Oedenburger Zeitung, 1886. Oktober (Jahrgang 19, nr. 224-250)

1886-10-23 / nr. 243

Hamstakx 23.Oktober 1886. XIX. Jahrgang. Az. 243 Oedenburger Zeitung. (vormals „Oedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Landel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen Augen Motto: „Dem Fortieritt zur Uhr? — Behrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” Alle für das Blatt anit­ale aba mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. en R Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations­ 2reife: für Loeo: Ganzjährig 9 fl, Salbjährig 5 fl, Bierteljährig 0 fl., Monatlich 1 fl. „ Br Auswärts: Samiantg 12 “ „gelsjährig 7 fl., Biertel=­­omirfrakin, Verlag und Inseratenaufnahme: Buchdruherei &, Nonttwalter & Sohn, Grabenrumde DI. Br Einzelne Q­ummern Rotten 5 Steuer. MM Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein , Vogler, Wal» PERS N 10, A. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrich Scale, ollzeile 12, R. Mofie,­­Seilerstätte 2, M. Dules, ı., Ries­mergafse 12. Sn­zen Saulus Sn. Dorotheagafse IL Lepp Lang, ©ifellaplag 3, A. V. Goldberger, Servitenplag , Ohterkansche Gebühren: 5 fr. für die ein­, 10 fr. für die „mei, 15 Tr. für die drei“, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufend­ Betitzeile und der Stempelgebühr von 30 Fr. Bei mehrmaliger Einshaltung bedeutender Rabats W­affenmoerder ! Dedenburg, 22. Oktober. „Hunde wollt Ihr ewig leben“­­ rief befannt­­lich der friegerischste der­­ Preußen- Könige seinen Grenadieren zu, als sie in mörderischer Schlacht, von dem Unpralle einer ansehnligen Uebermacht erschüttert, Diiene machten zurückweichen zu wollen. Wie viele Jahre sind seitdem verfroffen! aber Die unmenschliche Zirade lebt noch immer fort, und wird als Ausflug einer barbarischen Denkungsart Be=­etrachtet, die geeignet ist, den so [wer errungenen Kriegsruhm des glorreichen auf so vielen Schlacht­­feldern bewährten Siegers zu verdunkeln ; und da war das Preisgeben der erwähnten todesmuthigen Grenadiere eine Nothwendigkeit zur Erreichung hoher­­ Ziele und mag auch jeder thatkräftige Feld­­herr immerhin ein M Waffenmörder sein, die von ihm vertretene­dee, seines V­aterlandes Glanz zu erhöhen, ist eine große, und werth­schwerwiegender Opfer. Große Industrieen, wobei viele tausende von Arbeitern aufreibenden Müh­seligkeiten, lungenvergiftendem Staube, schäd­­lichen und auf die Länge der Zeit tödliichen Ein­­athmungen ausgelegt sind, können ebenfalls als massenmörderis­ch,bezeichnet werden, allein sein Vernünftiger wird sich deshalb gegen derlei Yabriss- oder Bergbau-Unternehmungen auflehnen, denn sie sind eine volkswirthschaftliche Nothwen­­digkeit und ihre Hervorbringungen vermehren Die Güter der Menschheit, indem sie gleichzeitig Hun­­gernden Brod gewähren. Wenn aber die Nichtachtung des Menschenlebens ohne Augen für irgend­­wen symptomatisch, lediglich nichtswürdige Wahr­­lässigkeit oder sträflichen Unverstand befindend, als erschrechende Erscheinung in unser Bewußtsein tritt, wenn Deenschen, die für die Erhaltung des Lebens ihrer Deitbürger bezahlt werden, dasselbe, ohne den Kampf auch nur aufzunehmen, verheerenden Seu­­chen preisgeben, so sind D diese ungetreuen Berg­trauendmänner nichts als wir wollen es zu ihrer theilweisen Entlastung zu geben, unbe­­wußte — W Maffenmör­der ! Solche Maffenmörder Haufen seit Ausbruch der Cholera» und Blattern-Epidemien in der Landeshauptstadt, in dem seltönen Budapest, das durch den unbegreiflichen Leichtsinn der Aerzte und den in den Afjank­ungskommissionen herr­­schenden Schlendrian systematisch