Oedenburger Zeitung, 1888. Februar (Jahrgang 21, nr. 26-49)

1888-02-23 / nr. 44

N: BD rl im . f XXI. Jahrgang. (vormals „Oedenburger Habichten“) Organ für Fort, Lande, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehr! — Bebrühten zur Wehr’ — x Wahrheit eine Waffe.* es ara — 1 "Wie für das Blatt ehmrunte­r. Sendungen, mit las Bu Iafersten, Präänumerations- und Insertionsgebühren, ww­re Redaktion portofrei einzusenden. m Ds ägli mit « 208 einen tt nahme . mar A ige co­m F­räanumerations: ‚Freise: Er Bsee: Gangiäbeig 9 fi, ee 5 fl, Mierteljährig · wa Auswärts: : anti 12 f. Setejäprg TR., Biertel- EEE. ME EEE EEE TER ELLE EEE EEE Bon­nen sam RER F Inhirrärrei­t, Romtvalter & Sohn, Grakenrante 121. a WE Einzelne Aummern koffen 5 Ateuger. Adminiseation, erlag und Inseratennufunhur: Inserate vermitteln: In Wien: Hafenfieln & Bogler, Magen 10, 4. Oppelit, ı. , Etubentafel 2, Steinei: win Gmail, Es alle S R. Bude gran­d Sn. Batet, In ‚gafie rn Budbape a | 2eop Lang, @ifellaplag 3, A. 8. ersn, wethenschennt Infertions- Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für­ die zweis, 15 fr. für Die­bes, 30 fr. für die bierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Betitzeile ‚evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Ein­hhaltung bedeutender die Gerfladung des­arlamentarismus in Ungarn. Wie vorauszusehen war, wurde in legter Sigung unseres Abgeordnetenhauses das Ergebniß der Gesarrung mit den Staatseinfünften im Jahre 1887 anstandelos von der Majorität zur Kenntnig genommen, und — trog der energisgen Verwahrung, welche sowohl die gemäßigte Opposition als die Unabhängig­­keitspartei gegen die jenige Regierunge­ Be einlegten — dennoch das Budget pro 8 in dem Sinne genehmigt, wie es der mit Beh Leitung der Finanzen betraute Ministerpräsident Koloman v. Tipa vorgelegt hat. Eine Appropriationsdebatte, welche in drei Viertelstunden erledigt ist , welcher weiterer Be­­weise bedarf es, um nachzumeisen, daß ein so übermäßiges Anwachen der berufenden Partei dem Wesen des Parlamentarismus bedroglich sei ? AJudeffer, wenn wir sagen, daß eine erdrüdende Deehrheit, wie sie sich dermalen Hinter Koloman v. Tzipa fhaart, den Kern des parlamentarischen Regierungssystems angreife, so bdenfen wir dabei gar nut An die größte unter den möglichen Ges­fahren: an den Fall nämlich, daß das Bewußtsein der eigenen, hier unbezwingbaren Macht die Ne­gierung und ihre Partei zu Uebergriffen, zum Einschränken der Bolfsrechte oder zu sonstigen übermüthigen Unternehmungen verladen mögte. Nein! wir sind nit Freunde des gegenwärtigen Regimes, doc besigen wir Objektivität genug, an der bona fides desselben nit zu zweifeln. Und weil wir von Tautera Patriotismus unserer poli­­tigen Gegner nit in Zweifel ziehen­ wollen, so halten wir fest an der Zuversißt, daß dieselben ihre Mach nit in’ fol kraffem Sinne migbrangen werden. Allein e8 droht und durch die Hyper­­trophie der R­egierungsmehrheit eine andere Gefahr : eine Gefahr, melde die Majorität nicht durch ihr Wirken, sondern auch t5r Hloges Dasein in so überwiegender numerischer Uebermacht unmissführlich, aber nothwendig herbeiführen muß. Diese Gefahr ist die Ver­­flachung des ungarischen­ P­arla­­mentarismus. Majoritäten, welche in ihrer fompaften Mafse die Gesam­ntheit der oppositionellen Parteien numerisch weit überflügeln, wirten, ohne es selbst zu wollen, Hemmend und störend auf die Funktionen des parlamentarischen Lebens. Ihre Wucht legt si drüdend und beflemmend auf die oppositionele Minderheit und beeinträchtigt Die freie Bewegung derselben. Das