Oedenburger Zeitung, 1887. Januar (Jahrgang 20, nr. 1-24)

1887-01-14 / nr. 10

Motto: xxzatjrgang Gedinburgerzeikung (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, I­ndustrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interessen überhaupt. „Den Forttritt zur Ehr? — Bem­ühten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.” X­« . ‘ nt Freitag, i43anner 1887 il ksicwfqdftws FFÆUÆWJTWHHIHHYP ::!-—-.—,·s:««».«,«««««-«--««».-«.««-«.««««««»,«,-—..·» «-II:-.»s«,s;rsz.k,;"-"fs«,kii»j-.seIII-«-fz«-«»·-· FEN ETF EN Ar. 10. Eur Administcation, Berlan und Inseraienaufnahme: Bedinnerrei­ &, Nomiwalter & Sohn, Grabenrunde 11. WE Einzelne Nummern Rolken 5 Kreuger. IN Bas Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen GSonn= oder Feiertag folgenden Tages. P­ränumerations:Preise: Ser &oes: Ganzjährig 9f., Salbjährig 5 fl., Vierteljährig 0 fl.,­­Nonatlic 1 fl. Bär Auswärts: Ganzjährig Bet # „golbjährig 7 fl., Biertel­­jahri Alle für das Blatt Vefteninte­r einen, mit Ausnahme dem Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, und so die Nebaltion portofrei einzusenden. 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Dagegen macht sich nun Bes­timmung im Lande geltend Advokatenjammer, ein Zug­­tiefster und die Stuhlweißenburger weldge Niemand oppositioneller Velleitäten zeihen kann, erklärt offen und aufrichtig, er fühle jeder Bürger des­ Staates, daß die Steuern schon zu dieser Zeit so hohe und so belastend sind, daß­hr Ertragen derselben selbst bei den größten Entbeh­­rungen kaum mehr möglich ist und daß besonders die in WArneficht gestellte Erhöhung der Stempel und Rechtsgebühren we­der regt noch billig ist. Sie ist nicht billig, weil die Stempelgebühr kaum vor einem Jahrzehnt bei und erhöht wurde, während jenseits der Leitha das alte Steuersystem in Kraft ver­­blieb und auf diese Art in Ungarn eine billige Rechtssprechung, welche eine Hauptbedin­­gung der Staatsregierung bildet, in Wirklichkeit auch bisher ein unbe­­faunter­ Begriff war Die Nechtsge­­bühren sind ebenfalls unverhält­ni­gmäßig grone, dad weiß und fühlt. Je­­c, welcher erbt, oder kauft, in fjoldhen Fällen eht der Staat einen beträchtlichen Theil der Erb­­­haft oder des Kaufpreies an fi. Aber die Erhöhung der Stempel­ und Rehrlösgebühren ist auch ungerecht, denn diese bringen weit mehr ein, als der Staat für administrative und progessualische Ausgaben der Justizpflege jährlich verwendet. Haben ja­ngen nach dem vor jährigen Budget die Stempel, und Be Brigeühren ein Ertragung von über 25 Mil­­lionen abgeworfen, während die jährliche Ausgabe der Justizpflege nicht ganz 12 Deiillionen ausmacht. Dr. Frangenpypej­sy erklärt im „Bp. Tyblt.“, daß man es wohl wisse, daß schon bei den Athe­­niensern für die Rechtsprechung Gebühren gefor­­dert wurden, man wise ferner, daß bei den Rö­­mern unter Caligula als Rechtsgebühr ein gewisser kleiner Perzentrag des Prozeßsubstrates eingehoben wurde und daß dies auch bei den germanischen Völkern der Fall war. Wer würde auch mit ge­­sunden Sinnen die Beiseitelaffung dieser Gebühren verlangen ? Das sei aber unzweifelhaft wahr, was Hoc sagt: „Das Rechtspregen ist die eigentliche und unerläßliche Thätigkeit des Staates, es muß also auch der entfernte Anschein vermieden werden, als werde dasselbe ausfliegend oder vorzugemeije Jeskohneömegen geübt.