Oedenburger Zeitung, 1888. Oktober (Jahrgang 21, nr. 226-251)

1888-10-10 / nr. 233

· Lus«m«..--Js n Bin r­eih ug. (vormals „Diedenburger Nachrichten“) | Organ für Politik, Handel, Indus­trie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortjegritt zur Ehr! — Betrüchten zur Wehr” — Der Wahrheit eine Gaffe.“­­­­ Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. W Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Vierteljährig 2 fl. 50 fl., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Viertel­jährig 3 fl. 50 fr Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, iit Augnahme | don Inseraten, Pränumerations- und Insertiong&gebühren, und an die Redaktion portofrei einzusenden. | Administration, Dek­an und Inferatenaufnahme; | uhtrukeri &. Rommwalter & Sohn, Grabenrunde 11. | BE Einzelne Nummern Rotten 5 Kreyer. u Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­r­gafte 10, A. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrict Schaler, 1., Wollzeile 12, N. Moffe, Seilerstätte 2, M. 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Mir finden nicht viel Dagegen einzuwenden, daß der Chef des ungarischen Kultusministeriums mit dem Oberhaupte der vaterländischen katholischen Kirche im guten Einvernehmen leben möchte, ob­­gleich es anderseits­ im Interesse des Liberalismus zu befragen wäre, wenn im Streite um die Macht zwischen Kirche und Staat die Regierung „Klein beigeben“ müßte. ES soll sich eben zwischen die­­sen beiden Potenzen seine allzu einschneidende Streitfrage so scharf zuspißen, daß die V­erwundung des einen oder des anderen Theiles bei der Lösung der Frage unvermeidlich würde. Graf Albin Esäafy scheint der versühnende Mittler in dem Heinen Konflikte zwischen Staat und Kirche sein zu wollen, in jenem Konflikte, der vermöge der be­­kannten Tirnauer Affaire dem Kardinal Fürsten­­>» Primas die Mißbilligung des damaligen Kultus­­minister Heren von Trefort zuzog und seine Eminenz wieder veranlaßte sie gegen die ministe­­rielle Nüge zwar mit priesterlicher Mäßigung aber doch sehr ernst und entschieden zu verwahren. Als wir schrieben,die Ernennung des Grafen Albin Csáky zum Ku­ltusm­inister sei nicht erfolgt, bevor nicht das Kabinet Tipa bezüglich seiner Kultuspolitik Garantien­ geboten habe,daß es in Zukunft m­it dem Episkopat sich besser vertragen werde,"glau­bten wir kaum,daß in dieser Richtung, sobald­ sich der Um­schwung bemerkbar machen werde.«Denn­ die Regierungsbläter erklärten­ ja laut,daß nichts geschehen­ sei,und von Konzessio­­nen,welche das Ministerium der Prim­atie machen sollte,wollten sie nun kein­en Preis der Welt etwas den Kriegszug verloren­ hatten,jenen den sie leicht­­sin­nigerweise begonnen­ und rechtlos fortsetzten,sich nicht um­ bestehende Gesetze küm­­m­ern­d,sondern an widersprechende Verordnun­gen sich stützend.Wochen-, ja monatelang griffen sie überm­­üthig die Prim­atie an u­nd stellten­ den­ Staat im­ Gegsensatze zu­r ka­­tholischen Kirche ohn­e alle Ursache,Vielen zu­m­ Er­­götzen,sehr Vielen zum­ Verdruß.Das EndesVar, daß die Regieru­ng un­d Regieru­n­gspresse sich zuletzt selber desavou­iren­ mußten. Der Tirn­auer Kon­flikt—obwwohl er nur ein Sym­ptom des zwischen der Regierung Tipa und­ dem­ u­ngarischen­ Episkopat herrschenden ge­­spannten Verhältnissesiwar—gelangte durch künst­­liche Aufbau­schung dahin,daß er als eine Macht­­und Ehrenfrage der Regieru­n­g in­ die ganze Welt ausposau­ist wurde un­d die Bü­nde durch ganz Eu­­ropa m­achte.Un­d siehe,diese Kleinigkeit gewährt jetzt der Regierung die passen­de Brücke zu­m­ Rück­­zu­ge Die zur wichtigen Prinzipien Angelegenheit gem­achte Frage,ob die Lehrerbefähigu­ngszeugni­sse der Tirnauer­ Lehrerpr­­parandie durch den­ Insti­­tu­tsdirektor oder aber durch den köni­gl.Schulin­­spektor zu unterfertigen seien,bezeichn­et ebenso den­ Ausbruch des längst glim­m­en­den Zwistes,wie auch den durch die Regierung jetzt beabsichtigten­ Frie­­densschluß,w­elcher,ob freiwillig oder unfreiwillig, Sieg auf seinen Fall genannt werden kann. Graf Albin Csáfy forderte den Graner Schulinspektor zum Neferat auf, und damit die zwischen der Primatie und dem M­inisterium ab­­schwebenden Meinungsdifferenzen ausgeglichen werden, daß der Wirrwarr zwischen den früheren und spä­­teren, und unter­einander durchaus nicht im Ein­­fang stehenden Negierungs-Verordnungen geendet werde, beabsichtigt das Ministerium „gesechliche Be­­stimmungen“ zu erbringen, mit andern Worten einen Gelegentwurf vorzulegen, aus welchem die du­rch den katholischen Episkopat gewünschten Garantien schwer­­lich fehlen werden­ hören. Sie weigerten sich einzugestehen, daß ! Die Schaffung eines Gefeßes ist jedenfalls die forresteste Lösung der unliebsamen Angelegenheit. Schon mit Hinblick auf jene Faktoren, welche bei der Schaffung der Gefeße mitwirken, und unter welchen sich nicht nur der König, sondern im Oberhause auch der Episkopat ohne Unterschied der Konfession befindet. Dort eröffnet sich dann die Gelegenheit zu Em­igrationen und die Kultuspolitik des neuen Ministers wird schon durch den ein­­zureichenden Gelegentwurf marsirt sein und Gegen­­stand der kompetentesten Diskussion bilden künnen. Es ist zwar nicht durchaus mothiwendig, daß es zur Disfussion komme, überhaupt wenn der­ Pakt zwischen Regierung und Kirche schon perfekt ist, welche Dis­­fussion in diesem Falle für mebtere überflüssig, für erstere aber nach den P­rämissen unangenehm wäre. Troß alledem wird es Graf Albin Esäfy kaum umgehen können, daß er sich über seine Kultur­­politik im Hause erkläre, weil diesbezüglich nicht nur die Katholiken, sondern auch die Protestanten von Neugierde erfüllt sind, welch leitere zwar in dem Ministerpräsidenten ihren kirchlichen Inspektor besigen, dennoch ihre geieglichen Rechte weniger von den katholischen Bischöfen als vom Staate und seinen Ministern bedroht fürchten. Hinsichtlich der Stimmung der Protestan­­ten fonstatiren wir, daß und hauptsächlich die Re­­formirten — insoferne sie nicht zur Unabhängig­­keitspartei gehören — in ihrer Unzufriedenheit Schon fie mit ihrem Vertrauen dem Grafen Apponyi nähern, da sie ebenfalls die Ueberzeugung hegen, daß die Achtung der Gejege durch die Regierung dem Protestantismus sowohl, wie jeder anderen Konfession größere Gewähr für ihre Rechte bietet, als dies die Taufmatrikel eines einzelnen Ministers vermag. Wir, die wir das Ansehen jedweder Staats­­regierung gerne unangetastet sehen möchten, wünschen vom Herzen, daß die angebahnte V­ersühnung ge­­lingen und vollkommen sein möge, damit hierauf Staat und Kirche vereint der Entwicklung der nationalen Kultur obliegen mögen. « Feuilleton, Dr. Emil Holub’s Forschungen und Erlebnisse in Südafrika. (Fortlegung.) In derartigen Augenbliden wurde natürlich auch gestohlen und geraubt. Da ging es nicht anders, als mitten hineinzuspringen, troß dem oft dadurch die Gefahr entstand, daß Dieter oder jener nicht wieder aus dem Knäuel entrinnen werde. Eine solche Szene erlebte auch meine Frau in Kafenga. Al man ihr die Bezahlung Hinwarf und schrie, es sei nicht genug, er­ei ein schlechter Schat­­tun, man wolle einen guten haben, blieb ihr nicht Zeit, nach mir und den Gewehren zu rufen. Meine­rau half sich also selbst und that was ich seiner Zeit gethan; sie verlegte einem Marchusulumbe einen Schlag ins Gesicht und er wich zurück und mit ihm alle Anderen. » Nachdem ich Träger bis zum Fluße bekommen «hatte,ging ich über den Lirenge.Doch w­elche Schwierigkeiten mit der Ueberfahrt und zu guterletzt noch die Gefahr,auf einer Sumpfinsel Hungers zu sterben oder im ärgsten Fiebergebiet verschmachten zu müsen. Ich war der Letzte,der hinüberfuhr.Indem­ Momente,wo ich den Fuß ans Land setzte,sah ich,was meinen Begleitern entgangen war,——daß wir auf einer Insel wären, an nächsten Augenblicke soar ich wieder im Kahne,packte den Häuptling etwas unsanft an und sagte:,T,Nein,über den Fluß!