Oedenburger Zeitung, 1885. November (Jahrgang 18, nr. 251-275)

1885-11-22 / nr. 269

--.. ..«. .. »» .. - DER-«-.-se---,-.O·-—«--.-wir-—«­­RN w RE FERIEN MER RO­­N ee a ji ERTETNE EHRE XVIH. Jahrgang Sonntag, 22. November 1885. Lehenburger3 = (vormals „Dedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Lander, Industrie und Landwirt­schaft, dann für soziale ANDEEEeN Aber dann „Dem Forttritt zur Ehr? — Betrüchten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Motto: a l. Re 9 Bas Blatt ergeist täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl. BVierteljährig 50 fr., "Monatlich­es Sür Auswärts: Ganzjährig Ei. fl., "Detojährig 7 fl., viertel- jährig 3­50 Alle für das Blatt bestimmte Beibinden, mit Ausnahme von Imferaten, Pränumerationen. und Infertionsgebühren, find Bir, die Redaktion portofrei einzusenden. . Administeation, Verlag und Infernienaufnahme: Suhtrukerri­g, Nommwalter & Sohn, Grabenrunde 121. WB Einzelne Nummern Rollen 5 Kreuzer. 23 Die Folgen des Krieges. Dedenburg, 21. November. Aus unseren gestrigen Telegrammen miffen die werthen Leser, daß der Siegeslauf der ferdbischen Truppen eine plögliche Unterbrechung gefunden hat, durc welche das schon gleichsam nach Stunden ausge­dehnet gew­esene Ende des serbisch-bulgarischen Krieges auf „unb­estimmte Zeit“ hinausgerächt worden ist. Ein militärischer echec bei Slivmi­­cza hat den raschen Anlauf durchkreuzt, mit wel­­cm sich die Armee des Königs Milan der die Straße nach Sophia beherrschenden Positionen bemächtigt, ihre Kolonne bis Widdin vorgescho­­ben, die Verbindung mit Lom-Palania unterbro­­chen hatte, so daß die Hauptstadt Bulgariens be­­reits in einem nicht allzu weiten Bogen von der Armee der Könige Milan umfaßt erfgien. Die Serben werden­­ indes — glaubt „P. %.“ versi­­ltern zu können — die Offensive voraussichtlich nicht aufgeben und so schwer es unter allen Um­­ständen erscheint, irgend­eine Prognose darüber aufzustellen, wie die Würfel des Krieges fallen werden, so sprechen doch überwiegende Chancen ge­­gen den kliegerischen Erfolg Bulgariens. Gelingt es Serbien, si­dur einen erneuerten Angriff der befestigten Stellung bei Slivnicza zu bemächtigen, so ist der Weg nach Sophia aufgeschlossen. Die Bulgaren würden genöthigt sein, eine Schlacht im offenen Felde anzunehmen, deren Ausgang bei der numerischen Uebermacht der Serben ein fast zweif­­elloser sein würde. Ihre Tapferkeit und militäris­che Tüchtigkeit sind dur die Affaire von Slivni­­cza fonitatirt, allein nichtsdestoweniger müssen Die ersten Niederlagen doch lähmend auf ihre That­­kraft und ihr Selbstvertrauen zurückge­wirft haben. Die große Anzahl von Gefangenen, welche in die Hände des Generals Leshjanin fiel, beweist, daß eine gewisse Entmuthigung in den Reihen der bulgariigen Truppen eingetreten ist. 3 zeigt sich jet, von welch verhängnißvollen Folgen die harte Deaßregel, sämmtliche ruffligen Offiziere aus der bulgarischen Armee zu entfernen, begleitet ge­wejen it. Sn. Sophia macht man sich noch immer auf die äußerste Eventualität gefaßt. Die Kaffen und werthvollsten Dokumente werden nach Plewna ges­führt, die bulgarische Regierung rigtet einen ver­­zweifelten Hilferuf nach dem andern an die Pforte und an die Mächte. Niemals hat ein Akt nationa­­ler Selbstüberhebung, wie er in der Vereinigung beider Bulgarien gelegen war, rascher der Unter­­würfigkeit und Selbstvernüthigung Plag machen düssen. Die Biorte hat die Bitten des Fürsten Alexander mit einer gewissen Strenge und