Oedenburger Zeitung, 1890. Oktober (Jahrgang 23, nr. 225-251)

1890-10-18 / nr. 240

LMHW’WWN"WMMY«W Sean os, TEEN EEE TEE TEE EEE TETREE TIRE ET RER NERRT ehe re Ar. 20.­­ Samstag als Oktober is M­ebenburger Zeitung. Mrnan für Politik, Handel, Industrie und Kranich­haft, sowie für soziale Interessen, XXIII. Jahrgang. Kuhdrukeri E. Nommwalter & Sohn, Grabenrunde 11. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerafions:Preife: ae a 10 fl., er 5 fl, Vierteljährig 11:50 fl., Monatlich RE: Fir Uuswärts:­­ Ganzjährig 14 fl., Halbjährig 7 fl., Viertels­jährig 3 fl. 50 fl. Ale für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inferaten, Pränuumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei greifenden. Für 2oceo: Administension, Dering und Inferatenaufnahme: Einzene Nummern Rotten 5 Kreuzer. 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Es handelt sic hiebei hauptsächlich darum, den organisatorischen Ausbau der Armee im Felde vollständig zum Ab- Schluffe zu bringen. Ein Then dieser noch­ nöthigen Maßnahmen wurde bereits in den diesjährigen Dele­­gationen erledigt. Insbesondere ist Dolieg mit der Reorganisirung der Festungsartillerie der Fall, für welche die neuen organischen Be­­stimmungen bereits in dem nächsten Tagen publizirt und mit 1. Jänner 1891 ins Leben treten werden. Ebenso wie die Festungsartillerie, bedürfen aber­­ auch die technischen Truppen, Genie und Bronniere, einer Reorganisation und Er­­gänzung, wenn sie in den Rahmen der Kriegsor­­ganisation eingefügt werden sollen. Die operirende Armee sol­le sam­tlich im Kriege aus 15 Armee­­korps mit 42 Infanterie-Truppen-Divisionen be­­stehen. Die feht vorhandenen Genie- und Bionnier­­truppen reichen aber nicht aus, um sowohl diese Truppen als auch die bedeutendsten Festungen mit technischen Truppen zu dotirenn. Die österreichisch- ungarische Monarchie ver­­fügt nämlich nur über zwei Genie-Regimen­­ter und ein Pionnier-­Regiment. Jedes Genie-Regiment besteht im Kriege aus je fünf Ba­­taillonen zu vier Kompagnien und zwei Reserve- Kompagnien, sowie aus einem fünf Kompagnien zählenden Erjagbataillone. Das Iegtere kann selbst­­verständlich für die operirende Armee nicht in Nen­­­nung kommen, da es nur das Mannschafts-Er­­gänzungs- und Abrichtun­gsgeschäft zu besorgen hat. Die gesammte Genietruppe besteht somit aus 10 Bataillonen und 4 Reserve-Kompagnien mit zusam­­­­en 44 Kompagnien. Da etwa 4 Bataillone in den großen Festungen Verwendung finden, so verbleiben für den Dienst bei der operirenden Armee nur 25 Kompagnien, und da organisationsmäßig jede der 42 Infanterie-Truppen-Divisionen im elde eine Genie-Kompagnie zugetheilt erhält, so fehlen etwa 14 Kompagnien, für deren Neubildung man aller Wahrscheinlicheit nach von den nächsten Dele­­gationen die Kosten in Anspruch nehmen wird. Ein Theil dieses Mehraufwandes ließe ich wohl durch die Aufhebung der zwei Regimentsverbände bei der Genietruppe hereinbringen, in welchem Falle­­ die bei den Korps eingetheilten Geniebataillone Direkt dem Genie-Chef des Armeekorps und durch diesen dem General-Genie-Inspektor zu subordiniren wären. Wehnlich verhält es sich auch bei den Pion­ieren. — Das Erforderniß­ der Gymnasien. Am Ieten Donnerstag verhandelte der Fi­­­nanzausschuß des Abgeordneten- Hauses unter anderen, minder wichtigen Gegen­­ständen auch das Erforderniß der Gym­­nasien. PEPazmándy fehte hierbei auseinander, daß die Gymnasien im Lande nicht verhältnismäßig aufgeteilt seien und daß es besonders im Eisen­­burger Komitat, an der Landesgrenze nicht nur sein Gymnasium, sondern auch seine bessere Bürger­­schule gebe. Es wäre sehr wünschenswerth, daß in St-Gotthard wenigstens ein Untergymnasium errichtet werde, was ohne jede Belastung des Staates geschehen kann, wenn das von dem dortigen Zister­­ziten in Baja erhaltene Gymnasium nach St.