Oedenburger Zeitung, 1890. Oktober (Jahrgang 23, nr. 225-251)

1890-10-10 / nr. 233

gewißstaatsmännliches Geschick,wenn er sich vor­­nimmt,auf unerfüllbare Wünsche zu verzichten, unserfüllbare durchzusetzen Er zeigt politisches Urtheil, daß er, abweichend von der geradezu reak­­tionären Schaar der Intrangsigenten, die Möglichkeit eines Angleiches zugibt. Aber er scheint doch das Erreichbare vom Unerreichbaren nicht genügend unterschieden zu haben, wenn sich in ihm der Ge­­danke bilden konnte, daß er je zu einem Privat­­ausgleiche mit Desterreich gelangen künne. Nun, wir glauben, daß der bestehende Ausgleich­ mit Ungarn Desterreich vollkommen genügt, wir fürchten, man wird jenseit der Leitha auf den Spezial­­ausgleich mit Herrn Ugron zu verzichten die Selbst­­überwindung besigen. Der Finanz-Ausschuß des Abgeordneten­­hauses verhandelte am legten Mittwoch, unter dem Prä­­sidium des Herrn Moriz Wahrmann, das vom Heren Edmund Gajäk­ referirte Budget des Ministeriums des Innern. Bevörderst richtete Horanpfy eine An­­frage an den Minister, ob er zu hoffen sei, daß die V­erwaltungs-Reformvorschläge noch in dieser Session dem Hause unterbreitet werden ? Ministerpräsident Graf Szapáry erwiderte, es sei der feste Entschluß der R­egierung, die Vor­­schläge binnen möglichst kurzer Zeit nach Verhand­­lung des Budgets, eventuell im Monat Jänner, zu unterbreiten. Bei den „Zentralausgaben“ bemerkte Mat­ Lefovits zu der in Vorschlag gebrachten Ver­­mehrung des Konzepts­ Personald, daß die Ange­legenheit der unbesoldeten Beamten in sämmtlichen Ministerien geregelt werden müsse, und daß statt dieser Beamten pauschalische Praftisanten angestellt werden sollten. Ministerpräsident Graf Szapary wies da­­bei auf die außerordentlich vermehrten Augenden des Ministeriums, sowie auf die unhaltbare Lage eines Theiles der erforderlichen Arbeitskräfte hin. Nedner hat die Verbesserung der Lage mit der gebotenen Vorsicht bewerkstelligt, so daß sie nur mit einer Belastung des Staatsjhages um 6700 Fl. ver­­­­bunden ist. Horansky hat es bisher für einen Haupt­­fehler der Oganisation gehalten, daß es zwischen dem externen und dem zentralen Dienste seinen Zusammenhang gegeben. Es wird eine der Aufga­­ben der Reform sein, diesen Zusammenhang herzu­­stellen. Einstweilen begnügt sich Redner mit der vom Minister vorgeschlagenen Maßregel, worauf das Präliminare genehmigt wurde. Die Ausgaben für das Theater wurden nach dem Voranschlage unverändert votirt. Graf Szapäry erklärte bei dieser Frage, daß das Ministerium des Innern über die Theater nur einen mittelbaren Einfluß üben kann in der Richtung, daß die Vorstellungen auf künstlerischem Niveau stehen s­ollen und der Staatsjädel nicht übermäßig in Anspruch genommen werde. Er wird es für seine Pflicht erachten, in diesem Sinne auch fünftig die Aufsicht zu üben.­­ Bei den Ausgaben für das Sanitäts­­wesen bat Daranyi den Minister, er wolle Verfügung treffen, daß das vom Ministerium heraus­­gegebene, sehr zweckmäßige Handbuch für Sanität3-­wesen zu wohlfeilem P­reise auch in buchhändlerischem­­ Wege erhältlich sei und daß ähnliche Werke auch fünfzig herausgegeben werden. Minister Graf Szapáry erklärte sich bereit, dem ersten Theile dieses Verlangens zu entsprechen und den zweiten Theil zum Gegenstand seines Studiums zu machen. Graf Emanuel Andrassy machte darauf aufmerksam, daß in den Dörfern an den Lehm­­wänden der bäuerlichen Häufer Jahre hindurch sich