Radfiststufigkeit zurückgewiesen. Sie leugnet nicht, daß der Angriff­­ Serbiens, insofern er auf türkisches Gebiet gerichtet sei, sich als eine D Verle­­gung der Verträge darstelle. Allein sie geht auf die Motive dieses Angriffes zurück. Wenn Serbi­­en sich zum Kriege ents­ieß, so war es, weil er die Vereinigung der beiden Bulgarien nicht zuge­­ben wollte und hiebei decken sich seine Auffassun­­gen mit jenen der Pforte. Fürst Alexander habe daher zunächst nur zum Gehorsam zurückzu­­kehren, seine Truppen aus Ostrumelien herauszu­­ziehen und die legale Rechtsordnung wieder herzu­­Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Bogler, Wal»­fishgafie 10, N. Leon 1., Stubenbastei 2, Heinrich Sthaler, 2, ollgeile 12, Dioffe,­­Seilerstätte 2, N. Dules, 1., Nies­mergasse 12. Fin Budabert: Jaulus ® p. Dorotheagasse 11,8 Xeop Yang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag 4, Bee Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 Tr. für die zweis, 15 fr. fr die drei, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die Durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt stellen. Dann erst werde die Pforte sich mit den Mitteln zu­r Senk­ung der duch die serbische­n­ 7­vasion geschaffenen Thatsachen beschäftigen können. Die Nichtintervention steht daher im Vordergrunde der Pfortens Entschhiegungen. Die Regierung des Sultans ist vorerst gewillt, den militärischen Er­eignissen freien Lauf zu lassen und sie gibt sich der Hoffnung Hin, das legtere dazu beitragen werden, den Fürsten Alexander zur Unterwerfung zu bestimmen. An Legterem sieht sie nicht den ihnge bedürftigen Untergebenen, sondern den noch immer im Zustande des Aufstandes befindlichen Tam­ir , der Pforte, € 3 können, werm — mwıs wohl kaum anges­zweifelt werden kann — die Serben Sieger blei­­­­ben, nur zwei Fälle eintreten: Entweder der Sta­­tus quo ante wird duch den diktatorischen Wilden­­ der Großmächte vollkommen wieder hergestellt ;oder die habe Pforte wird dur einmüthiges Vorgehen der Mächte veranlaßt, die Union Bulg­riens und Ostrumeliens selbst dann a zuerkennen, wenn die Nöthigung an sie heranträte sogar die Wipirationen Öriegenlande, duch u tretung eines Landstiiges im Eperius zu befriedi­­gen; also so oder [o: Die Orientfrage wird in­­ jedem Falle wieder aus ihrem jegigen alusen in ein latentes Stadium zurückkehren und f die Völker auf der Balkan-Halbinsel werden — weil es eben nicht andere ging — vorläufig be­friedigt sein. Das aber ist gerade — Ihreist „DB. T.r — das Unbefriedigende und fortwährend­e Bedrohlich an diesen Zuständen, daß sie nie eine radikale jung erfahren, sondern daß man sich immer in "Des So­nntages wegen erscheint die nächste Nummer unseres Blattes Dienstag, den 23. November, B­ER BE 2R ° as a Seuifferon. Mitten in der Nacht. Hatte ich geschlafen ?. Wie viel ich auch darüber nachdeute, ich kann mich nit mehr daran erinnern. Klar it mir nur no bewußt, daß ich plöglic im Bette aufrecht saß und mit einer unsäglich ängstlichen Empfindung auf das Tiden meiner Taschenuhr, die auf dem Tische lag, hornte und horchte. Jh hielt die Augen fest geschloffen. Jh weiß es ganz genau; eine eie­gen­hümlich beflemmende Furcht, hinderte mich, sie zu öffnen ; die Furcht, etwas Entjegliches sehen zu müssen, ein namenloses Unglück, eine frurchtbar hereinbrechende Katastrophe ... . Dann vernahm ich auch das ruhelose Tidtad nit mehr, nur die lauten, schnellen, beinahe — möchte ich jagen — Bhaftigen Doppelschläge mei­­nes eigenen Herzens... Was