-Gott­­hard verlegt würde. ‚Helfy flimmte mit dem Vorredner voll­­kommen darin überein, daß in dem an der Grenze gelegenen Theile des Eisenburger Komitats nir nur ein Gymnasium oder eine entsprechende Realschule, sondern auch vorbereitende Schulen errichtet werden müßten. Graf Emanuel Andräaffy ist der Mei­­nung,­­ sei die erste Pflicht des Ministers, die bestehenden Mittelschulen zu erhalten und zu entwickeln. Aus diesem Gesichtspunkte empfahl Redner die Rosenauer Lehranstalt der Aufmerksamkeit des Mi­­nisters. Eugen Gabal (Becsta) fragte den Minister ob «3 wahr sei, daß die Schüler in Betreff der Einschreibung zum Unterrichte in der griechischen Sprache durch die Professoren in eine gemilse Zwangslage gebracht werden ? Präsident Wahrmann w­ünschte Auf­­klärung, ob es wahr sei, daß in Wien Mediziner zurückgewiesen wurden, weil sie sich bei der Matura vom Griechischen hatten dispensiren lassen ? Endlich interpellerte auch noch Falk den Minister über das B Verhältniß, welches zwischen dem Nagybanyaer Gymnasium und dem Minoriten­­orden bestanden. Minister Graf­­­fy gibt zu, daß die Mittelschulen im Lande unverhältnißmäßig vertheilt sind, doch sei dies die Folge einer Historischen Ent­­wicklung und sei es jeder schwer, diesem Uebel ab­­zuhelfen. Dasselbe wird wenigstens zum Theil sanirt werden können, wenn einmal die einheitliche Meittelschule ins Leben gerufen wird, eine Angele­­genheit, mit welcher der Minister fi ernstlich be­­schäftigt. Insoweit e8 ihm möglich ist, den Bedürf­­nissen einzelner Gegenden gerecht zu werden, wird der Minister e8 gern thun. Die Angelegenheit der ne der Brofessoren an den sons­fessionellen Mittelschulen werde demnächst geregelt werden. Was die Einschreibungen zum Griech­­ischen betrifft, so haben in der 5. Klasse der hm­­ter der Leitung des Ministers stehenden Gymnasien 26 Perzent der Schüler, in den unter der Verfüs­sung des Ministers en Gymnasien aber 36 Perzent der Schüler fi­ch­ den nichtgriechischen Lehrkurs einschreiben lassen. Es ist wahrscheinlich, daß an einzelnen Orten eine gewisse Pression geübt wurde, doch hat der Minister Hieron seine amtliche Kenntniß und hält er auch eine Verfügung dieser Hinsicht nicht für nothwendig. Redner it nämlich davon überzeugt, daß fünfzig das Zahlenverhältniß eine günstige Wende­­rung erfahren werde. Was die Frage Wahr­­mann’s betrifft, erklärte der Deinister, Hievon seine amtliche Kenntniß zu haben; auch verstehe er die Meistheilung nicht ganz, da bisher ordentlichen Hö­­rern ein Dispens vom Griechischen bei der Matura nicht ertheilt werden konnte. Staatssekretär Berzepiczy erwiderte auf die Frage Yalf’s, daß das Verhältniß des Nagy­­bányaer Gymnasiums zu dem Minoritenorden rein provisorischer Natur gewesen, der Orden habe die Lehrer beigestellt und auch die Negierung bemühe sich, wenn auch ohne Verpflichtung, taugliche Mit­­glieder des Ordens als Lehrer