der Schmuch anhäuft, was allerlei Krankheiten er­­zeugt. Er wolle der Minister dahin wirken, daß die Reinigung solcher Wohnungen wenn nöthig duch Zwangsmaßregeln durchgeführt werde. Matlejovitz bemerkte, daß der Minister dem Sanitätsrathe gegenüber ganz anders auftreten könne, wenn die Mitglieder derselben bewoh­rt werden. Redner würde es für wünschens­­werth erachten, daß die Jahresberichte über den Stand des Sanitätwesens nach Ablauf des be­­treffenden Jahres früher als bisher ausgegeben werden. Nach der Motivirung des­­ Minister-Präsidenten Grafen Szapáry wurde das Erfordernis des Sanitätdrathed unverändert votirt. Bei der Bost „Kurantenverpfleg3- to­ften‘­ erwähnte Andreas György, daß die Ko­­mitat3-Krankenhäuser nicht über ausreichende Be­­triebsfonds verfügen, daher nicht da Auslangen finden, bis ihnen die Verpflegstoften zurückerstattet werden. Dies sei ein großer Nachtheil für die Levantenpflege. Ministerpräsident Graf Szapäry entgegnete, die Lage habe sich seit Schaffung der Sanitäsge­­feß­e gebessert und Hofft der Minister, sie werde bei einer strengen Kontrolle der Verwaltung noch weiter­ verbessert werden können. Graf Emanuel Andraffy erblicht den Haupt­­grund des Uebelstandes darin, daß die Bewohner der ärmeren Gegenden in reichere Gegenden arbeiten gehen und dort erkranken. Es wäre wünschenswerth, daß jene Unternehmer, welche solche Arbeiter auf­­nehmen, zu Kranken verpflegezweden einen gemilsen perzentualen Beitrag leisten müssen. Minister-präsident Graf Szapary ver­­sprach die Vorlage eines Gelegentwurfes, welcher auch diese Fragen behandelt. Auch diese Pot wurde angenommen. Bei den Kosten für die öffentliche Sicherheit erucihte Alexander Hegedüs um Aufklärung bezüglich­ der beabsichtigten neuen­­Organisation des Sicherheitsdienstes an der rumä­­nischen Grenze. Minister-P­räsident Graf Szapäry er­widerte, die bezüglichen Verhandlungen mit der rumänischen Regierung seien noch nicht beendet; sobald dies der Fall sein wird, werden die nöthigen Maßnahmen sofort in Angriff genommen werden. Auf eine Frage Ratkoczy's bemerkte der Minister-Präsident, daß in Fällen, in welchen Grenzstreitigkeiten vorkommen, Sofort im Diplo­­matischen Wege die nöthigen Schritte behufs Sa­­nk­ung eingeleitet werden. Die neue Organisation des Dienstes bezweckt eben, derartigen Störungen möglichst vorzubeugen. Die Post wurde unverändert wotirt. Bei den Kosten der Landesgesek­­sammlung und der Verordnungen lenkte Mat­­letovit3 die Aufmerksamkeit des Ministers darauf, daß nicht nur die Duart-, sondern auch­ die anderen Ausgaben sofort nach Erscheinen der ein­­zelnen Gesäße erhältlich sein sollen und daß die Sammlung der Verordnungen mit größerer Sorg­­falt redigirt werde. — Nach einer aufklärenden Bemerkung des Minister-präsidenten Grafen Sza­­päry wurde dieser Präliminare gleichfalls geneh­­migt. Die übrigen Kosten des Präliminares für das Ministerium des Innern wurden ohne Debatte votirt und zur Verhandlung rd Budgets des Handelsministeriums für Donnerstag 10 °/, Uhr Vormittags eine Sigung anberaumt. Sodann wurde die Sigung geschlossen. x A Ä Gebrauchsanweisung, welche besagte, ich müsse bei­­liegenden Apparat jede Nacht tragen, die jed Gederchen so anzuziehen, jene Schraube derart drehen ze. Im Teuereifer beschloß ich, den Apparat so­­fort zu prüfen. Ich legte mich dfort zu Bette und brachte ifn an meine fatale Nase; ich drühte, drehte, quetschte und schraubte, und empfand