Oedenburger Zeitung, 1889. Oktober (Jahrgang 22, nr. 225-251)

1889-10-18 / nr. 240

X .DWJFWf-««·IZMFZIFPDMWITTWstwcssk»p-» KA. Jahrgang. (Vormals „Bedenburger Macchrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Kortschritt zur Eher? — Bebrüdten zur Wehr — Der Wehrheit eine Gaffe.”­ie an die Redaktion portofrei einzusenden.­­ Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen­­ onkn-oder Feiertag folgenden Tage­­s­ pränumerationS-Yreise. süs Locosznzjährigg fl.,Halbmhrigssi»Vierteljährig 2 fl. 50 fl., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 12 f., Halbjährig 7 fl., Viertel­­jährig 3 fl. 50 fl Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme­­ von Inseraten, Pränumerations- und Anfertionsgebühren, sind Administration, Verlag und Infernieraufnahme, Suchdrukerei­­, Mountyalter & Sohn, Stabeamabe 121. BIT einzelne Nummern Rollen 5 Kremer: "El­f Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Walls fishgafse 10, WU. Oppelit, 1, Stubenbastei 2, Heinrit Schalek, 1., Wollzeile 12, NR. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dufes, ı., Ries­mergasse 12. in Budapest: Saulus Gy. Dorotheagafse 1, Leop. Lang, Gisellaplag 3, A. ®. Goldberger, Servitenplag 8. SInfert­ions:Sebübßren: 5 fr. für die ein-, 10 %. für die zwei-, 15 fr. für die drei-,­­ 20 fr. für die vierspaltige und 25 kr. für Die durchlaufende­n Betitzeile erd­uffbe der Stempelgebühr von 30 kr.­­ Bei mehrmaliger Cinihaltung bedeutender Rabatt,­­­ ­ Finanzpolitische Schönheitslehre. Oedenburg, 17. Oktober. Alle Blätter von dies- und jenseits der Leitha, die heute Morgen unseren Bureautisch bedeuten, als wir an unser "journalistischen Tagewert­schritten, besprechen an hervorragender Stelle das von unserer Zeitung schon gestern in seinen m­appsten Umrissen geschilderte Finanzerpose des Reichsichagkanzlers Dr. Weierle. Natürlich forgen „Beiter Lloyd“ und „Nemzet“ nicht mit ditäyrambischen Aussprü­­­chen höchster Anerkennung und weitestgehenden Lobes. Ihnen stimmt anscheinend gar nicht der Ge­­danke, daß doch möglicherweise die schließlichen Ergebnisse, welche erst der Ablauf des Jahres 1890 bieten kann, den Verheißungen nachstehen künnten. Nach den gouvernementalen B­reßstimmen wäre jeder Skrupel über die Verläßlichkeit der finanzministeriellen Aufstellungen in Bezug auf Ausgaben und Einnahmen im Staatshaushalte des nächssten Jahres, ein gelinder . . . revel, denn es stünde ja fest(l), daß seine Kreditoperation nothwendig werden werde, daß man den G Steuer­­druck nicht vermehren und doc über das Schulden­­buch Ungarns einen großen Strice machen werden können, wobei nur 404.000 fl. als unbeglichener­­ Nest erübrigen werden. Das hört sich denn freilich s­ehr, jeder Schön an aber — glauben muß man t­ran! Ein Defizit von 404.000 Gulden, sagt Finanz­­m­inister Wecderle, sei nicht ein organischer F­ehler des Budgets, sondern ein Schön­­heitsfehler. Dieser Ausspruch wird wohl ein geflügeltes Wort bleiben. Ist die ungarische Regie­­run­g im Stande, das vom Finanzminister aufgestellte reiche Programm halbwegs zu erfüllen, dann wird die Bevölkerung dem M­inister Weferle den Schön­­heit­sfehler im Budget gerne verzeihen. T­raglich aber bleibt es doch, ob wirklich die finanzpolitische Schönheitslehre auf mathematisch richtigen Grundlagen fußt! Ein „bloßer Schönheitsfehler!" das Wort ist Hübsch, vielleicht hübscher sogar als der Boranschlag, den er illustriren sol, obzwar der Schaßkanzler sich nicht ohne allen Erfolg bemüht hat, sein Budget so rofig als nur irgend möglich zu malen. Auch könnte man füglic ein Yubellied zum Breife der Erlösung aus der staatlichen Finanz­­noth anstimmen, wenn der Boranschlag wirklich nur den einen Schönheitsfehler hätte, welchen Herr Dr. Wederle selbst