Oedenburger Zeitung, 1886. Januar (Jahrgang 19, nr. 1-25)

1886-01-26 / nr. 20

- ·. Dienstag, 26. Jänner 1886. u ee EEE ZRH Pe ..­­--." «"«- -T·f:,«-—--J, «XIX.Zayrgang. Oedenburger Zeitung. , Bot-mak-,,EedenöurgerYachrichken«.) Organ für YakitiK Handelgndustrie und Lanhwirth sch afh dann für soziale Interessen überhaupt Scotto-»Dein Fortschritt zur Ehr’-—Bedrückten zur Wehr’­—Der Wahrheit eine Gasse.« ,­­ER NIETETEET EL CHICTL LIE SCREEN .» ie » « .aei . Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Impertionsgebührenn, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. A Blatt tt scheint täglich,mittensnnieder an seinen 7 Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. 9% Pränumerations-Preise: %, Gonsiähri ... . .. - . zarigOsLHalbjiihriges LBierteljahri Äs«5«k.,’M-mqtiichiii.« ·« Reste-Wam- ngzjijhrisg sie sek,hHiiojeh-sig »Unmusi­­Gimme Administeasion, Merian und Inseratenaufnahme; Schtenkerri &, Nommwalter , Sohn, Grahmrunde 121. ET Einzelne Nummern Rotten 5 Steyr. 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Und doch werden gegenwärtig die wichtigsten Zweige unseres ganzen Negierungsapparates verhandelt. Er böte sich Le­dermann, je nach seinen Fähigkeiten und Neigun­­­gen, Gelegenheit, diese oder jene Seite unserer Verwaltung zu besprechen, auf die Fehler Hinzu­­deuten und V­erbesserungen vorzuschlagen. Nichts c­harakterisirt so sehr die Stimmung im Parla­­mente, als daß die großen Medner der einzelnen Parteien es nicht einmal der Mühe­werth fanden, das Wort zu ergreifen. Sie überließen e8 den Heinen Leuten, die Scheingefechte zu führen. Zu großen Schlachten Fan e8 gar nicht. Wie e3 Heißt, will sich die Opposition ihre Kräfte für die demnächt bevorstehende große De­­batte über die­­ Verwaltungsvorlagen aufsparen. Nun, das wäre höchstens eine Entschuldigung für das Schweigen bei der Verhandlung des Budgets für Inneres. Was soll man aber dazu sagen, wenn ‘Die Opposition bei Erledigung des Finanzbudgets die Kosten der Unterhaltung durch tHeils mangel­­haft instruirte, tHeilg" noch dazu sehr schwerfällige Redner deden läßt? Ein Szilägy, oder Ap­­ponyi hält er unter seiner Würde, auf die der Drehen unserer Steuermanipulation, unserer Fir­wangbehörden, unsere8 ® Zabatmonopol ® u. s. w. hinzumweilen und mit seiner ganzen Begabung für Beslerungen einzutreten. Diese Herren machen nur „große“ Politik, vergessen aber, daß sich die große BVolitik denn doch nur aus­ einzelnen, an sich nicht weltbewegenden, aber für das Land hochwichtigen Regierungsarten zusammenlegt. Im Allgemeinen wird Bei uns seinestwegs mit Worten und Neben gespart, man spricht sogar viel zu viel, unvergleich­­ich mehr, als in anderen Parlamenten, aber es fragt sich nur, worüber, wann und wie! Um es in einem Gabe zu sagen: &$ fehlt den meisten unserer Bolfsvertreter das richtige Verständnis für ihre eigentliche Aufgabe. Die Herren sclafen bis tief in den Vormittag hinein, kommen dann bla­­firt in die Sigung und fragen vor Allem, wer sprechen werde, und erst dann, worüber denn eigentlich zu berathen sei! Als ob sie sich in einem Theater befänden, wo es sich um schöne Vorträge handelt! Nur wenn einer der ersten Darsteller auf die Bühne tritt, wird man aufmerksam und Hört zu, unterhält sich, applaudirt wie im Theater und vergißt total, daß es si eigentlich nicht um schöne Neden, sondern um wichtige, die ganze Bevölke­­rung betreffende Beichlüffe handelt. Die wenigen selbstbewußten, fleißigen und­­ begabten Abgeordneten werden durch solche Erfahrungen eingeflüd­ert und verstimmt. Wenn man nur mit