Oedenburger Zeitung, 1889. Februar (Jahrgang 22, nr. 27-49)

1889-02-23 / nr. 45

3 En­­­ec­hen a­nn . 7 B 0 « ". Az. 45. Samstag, 23. Februar 1889. edenburger Zeitung. (vormals „Dedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Fortieritt zur Ehr? — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ XXH. Jahrgang. rn k­­­enntlich ist Für Auswärts: Ganzjährig 12 K Halbjährig 7 fl., Viertel­­jährig 3 fl. 50 fl Alle für das Blatt bestimmte Sendigen, mit Ku­snahme­­ von Inseraten, Prämumterations- und Infertionsgebühren, und­­ an die Redaktion portofrei einzusetzen. Administration, Meran und Inseraienaufnahme: Suhdrakerei E. Nomtvalter , Sohn, Grabenrunde 121. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preife: Für Loeo: Sanzjärig 9f., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig Der einzelne Nummern Rotten 5 Kreuzer. u­­ . Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Walls­enge­fie 10, A. 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Da k­ein Mensch so bedauerlich beruirt sein die Proflamirung der Bürger­ und fann, um &3 muß eben allerhand Käuze geben und die Dummheit stirbt daß si) aber sonst leidlich vernünftig nicht auss­­cheinende” Männer finden, welche in den absurden Verfinsterungstheorien ein disfussionsfähiges Thema erkermen, ja sogar der verfnöd­ernsten Reaktion ihr Votum zuwenden, das ist uns unerfindlich und in solchen Dunkelmännern sehen wir die Helden des politischen Rückchrittes. Wie? er sol in Wien, in der Stadt, die sich für einen der europäischen Konzentrations­­punkte der Intelligenz hält, gegen den Fortbe­­stand des Rechtstaates demonstrirt werden ? Man will im Hoflager unseres edlen, freisinnigen, echt konstitutionell Fühlenden Monarchen die Wiedereinführung absolutistischer Zustände verlan­­gen? man will dort aller modernen Entfesselung politischen G­eistes­­ öffentlich Hohn sprechen und Verwahrung einlegen gegen staatliche Zustände, die “allein geeignet sind die Selbstständigkeit der Natio­­nen, die Souveräinität des Volkes zu gewähr­­leisten ? Wahrlich, wenn es nicht so unsäglich­ dumm wäre, man müßte es als eine Degradation der Menschheit tief beklagen. Was war denn die Revolution von 1789 anders, als der verzweifelte Aufschrei des ununter­­drücten, rechtlosen, in geistiger Sklaverei und ma­­teriellem Elend schmachtenden, der Willkür in der Justiz und Verwaltung preisgegebenen Bürger­­t­ums ? Gegen den verschwenderischen Luxus der Generalpächter und Steuereinnehmer, in deren Taschen seine Abgaben flossen, richtete sich in erster Linie die Erbitterung der französischen Städtebe­­wohner, während das Landvoll in dumpfer Resig­­nation die Erträgnisse der „Zaille" in ausschwei­­fendem Webermuthe des Hoflebens verpfaffen sah. Sollen wir die Geschichte des „ancien regime“ hier erzählen, um die anmaßende Umwissenheit der darüber zu belehren, wie es vor einem Jahrhun­­dert in Frankreich auss­ah, wie das Bürgert­um in den P­rovinzstädten sich um den Ertrag seiner Arbeit beraubt sah, wie der Einzelne der Ge­­walt gegenüber vogelfrei war, weil es am der rechtlichen Basis für die Existenz des Staatsbür­­gers fehlte? Das in Noth und Kümmerniß vegetirende Bürgertum des vorigen Jahrhunderts wurde durch die