Oedenburger Zeitung, 1888. September (Jahrgang 21, nr. 201-225)

1888-09-11 / nr. 208

y Ti­s­s­e Vorwort­s,,Oeden­burger Nachrichten«) Organ sur­ Politik Handel Industrie und Landwirthschaft dann für soziale Interessen überh­aupt Wotte ,,Dem Fortschritt zu­r Ehr—Bedrnn­ten­ zur Wehr—Der Wahrheit eine Gasse« Alle für das glatt­ker Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind­­ an­­ die Redaktion portofrei einzuse­nden. Suhdrukeri­n, Nommwalter & Sohn, Grabenrunde 121. KI &Einzelne Nummern Rotten 5­reger. EU Bei mehrmaliger Einshaltung bedeutender Rabatt. Das Blatt erschein­t täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. W Pränumerations-Preise: Für Loco: Ganzjährig 3 Mr Halbjährig 5 fl., "Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig En fl Halbseihtig ist­ Viertel­jährig 3 Vierteljährig Administration, Dek­an und Inseratenaufnahme: Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall- Papa: 10, U. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Scales, Sollgeile 12, NR. Moffe,­­Seilerstätte 9, M. Dufes, 1, Ries­mergasse 12, In Budapest: Yaulus Sn. Dorotheagasse 11, Leop. Yang, Gisellaplag 3, U. B. Goldberger, Servitenplaß 3. Infert­ions:Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die zmweis, 15 fr. für die dreiz, 20 fr. für die viershaltige und 25 fr. für Die durchlaufende Bet­tzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 kr. i­ ­­ l« 1, a Be, 52 NS Die angebliche Steuer- Gerechtigkeit. Dedenburg, 10. September, bemittelte, welcher seinen Bedarf aus dritter oder vierter Hand beziehen muß und sie somit drei- und vierfach bezahlt, weil jeder Beiläufer mit den Hin­­weis auf sie gegen seine Kunden sich versündigt, ist die Haupteinnahmsquelle des Fiskus und es ist gar nicht daran zu denken, daß hier die Herren von Tipa’s Gnaden im Neidhdtage einen Wandel schaf­­fen und das progressive Einkommensteuer-System zum Beischluffe erheben werden. Hören wir auf die beredtite Sprache, auf die der Ziffern. ES betrug nämlich der gesammte Ertrag der Ber­ehrungssteuer im Jahre 1887 in Desterreich 91.514,000 Fl. (gegen 97.140,000 fl. im Jahre 1886), in Ungarn 25.101,000 fl. (gegen 25.166,000 fl. im Jahre 1886), in der Gesammtmonarchie 116.615,000 Fl. (gegen 122.305,000 fl. im Jahre 1886). Die Biersteuer allein lieferte in Dester­­reich 24.802,000 fl. in Ungarn 1.324,000 fl., zusammen also 26.126,000 fl. Es gibt in Oester­­reich-Ungarn 1962 Brauereien in Th­ätigkeit, da­­von blos 109 in den Ländern der ungarischen Krone. Die Branntweinsteuer, die ja seit dem 68 heißt — wenigstens behauptet es die Hyperloyalität — daß die Steuern, wenn auch drückend, jo doch wenigstens gerecht vertheilt seien. Die direkten Steuern richten sich nämlich — laut Angabe — genau nach den relativen V­ermö­­gensverhältnissen des Abgabepflichtigen, sei es nun nach einem fixen infommen, oder nach seinem umbeweglichen Reliß; und was die in­­diresten Steuern beträfe, so belasten dieselben den Neichen in ungleich höherem Maße, als wie den minder gut fituirten Kontribuenten. Man stellt nämlich mit Bezug auf die indiresten Steuern den allerdings scheinbar faptivirenden, aber doch trügerischen Sa auf, in je mehr Einer verzehren fann, um desto höher sei zwar seine Konsumsteuer, allein um so leichter könne er sie auch bezahlen ; das ist einfach nicht wahr. Allerdings gibt es Produkte, die hauptsächlich der Bemittelte verbraucht und wo­­bei also die darauf lastende Steuer zunächst ihn — den Bemittelten — trifft — aber Humderterlei der nothiwendigsten Konsumartikel, die ein eminentes befinden ich blos 14 in Ungarn, 203 in Dester­­reich und von diesen leiteren haben 139 in Böhmen allein ihren Sinn. Die Betroleumssteuer betrug 3.229.000 ft. in Desterreich, 