großen Phrasen, Anekdoten oder Beleidigungen kommt, wird man in unserem Wolfshause gar nicht angehört. Wirk­­­te Sachvorträge sind verpönt. Das ist gesämad­­­ 08 und ächtet den unglückeligen Redner. Das kommt daher, daß die meisten unserer Abgeordne­­ten nur über oberflächliche Bildung verfügen und durch fachmännische Details, die sie nicht verstehen, gelangweilt werden. Das ist die Erklärung für die sonderbare Erscheinung einer langweiligen Budgetdebatte zu einer Zeit, wo die Zustände unseres Staatshaus­­haltes durchaus nicht befriedigende sind. So ist es auch erklärlich, warum sich die Opposition den Hauptangriff für die Zeit der Ver­­handlung der sogenanten Verwaltungsvorlagen auf­­spart. Das glauben m wenigstens alle unsere Volfsvertreter zu verstehen. Ma 8 sich am die Beamtenstellen der Komitate und Städte handelt, da Fann jeder Abgeordnete dareinreden, weil sie ja zumeist aus dem Komitate hervorgegangen sind und im­ Dienste desselben gestanden. Ein Ger­iüht will wissen, die Opposition bereite si z zu einer jürmlichen Todtrede-Debatte vor,­­d. hb. sie wolle so lange sprechen, bis der Regierung die S­­­chuld vergeht, der Sommer fommt und die Session geschloffen werden muß. Das wäre ein verfehltes Programm. Eher wird Tiga die Opposition, als diese ihn aushungern lassen. Man kann es der Oppo­­sition nir verübeln, wenn sie gegen die jenige Re­­gierung mit allen erlaubten Mitteln kämpft. Da­­mit wird Tifa nur mit derselben Münze gezapft, die­ er al Führer der Opposition in Zirkulation geblagt. Er war e8 ja, der gegenfüßer dem gegenwärtigen Finanzminister und damaligen Minister des Innern, Grafen Julius Szapäry, das­ Todtreden angewendet hatte und damit die Wahlreform sammt der Regierung zu Falle gebracht hat. Tipa war der rücsichtsloseste und in der Wahl der Kampfesmittel am Wenigsten wähle­­ishe Oppositionsführer Ungarns. Das eine Unrecht darf man aber nir mit dem anderen vergelten. Die Herren im Parlamente kämpfen ja schließlich nir für sich, sondern für das Land. Sie dürfen mit vergefsen, daß jeder doch leere Reden ausgefüllte Tag verloren ist, dem Rande Geld foftet und daher geradezu gefrohlen ist. Dean kämpfe mit Argumenten, man sei energisch und rüdsichtelos, inszenire aber seine unmürdigen Komödien, die wir uns am Allerwenigsten erlauben dürfen. B­ereilich wendet die Opposition ein, «­ sei ja vergebend, die wahrsten Argumente anzuführen, wenn die Regierung duch eine willenlose Mehrheit gefragt wird. Und das ist auch zum großen Theile Seuifteton. “ „Das war ich!” Eine sehr wahre Geschichte in drei Kapiteln. Selbst dem Monde, der während seines be­­wegten Lebens so manches Elementarereigniß, mit ‚angesehen, war das Wetter zu schlecht. Voller Be­­­sorgung und Angst lliet­­ er zeitwillig dur den vom Sturm zerrissenen Woltenfgleier auf das Städten herab, das sammt seinen in tiefstem Schlafe liegenden Einwohnern dem Untergange geweiht schien. Stromreife, ald wäre es zwischen den Wolken zu Differenzen gekommen, fiel der Re­­gen nieder. Die Pfügen, welche sonst träge, me­­lancholisch und überduftend in der Mitte der hol­­pricht gepflasterten Gäßchen dahintlossen, waren zu wildstürmenden Bächen angefgewollen, deren Flu­­“, then an den Grundmauern der niedrigen, alterd- Sihwahen Wohngebäude lebten und die Hausfluren­­ unter Wasser fegten. Iu diesem Unwetter, dem man seinen aus­­tändigen Hund ausgefegt hätte, ja man — wer in dieser mehr als rabenschwarzen Not etwas sah und was gesehen wurde, davon sol in einem anderen Kapitel die Nede fein — eine große, tor­­pulente Männergestalt in „Kanonenstiefeln“ vom Pfarrhofe Her dur ein schmales Öägchen der „agur ‚dengaffe“ aufgreifen. Wegen geklat­ch und Windes» gebrante, welche gerade in dieser Waffe, anscheinend von antisemitischen ntentionen befeelt, arg der monstrirten, wurden übertönt von einer Stimme, welche eindringlich mahnend und in jüdischdeutschem Sargon­ rief ! „she lieben Leut’, hört und last Euch jagen: Der Hammer hat [den halb vier geschlagen, Steht auf, Eure Gebete zu sagen, Daß Gott sol verlängern Eure Tagen.