Oedenburger Zeitung, 1888. September (Jahrgang 21, nr. 201-225)
1888-09-12 / nr. 209
· so mußte griss dieses Wort,«so verstehe auch ich es und undnnßes immer Jeder verstehemder mit redlicher Absicht die Tragung der mit dem bischöflichen Amte verbundenen Lasten auf sich nimmt. Nachdem der Bischof eingehend seine Pflichten geschildert,ging er auf die Pflichten der Gläubigen gegen ihn über.»Erfüllet Eure Pflichten als katholische Christen,seiet nicht blos Hörer des Wortes,sondern auch Besolger,ob iches unmittelbar oder mittelbar durch meine Geistlichen an Ench richte,welche durch mein Vertrauen,als Theilhaber meiner Arbeit,sich um Euer Seelenheil bemühen, überzeugt,daß,wenn sie Euch zu guten Katholiken erziehen,sie Euch zugleich im wahren Patriotismus unterrichten,weil diese beiden voneinander nicht zu trennen sind,wie diese Heiligkeit Papst Leo XIII.in seiner unterm 22.Augustlssö anläßlich der zweihundertsten Jahreswende der Befreiung Ofens von dem Türfen sowie in der Person der Bischöfe an alle ungarischen Katholiken gerichteten Encyelisa jagt. Ein weites Feld Schloß der Bischof eröffnete sie mir für ein gutes Merk, für ein gutes, segensreiches und nüßliches Wirken, aber auch mit vielen Schwierigkeiten werde ‚ich auf demselben zu kämpfen haben. Allein ich sage Him wieder mit dem heiligen Paulus: „Aber nichts von diesem fürchte ich, noch achte ich mein Leben höher als mich, wenn ich nur meinen Lauf dollende und meine oberste Pflicht, die Arbeit im Sinne des allmächtigen Gottes, verrichte.“ Säusliche Buchhaltung. Dedenburg, 11. September. Wo die Maschine die Arbeit der Arme verdrängt, oder doch wenigstens auf ein bedeutend geringeres Maß reduzirt hat, wo die schnaubende Lokomotive Erlag leistet für viele Hunderte von Pferden und selbst der Aderbau sich fünftlicher Mechanismen bedient, um zu säen und zu ernten, das Korn von der Spreu zu sondern und den Drusch zu bewertstelligen, da hat sich ein förmlicher Umschwung der früher bestandenen Verhältnisse vollzogen. Heutzutage genügt nicht mehr die Kraft der Arme zum Leben, heutzutage muß selbst der schlichteste Bauer, und der simpelste Biehrlichter mit Kopf und Willen sein Tagewert regeln und verrichten, er muß mit Kräften ringen, die der Geist geschaffen hat, er muß falfuhren und spefuliven und mit den bestehenden Verhältnissen rechnen. Ins Rechnen ist das Alpha und Omega der schwierigen Lebensfrist, die richtige Rechnung nur ermöglicht die Erfüllung der Bedingungen, auf welche sich die Existenz aufbaut. Das Rechnen und Kalfuliren muß sich aber bis in die kleinsten Details des wirthischaftlichen Triebwertes eines jeden Haushaltes vertiefen, selbst die kleinste Wirthischaft muß vermöge einer gründlichen und umsichtigen Bilanzirung im Gleichgewichte erhalten werden und so ergibt sich von selbst die fast unerläßliche Nothwendigeit der häuslichen Buchhaltung. Der Mann erwirbt, die Frau wirthschaftet. Ihr liegt er ob die täglichen Bedürfnisse aus jenen Mitteln zu bestreiten, die sich aus dem Erwerbe des Mannes ergeben. Sie muß also eine gute Rechnerin sein, gleichviel ob ihr Mann Beamter, Gewerbetreibender oder Arbeiter ei, ob er, mit ihrem Einkommen haushalten soll, oder — von den Laimen des Glüces abhängig — einmal mehr, einmal weniger verdient. Damit indeß die Frau im Stande