Oedenburger Zeitung, 1887. Juni (Jahrgang 20, nr. 123-146)

1887-06-03 / nr. 125

Urgr- ,"7’·C-A·4"7I gefes- 'J-Zij-«1.,J»s.i.ss.s;».s:« % FreitagzzuniJsR g­ , Y.Zatjrgang. Ar. 125 Organ für Bofiu­ß, Landel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. „Dem Fortschritt zur Ehr? — Bebrühten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” Motto: u­m, ebenburger Beifu (vormals „Bedenburger N­acrichten“.) Administeation, Verlag und Inseratenaufnahme: Kucirnkeri &, Nomiwalter & Sohn, Grebenrunde 11.. Inserate vermitteln: im Wien: Hafenstein , Rogler, Bok- Ne 10, A. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrin Sıalit, ollzeile 12, R. Dion­e,­­Seilerstätte 2 M. Dules, ı., Rh­e­mergafie 12. An Budapest: Saulus Sn. Dorotheagafie­­l, Sepp Lang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Bervitenplag 8, Insertions:Gebühren: 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die dreis, 7 230 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlauf­ende von Inseraten, Bräm­merations- und Infertionsgebühren, sind EI A Einzelne Nummern Rollen 5 Azeuger. 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Der „abgetadelte“ Kriegsminister General B­ou­­langer wollte eine Regierung haben, die jeden Augenblick bereit wäre das Schwert gegen Deutschland zum NRevande-Krieg zu ziehen, das jegige „Som­­merministerium" (wir glauben nämlich und, dag e3 die Hunddtage überdauern werde) ist in erster Linie friedlich veranlagt. Aber ahh der jähe Wedel ephemerer­­ Negierungen ist­ seinem Staate zu­­träglich, wohl am allerwenigsten aber einem staat­­lichen Gemeinwesen von der Beschaffenheit der trand­­vogesischen Republik, worin der Dynastische Gedanke fehlt und mithin auch dessen zusammenhaltende Wirkung als Bleibendes im Wechsel der Parteiherrschaft ver­­wißt wird. Und­ dazu kommt­ noch, daß der Mangel diesed einzig Unmandelbaren im ewigen Wandel des parlamentarischen Lebens nicht die einzige Blöße bildet, welche der häufige Negierungswecel in Frankreich­ am Organismus, der­ Republis, aufhelt. Frankreich ist nebst Alldem auch noch der Punkt, der nur in das leiseste Schwanfen zu gerathen braucht, um den­ euro­­päischen Frieden aus­ seinem, ohnehin allzu loderen Gefüge zu bringen. In einem­ solchen Lande nun­ann­ es sich sehr leicht ereignen, da( mit dem häufig (wiederholten Negierungswechsel sich jedesmal zugleich) ein vielleicht kaum bemerkbares Abgedrängtwerden von den jeweilig maßgebenden politischen Grundlagen voll­­zieht, bis man mit dem so und sovielten neuen Kabinet, ohne daß man «8 selbst wahrgenommen, sich mitten in einem ‚wesentlich, veränderten Epstem befindet. Die Opier zu betrachten, um zu ermeffen, in wel’ p eine rasche Aufeinanderfolge der Kabinettwechsel kann, ja muß ein schwer wahrnehmbares, aber unausgefettes Weihen aus der bisherigen Richtung bewirken und nur wenn der beständige Personenwechsel seine mäßig heranreifende Frucht, den Systemwechel, gezeitigt, möchte er die große Masse erkennen, daß das leben­­dige Walten der­ sich selbst überlassenen politischen Kräfte nicht stilgestanden, sondern nur ungemerkt seine natürlichen Bahnen gewandelt habe. Für das nicht­­französische Europa ist also die Frage der Dauer­­haftigkeit des neuen Ministeriums von umso größerem Belange, als ja der Eintritt der Radikalen Heredia und Barbe in das Kabinet, welchem sonst das Triumph­at Rouvier-Spullers(alliered ein entschieden opportunistisches Gepräge verleiht, abermals den Beweis dafür liefert, daß nunmehr in Frankreich sein­ Negierungswechsel ohne eine weitere Alanien­­bewegung nach der äußersten Linken hin erfolgen kann. Die radikalen Blätter Frankreichs nennen das Ministerium Roupviers: „Ein Ministerium bis vier Uhr“, ein „Kabinet auf Kündigung.