Zustände der Zeit zum Aufstande getrieben, dessen spätere blutige Ausschreitungen vornehmlich in dem Unverstande dem traurigen Erbtheile der früheren Zustände ihren Grund haben; und nach einem Jahrhundert sollte da von manchem Unge­­mach bedrängte Bürgertum sich gegen den Nechts­­staat auflehnen, um von der Wiederbelebung des Absolutismus Hilfe zu erhoffen? Die Solche wollen, sind nicht weniger Revolutionäre als die Männer von 1789; aber was sie profla­­miren, sind die Grundfähle des Unverstan­­des. Einem geistigen und moralischen Defekt einer in unserer Mitte lebenden Minderheit entsprang der Antrag der Gegendemonstration wider die Bariser Jubelfeier von 1789; e8 ent­­spricht jedoch leider der Logik, die selbst in den versehrtesten Doktrinen liegt, daß Derjenige, dem gestellt, großartige e8 an der geistigen und moralischen Reife gebricht, um das Necht des Andern zu würdigen, schließlich dahin gelangt, auch das­­ Verständniß für das eigene Necht zu verlieren. Da es z. B. dem Antisemitis­­mus nicht gelingt, den Rechtsstaat durch die Schaf­­fung von Ausnahmsbestimmungen für eine be­­stimmte Race zu schädigen, will er mit den Hel­­den des Nachsc­hrittes denselben vollständig vernichten. Lieber die Nechtlosigkeit, die Knechtschaft, die Sklaverei für Alle, als das Necht für Alle, lautet sein Programm. Sie wollen selber S Knechte sein, wenn nur Andere mit unterdrüct werden! Man hat noch niemals einen Hund gesehen, der die Vorderpfoten zum Leic­en der Bitte erhoben hätte, um von seinem Herren eine Tracht Prügel zu erflehen; aber es gibt Menschen, es gibt Staats­­bürger am Ende des neunzehnten Jahrhunderts, Menschenrechte, die politische Freiheit, das Befug-­­Helden des politischen NRüdschrittes |die um Snechtschaft, um Unterdrückung, um die „m mündlich und schriftlich feinen Ideen öffentli­­mit einem * den Ausdrucs verleihen zu dürfen, Worte: die M­ündigkeiterklärung der Nationen ge­­genüber der Despotie absoluter Monarchen — ein Uebel zu nennen, mag hingehen. Feuilleton. Rofine, — Eine P­ariser Gedichte. — (Schluß) Rofine war verfroren, wie alle Bariserinnen. Sie schmiegte sich an mich und ich nahen ihre bei­­den kleinen Hände in die meinen, um sie zu er­­wärmen. Wir gingen Seite an Geste, wie zwei Verliebte, lachend und plaudernd, wie alte Freunde. Ich wollte etwas über ihre Vergangenheit und Gegenwart erfahren und ich fragte sie, wie sie es gewagt hätte allein nach Hause zu gehen. — Cecile sollte mich begleiten, antwortete sie. Wir arbeiten zusammen, bei mir. Sie hätte bei mir geschlafen, obwohl ihre Mutter sie lieber zu Hause bei sich hat. — Und Ihre Mutter, Rosine ? — Ic habe seine Mutter mehr. — Weder Bater, noch Mutter ? — Weder Bater, noch Mutter, jagte sie, zitternd am ganzen Körper. Wir kamen zu ihrem Hause, Rue de P’Echiquier. Ich ehr bewegt, sie sehr heiter. Sie hatte geflingelt, ohne daß ich es bemerkt. — Auf Wiedersehen, jagte sie, mir die Hand Die Thür öffnete sich, mein Vögelchen ent­­schlüpfte meinen Händen, und das eiserne Gitter schloß sich zwischen ihr und mir. — 3 erlaube Ihnen mich morgen zu be­­suchen, rief sie mir noch zu. Gute Nacht. Ich besuchte sie am anderen Tage, besuchte sie durch eine Woche täglich. Ich ward immer verlieb­­ter. Ich