sei, gut zu wirthschaften, ist es nothwendig, daß ihr die Bezüge, die Vermögensumstände, die Flustuationen des Erwerbes als Preis für die Arbeiter ihres Gatten, genau bekannt seien. Ferner, daß die Eheleute stets miteinander berathen, wie wenig oder wie viel sie auf Grund ihrer Einnahmen ausgeben dürfen, endlich daß die Frau ein vorher vereinbartes Budget richtig und gewissenhaft verwalte, dasst die Häusliche Buchhaltung. Die Frau muß demnach ein bestimmtes Wirtschaftsgeld erhalten und über die Verwendung desselben sich jeden Tag selber Rechnung legen ; denn es haben der Arbeiter sowohl, wie der besser fituirte Kaufmann, der mit ihrem Gehalt angestellte Beamte, ebenso wie der reiche Fabrikant, insbesondere aber der Taglöhner die Pflicht, ihre Haushaltungskosten um voraus zu überschlagen, und genau die ausgerechten Beträge einzuhalten, sind jedoch VBhements unvermeidlich, dieselben ohne Niederschreitung des Gesammt-Budgets vorzunehmen und einen kleinen Neservefond für etwaige Krankheiten und Unglückfälle zu treiben. Also Häusliche Buchhaltung. Diese Buchführung ist nicht schwer, sie kann ganz einfach und doch übersichtlich sein. Sie liegt nicht nur im I Interesse des Haushaltes, sondern auch im Interesse der Frau. Das Wirthschaftsbuch der Frau gibt dem Manne Aufschluß über die Verhältnisse seines Haushaltes, Männer wissen selten, wie viel die Lebensmittel foften und toie viel in der That täglich verbraucht und aufgezehrt wird. Sie machen oft größere Ansprüche an den Mittagstisch, als sie die Mittel dazu hergeben und würden sicher eher zur Einsicht gelangen, wenn sie sich Schwarz auf Weiß überzeugten, was die DBe Schaffung ihrer Wünsche kostet. Hierin liegt ein großer Werth der wirthschaftlichen Buchführung. Nur durch dieselbe kommt die Hausfrau nicht in Die Verlegenheit, vom Manne ein Mehr zu fordern, oder in die Berjuchung, einen etwaigen Weberschuß unproduktiv anzulegen. Ein Hauptgrundmaß der Frau muß sein, seine Schulden zu machen. Aber man rechnet zu wenig, man zieht bei seinen Ausgaben nicht das Einmaleins zu Rathe. Sie entstehen so leicht, die hauswirthschaftlichen Schulden, und sie gehen, einmal entstanden, ihren bestimmten Weg. Sie entstehen aus den kleinsten unbezahlten Tagesrechnungen. Man bezahlt heute das Brod, das Tleisch, die Butter nicht, man wird es morgen thun und hiemit hat man so und so viele Kreuzer, hat man einen Gulden auf den nächsten Tag überwälzt. Und die Folgen ?: Man hat umversehens mit einem Male die Last auf sich größere Forderungen befriedigen zu müssen, al hierzu die Mittel vorhanden sind. Bas thun?: Geld aufnehmen, dafür aber B Zinsen zahlen und mithin noch weniger als ehedem auszukommen, wo eben feine Zinsen das Einnahme- Etat schmälerten. So kommt man tiefer und immer tiefer in die Schulden, das schon schwankend gewordene Gleichgewicht verliert man endlich ganz und gar und tritt noch dazu ein vorher nicht zu sehen gewesenes Unglück oder eine Krankheit hinzu, so ist der häusliche Banferot nicht mehr fort zu bannen und mit ihm geht die bürgerliche Deputation in die Brüche. Man hat also die Mittel zum Leben, zugleich mit dem guten Ruf als reeller Dentsch verloren. Alles wegen unterlassener, oder leichtsinniger häuslichen Buchführung. So hängt das einmaleins mit dem Lebensgladk mit dem Wohl und Wehe einer Familie zusammen. Und trogdem will man es nicht immer und unter allen Umständen zu Rathe ziehen! Vorwahr. Diejenigen, welche es mit den Frauen gut meinen, sollten diesen ohne Unterlaß zurufen: „Lernet rechnen!