“ Die ganze Summe von Schwierigkeiten, Zwischen­­fällen und Unfällen, welche die Gescichte der jüngsten Kabinettkrisis bedeutet, wäre also, wenn v3 nach Wunsch und Willen jener Elemente ginge, nur überwunden, um einer neuen Serie von Fatalitäten den Weg zu bahnen! Die nächste Zeit wird es erweisen, ob­­­iese liebenswürdigen Hoffnungen in irgend einer Weile — von der vierten Stunde sehen die Radikalen nun wohl selbst ab — Erfüllung oder die Mitglieder des unter Schmerzen geborenen Kabinett Kraft und Ausdauer genug finden, den­ Nadelstichen und Schwerthieben prinzipieller und unversöhnlicher Gegner Stand zu halten, die langentbehrte Stabilität in die Negierung der N Republik zu bringen. Man­ braucht nur die leid­­volle Entwicklungsgeschichte des Ministeriums Rou­­licer Situation­en an die Oberfläche tritt. Eine Aufgabe an deren Durchführung Männer von reicher politischer Vergangenheit verzweifelten, hat der neue Premier — man­­ darf wohl annehmen, in Erfüllung einer Ehrenpflicht­­ übernommen. Rouvier als Präsident jener Budget-Kommission, deren Mehrheits­­beschlüsse den direkten Anstoß zum Sturze des aller­­dings von auf schwankender Basis aufgebauten Kabi­­nett gegeben, war wohl in erster Linie dazu berufen, die wenig begehrenswerthe Erbschaft Goblet’3 an­­zutreten. Zu den Spottnamen des neuen Ministeriums, die wir bereits berührt haben, kommt noch der des „Sigar“.“ Er nennt c8 das „Protektionsfund der Nechten," e3 ist damit an dem Ministerium Nouvier ein Makel der Geburt angedichtet, der e8 umso schwerer belasten wird, je entschiedener der Konfeils­präsident erklärt hatte, nur mit einer republikaniscen Majorität regieren zu wollen, und je geringer und schwanfender sich diese Majorität glei­ bei der ersten entscheidenden Abstimmung erwiesen hat. 3 ist die gleiche Situation, aus welcher das Kabinett Frey­cinet seinen anderen Ausweg zu finden vermochte, als die Demission. In jener bewegten Kummers figung, wo über das Soldjal des Kabinett Frey­­ci­net verhandelt wurde, hatte der Führer der radikalen Partei, Georges Clemenceau, mit unerbittlicher Logik den Opportunisten die Wahl­­ zwischen den Feinden der Republik auf der Rechten und den Nachfaten auf der Äußersten Linien gestellt. In warnen und eindringl­­ichen Worten hatte damals Clemenceau zur Einigkeit aller Republikaner gemahnt. Auch in der Erklärung Nouvolier’s finden wir denselben Apell an die Einigkeit aller Republikaner wieder, aber nicht die Worte, sondern der Sinn, der ihnen unterlegt wird, it hier entscheidend. Die­­ Vorgeschichte des Seuilleton. Re­tanten. — Don Rudolf Kronau. — (Wortregung.) Durch derartige Notizen und Anekdoten, für ‚deren Wahrheit sich wohl Niemand (und die Künstler figerlich am allerwenigsten) verbürgen ‘möchte, wird die Aufmerksamkeit der Masse immer und immer wieder erregt, in Spannung erhalten. ‚Andere Notizen sagen dann wieder, „daß das Wunder­­find sich auf der Reife zum Säaliplage der Sen­­sation befinde, Daß, es den eifrigen Bemühungen des Entrepreneur endlich gelungen sei, die größte Sängerin der­ Jetzeit für einen Zyklus von Vor­­stellungen zu gewinnen. Die Summen, melde der Künstlerin angeblichh für­ diesen Zyklus als Honorar bewilligt werden, Flößen dur ihre schwindelnde Höhe der Mafje eine gewisse Hochachtung ein, die Mafje weis­e8 ja niet, daß die Künstlerin in Wirklichkeit vielleicht nur, bei­. vierten XIheil der genannten Summe ausgezahlt erhält . ‚Ueber Die wichtige Persönlichkeit eines „Das­nagerd“ gibt uns Friedrich Haase,in einem seiner „Ungesämmnkten Briefe” genauere Auskunft: „Ein Manager ist­ ein Höchst merkwürdiges Geschöpf. Es it ein Mensch, der das, was er