entvölkert wird. Saft scheint «8, als hätten die hauptstädtischen Behörden es darauf abgesehen, zu demonstriren, weldgeringen Verb­beiung ein Menschenleben besigt. Budapest gehört zu jenen Städten, welche ihren Bürgern die größ­­ten Opfer auferlegen und verhältnismäßig die geringste Gegenleistung bieten. Budapest ist eine Weltstadt, doch ist es das nicht durch seine Selbstverwaltung, sondern troß der Sympotenz derselben. Budapest ist ein Sammelpunkt der geistigen und materiellen Kräfte des Landes, der Sommitäten der ungarischen Gesellsihaft, doch ist es zugleich die Begegnungsstätte der berüchtigten Notabilitäten der Pathologie: der schredlichsten epidemischen Krank­heiten. Kein Zweifel, daß hieran zum Theile auch die Lage und die Bodenverhältnisse der Hauptstadt die Sdhuld tragen ; die Hauptursache­n­ jedoch uns bestritten die Hygienische Sys­temlosig­­keit, die Unfähigkeit und Gewissenlosigkeit der Sanitätsbehörden, mit einem Worte das Heer be­­zahlt Massenmörder! Selbst im fü­nften Traume wird Niemand an die Sanitätsbehörden der Hauptstadt Anforderungen stellen, wie solche Seitens der größten Weltstadt, Seitens Londons, an die dortigen Organe der öffentlichen Gesund­­heitspflege gestellt werden. Der öffentliche Sanitäre- Gewalt, ausgestattet mit einem Wirkungstreife und einer Machtsphäre, wie sie nur eine, über die öffentliche Wohlfahrt sorgsam wachende Verwaltung ihren Organen anvertrauen kann, 8 genügt ja, darauf h­inzuweisen, daß die Londoner Sanitäts­­polizei die meisten Epidemien [fen im Keime er­­stiet, daß in den fettverfroffenen zwei Jahren die Cholera zweimal in London eingeschleppt, und daß der Gefahr beide Meile mit Erfolg begegnet wurde. Wenn nun die Sanitätsbehörden von Budapest, gegenüber der bereits eingeschleppten Cholera und insbesondere gegenüber der von seit langer Zeit grafsirenden und in ihren Wirkungen weit ver­­heerenden Blattern-Epidemie, sich so ohnmächtig er­­weisen, wie es die Thatsachen lehren, so zeigt Dies von einer ganz unerhörten behördlichen Impotenz und Pflichtvergessenheit. Es ist ja schon eine unverzeihliche­­ Unter­­lassungssünde, daß die Behörde, während die Cho­­­eva in Fiume und Triest durch Monate graffirte, nichts für Die Abwehr der drohenden Gefahr gethan hat, ein vollends vernichtendes Urtheil über die Sanitätsverwaltung der Hauptstadt drüht sich aber darin aus, daß sie nicht schon vor dem Ausbruche der Cholera die Blatternepidemie im energischester Weise bekämpft hat. Die Cholera mußte erst ins Land kommen, damit unsere ‚irdische DBoziehung im Hygienischen Dingen sich aus ihrer olympischen Nähe aufrütteln lasse. Erst seit dem Erscheinen dieses unheimlichen Gastes sind einige Maßnahmen im Interesse der Desinfektion und gegen die Heberfüllung der Woh­­nungen erfolgt. Die Blattern, der Typhus und andere ähnliche Seuchen durften die Bevölkerung ungehindert dezimiren ; die Cholera allein hat den trägen Apparat der Sanitätsverwaltung in Bes­wegung gebracht. Allerdings in welche energielose Bewegung! Es war nit beamte in London ist eine große und gefürchtete einmal für Baradenspitäler im entsprechendem Fr­­­­­­­­­ ­euilleton, Anatol. Und sie erzählte, daß ihr Bruder nach Ame­­vifa gereist sei, um sich dort als Kellner zu ver­­dingen. „Und firtas, Murta, do könnt die Juäul’n bei uns bleib’n, fich die Har Iheer’ n, G’wond i8 no gnua do vom Bruadern und in dera Majh­­feradi erkennt’8 fan Weensh — das hwar 1.“ Die Deutter flug entfegt die Hände zusam­­men. „Und » Nachbarschaft — die Polizei ?