Bemwußtsein der absoluten Aussichtslosigkeit der parlamentari­gen Befehdung des Kabinets und seiner Partei lähmt die Aktionsluft der Opposition und die Kräfte der legteren erschlaffen allmählig, wie nach dem be­kannten physischen Gefäß jede Kraft, welche brach liegt oder nur in genügendem Maße geübt wird, erschlaffen muß. So wird dur die übermäßige Aufhwlung der Majorität die Fähigkeit­ der Dopposition, ihren kontrolirenden Beruf zu erfüllen, zum Mindesten beeinträchtigt, und das führt in fetter Auflösung zu dem Zustande, welchen wir mit den Worten „Bek­ragung des P­arla­­mentarismus*“ gekennzeichnet haben. So nahe liegt ja für beide Theile, für die Majorität sowohl, wie für die Opposition, die V­erfügung, diesen­­ Zustand herbeizuführen. Wir glaubten wohl allerdings selber nit — meint das „Bdp. Tgblt.* —- daß eine langwierige, mit großem Aplomb geführte Debatte über Die Appropriation stattfinden werde. Wohl aber wa­­ren wir berechtigt zu erwarten, daß Dieser wich­tigste Art des Parlaments nicht al eine bloße Formalität Leichthin erledizt wird. Wir waren zu solcher Erwartung berechtigt dur die weittragende Bedeutung, welche der Zueignung des Budgets um die jeweilige Regierung gemäß der parlamentarischen Doktrin innewohnt, sowie auch durch die Erwägung, daß die ernste Simanze lage destandes denn doch eine ganz ein­­dringliche Besprechung der Frage erheirscht, ob diese Regierung, welche die wirthschaftliche Zerrüttung Ungarns auf dem Gehissen Hat, berufen sein könne, die Geschäfte weiterzuführen ? Im Sinne dieser Betrachtung des verzitirten Blattes is­t wohl am Plage, auf eine total verfehlte Praxis hinzuweisen, weil e in Bezug auf die parlamentarische Aus­­übung des Budgetrechtes in unserem Lande plan­­gegriffen hat. Bei uns bedient sich die Opposition, wie es au heuer der Zal war, sehr häufig des Mittels, das Budget überhaupt abzulehnen. Nun sind wir ja die Legten, die im Parlament das Net bestreiten möchten, das Budget gang und gar zu verweigern. Nur sind wir der Ans­eiz, daß die Opposition sich auf r­mwegen­ befin­­det, wenn sie sich dieses Mittels gegen die Negierun­g bedient.­­ Nichtiger wäre ed, man macht 8 wie in England, das Heift man wollte zwar das Budget, aber werfe bei der Appropriation die Frage cu‘, 05 das nunmehr festgestellte Budget dieser Regierung bewilligt werde, oder nicht ? Uns scheint diese Auffassung die einzig Fourcette und ein nega­­tiver Beweis dafür, d. h. ein Beweis für Die Unrietigkeit der bei uns entwickelten parlamenta­­rischen Praxis liegt in der Thatsache, daß unsere Oppositionsparteien heuer und auch in früheren Jahren, wiewohl sie in der Generaldebatte das Budget im Allgemeinen ablehnten, im der Spezialdebatte nicht umhin konnten, einzelne Refsort-Etate zu bewilligen. Dedenburg, 22. Februar. Seufffeton. Erbin von Wallersbrunn. Original-Roman. von Marie Nomany. N­ahorud verboten. (Bortregung.) Zwischen all diesem Phantasiegewirre zeigte sich wie ein liter Punkt die Dankbarkeit, die er Fräulein von Waldheim schuldig war; der reis­herr ermaß ja voll und ganz die Größe aller Opfer, dur welche ihr Dasein von der Höhe des Glücks in die Niedrigkeit des Lebens hinabgewälzt war. Er konnte nicht verhindern, daß sie sich des Befites entäußerte, der nach dem Wert der Geburt sein unbestrittenes Eigent­um bleiben mußte; aber er hielt es für Pflicht, ihrem jungen Leben Genüge zu­­ bieten ; und im dieses Bewußtsein der Pflicht mischte sich ein Gefühl der Verehrung, über welches er si­­est, da die widerstrebendsten Empfindungen sein Gemüth von allen Seiten