eigentlich gelernt hat, nit besonderd kann und darum besser thut, Andere, die wirklich etwas leisten, für sie arbeiten zu­­affen. Er legt’ freilich nur die Hände in den Shop, sondern nimmt vielmehr die Lärmtromp­ete zur Hand und bläst Hinein so nachdrücklich, so un­­ermüdlich, das allgemalt die Luft wiederhallt vom Ev seiner Signale. Und das Volf weit und breit, d­ie jeds Tones gewohnt, feigt die Ohren­ und sammelt ich. ..er eilt herzu, . wird. festgehalten und — .de: steuert. It das geschehen, so verschnauft der Alarm­­bläser und rüstet sich zu einer neuen That an anderem Ort.“ Zu­ den Lärmssignalen, die „man zusammen faßt, unter dem Begriff „advertisement“ (Get un nennt man’s weniger hübsch, obgleich es viel darin (oder ist „Neflame“) gehört man zunächst Die Bearbeitung der „SFahpresfe”. So brauche nie, zu sagen, daß die amerikanischen Zeitungen ersten Nane­ge, wie die der ganzen Welt, allen derartigen Dra­­növern fern blieben und bleiben. Aber ein gerin­­geres Genre der gedruckten Nachrichten, das ich­ die theatralische Reptilienpresse nennen möchte, bietet den Evolutionen des gesch­ten Managers das er­­giebigste Feld... Es gibt einen Kaufpreis für das Urtheil dieser Leute, und diesen zahlt der Manager, das heißt er legt ihn aus und läßt ihm die Künstler mit Wager heimzahlen. Wer nicht zahlt, it überhaupt ein­ todter Dann. Zahlung begehrt man aber nur nur für eigenes, Konto, sondern auch wo zur­­ Verun­­glimpfung des anderen, des „Konkurrenten!“ So wird der eine Part in den Himmel erhoben und ded anderen Name und Erfolge werden in seen gerissen... oder — wenn dad durgaus nit thun« ich — doch.hämisc, bemängelt und herabgefeßt. Roffi sagte mir­ gelegentlich: „Zu Amerika bedeutet bei ‚einem­ Gastspiel , der Manager Alles, der Künstler nicht viel mehr als nichts. Herr x. oder J. fan dur die Kunst des Annoncirens für das Publitum zum­ Range eines ersten Künst­­lers erhoben werden, während ein wahrhaft bedeu­­­tender Künstler der Ungeschicdlickeit oder Spar­samkeit des Weanagers zum Popanz D degradirt wird.“ Er hat Net! Auch die unvergleigliche Batti, die ald geborene Amerikanerin etwas voraus baden sollte, mußte gleich anderen Sterblichen Tribut zahlen. Er erstes Konzert in Steinway Hal wurde für, und ohne, weiteres Brimborium annonc­et und — blieb leer. Die folgenden auch. Bon der „Leinen P­resse“ müßte sie sich sagen Lassen, unsie sänge immer falsch, sie habe überhaupt alle Sän­­gerin nichte gelernt“. Da nahen sie nolens volens (wohl mehr nolens) einen Manager, der­ 40 Pers­zent ihrer Einnahmen einheinste, und sie war wieder die große Parti, al melde wir sie fennen. Und „viel Volk strömte ihr zu. Zur selben Zeit ward eine Operettensängerin von ihrem Manager als „erste Künstlerin der Welt“ die ganze Union auf und ab und ab und auf Spazieren geführt. Eine der Häßlihsten Eigenschaften dieser Ma­­nager­ besteht darin, daß sie häufig ihre „stars“ mit einem­ gewisssen pilanten Nimbus umhüllen. So wurde zum Beispiele, als die bildschöne und junge amerikanische Schauspielerin Mary Anderson vor zwei Jahren England besuchte, alwöchentlic das Gerügt ausgesprengt, Mary habe von dem und dem hohen Herrn einen Heiratsantrag erhal­­ten und ihm dann einen Korb gegeben. An dieser Weise wurden die Namen des Herzogs von­ Port­­land, des Lord Koleridge und andere mißbraucht, und sahen sig. verschiedene Dieser hohen Herren veranlaßt, in den Zeitungen zu erklären, daß das Gerügt nichts als ein unwürdiger Neflamekniff sei, (Bortfegung folgt.) ee, REISTE WLan 2722790 een BEE er 5 N RE ERSTER TET BER N­a a · a ehr « u re NEE BE ı BE a STEHE EE ET iB­ er Be Er N­a Er EEE El ET VE

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