Oedenburger Zeitung, 1890. November (Jahrgang 23, nr. 252-276)

1890-11-08 / nr. 257

s mit dem­ Redakteur des überzutreten,in welchem­ Falle Grap­ponyi das Portefeuille des Ministeriums des Inn­ern z­ugedacht ist.Hingegen wird die ge­­mäßigte Opposition als solche nicht mit Apponyi gehen,sondern sich in verschiedene Fraktion­en thei­­len.Ein Theil mit Beöthy wird zur Unabhän­­gigkeitspartei übergehem während der andere Theil, »PestiNapl­ 3«,Cornel Abt­inhi,an der Spitze,sich zu einer National­­partei umgestalten dürfte.Dieselbe würde eine auf staatsrechtlicher Basis stehende Opposition bilden. Ein anderrix Wiener Blatt,welches gleichfalls die Wahrscheinlichkeit des Eintrittes der gedachten Konstellation zuläßt,kommentirt die merkwürdige Sinneswandlung des bisherigen illustren Führers der,,gem­äßigten Opposition«wie folgt: Die bevorstehende Verwaltungsreform­ nimmt bekanntlich die»gemäßigte Opposition­«als ihr eigenes geistiges Eigenthum in Anspruch. In der That hat sie Graf Albert Apponyi zuerst als Programmfrage formulirt und sie in der öffentlichen Diskussion unaufhörlich entwickelt und beleuchtet.Bela Grüniwald hat das po­litische Problem systematisch durchgearbeitet und dargestellt.Auf Grun­dlage der Arbeit dieser zivei führenden Männer ist die „gemäßigte Opposition“ nun in der glücklichen Lage, dem von der Re­­gierungsbank aus entwickelten Programm einer Verwaltungsreform grundfäglich ihre volle und rackhaltelose Zustimmung zu geben. Hiermit ist aber ein großer folgenschwerer Schritt geschehen und der Ausgangspunkt einer völlig neuen und veränderten Situation gegeben. Graf Szapäary bekennt sich mit dem­ Grafen Apponyi formell zu dem gleichen Programm. Ein persönlicher Antagonismus war niemald vor­­handen. Was bisher als trennendes Hinderniß zwischen ihnen aufgerichtet stand, war ein Um­­stand, nämlich, daß das Negime Szapary­fi geschichtlic aus dem Negime Tisza entwickelt hat. Die Anhänger­­ Tidza’s Haben dies mit allem Nachdruck geltend gemacht und dem Minister­­präsidenten gelegentlich wohl auch fühlen lassen. Herr v. Tidza hatte sich seinerzeit mit Ostentation „der gemeine Soldat“ der Partei genannt. Aber alle Welt wußte, daß dieser so viel Demuth und Selbstverleugnung zur Schau tragende Titel nur die Masse sei, um ein höchst drühendes Protektorat auszuüben. Mit einem Worte, das Szapary- Regime war bisher nicht? Anderes, als das Tisza- Regime ohne die Verantwortlichkeit Tisza’s. Nun aber hat sich die Sachlage gründlich verändert, troßdem sich die genannte Tißa-Garde alle Mühe gab, von eben jeßt eingetretenen Zustand abzuwehren, und so ergab sich schließlich Folgende Situation: Koloman­dv. Tifa hatte eine Partei, Graf Albert Apponyi hatte eine Partei. Es gab nur einen Mann im Neid­dtage, der seine Partei hatte. Und dieser Mann war Graf Szapáry. Große und sehr bedeutende Einflüsse haben ss in der regten Zeit geltend gemacht, um dieser unhaltbaren Situation ein Ende zu machen. Die Herrschaft der Tika-Garde ist nun gebrochen für ‚immer. &s ist vielleicht bemerkt worden, daß ver­­schiedene Meldungn Stefan Tika für das Staatssekretariat, später für die Obergespanschaft kandidirt haben. Nennt man diese Meldungen Wünsche, die nicht erfüllt worden sind, so wird man den Schlüssel der Situation haben. In den rechten Tagen hat die politische­­Welt eine kleine Ueberraschung erlebt. Herr v. Beniczty wurde soeben (laut an anderer Stelle reproduzirter Königlichen Ent-­schliegung) Obergespan des Reiter Komitates. Dieses ungewöhnli­­asche Tempo in der Beförderungs- Route hatte seine besonderen Gründe. Graf Ludwig Tipa hatte nämlich mit großem Nachdruce die erwähnte Stellung für sich reflamirt. Er mußte also schleunigst diessen Ansprüchen in ebenso nach­­drücklicher Weite entgegengetreten werden. Noch einen legten Erfolg hat die Tipa-Garde indessen zu verzeichnen. Eine „technische“ Fusion zwischen Szapäary und Appony i­st nicht zu Stande gekommen. Eine formelle Uebereinkunft ist nicht geschlossen worden, dahingehend, daß der Oppositionsführer das Regierungsprogramm akzep­­tirt und dafür Anteil am Regime erhält. Etwas ganz Anderes ist geschehen. Die Regierung ist gewissermaßen in das Lager der Opposition übergetreten, sie hat da Programm der Oppo­sition