“ Von den Bielen, die je noch sein Wirthschaftsbuch in ihrem Haushalte führen, mag der Bersuch gemacht werden, ein solches anzulegen. Wird Alles aufgeschrieben, was verausgabt wird, dann wird man bald dazu kommen, alle unnöthigen Ausgaben zu vermeiden, denn man wird, wenn man an der Hand des Wirthschaftsbuches sein Gewissen erforscht, zu der Einsicht gelangen, man habe hier so und so viele Kreuzer und dort so und so viele Gulden unnöthigerweise zum Fenster hinausgeworfen, und diese Kreuzer undiese Gulden machen im Jahre ein hübsches Lümmchen aus. E. M. r 2, Wien wird um 10 -uhr 2sormmmage Separat-Hofzüge der Westbahn erfolgen. O Befund des Kronprinzen Rudolf bei. König Humbert. Wie die „Tribuna“ aus Rom meldet, wird zwar nicht der Kaiser-König Franz Sofer, j doch Kronprinz Rudolf den König Humbert beluden. Oberhaftung von Salschmünzern. Wie man uns aus Szegedin berichtet, hat das dortige zweite Gendarmerie-Kommando die große Banknotenfälscherbande, nach welcher seit längerer Zeit gefahndet wurde, bereits dem Neufager Gerichtshofe eingeliefert. Die Bande zählte 43 Mitglieder ; sie besaß zwei Fabriken, eine in Serbien und eine in Rumänien. An der Seite der ersteren stand Johann Frisschmann, leitere wurde von Robert Tituß geleitet. Sämmtliche Platten, das Rapier, kurz alle Requisiten wurden faisirt. Die Bande hat mehr als hunderttausend gefälsbte Einser-Noten, die ausgezeichnet gelungen waren, verausgabt. Die Mitglieder der Bande sind zum allergrößten Theile Insassen von Mitrovik und Nemet-Palanka. « O Todesfälle Wiemannns aus Luhatschowitz meldet,ist daselbst am8.d.Gräfin Josephine Serenyi,geborene Gräfin Berchtold, 26 Jahre alt,im Wochenbette gestorben.——Der Redakteur der»Deutschen Zeitung«,Herr Max Wertheim,ist vergangenen Samstag,46 Jahre alt,nach kurzer Krankheit in Wien gestorben.Vor mehr als zwanzig Jahren begann der Verblichene seine publizistische Thätigkeit und erwarb sich allgemeine Sympathien.——Dr.Michael Juhäß, Richter an der königlichen Tafel und früherer Reichstags-Abgeordneter der Stadt Kaschan,ist am 9.d.Nachts nach mehrmonatlichem schweren Leiden dahingeschieden.». OxiarkOrafO Hallivan de Brassi Der Gemahl der großen Tragödin Frau Charlotte Wolter,ist am 10.d.Abends um 8 Uhr in seiner Villa in Hitzing im Alter von 52 Jahren aus dem Leben geschieden. Ogietsknk der fünfäirignevxnsflecing Nach vierwoöchentlicher Dauer wurde die Ausstellung amt.d.Vormittags durch den Obergespanz Kolæman Kardos in Anwesenheit eines zahlreichen Publikums geschlossen Der Erfolg war ein brillanter.Auch der pekuniäre Ertrag ein ansehnlicher. Kugdenelomitaten Esepregls,8.September.Unsere alte Hauptkirche dem heiligen Nikolaus geweiht zeigt seit einiger Zeit ganz bedenkliche Risse,sodaß sich der Herr Oberstuhlrichter veranlaßt fand,wiederholt schon Bauverständigen in Rath zu fragen.Während nun der eine Herr Sachverständige die Sache füranz unbedenklich erklärte gab ein zweiter Sachvertändiger seine Meinung dahin ab, daß sogar Gefahr im Verzug sei. Er wurde nun in einer Versammlung der Herrenpatrone