“ E83 war eben in den „Bitt:Tragen“ — einem Beitabschuitte im Jahre, da jeder gläubige Yiraelit am frühen Morgen, wenn der Tempeldienerd Wedruf durch die Gafse Hallte, vasch sein Lager und sein Haus verlieh und „ob schön, ob Regen“ nach dem Z­empel eilte, dort seine „Bitten und Beschwerden“ entsprechend zum Ausbruch zu Brin­­gen. Der Wede, respektive Tempelruf war auch in dieser Naht von allarmirender Wirkung. Allent­­halben begann er in der „AJudengasse“ sich zu we­gen. An vielen Fenstern der Häuser konnte man Lichtschein, an den herabgelasfenen Leinen-Jalousien- Silhoutten Halbwachter oder halbangekleideter Ge­­stalten wahrnehmen, die ich im Zimmer Hin und herbewegten. Die Stille der Nacht ward unterbrochen duch das Geräusch beim Deffnen der Thüre. Aus den Wohnungen Drang dumpfes Stim­­mengemurmel auf die Gasfe. Man hörte huften und hüfteln, seufzen und gäßnen, den Lärm pol­ternder Fußtritte, das Raffeln der Schlöffer an den Hausthoren. ‚Gleich darauf erschienen weißgek­kleidete Gestalten auf der Gasse, welche unter gro­­ßen Regenschirmen, fröstelnd und über die „Sint­­fluth“ vaisonnirend, duch das Kothmeer dem’ Tem­­pel entgegenwateten . . . Dort hatten die Erstan­­gekommenen troß des frommen Zweckes, dem sie vor Augen hatten, ganz gotteslästerlige Blühe laut werden lassen. Die Zempelthüre war, fest verschlof­­sen und vom Z­empeldiener, der d­och eben erst die vierte Morgenstunde verkündet und zum Gebet ge­­rufen, war, selbst als si Die ganze Gemeinde ichon verstammelt, „weit und breit“ seine Spur zu sehen. Der heillose Lärm, der si. darob erhoben, verstummte plögli, als mit drößnendem Sälage der Hammer an der Kirchtturmuh­r die erste Mor­­genstunde verfündete — „Bun — m—m—m* Hang 8 dumpf;; zitternd verhallte der Gludenton in den Lüften — sein zweiter folgte! — „Eine !* — flüsterte es in der betroffenen Runde „Eins ?* .. “ Die Gläubigen waren bis auf die Haut­­ naß geworden, der Wind riß ihnen die Betmäntel von den Schultern — sie schienen es nicht zu fühlen ; sie baten an ihren Tenpeldiener und bedauerten ihn. 06 des entseglichen Unglückes, das in betroff­fen. Der Wahnsinn mußte den Armen erfaßt ha­­ben, das stand fest. Wie Hätte sonst auch der sonst so Pflichgetreue und Fromme in der ersten Stunde nach Witternacht zum Morgengebet rufen können ? Aber der Tempeldiener war nicht wahnsinnig, aber all nit naß geworden ; denn als die „Ael­­­eten" — an ihrer Soige der Rabbiner — in dessen Dachstübchen Hinaufstiegen, um nachzusehen, 05 der „böse Geist" den Armen nichtchon „völlig herumgefliegt,“ da lag er Lieblich. schnarrend im weichen warmen Federbett ..... Die „Aeltesten,“ mit dem Rabbiner an der Spike, zogend schwei­­gend von dannen. Am anderen Tag ging im Städtchen die Kunde und bald wußte es auch die Umgegend, ein Mensch Habe die ganze Juddenge­­meinde gefoppt. Wer der Mittelhäter geween, da­­rüber sol der Leser ebenfalls in einem anderen Kapitel Aufklärung finden. (Sortfegung folgt) Er ee ARTS # : ae . MR: & EN LO RE RAN bat, re a DE N YABS Re RE

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