4,440,000 fl. in Ungarn, zus­­ammen 7,669,000 fl. Von dieser Summe zahlt die Zillmaner Petroleum-Raffinerie-Aktiengesellschaft­­ allein 2.726.000 fl. Steuer. Die Wein- und Moststeu­er lieferte in Desterreich einen Ertrag von 4.498.009 fl. in Ungarn von 3,905,000 fl, zusammen also 8,403.000 fl. Die Sleijchitener brachte­ 5,395.000 Fl. in Desterreich, 2,582,000 fl. im Ungarn dem Fiskus­­ ein, daher zusammen 7,977.000 fl. Die Linienabgaben in den großen Städten, wie Wien und Budapest, betrugen 5,774,000 fl. in Desterreich und 299,000 fl. in Ungarn, zus­­ammen also 6.073,000 fl. Budapest ist etwas weniger schlimm daran, als Wien, welches eine ge­­rade zur kolonjale Summe zu dem Ertrage der Ver­­zehrungssteuer liefert. Da die Bevölkerung von Wien innerhalb der Linien, wo die Verzeh­­rungssteuer eingehoben wird, höchstens 800.000 Lebensbedürfniß bilden, wie: Schnaps, Bier, Zucer | Staate viele Millionen einbringen sol, betrug im |Einwohner zählt, so entfallen auf den Kopf der ac. verbraucht der Arme ebenso wie der Reiche | Jahre 1887 in Oesterreich 8.728,000 fl, in Un- Bevölkerung der österreichischen Reichshaupt- und und während Legterer die paar Kreuzer Aufschlag,­­garn 9.805,000 fl. in der Gesammtmonarchie also­­ Residenzstadt mehr als 7 fl. pro­ Jahr an Werze- PR wenig spürt, erdrücen sie den Armen­­ 18.533,000 fl. Diese Steuer wurde von 149.000 Irungssteuer-Abgaben! Besteht eine Familie ab­ | und führen ihm der bittersten Entbehrung nahe. |Brennereien entrichtet, von welcher horrenden An­ [aus 5 Köpfen, so miühren nahezu 50 fl. jährlich Wo wäre also die Gerechtigkeit ?! zahl sich blos 45,000 in Ungarn befinden. Man |blos Fir Verzehrungssteuer allein vom Familien­­Wir behaupten die indirekten Abgaben |sieht aus diesen Ziffern, wie verbreitet das­ Schnaps­ überhaupte bezahlt werden. Außerdem sei noch in find sogar die allerhärteste Steuerform und |brennen und in Folge dessen das Schnapstrinfen in­­ Betracht gezogen, daß der Verbrauch an Lebens-, sie bleiben nur ohne Stachel Für den ohnehin im­­ Oesterreich-Ungarn ist­. Mehr als 100.000 Bren­­nmitteln und Wein in Budapest­­ trug dem Diefeg Ueberfluße Schweigenden, den taufenden von Käm­­ nereibetriebe sind sogenannte landwirthschaftliche und­­ nur 439.000 Einwohner innerhalb der Verze­­pfern mit der Noth sind sie wahre Fußangeln und­­ diese zahlen blos unter 5 fl. Steuer. Etwa 34.000 (Jungssteuerlinie zählt­ fast gleich ist jenem im der zerfleischen ihn. Brennereien bezahlen Abgaben zwischen 5 und 1 Millionenstadt Wien, wobei noch zu berücsichtigen Bei der gegenwärtigen Zusammenlegung der­­ 50 fl. pro ah. ist, daß innerhalb der Linien Wiens meistens doch Parlamente, ist wohl in seinem Staate Europa’s an Die Zud­e­rstei­er im Betrage von­i­achsene Leute wohnen­ dietstlvas zu­ belßcitl und eine Aufhebung der indirekten Steuern zu denfen [35,114,000 fl. in Oesterreich und 2,392,000 fl. I zu magen haben, während die ganz Armen und und am allerwenigsten bei uns in Ungarn. Die­s in U­ran also zusammen an 506.000 fL. wırrde wen Wohlhabenden außerhalb der Verzehrungs- V­erzehrungsfteuer insbesondere, die der Un­­i von 217 Zuderfabriken gezahlt. Bon 2 Fabriken Ijtenerfinie wohnen. Man sieht also, daß die Ber « Ba ae wet BEIERARVERE SER ES OO. WERT FREE EEE DIN LEE Ne RAN AN DERART EEE EHER LT ORLA HR 4­­­1 4 . Feuluetol­ « · Audh) eine Wirthschaft. (Wiener Skizze.) „es dann H’hiat Euch Gott, Kinder, und folgt’ 3 in Battern; übermorgen bin i wieder da. Du, Lifi, bist ichon a g’scheidt'3 Madl, Schau mr urd’nu­r auf D’Wirthschaft, Taff’ in ARE nir ab­­geh'n; wo Alles steht, waßt eh, gib aufn Franzerl­acht; mir iS soviel bang um de3 Kind; dö8 waht, in der Stuah fringt er fer’ Mehlpaperl, 7Mittag a Griasfoch — db Dutten muaßt immer urd’ntli auswaschen, warnt «8 mit Milli anfüllt — nimm aber db Milli ja met bei der Ochsen- Millifran —, Du waht, dö panscht allerhand eins und der Franger! fringt Baucherkweh Gottwanni nur schon zrnckivar—’siseh net drnini Werthivegn der dallierten Erbschaft— der Kaffee in auf der Stell’n in des Blech­­becherl geht g’rad' a Loth eint, thua m’v net z’viel uraffen — nimm soviel Feign’Kaffee, als zwis­chen dd Singer geht, da Fringt er a Schöne Farb’ und in g’sünder.