zuzugeben sich bemüffigt sah. Denn ein Defizit von 400.000 fl. in einem 355 Millionen-Budget ist ja strenggenom­­men gar sein Defizit; es ist, um bei dem „Schön­­heitsfehler“ zu bleiben, seine Warze im Gesicht, noch ein Leberfled auf der Stirn, sondern höchstens eine Sommersprofije­­ auf dem Rüden, und der­­lei Kleinigkeiten verunstalten ja nicht. Wenn also die Staatsfinanzen und eine richtige, zutreffende Schönheitslehre geliefert haben, könnte man sie damit ganz zufrieden geben. Indessen wir befürchten, daß man diesem Budget nur mit der DBlendlaterne der Kritik ins Antlig zu leuchten braucht, um noch auf etliche weitere Schönheitsdefekte zu stoßen. Da ist beispielsweise ein großer, häßlicher Lieberfled, den Herr Dr. Weierle mit vieler Begriffenheit hinwegplaudern wollte: die Einnahme von fünf Millionen aus dem Verkaufe von Staats­­gütern. In einem Budget von ganz unanfecht­­barer Neellität darf dergleichen nicht vorkommen, darf nicht von einem Defizit von nur 400.000 Gulden gesprochen werden, wo ein aus der Ver­­äußerung von staatlichen Landbefigen gelöster Be­­trag von fünf Millionen al Einnahme figurirt. Denn unter Defizit im Staatsbudget «versteht man den Ausfall zwischen den Ausgaben und den Ein­­nahmen bei unverändertem Stande des Staatesvermögend. Auch die Gruppe der Einnahmen weist inso­­fern ein Schönheitsdefekt auf, al bei den indirekten Abgaben die V­erzehrungssteuern mit einem um rund 3 Millionen erhöhten Ertrage eingestellt sind, wovon 2 Millionen allein auf die Spiritussteuer entfallen. Die Frage entsteht, werden diese Millionen wirklich eingeben und wenn „ja,“ wer zahlt sie denn dann sonst als die Aermiten der Nation, die Schnapskonsumenten ?! Verzehrungssteuern und Spiritus sollen drei Millionen mehr liefern. It das etwa seine die Nation treffende Abgaben-Erhöhung ?! Und wenn es schließlich thatsächlich gelungen sein sollte, (wir nehmen dies aber nur an, wir engagiren und seineswegs für die Erfüllung der Berheigung) das Defizit zu beseitigen, ist dann auch voll und ganz das Programm erfüllt, das sich eine ehrliche Finanzverwaltung in Ungarn zu stellen hat? Der Minister selbst antwortet darauf mit einem kategorischen „Nein!“ und er bezeichnet die Aufgaben, welche der Lösung nach harren. „Die Regelung de Staats-Haushaltes,“ so sagt Minister Weierle, „ist nur der erste Schritt zur­ Entfaltung einer weit­­gehenden wirtschaftlichen Aktion auf dem Gebiete des Aderbauwesens, des Handel und des Gewerbes.“ Gerade die wichtigs­te Vorbedingung für das ökonomische Ge­­deihen der Nation ist erfüllt, die ernste Arbeit hat noch zu folgen. Eine Steuerreform zunächst, welche nicht Stückert zu sein hat und die auf der einen Seite entlastet, auf der anderen Seite verstecte Ein­­kommen heranzieht, eine Kulturpolitik in großem Style, welche die freie Entfaltung der wirthischaft­­lichen Kräfte ermöglicht, eine Hebung der Land­­­wirthischaft, der Industrie und des Handels, ein Auflasfen der rein fiskalischen Gesichtspunkte und — ‚ Feuilleton, Die Brunnenfee. Eine Kriminalgeschichte von Robert Fuch3. (Bortregung.) Leider waren diese Tage gezählt. Im ver­­garungenen Jahre erlag sie einer verzehrenden Krank­­heit. — Ich war eine Waffe und stand allein in der Welt!“ Lucie hielt hier einen Augenblick inne, um die Thränen zu trocknen, die während dieser Er­­zählung ihren Augen entquollen waren. „Und Ihr Vater?“ fragte von der Neugier überwältigt die ältere Dame. „Sa, mein DBater,“ sprach langsam Lucie, „mein Vater! — Ach, ich Habe feinen!“ „Wie?“ fragte Frau v. D., „Sie müssen, doch, Liebes Kind, einen Vater gehabt haben!