräfte geht, die sie erdrühkt, ihnen Die Skraft und Energie zu einer tadellosen Amtsführung raucht und sie wohl auch bie und da — zum Lobe unserer Beamten Dr muß, selbst | | 3 2­4­2 N deuilfelen. G’weßrrraus | SHluß) — Berdammtes Mitgeschie!. rief Haller er­­regt, mir jeint das ist die fonnroh­rende Garni­­son3-Synspektiong. Rah erfaßte er Babetten mit kräftiger Hand, [hwang sie empor und flugs zum S­enster herein, warf die Senfterflügel zu und zog die Bor­­hänge zu. Dies Alles geschah mit der Sänelligkeit des Bliges, da hielten auch die Reiter vor dem enter, der eine — ein Hauptmann — zündete seine Zi­­garre an und Haller erkannte jegt durch die Bor»­hänge beim auffladernden Lichte den Herrn Major von der Garnisoni­nspektion an seinem martia­­ligen Schnurrbarte. Nun war guter Rath theuer, wohin mit Babetten ? Zurück und zu dem einzigen Senfter hinaus, dies ging nicht, da stand der Herr Hauptmann ; die Thüre des Zimmers führte in die Wachtube, verbergen konnte er Babetten auf nit, denn im Inspektionszimmer befand er keinerlei geeignetes Versted, au war zu erwarten, daß der Major ins Zimmer komme, um das hier aufliegende Kontrol-Journal zu unterfertigen. Die Situation war bedenklich, würde Haller beim Rens­dezvoux mit Babetten am enster gesehen worden sein, so hätte er Chlimmes zu­ gemärtigen gehabt, wurde sie aber gar bei ihm im Zimmer angetroffen. Dann waren Beide für einander ver­­loren. Leider war auch gar seine Zeit zum Ueber­­legen, denn im nächsten Jugendliche erschallte ber reitd der Ruf der Schildwade : — Gewehr­ heraus! Das war ein Lärmen und Boltern, die schla­­fende Mannschaft raffte sich empor, einer stieß die Bank um, auf welcher eine Kanne mit Wasser stand, ein.Anderer stolperte über den Kohlenkübel, ein Dritter fehlenderte den Besen bei Seite. Alle aber stürzten hinaus zu den Gewehren. Haller, der­ aus dem Synspektionszimmer in die Wachsstube eilte erblickte hier den Czafo, den Mantel und die Patrontajge eines­ Soldaten, der aus einem natürlichen Grunde zufällig, ab­wesend war. — Da dumäßligte Haller’s Gehirn ein rettender Gedanke ; er faßte fühn entiglossen den Mantel, nöthigte Babetten gebieterisch, Dhiefen anzulegen, Schnallte ihr die Patrontafhe um, stülpte ihr eilig den Crafo über das Haupt, schob sie mit einem kräftigen Rad hinaus unter die mittlerweile ange­­tretene Mannschaft und reihte sie neben dem Ge­­freiten Berger ein, dem er bedeutungsvoll einen Nippenstoß verlegte. Da stand man Babette, der jüngste Soldat, vor Schweden überwältigt, in Neih’ und Glied. Dann sprang Haller vor die Front und erstattete den Napport. Na, das dauerte lange, bis die Wade herauskam, begann der Major seinen sirafenden Sermon, Donnermetier ! siegt­ denn Alles auf den Faulbänden und schnarht ? Und Teufel, was sehe ich, was blinkt dort, der Lauf­ eines Gewehres, ein Gewehr — 0, verflugt ! hat gar nit fein dort lehnt ja wo der Kerl neben dem erreiten Gewehr ergriffen. Ha, ha, ha! das auch not, mir sgeint, der Faulpelz schläft noch jegt, Died j@lott’­­tige Geftel, Wagkommandant, dizser Mann zieht gleich auf Strafposten, Gefreiter führen Sie ihn augenblicklich zum M­agazin Nummer zwei, auf Daß er munter werde, dort weht scharfe Luft — link­e um, Daric­ Babette zitterte an allen Glfedern, der Ges­treite hängte ihr eiligst das Gewehr über die Schul­­ter, faßte sie etwas unsanft am Mantelärmel, ihnen sie ab und vershmwand hinter dem Gebäude im Dunkel der Nacht. Der Major betrat die Wachstube, da lagen im bunten Durcheinander Kohle, SKohlensübel, Authentefen, die ungefippte Bank und Herabgefallene Kanne, aus welcher sich das Wasser wie ein Büch­­lein Tieblch bis zu seinen Füßen schlängelte. — Heilige, segensreiche Ordnung! rief er entrüftet, da sieht’S ja aus, wie in einem Zigeunier­­lager ! Der Major vidirte nun das Journal im Inspertiongzimmer, wobei er die Feder eben nit und brummte noch ein paar fehdr­eicher führte. Slüde­­er und der Hauptmann bestiegen sodann wieder die Pferde. Haller kam mit einer gelinden Nase davon, ja er­schien ihn, als wäre der Major trog der vorgefundenen Anstände bei guter Laune gemefert. Er war auch bei guter Laune, er war nämlich Abends in Gesellshaft des Hauptmannes nach der Artillerie-Depotwache geritten, hatte zufällig im Orte seinen Freund, einen Gutebefiger, getroffen, hatte da erst nur ein Schlüdchen genommen, dann noch BER” Hiezu ein harter Bogen Beilage und das Sluftriffe Honntagsblatt". "ER

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