bald die Wifung davon. Ein heftiger, stechender Schmerz stellte sich ein. Ich hatte das Gefühl, als ob meine Nase in einem spanischen Stiefel träfe, und er ward mir zu Muthe, wie einem Hunde, der mit dem Kopfe in ein enges Gitter gefahren und nicht mehr zurück­­kam­. Aber heldenhaft ertrug ich die Qualen, bis mich die Mattigkeit des Schlafes befiel. Wie lange ich so geschlafen, ich weiß «8 nicht mehr, aber das war ein seltsamer Traum, den ich träumte. Mir war als schwebte mein Geist über einer weiten, unabsehbaren Ebene, auf der eine große Schlacht der Nase geschlagen werden sollte. Da standen auf der einen Seite im "schweigenden Reihen, bewehrt mit schirmenden Scilden und Schienen, griechische und römische Nasen, an ihrer Seite gülvenem Panzer, mit wehendem Helmbusch, meine ersehnte griechische Idealnase — da schnaub­­ten und schnauften auf der anderen Seite in stum­­mer Wuth die Krumm- und Stumpfnasen ; ihr Führer, meine fürchterliche Feindin, meine eigene Nase. Da erscholl das Zeichen zum Angriff. Mi­­nutenlanges ® Gewirr und Gewimmel — dann ein heldenhaftes Anstürmen und Vordringen auf beiden Seiten, ein gewaltige Ringen und Rackzug, Flucht und erneuerter Angriff. . Schon zeigten sie allenthalben braune und blaue Fleden an den Kämpfern, und die bekannte­ Spezies, „Studentennase mit Schmiß“ mehrte sich in erstaunlich rascher Weise. Meine Nase, das fürch­­terliche Ungethiüm, drang, Schreden und Tod ver­­breitend, unaufhaltsam vor. Schon schien die Schlacht entschieden. Da plöglich ein dröhmender Worsto der vereinigten Basjischen Nasen; die Fahne der Krumm- und Stumpfnasen, ein riesiges rothes Schnupftuch, fiel; meine Nase, das unbesiegbar scheinende Riesenfräulein, lag übermannt zu Boden, und über ihr kämpften noch Tausende in wilder Wuth. Da, als ich meine vielgeschmähte Feindin aus unzähligen Wunden blutend ihr Leben ver­­hauchen sah, da erwachte mit einem Male meine alte Liebe für sie wieder — war sie ja doch ei wenn auch mißrathener Theil meines eigenen Ich — ein Griff, um sie zu retten und — ich erfaßte den Baseler Apparat. Meine Nase war verschwunden, aber an Stelle des verhaßten Löschhornd machten sich nun drei­­ Riesenkürbisse breit. „D, Dir grundgütiger Himmel!“ rief ich aus, befreie mich von diesen drei Ungeheuern und ich will al’ mein L­eben lang nicht mehr sagen noch „baseln“. In Schweiß gebadet, erwachte ich und war überglück­ch, meine Unrafe, ob auch von dem „Apparat“ zerfragt und zerschunden, wieder zu haben. Die Wunderkraft des Diabylon b­at das Ihrige, um mich schon nach vier Wochen von den Konsequenzen meines unglückeligen Naturverbesse­­rungsversuches zu befreien. Heute fühle ich mich glücklicher als ein südamerikanischer Präsident, denn Niemand denkt daran, mich zu vertreiben, ob auch dem­ Boffe meine Nase noch immer nicht gefällt:­­ Dem Tage, Generalkonvent der Evangelischen A. &. Unter imposanter Betheiligung ist am 8. d. in Budapest der diesjährige Generalfonvent der Evangelischen U. 8. im Prunksaale des evangeli­­schen Obergymnasiums durch den Generalinspektor Baron Desider Bronay eröffnet worden. Borher hatte in der anstoßenden evangelischen Kirche ein jolerner Gottesdienst stattgefunden. Im Verhand­­lungssaale waren weit über 200 Personen anwe­­send. Darunter befanden sich: Theophil ZYabiny, Emerich Joäanfa, Paul von Szontägh, Sosef von Särkäanyg, die Obergespane Michael Zsilinkiy und Koloman Rads, Baron Bela Ambrözy, Baron Geza