“ Frau Linsmeier befand sich in hochgradiger Aufregung, als sie den um sie versammelten Fa­­milienmitgliedern diese Verhaltungsmaßregeln auf die Seele band. Zum erstenmale seit ihrer Ver­­heirathung sollte sie sich auf achtundvierzig Stun­­den bon Hm­ Lieben trennen, sollte die Wirthschaft in den schwachen Händen eines elfjährigen Mäd­­chens und in den noch schwächeren eines braven und fleißigen, aber in häuslichen Angelegenheiten meint­­. »grasgrü­nen«Gatten zurücklassen Eine bange Paschwanderszamm­paschHanderlzsamm,«­Ahnung sagte ihy daß Aller»drunte­rnind drii bei«Wa«nnid do Manierlbilliga9 geheim­inßte,wenn die leiten­detiand dav Steuer A Schuac­erl,a Strum­perL fahren ließ. Da wird der Franzi springa.“ Herr Linsmeier fühlte sich durch diese ängst­­liche Vorsorge in seinem Selbstgefühle verlegt und sagte : „I bitt! Di, mach’ uns net Alle verruckt mit Deine Aengsten; Du thust ja grad 10, als ob Dös bisier! Hauswesen a Geheimkunst wär’, wird do a net schwerer fein als Spirnbraten. Seh Du nur He fort und Taf’ D’r weg'n uns ja grau’s Haar wachsen; mir werd’'n a ohne Deiner mit der Wirthschaft ferti wern. Geht, Liserl?“ Die List warf si in die Brust und betheu­­erte ebenfalls, daß Alles gut gehen werde. „Ra alsdann, in Gott!3 Nam’, iS a net gfluacht,“ sagte Frau Linsmeier, „im Nothfall geht’S Halt zu der Nachbarin umi, zu der Madanı’ Besendef, i hab’ t’ jehon bitt' daß Lug­ beispringt, wann ’8 was brauchts.“ Bevor sie ging, tauschte sie noch mit ihrem Franzi tauferd Zärtlichkeiten. Der k­leine, kaum ein Jahr alte Bengel spielte in der Wiege mit einer „Rodel“ und hatte seine Ahnung, welch’ bange Abschiedsfolgen das Meutterherz bedrängten, als diese ihm die bekannten Kosenamen zurief: „No, mei Zotterboderl, mei Goldamjerl, mei Pipi-Hendi wirft Schön braverl rein? 3 Mamerl geht furterl, ja mei Zucergo‘ Icherl, thua Schön heidi heidi, nachdem bringt Dr '8 men a Hoto- Rofjerl ıumd a Tichihi - Wagerl und a Neneh- Kladerl. dh Der Franzl lachte über das ganze Gesicht und Schlug mit feiner Nadel den Taft zu dem Liedchen, während sich die Mutter die Thränen, welche ihr das Abschiedsweh erpreßte, aus den­­ Augen wilchte. „Hab i mir vergessen ? Haft Dir Al’ g’mickt, Lit — wannst '3 Sleiich, zuafeßt, ’S Hefen , mm bis über D’Hälfte anfüll’n in Yam net ein fied’n Laff'n, junjt fringt'8 a schlechte Suppen eu in Battern jei GERE n summen drei Stückln Zuder. B'hiat Di Gott, Alter, bleib’ g’jund. Bergiß am Kanarivogel net. Gelt ja, Hanfi? Brot, zwi! Leb’ wohl, Bepi, thu fleißi lerna, und Du, Lili, Schau auf P’Wirthschaft — bah, Franzi, bah , bah !“ Herr Lindmeier war mit den Kindern allein. Im Gefühle seiner Würde ging er mit großen Schritten dur) das Zimmer, pfiff dem Franzi den Prinz Eugenius­ Naiih vor und brummte, dazwi­­schen:: „Lächerlich, dö Alte ma wein glaub’ n, daß vo a Kunft is­ i Bart ihr'S aber zeig'n. Spiegel­­blank muaß AS finden, wann j' zZrudkummmt. Krumm ber, Beni, mir wid’n jest d5 Fenster pußen, und Du, Lisi, mach’ derweil in Kaffee.“ Der Vepi, welcher froh war, daß er von seiner Rechenaufgabe abberufen wurde, brachte in einem „Schaffel“ Waller, und der „Batter“ band ii eine Schürze um, stellte das „Schaffel“ auf a 3 2 1 2 1 i | 7

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