“ Su der That, der Staat verwaltet die Justiz nicht,damit diesjer oder jener@iuzg erne einen Bartheiler lange, sondern damit in möglichster Ausdehnung das Neht im Volke sich entwicle! Wir können auch die Entstehung der Stempelgebühr bis ufti­­nianus verfolgen, obwohl es am mahrjeinzigsten ist, daß Ddieselbe wirklich von einem Holländer im Jahre 1624 erfunden wurde, als die General­ Staaten einen Preis auf eine solche Steuer ausbr­legten, welche möglichst ergiebig sein und­­ dennoch die Bürger wenigen Chifanen ausjegen solle. Wer würde es leugnen, daß der Stempel — zum Glüce Szapäarys! — die genialste Steuergattung ist und daß man dieselbe auch bei ung fra lange her kennt. Aber Sruf Szapäary solle doch den Ausspruch Leroy:Brauliew’8 kennen: „Ein großes soziales A Interesse erheicht es, daß das Vort die Regierung nich d­al Tyrannen betrachte, welcher in Geldfahen nigt auf die­­ Gerechtigkeit sieht." Und wir fünnen h­inzufügen, auch nit auf Die Gerechtigkeitspflege Dun die beab­­sichtigte Erhöhung der Stempel- und Rechtsgebüh­­ren fügt Direkt der Rechtspflege einen unberechen­­baren Schaden zu. Wo ist nun aber der Justiz­­m­inister Ungarns ? Wo ist Ministerr Fabiny, der jenes schon von Allen genannte Yaktum erkläh­ren sol, daß er in unserem Diaterlande, ohne ihmwerer Gefährdung großer Spatereffen ganz uns möglich ist an die Erhöhung der Stempel und Gebühren zu denken. Den Justizminister mußte eine bescheidene, aber andere Advolatenkammer an s eine Pflicht erinnern, sie mußte aussprechen, daß die Stempelerhöhung unter Anderem auch einen Faktor der Nehtepflege, den Advolatens­tand, im größten Maße herrühen wird, daß sie den Arbeitskreis, den Erwerb desselben verkleinert ; denn wenn man an dur­ die Stempelpfligt unmit­­telbar die Prozeßparteien belastet, so wird dennoch die allzugroße Gebühr die 3 hi der fünf gerechten Prozesse verringern, wodurch gerade das Entgegen­­­gefeßte jenes großen Nehteprinzips erreicht wird: „Da in mögligster Ausdehnung das Recht im Byffe sich entwickelen. Wir sind dahin gelangt, daß das Bolf lieder seinem offenfundigen Nichte entsagt, als dag «8 dasselbe im Prozeßwege ruhe und sich bei unseren ungeordneten privatrechtlichen Verhältnissen einer überaus „t­beueren“ Nechtsprechung aussehe. Und was dann kommen wird, wenn der weise Plan der Regierung ins Leben tritt, wenn Die ohnehin hohen Stempel und Gebühren no er­­höht­­ werden, das wird eh einjeden. Ju 0 gewaltsamer Wei): fam­ mannein Land nicht regieren Die Stuhlweißens­burger Odoofatenfammer jagt es an ganz richtig, daß die Neg’erung nur an die ungerechte Steu­er­erhöhung denken möge, sondern an die Unterlassung überflüssiger Ausgaben und an das Sparen bei den Betonal- und Nealausgaben. Mögen die w­ohl­­begründeten V­orstellungen der S­uhlweißenburger sennlieren. Modernes Eheleben. Bon $. Beldi. — Gut, Marion, Sie kannen gehen, jagte Gräfin Leona zu ihrer Kammerzofe, die sie soeben entkleidet und ihren sehlanfen Leid in einen falti­­gen, jpigenbejegten Salafrod gehüllt hatte. Ich will wo ein wenig hier im Gartensalon bleiben und die Zeitungen Ddurchblättern, ihre Dienste brauche ich für heute nit mehr — gute Not! Dearion hatte soeben ein paar Sammspans­toffel an die Leinen Süße ihrer Herrin gezogen,­­ stand nun auf, führte die Hand der Gräfin an ihre Lippen und entfernte sich mit einer tiefen Beibeugung. An der Schwelle blieb sie jede einen Augen» bcli stehen und warf einen sonderbaren, fast jüdis­chen Blik auf die in der Chaiselongue ruhende Gestalt der Gräfin. Ein schadenfrohes Lächeln überflog die h­übschen Züge des Mädchens und in ihren Augen birgte er unheimlich auf. Doch nur einen Augenblick — die Thüre fällt in’8 