bestürmten, in­ Rechen­­schaft zu geben im Stande war. Zwei Tage nach jenem Morgen der Verhandlung, welche ihm die Freiheit zurücgegeben hatte, begab er es nach dem „Prinzen von Baiern“, um Fräulein von Wald­­heim seinen Besuch abzustatten; er wäre bereit ges­­esen, ihr jeden Dienst zu erweisen, den sie von ihm begehrte. Um­so niederschlagender wirkte daher auf ihn die Nachricht, da­ Fräulein von Waldheim in Ber­gleitung ihres V­ormunds, des Priester, am voran­­gegangenen D­ormittage abgereist war. Doch, wie gesagt, Herr von Erlenburg be­fand sich in einem Zustande, in welchem er für den Moment nicht Herr seiner Ideen und Entflüsse sein konnte. Er war nur im Zweifel, welche Handlungen Pflicht und Ehre und Gefühl von ihm begehrten ; er wußte genau, daß er in erster Reihe Amalia’s Grab zu besuchen und das Schidsal seines Kindes zu erforschen haben werde, wie tief al seine Spuren verborgen sein mochten; er wußte, daß er Fräulein von Waldheim Genugthuung schulde ; und wenn er nir sofort den richtigen Weg einschlug, um den Verpfligtungen, welche ihm sein besseres Gefühl auferlegte,­­Genüge zu bieten, so war es der Verworrenheit auf die Nen­­nung zu s­reichen, in welche seine Weltansgauung dur die langjährige Gefangensgaft gebracht wor­­den war. Diese Berwirrung seiner Betrachtungen w­rrte indessen nur kurze Zeit s­­ein Geist, stark ge­­nug, um­ zwanzig Jahre der Gefangenschaft im einem Sprrenhaufe Widerstand zu halten, bleibt nicht lange ohne ausreichende Klarheit über die Lage eines Pfades, selbst wenn dieser in dem verw­reht­­ften Labyrint verschlungen ward. Kaum eine Woche nach Heren von Eilen­­burg’s Befreiung war vergangen, als sein Plan mit guter Berechnung­ zurecht­gelegt war. Obgleich man sonst gegen Ende November gewohnt war, die Wiesen­öde, die Olivenwaldungen vergilbt X. Die späte Herbstzeit hatte auch für Neapel und seine an pittorester Schönheit so reiche Um­­gebung noch entzüdend wonnige Tage gebracht­ und fast entblättert zu sehen, obgleich sonst die Herbststürme, die unausbleiblichen Vorboten einer rauberen Jahreszeit, längst die etwa so blühende Natur zerrissen und ihren Raub mit sich fortges­chleppt hatten, zeigte in diesem Jahre die Schö­­pfung, so weit das Auge reichte, noch ihre Alles belebende Pracht ; no dufteten Blumen, die Bäume prangten nno in einer Blätter fülle, als habe kaum der Sommer seinen Abschied genommen; auch die Bügel, die sonst zu dieser Jahreszeit längst die Naereife in ihre afrikanische Heimath angetreten hatten, ja man noch zu Schaaren in den von ihnen so geliebten Nußbaumpflanzungen wohnen selbst das Meer — so shwärmerisch rauschten feine Wogen — war mit der allgemeinen Wolluft der Schöpfung im Bunde . Alles athmete noch Luft und Stößlichkeit. Entzückender jedoch, als Hart an der Küste der See, die ab und zu während der Nachtzeit ihre faiten Grüße über das Land herausfdicte, breitete si die Schönheit der Natur in der nach Norden gelegenen Borstadt aus. Hier zeigten sich noch die Gold- und Sonnenblumen in der üppige­sten Blüthenpracht. Hier dufteten noch die Rosen, die Jasminranken, die Weingelände schienen im Wettkampf mit der holdseligen Laune die Schöpfung zu sein. Auch das s hmude Gärten, welches der Hei­­math Paolo Barlo’8 angehörte, trug no f ein un­­verdorbenes herbstliches Kleid. Freilich sah man, daß eine liebende Hand um alle die kleinen Anla­gen täglich bemüht war; ed verging nicht eine Woche, ohne das nicht Allem, was das Bärtchen in sich faßte, die erdenklichste Pflege gewidmet ; & Eh un

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