« Wir waren der Zahl nach eben so viel als die Schwarzen. — Sie gaben nach. Die Majdhu­­fulumbe beiten feine Gewehre und rannten deren Wirkung nicht; hätten sie ein einziges Gewehr be­­sefsen, wir hätten ihr Land nicht lebend verlassen. So oft wir gingen, um Wild zu schießen, und Wild gibt es dort überall, baten sie: „Nicht den Lärm! Nicht den Lärm!“ Hätten wir unsere diese wenigen Gewehre nicht gehabt, wir wären schon lange den Marchu­­fulumbe zum Opfer gefallen. Sie hatten einen so ungeheueren Schrecen vor dieser Waffe, daß das Gewehr, auch nur an der Schulter hängend, schon seinen Dienst that. Auch Hier war es nicht möglich, die Nord­­richtung einzuhalten, wir wurden nach Nordosten geführt, nach Dilufa, wo wir schwere Stunden durchzumachen hatten. Z­reimal fielen uns die Leute an und immer schüßten uns nur unsere Carabiner. Diese kurzen Carabiner erwiesen sich über­­haupt als sehr geeignet für unsere Zwecke. Der Berichluß derselben war sicher und die Waffe selbst, ihrer geringen Länge halber, dem Fortschreiten im Diedichte nicht Hinderlich. Dieses erscheint aber um so beridsichtigungs­­werther, wenn man sich gegenwärtig hält, daß das Gras im Majchufulumbe-Gebiet nicht nur an man­­chen Stellen, sondern meilenweit über 2 Meter hoch ist. Die Pfade sind eng, man ist jeden Augen­­blik einem Angriffe ausgelegt, und muß daher die Waffe jederzeit in Bereitschaft halten. Das eine Mal bei Dilufa brachen die Ma­­tchululumbe einen Streit vom Zaun, um einen äußeren Anlaß zu haben, uns zu tödten. Wir wichen dem Zanke,so gut es eben ging aus u­n­d da sich die Eingeborn­en zu beruhigen schienen,glau­bte ich die Sache endgültig beigelegt. Da sehe ich plötzlich einen Häu­ptling,einen­ riesigen Mann von­ n­ahezu sieben Fuß Höhe und entspre­­chender Stärke,plötzlich aus der Mitte seiner Leute springen,seinen Assagai zu Boden werfen und wohl nur Wuth,daß n­ur ihnen auch diesmal ent­­kommen sollten,förmliche Sprü­nge ausführen.Frei­­lich war er vierzig Schritte entfernt, aber der Assa­­gai trifft noch in einer Entfernung von sechzig Schritten und wenn wir auch unsere Gewehre zwei­­mal abfeuern konnten, so wären wir doc unzwei­­felhaft den etwa 200 zu gleicher Zeit geschleuderten Wurfspeeren zum Opfer gefallen. Die Situation war sehr ernst. Ich sah den Häuptling das Antlig verzerren und den Kriegs­­tanz beginnen. Was war zu thun? E83 übersam mich plöglich, ich warf das Ge­­wehr meiner Frau zu, sprang in den zwischen den beiderseitigen Gruppen bestehenden Zwischenraum und begann den tollen Gegner nachzuahmen. Ich begann zu springen, wie er sprang und begann seine Gesten nachzumalen. Der Mann schaute mich an, er wußte nicht, was er denken sollte, aber seine Leute fingen an zu lachen. Er zog sich be­­schämt zurück und wir waren, für den Augenblick wenigstens, gerettet. Wir lagerten damals auf einem kleinen Ader, durften uns aber nicht aus unserer Einfriedung entfernen, ohne gehört zu werden; wir konnten nicht ausgehen, um Holz im Gebüsch zu schlagen oder Rahrung zu suchen. « (F·o.r«ts-z-.folgt.)« » s ».-.«--«’-i-·i ·««««,«» ARIEL- does-»- for-ALL­­ LJWHHL" g..QL-J«x..-j. ee EEE ERIN “4 A

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