“ fragte sie: „U was, der Nachbarschaft sag’n ma, daß man an Bimmerheren fringt hom und d’ Polizei? D Zeffas, do fummen and’re Stüdl’n vor, von denan d’ Polizei nie was — vor dera fürcht’ i mi am allerwenigsten.“ Und so wurde lange debattirt, lange verhans­­elt, aber das Mädchen war ein eigensinniger Torftopf und ich selbst fein geringerer und so jeß­­ten wir beide das jede Wagniß doch — mit Er­­folg, wie Du siehst ! Wogenlang rührte in mich nicht aus dem Kämmerchen, das man mir angewiesen hatte ; denn die Zeitungen und die Gerichte beschäftigten sich lange mit mir. Alles sprach von dem räthselhaften Beschwinden eines Mädchens; endlich aber ver­rauschte dieses Ereigniß so gut wie tausend andere und Frau Schwarz, meine Wohlthäterin, bedeutete mir, daß ich mich daran machen solle, etwas zu verdienen ; sie brachte mich glücklich unter in der Zigarrenfabrik ; man muntelte dort mancherlei von mir, aber das Richtige kam nicht an den Tag. Alles ging gut bis zu dem Augenblicke, wo tere." ich Dich fand in jener Falten Nacht. Novelle von Hermance Botier. (Schluß) ch wendete mich ra­um und blickte in ein dickes wohlwollendes Antlig, das der Mutter des Mädchens, das d­en gesoroen hatte, ange­­hörte. Die beiden Frauen sahen mit einem Gemisch von Neugier und nahme an. Ich verließ die Kirche, sie folgten mir und, ihre Schritte beschleunigend, trat die Tochter an meine Seite und sagte mit der den Wienerkindern eigenen Vertraulichkeit: „Sengan’s, weg’n wos fan’s den gar so trauri ?* So musterte sie ein wenig überrascht, aber ihr Gefihtchen war so gemüthli& heiter und lieb, daß mir das Herz für mich aufging, und in einer Biertelstunde hatte ich den Beiden mein ganzes Leid gestanden. Das Mädchen schwieg, aber die We­tter for­­derte mich auf mit ihr zu­sommen ; sie wohne weit draußen bei der Zigarrenfabrik, jagte sie und meinte, dort werde der Vater mich nicht sobald entdecken. Dog die Tochter schüttelte das Köpfen. „Nan, dees is nie; da was i was g’scheich­­mich gleichzeitig Theil: ‚Nein, wozu ? Und wenn Du fhieht Hättest Da drach das Elend über mich herein, Är­­ger als je, denn ich liebe Dich; aber welcher Dann wird ein Weib nehmen wie michh? „Wer, Du Närrchen — ich doch !“ „Und fürchtest Du nit, dag ich Dir mans Ken dunklen Punkt in meiner Vergangenheit habe unaufgeklärt gelassen ?* sein wollen, wäre Dir ja mancher Sammer und viele Sorge erspart geblieben. Das einzige, was mir nicht gefällt, ist, daß Du Dich unter dieses rohe Volk von Arbeitern gemischt hast.“ „Es mußte sein, ich kann seine weibliche Handarbeit, ich habe nie werde gelernt und die rau, bei der ich Lebe, it selber arm, ich war ge­­zwungen zu verdienen. Und siehst Du, Du hättet dieses ganze Ge­­heimung meines Lebens nie erfahren ; denn vor zwei Monaten starb mein Vater und ich wäre für Di verschwunden, wie ic e8 für ihn ge­wesen war, indem ich meine eigentliche Gestalt wieder ange­­nommen hätte. Aber ich Liebe Dich; Hundertmal war ic­hhon daran, mich von Dir L loszureißen, aber es­ ging nicht. Ich sterbe ohne Dich und so wird’s au fein; Du hast ja eine Braut, Du liebst eine Andere !* „Und wenn das selbst der Kat wäre, so ist er doch meine Pflicht, Dir zu vergelten, was Du an mir gethan. Du hast mir das Leben gerettet, lassen, denn Du stehst allein auf der Welt, ich bin Dir Dant sehuldig und darf Dich nie vers «"- WWMJMWDMWWYAepWmewnMMERNng ee -".-«­­ = Et a ZN az SE a ae 2 Sen le ae y 1 - au est -s. ,"­­J«-·..I . a wer Br ER TEE a EA BEE a « II—-««'-.«I—««’—«« s«..««--«-««’«.x en En -’«.­­ag TR, BE Er , dv.s.i-z«-ss««"cs« BE er l a ze VERS EBeR N re ke eh Dr 3 Br NET a BE ne - ee De re a er EEE

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