anzustellen. Der Ausschuß votirt das Präliminare der Gymmnasien unverändert. Feuilleton. Der Bimmerherr. — Berliner Hummeresse. — (Schluß.) Net, so, Fräulein, reden Sie man der Mama zu, Schwunzelte August, dem die Hübsche Rouise gefiel. — Nun, meinetwegen, wenn es dem Bater recht ist, antworte man Schmedwig, also um halb vier Uhr, wenn mein Mann vom Bureau gekom­­men ist, erhalten Sie Beicheid. — 33 jut, erwiderte August, und ins Ge­­schäft zurücgekührt, jagte er seinem Chef auf dessen Brage nichts, als: Sie werden zufrieden sein, Herr Heilberg, ich stehe davor. Herr Heilberg war in der That zufrieden, als ihm Herr Schmedwig das Ergebniß seiner Bera­­thung mit den Damen pünktlich um halb vier Uhr Nachmittags zugehen ließ. Er war sehr zufrieden und er wurde noch immer zufriedener, denn er wurde zwar mit aller Sorgfalt bedient, aber mit allen Aufmerksamkeiten, wie Karpentiers ihre Aufdringlichkeiten nannten, verschont. . Indessen gestaltete sich doch nach und nach ein gewisser Verkehr zwischen Miether und Vermie­­therin, sei es aus nur an dem Korridor oder Abends an den geöffneten Fenstern. Herr Heilberg blieb selbst an den schönsten Sommerabenden ganz gegen seine frühere Gewohnheit zu Haus; wenn er ausging, so war er ganz merkwürdig, da er stets seine Wirthe in dem Lokal traf, in das er seine Schritte gelenkt hatte. Mit Schreden vernahm er, daß der Sohn des Hauses nunmehr bald zurückerwartet wurde. Die Wohnung hätte er ihm nun einmal angethan, sagte er zu Louise Schmedwig, als sie sich eines Abends wieder — ganz zufällig — in der Wagner­­sschen Brauerei vor dem Schönhauser Thor getroffen hatten, aber er log, log ganz gewaltig. Nicht die Wohnung war es, nicht die Erinnerung an die dramatischen Abende bei Karpenkiels, sondern Loui­­sens Hübsches Gesicht und ihr stilles und thätiges Walten im Hause. Louise mußte wohl merken, daß er log, denn gewiß konnte nur­ die Entrüstung über solche Lüge ihre Wangen Höher färben und sie sagte fast kalt: Wir werden und immer freuen, wenn Sie und besuchen. Tränlein Werden Sie das wirklich, Schmedwig, auch wenn ich alle Abende komme, Louise? rief Heilberg immer feuriger. Louise wurde noch röther; gewiß war sie beleidigt, denn es war doch unerhört, sie bei ihrem Vornamen zu nennen, aber sie antwortete seine Silbe. — Wollen Sie mir nicht dazu das Recht geben, Zowije? rief Heilberg fest ganz ermuthigt. — Da müssen Sie Papa fragen, antwortete­­ Louije mit einem kleinen, ganz kleinen Anflug von Schelmerei. — Und Sie erlauben, daß ich ihn frage, liebe, liebe Louise ? — Sa, flüsterte sie, reije. Am nähsten Morgen übergab Herr Heilberg seinem getreuen August einen prachtvollen Strauß für Fräulein Louise Schmedwig. — Das Habe ich mir gleich gedacht, als ich für Sie miethete, Herr Heilberg, sagte die ehrliche alte Haut, aber nie wahr, e3 i8 woll das erste Mal, daß 'n Hausdiener seinen Herrn verheirathet hat? Medrigens da hat mir eben der Briefträger noch ’nen Brief vor Ihnen gegeben, e3 steht priva­­tim darauf. Neugierig öffnete Heilberg den Brief. Er enthielt einen Z Theaterzettel: Sommertheater in Zuchenwalde. Die Räuber. Amalie: Fräulein Laura Karpenkiel als Debut. Dabei lag ein Sträußchen Vergißmeinnicht. In demselben Augenblick Hatte der Papier­­farb Zettel wie Vergißmeinnicht in seinen Schooß aufgenommen. ·

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