Schloß und Marion eilt die Gallerie entlang in’8 Erdgeschoß. Gräfin Leona ist allein. Anfangs blättert sie mechanisch in den Zeitungen, dann steht sie auf, macht einige Spritte durch den Salon und tritt zur Glasthüre, die in den Garten führt. Das­ Gewitter, das den ganzen Abend bins dur getobt, hat sich verzogen, doch schwere Wol­­fen stehyen­­ noch am Firmament, Kein Lichtstrahl mbofft/ Die dunkle Nacht. Garten und Park sind in tiefer Sınsterung, feine Weöglichkeit, an nur den dlanfen Streöweg, der vom Wäldchen herüber zum Schloß sich schläugelt, zu entdecken. Ein Windstoß­fahrer durch die Bäume, ächzend fnarrt die Wetter­­fahn­e am Dach. Die Gräfin fröstelt leicht, sie­ tritt von der Thüre zurück zum Zu­g und senft den Schirm der Lampe, deren heiks Licht ihr uner­­träglich wird. Da fällt ihr Blid wie zufällig auf das hohe, lebensgroße Bildniß ihres Gatten. Sie er­­bebt und fliegt die Augen. Dann si bemeisternd, blichte sie lange, unverwandt auf das Porträt, als wollte sie sagen: „Ich kann Deinen Bild ruhig ertragen, ich fühle mich frei von jeder Schuld." — Und es scheint ihr, als würde das Bild sich bele­­ben ; die Lippen umspielt ein höhnisches Lächeln, und heimlich sprüht ed aus den Augen. Die Gräfin wanft zurück, fährt sich schwer aufathmend nach der Stirne und ihrem bleichen Mund entführt er leise, flagend . — Oh, wie unglüclich bin ich! Ya, sie ist unglüdlich, diese vielbewunderte, vielbeneidete Gräfin Xeona, unglücklicher als irgend jemand auf Erden. Sie hat Niemand, seine Ver­­mandten, seine Freunde, Niemand, dem sie ihr Leid klagen künnte und dessen Zrost fir aufrichten würde. — Und ihr Gatte ? Graf Ge­a ist das Prototyp des eleganten Lebemanne­s ; unangefochtene Autorität in Ehren­­affairen und Sportfaden, tonangement in Mode= fragen. Er ist seit Jahren der Mittelpunkt der vornehmen Gesellschaft, die sich freiwillig seiner Führerschaft unterordnet. Dabei ist der Brar, wie alle Genu­gmenschen, herzloser Egoist , rücksichtslos brutal, wo es ji um Förderung seiner Ywede­ handelt. Um seine Verhältnisse zu rangiren, hatte er die Gräfin, die seit dem Tode ihrer Eltern in dem Hause ihred­heim lebte, geheirathet; nun da er ihr Vermögen vergeudet, suchte er die drohen­­den Bande — womdzlich — mit Eklat zu lösen und abzustreifen. Der Trauring hatte all hier, wie so oft, nur zwei Wappen aneinander gefügt, zwei Namen vereint , aber die zwei Wesen ganz frei und selbst­­ständig gelassen. Graf Geza veränderte in nihle seine gewohnte Lebensweise, er blieb nach wie vor der vielummorbene Liebling der vornehmen Das­­men; man erzählt sogar, daß er jedes Wochen nach der Trauung auf eine im Kasino an ihr gerichtete Frage, ob Leona blaue oder dunkle Augen habe, seine entschiedene Antwort geben konnte Anfangs war ihm Leona gleichgiltig, später wurde sie ihm verhaßt. Das Geld war zerronnen, die „eifeln waren geblieben. Wer den Grafen in der Theaterloge oder im Aktionärraum auf dem Zurf sah, das Haupt stolz zurückgeworfen, ein Weonoc­e graziö ® in’s Auge geflemmt, jede Bewegung voll gewinnender Grazie und Anmuth — hätte nie geahnt,­ wer’ grenzen» lose Verworfenheit sich unter­­­ diesem gefälligen Arußeren barg. .. .. Die Uhr schlägt elf; Die Gräfin fährt aus ihrem brütenden Nachdenken auf. Der Augenblick ist da, dem sie mit Bangen entgegensehen. Sie soll ihn wiedersehen, ihn , der duch sie so grenzen undl gelitten ; ihn heffen Ab­gott und Unstern sie gemejen: Georg. (Hortl. folgt.) EMER Sr

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