war ch doc, das mi bewegte ?. Es ist wahr, ich Hatte den Abend vorher meine Seele bis aufs Aeußerste aufgeregt­ und ge­martert ; ich hatte mit der Feder in der Hand über eine erfütternde Szene meines großen Trauer­­spiels gegrübelt und gesonnen — aber der Genius war fern und alle Mühe, alle Qual umsonst ge­wesen. So befand mir in jener unglücklichen Stim­a­mung, in der man, an seinem Talent verzweifelnd in wilder, ohnmächtiger Wuth die Zänfte ballt und heiße, zornige Thränen vergießt, wie ein Kind, das seinen Willen nicht durchzufegen ver­­mag. — « Und das bedeutete für mich wahrlich nichts Geringes...eine verfehlte Existenz,ein verlornes Leben...denn alle Brücken,die mich zu einem bürgerlichen Berufe hätten zurückführen können, hatte ich in freudigem Ungestüm hinter mir ab­­gebrochen,als in großer Stunde alle meine Fibern das wunderbare Gefühl durchzuckte:Du bistei­­ünstler,ein Dichter.... Und nun—v,tchmochte diese Gedanken welche damals auf mich einstürmten, nit noch ein­­mal denken wollen ! Bon wie langer Dauer der traumhafte Zu­­stand gewesen, in den ich verfunden war, bin ich beim besten Willen nicht im Stande, zu jagen ; mir wenigstens erschien die Zeit so unerträglich lang, daß ich no halb zwischen Grauen und Furt mit plöglichem Entschluß meine Augen fast gemalt, jam aufriß. Ah, wie thörich, wie lächerlich ist doc dies Alles ! dachte ich. Das Fenster meines‘­leinen Zimmers stand weit offen. Ein sanfter, ganz unhörbarer Wind­­hauch bewegte leise die Vorhänge, deren derbere Blumen derlind in dem bläulichen Dämmerlichte, welches der Vollmond über den großen, weitläufi­­gen Hof ausgog, sich scharf von dem dünnen, feinen Fadengewebe abhoben. Es war eine wunderbar schöne Naht. Bis auf das eintönige, langsame Kaufen der Donau, die an dem Hause vorüberfließt, vernahm mein Ohr nit den geringsten Laut; er war still, so stil, wie in jener verfundenen­ Meerstadt, von der die Sage erzählt. Und­­ faß ich denn allein mit meinem pochenden Herzen und starrte hier gedankenlos und Freie. Mitten in der Nacht Doch halt­ das Fenster,welches dem meist nen gegenüberliegt—war das nichtveruchtis strahl einer Lampe,der mir aus demselben kniges gen schimmerte.Wahrhaftig,dort wachte noch Jemandelle Bitter entkam wieder­ der mich, wenn ich mir vorstellte, es könne ein Mensch sein, der, eben vom Genius begeistert mit leuchtenden Augen bei seinem Werke saß und arbeitete. Warum soll ich er­leugnen? Das Gefühl tiefen Hafses’­­ und flammender Eifersucht bemächtigte sich meiner beim Anblich des traulicen Lichtes. Der Gedanke, Bernehmlich knarrte er in den rostigen Angeln. Er sehnte sich weit hinaus. Ich konnte seine feinen, s kläglichen Gesichtszüge, die schöne Mare Stirn und das lange, wire herabfallende Haupthaar deutlich unterscheiden ; ich konnte sehen, wie er irgend einem runden Gegenstand an einer Schnur festband und­ diese langsam herunterlieg. Blinf, lin­ — flug «6 ein Stodwerf tiefer fahre and Fenster, daß er vielleicht berufen sei, einen­­­ Stüdlchen zu leuten, maste mich rrafend. Wäre ed in meiner Macht gewesen, ich hätte er verleiht... So aber genügte ich mich, es fortwährend fest anzu­­hauen, wie man seinem Todfeinde ins Gesicht ficht. € 8 vergingen mehrere Dem­uten. Dank des merkte ich, wie ein fehlanfer Mann fi dem Fenster näherte und einen Flügel desselben vorsichtig zu öffnen begann. BEE” Hiezu ein harter Bogen Beilage und das Sluftriffe Sonntagsblatt". EM « F | s 4 :

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