“ „Das ist ja,“ antwortete Zuc­e leife, „das schwere Geheimniß, da mein Herz erbrüct. — Ic habe den vortrefflichsten, edelsten Vater in der ganzen Welt, denn — ich bin eine natürliche Toch­­ter von —" Sie machte eine Handbewegung nach dem gegenüberliegenden Königlichen Schlosse. Die Stimme versagte ihr. „Mein Gott,“ rief Frau dv. B., „verstehe ich Sie recht? Sie sind eine Tochter “ ?" „Stil, Stil! Ich bin ein Kind des Todes, "wenn uns hier jemand belauscht. — Ja, ja,“ fuhr sie fort, indem sie ihr Gesicht mit beiden Händen bedecte: „Sie haben mich recht verstanden. Des­­halb bin ich ja nach dem Tode meiner Mutter hierher gefommen, um in der Nähe meines natür­­­­lichen Vaters zu weilen. Deßhalb finden Sie mich so oft in den einsamsten Gängen des Scloß­­gartens, weil ich dort Gelegenheit habe, unbemerkt von der Welt .“ „Sprechen Sie nicht aus, liebes Kind; ich verstehe und begreife Alles. — Nur das Eine ver­­mag ich nicht einzusehen,“ fuhr die ältere Dame fort, „wie diese Verhältnisse, die sehr zarter und sehr delilater, aber doch jedenfalls sehr ehrenhafter Natur sind, Sie so unglücklich machen künnen ?* „Ach, theuerste Freundin,“ entgegnete Lucie, „dieses Unglück ist auch wohl vorübergehend und liegt nur in augenblicklichen äußeren Umständen. — Doch ich darf hier nicht Dinge erzählen, die wohl für einen Roman, nicht aber für die Wirk­­lichkeit passend erscheinen künnten und die ich mir eben so gut rein aus der Luft gegriffen haben künnte. Hier, bhewerste Freundin, jeden Sie die­­ Be­­weise, überzeugen Sie sich von der Wahrheit meiner Mittheilungen.“ Lucie entnahm einem wohlverschlosfenen zier­­lichen Kästchen, das in einem kleinen Schranke aufbewahrt gewesen, verschiedene Schriftstücke und präsentirte sie der erstaunten Freundin. Fast alle trugen sie das Königliche Kabinetssiegel oder Wap­­pen. Aus dem Inhalte dieser Dokumente, die mei­­stens aus vielen in beglaubigter Abschrift vorhan­­denen Kabinettordres bestanden, ging hervor, daß die Nente des Fräuleins Lucie de la ourbiere jährlich auf zirka 8000 Thaler preußisch Kourant bestimmt worden und der Geheime Kämmerer T. angewiesen war, dieselben, vn­ vierteljährlichen Raten von 2000 Thalern zu zahlen. „Und in einer so beneidenswerthen Lage fühlen Sie sich unglücklich?“ bemerkte die­rau v.V.,nachdem sie die Dokumente zurückgegeben hatte.»Kind,Kind,seien Sie nicht undankbar gegen das Schicksal,da Ihnen einen so herrlichen Platz auf dieser Erde angewiesen hat!Sie können ihn zum Paradiese umschaffen wenn Sie nur den Muth und den guten Willen dazu besitzen.« „Sie haben wohl Recht!“ seufzte die junge Dame „Und doch bin ich in diesem Augenblicke sehr unglücklich. Mich drüden schwere Sorgen und ich habe Niemand, der sie mir tragen Hilft, denn ich stehe ja allein in der Welt.“ „Worin bestehen denn diese Sorgen ?“ fragte theilnehmend die ältere Dame: „Sie müssen sich doch Hübsch erklären, Liebes Kind und können wohl unmöglich von Ihren Freunden verlangen, Ihnen einen Beistand anzubieten, dessen Sie vielleicht gar nicht bedürfen.“ „Ich würde dies­­ auch gern thun, theuerste Freundin; aber ich schäme mich dessen. — Zum ersten Male im Leben,“ fuhr sie zügelnd fort, „bin ich mit meiner Chatulle in Berlegenheit, da ich meine Rente bei der Abwesenheit de Käm­­mererd —" ‘ „Still, still, till!“ rief lächelnd die alte Dame, indem sie Lucien’s Mund mit der Hand bedecte. — „Das war also das Ganze? Dieser­­halb Hätten Sie sich die zarte Nöthe im Gesicht ersparen können! — Da ist ja leicht Helfen. Ich stehe gern zu Diensten. Wie viel wünschen Sie zur vörderst ?“ „Wenn Sie es nicht genirt, theuerste Freun­­din — Eintausend Thaler.“ „Die morgen in aller Frühe zu Ihren Dien­­sten stehen. — Doch sprechen wir nun von etwas 4 . .- .­­ . « - uLLT-:-wss«I-x-txixx--...T.— .. ....«.­­ER­ ESMErBerK « .«·.--. E.;.--.;..-:..i;-L;ssp. Fe; arg Br

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