beschlossen, eine neuerliche Untersuchung des Bauzustandes zu veranlassen und auch das königl. Staatsbauamt zur Entsendung eines Delegirten zu ersuchen. Von dem Resultat dieser Enquete hängt er dann ab, wie die Kirche restaurirt werden soll rvespettive muß. Dieselbe ist sehr alt, nach der Weberlieferung sol sie im Jahre 1391 von einem Graner Baumeister erbaut worden sein, doch erst vom Jahre 1560 hat man sichere Nachrichten, daß die Kirche bestand. Die Orgel ist vom 1758, die größte Glocke 2160 Pfund schwer, vom Jahre 1778, die älteste vom Jahre 1748. Heute öffnen sich hier die Pforten eines Musentempels vorerst für 12 Vorstellungen. Die Gesellschaft hat seither in Gr.Zinsendorf gespielt, soll aber dort schlechte Geschäfte gemacht haben. Doch rühmt man das gute Spiel. In Cäepregh dürften zirka 28 Abonnements a 12.bis 16 fl. eingenommen worden sein und glauben wir, daß für 12 Vorstellungen sich Publikum genug finden wird. 82. Vom Inge. O Der König auf dem Schiepfland. Se. Moajestät besuchte am 9. d. den Schießlaß des Jubiläums-Festschießens in Wien und wurde vom Bürgermeister, sowie dem Präsidium und dem Festtomitd empfangen. Nachdem der Bürgermeister Se. Majestät als Brotestor des Schießens bewillkormte, brachen die Versammelten in ein dreimaliges Hof aus, in welches die Menge begeistert einstimmte. Se. Majestät sprach sich äußerst lobend über das gelungene Arrangement aus, und begehrte viele Schügen mit Ansprachen, darunter Kofies aus Groß-Becsferes in ungarischer Sprache. Der Prinz von Wales in Wien. Der englische Thronfolger ist mit seiner Suite am 10. d. Früh aus Gmunden in Wien eingetroffen. Auf ausdrücklichen Wunsch des Prinzen unterblieb jeder offizielle Empfang, nur ein Botschaftsmitglied und die dem Prinzen zugetheilten Ehrenkavaliere Fürst Louis Esterházy und Rittmeister Broda begrüßten den hohen Gast, der in einer Hofequipage an der Seite Eterházy’s sammt der Suite ins „Grand Hotel“ fuhr. Um]. 8,. Uhr machte hier Prinz Hohenlohe seine Aufwartung. Im Laufe des Vormittags begab sich der Prinz in die Hofburg, um dem Kaiser- König seinen Dank für die Ernennung zum Oberst- Inhaber eines Husaren-Regiments abzustatten. Um 12 Uhr Mittags erwiderte der Monarch den Besuch. Abends fand in der Hofburg zu Ehren des Gastes, welcher in Begleitung des Kronprinzen die Ausstellung bei elektrischer Beleuchtung besichtigen will, ein Galadiner Statt. O Haiser Wilhelm in Wien. Wie jehr als positiv gemeldet wird, trifft Kaiser Wilhelm am 4. Oktober auf München in Wien ein und wird als Gast unseres Königs im Schlosse zu Schönbrunn Wohnung nehmen. Die Ankunft in Telegramme, Budapest, 11. September. Minister-Präsident Tipa trifft am 13. September aus Ostende hier ein. Paris, 11. September. Präsident Carnot verließ gestern vormittags Fontainebleau, um ic) nach Coen und Cherbourg zu begeben. Minister- Präsident Flogquet traf auf dem Bahnhofe von Nouysse-Sec mit ihm zusammen. Um 12 Uhr 20 Minuten Mittags trafen Carnot und Floquet in Evreig ein, wo sie glänzend empfangen wurden. Athen, 11. September. In Aigion fand ein Erdbeben statt, welches namhaften Schaden anrichtete. Mehrere Personen wurden verlegt. San Francisco, 11. September. Durch eine Feuersbrunst wurden in der Hauptstraße zwei Häuser Duartes zerstört, in welchen sich mehrere