büßte ihr die Hände und hätte sie am liebsten ans Herz gedrüht. Ihr feujches Errötchen, ihr Bittern meiner Gluth gegenüber, ihr sanftes Zurückdrängen hielten mich von diesem Schritte ab. Und doch mußte etwas geschehen zwischen uns, ich fühlte es. Wir waren Beide zu jung, um in einem blos freundschaftlichen V­erhältniß zu­ein­­ander zu stehen. Eines Abends schien sie sehr be­­wegt. Und zum ersten Male erlaubte sie es mir, beim Abschied einen Kuß auf ihre rosigen Lippen zu drüden. Am anderen Tage war sie verschwunden. Ein Briefchen, das sie für mich zurückelasfen, enthielt nichts wie­­ die Worte : „Ich liebe Dich zu sehr. Wir müssen scheiden. Lebe wohl.“ Ich suchte sie Wochen lang und fand sie nicht. Diesen Schub, den sie in ihrer Wohnung zu­­rückelasfen, nahm ich zu mir . .. — Und Du hast sie wirklich nicht wiederge­­sehen ? fragte ich. reichend. Bergebens — Nein! sagte er zögernd. quife B .. . verfauft hat. Herrschaft des Büttels und des Polizeistoces, dieser Attribute des absolutistischen Staates, flehend Die Hände erheben! Der Antrag dieser Fanatiker der Reak­­tion hat natürlich im erleuchteten Wiener Gemeinde­­rathe die gebührende Kennzeichnung gefunden; man hat denselben mit Fühler, geschäftsmäßiger M­uhe abgewiesen. Gemeinderath Frauenberger, der als Einziger in der Versammlung Sinn und Tendenz dieser K­undgebung, verächtlichen Knechts­­sinnes und erbarmungswürdiger Urtheilstätigkeit erkannte, verdient hiefür ein Wort der Anerkennung. Die Schwachmüthigkeit der Liberalen ermuthigt die Bak­ämpfer der Unvernunft, aber es ist uns troß­­dem nicht bange. Wir sind eben Ungarn und willen genau was für Nechte, für Freiheiten wir haben, die lasfen wir uns von Niemandem anfechten; wenig«­stens für uns reiften aus dem im Jahre 1789 in Stanfreich ausgestreuten Samen die erwarteten Früchte. Wir haben nur V­erachtung für die trau­rigen Helden des politischen NRüd- Schrittes. Aber wenigstens ist auch drüben in Oester­­reich ihre gemeinschädliche Einfalt genü­­gend, die einsichtigen Elemente in unserem­­ Gut! dachte ich, Frederic will mir nich die Wahrheit sagen. Das Feuer hatte indessen Alles verzehrt. Alle zärtlichen Geständnisse, alle Liebessch würe, alle Er­­innerungen. — dien. Jugend! flüsterte Frederic. Ich erhob mich. — Du mußt zu meiner Hochzeit kommen, Sie findet am sechzehnten dieses Monats statt, Mittags, in der Kirche Notre-Dame de Lorette. Ich habe mich richtig eingefunden. Ich wurde der Baum vorgestellt. Sie war mager, häßlich, un­­angenehm. . Die Gratulationen, die mein Freund erhielt, waren von einem malitiösen Lächeln be­­gleitet. Sie traten an den Altar. In diesem Augenblicke gab sich eine Bewe­­gung in der Menge fund. Ein Schrei ertante, ein junges Mädchen war ohnmächtig geworden. E 3 war Rosine ..... Frederic f­iete an ihrer Seite, wartete die Braut. Er hat die Schöne Zeitgift nicht geheiratet. Und das ist der Grund meine Herren und Damen, weshalb er im M­inisterium eine kleine Stelle angenommen und seine wundervollen Nap­­pen, um die ihn ganz Paris beneidet, von welchen er sich niemals trennen wollte, an die kleine Mars­ee :­:« I: 7 En Ne Ede a SER ae u EERATUR N Sul ut ya era Der ER ER ee a

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