Podmaniczky, Peter Busbadh, August Bulicky, Ludwig Csery, Paul Hunfalvy, Vizegespan Michael Foldvary, Gymnasialdirektor Karl Böhm, Professor Stefan Batizfalvy, ferner von geistlicher Seite Bischof Paul Zelenia, Bischof Friedrich Bal­­tif­zc. 20. US geistlicher Borfigender fungirte Bischof Karjay, Generalinspestor Baron Prónay bezeichnete als wichtigsten Verhandlungsgegenstand die Frage der Synode. Er meldete, daß vom siebenbürgischen Kirchendistrikt auf die an ihn gerichtete Einladung, sie an dieser Synode ebenfalls zu betheiligen, eine ablehnende Antwort eingelangt­­e. Es machte einen üblen Eindruck, daß diese Ablehnung in erster Reihe mit der angeblich unfreundlichen Weise motivirt war, in welcher bei früheren Konventeigungen mehrere Redner sich über die Deutschen in Siebenbürgen und speziell über die dortigen Evangelischen geäußert haben sollen. Dagegen war auf die an die reformirte Kirche ergangene Einladung, auch ihrerseits im nächsten Jahre zu gleicher Zeit eine Synode zu halten, eine in wärmstem Tone abgefaßte zustimmende Ant­­wort eingetroffen. Es wird nun jede der zwei Kirchen eine K­ommission entsenden, von welchen der Zeitpunkt der Synode gemeinschaftlich festgestellt werden soll. —­ Hinsichtlich der Stage der Wegtaufungen wurde in der Konferenz nur so viel erwähnt, daß der Februarerlag des Kultusministers auf der Tagesordnung tee. — Dann referirte Baron Pronay, daß auf Initiative des im Frühjahre abgehal­­tenen reformirten Generalkonvents mittelst eines Lotterie Ansehens für beide protestantische Kirchen die Möglichkeit geschafft werden soll, einen namhaften Kirchenfond anzubrin­­gen. Da die Sache dringlich war, habe er durch eine speziell einberufene Konferenz die schon bestehende Fondskommisition ermächtigt, die erforderlichen Vorbereitenden Schritte im Ein­­vernehmen mit der reformirten Schweizerfirche zu thun. Die Konferenz billigte diese Verfügung. — Endlich wurde noch für die in ABGDd durch den Meontan-Kirchendistrikt zu errichtende Mädchen-Erziehungs-Anstalt ein Bei­­trag zugesichert ; die Höhe desselben wird nach Anhörung der Finanz-Kommission festgestell werden. An die übrigen Kirchendistrikte ober wird die Anfrage ergehen, ob sie nit geneigt wären, diese Erziehungs-Anstalt zu einem Zentram­­­ der evangelischen Gesammtliche Ungarns zu er­­eben. RE O BI offizielle Ernennungen. Durch a. 5. Entschließung wurde der Gerichtshof-P­räsident von Balafja-Gyarmat, Geza Sandor, in gleicher Ei­­genschaft, und der Szafolezaer Bezirksrichter Yosef Horváth als Gerichtshofrichter zum Neutraer Gerichtshofe verlegt. O Auf die lange Bank! Immer häufiger treten in offiziösen Zeitungen Mittheilungen auf, welche darauf Hinweisen, daß die Reform der Verwaltung eine lange Reihe von Jahren (etwa ein Dezennium) in Anspruch nehmen wird. Jeder der nicht nur die Zeilen, sondern auch 3 mis­­chen den Zeilen sesen kann, weiß nunmehr, daß das S Kabinet seine Reform- Aktion verschie­­ben will. Wir begnügen uns, auf diese Thatsache vorläufig aufmerksam zu machen "und daran zu erinnern, daß das Ministerium des Innern im Sommer verkünden ließ, daß alle auf die Ver­­staatlichung der Kommistration bezüglien Vor­­lagen noch im Laufe des Herbstes dem Par­­lamente vorgelegt werden sollen. Es scheint aber, daß das jenige Kabinet ebenfalls Alles, wie das Kabinet Tika, auf die lange Bank schieben will. O Wieder eine Revolution. In Buen­os Ayres brach eine neue Revolution seit dem j

Next