akzeptirt. Sie hat den Bersuch gemacht, dies Programm durchzuführen. Schließlich sieht der Regierungschef sich genötigt, sich um die intellek­­tuellen Urheber, die geistigen Väter des Programms zu wenden. Das ist die Bedeutung der so merk­ würdig scheinenden, für ganz Ungarn hochwichtigen Sinneswandlung. O Drei Allerhöchste Entschliegungen ent­­hält das Heutige Amtsblatt und zwar 1. Ber­­liehen wird dem geheimen Rathe und ehe­­maligen Obergespan des Komitats PBest-Pilis-Solt- Klein-Rumanien und der Stadt Kecäfemet Grafen Stefan Szapáry tarfrei der Orden der Eisernen Krone I. Klasse. — 2. Ernannt der geheime Nath Franz v. Beniczky, unter Enthebung von seiner Stelle als Intendant des Budapester ungarischen Nationaltheater und Opernhauses, zum Ober­­gespan des Komitat Beit-Pilis-Grolt- Klein-Rumänien und der Stadt Fech- femet und wird der Genannte zugleich propi­­foris, in der Eigenschaft eines Negierungs­­kommissärd, mit den Intendant urd-Agenden der beiden Theater betraut. — 3. Bei Enthebung des nunmehrigen Obergespans, Geheimrath Franz vd. Beniczky, von der Stelle eines wirklichen Inten­­danten des Budapester Nationaltheater und Opern­­hauses, erhält derselbe an Anerkennung seiner in leiterer Eigenschaft erworbenen hervorragenden Ver­­dienste, zarfrei das Komthurkreuz des St.­­Stefan-Ordens.­­ Erhebung in den Adelsland. Wie die „Wiener Zeitung“ Heute im amtlichen Theile ver­­lautbart, ist dem Fabrikschefiger und Chef der Großhandlungsfirma B. Mayer und Söhne in Wien, Albert Mayer, der­erbliche, üsterr. Adelstand mit dem Ehrenworte „Edler“ und dem Prädikate „Gunthof“ verliehen worden.­­ Aus dem ungarischen Abgeordneten­­hanse. Nach mehreren,­­für unsere werthen X Leser — unserer Meinung nach — ziemlich uninteressan­­ten Ausführungen der Abgeordneten Valentin l­. Ezatär, Stefan v. Zifa und Jranyi, deren Ansichten der Ministerpräsidenten­ Graf Szapáry erfolgreich berichtigte, wurde die Ge­­neraldebatte über das Budget für geschlos­­sen erklärt und es folgte die Abstimmung. Dieselbe fand mittelst Erhebens von den Lichen statt, wobei sich die liberale Partei und die gemäßigte Opposition für d­as Budget erhoben. Gestern Freitag begann bereits die Verhandlung des Spezialbudget 3.­­3 seien noch in Kürze die dem Abgeord­­netenhause am letten Donnerstag unterbreiteten Betitionen Hier erwähnt: Die “Betition der Komitate Bereg und Hont in Angelegenheit der Einführung des billigen Biehsalzes, die Petition de Haromipefer Komitat3 im Inte­­resse der Revision de G.-U. XXXII: 1875, sowie die Petition der Gemeinde Sztärcdova in Angel­­egenheit der Abänderung de G.-U. LIII: 1868. Sie wurden sämmtlich an den Petitionsaus­­schuß zur Begutachtung und Berichterstattung hin­­ausgegeben.­­ Der neue Regent von Luxemburg. Am 5. d. ist der Herzog und Erbherzog von Nassau in Luxemburg eingetroffen. Nach dem Berlassen des Zuges Schnitt der Herzog die auf dem Bahnhof aufgestellte Ehrenkompagnie ab und fuhr dann mit dem Erbherzoge und dem Staatsminister Eyihen nach dem Palais, unterwegs von einer großen Bolfsmenge sympathisch begrüßt. Nach der Begrüßung durch den Staatsrath und den Vorstand der Kammer erschien der Herzog auf dem Balkone und ließ die Truppen, denen die Musik­orm der verschiedenen Vereine folgten, vorüberziehen. Unter den lauten Hochrufen der vor dem WBalaiß ange­­sammelten Bolfsmenge 30g fich der Herzog in seine Gemächer zurück. O Anfichhaltige Kombinationen. Wie „Nemzet“ meldet, steht Hinsichtlich der Oberge­­spane in den Somitaten Hajdu, Szatmár und Bihar seinerlei Veränderung bevor ; die hierauf bezüglichen, in Umlauf gelegten Kombinationen ent­­behren daher jeder Begründung­ und lobt seinen Meister. Freilich sind 30.000 fl., welche für Baukorten veranschlagt sind, eine Für unsere Verhältnisse jeder beachtenswerthe Auslage, deren Verwendung duch den Beschönerungserfolg unseren Marktes aufgewogen werden. »ottfhing, am 4. November. [Drig.-Korr.] (Eine Bilgerfahrt, T­hurler Schreibt fi) der Sterbliche, dessen Bestreben es seit jeher war, als frommer Christ nach Rom und den hei­­ligen S­anden zu ziehen, um am Grabe des Erlösers zu beten. Was Viele für Träumereien eines ans­­cheinend überspannten Kopfes hielten, Hat der in Nede stehende Landmann nunmehr thathsählich in Angriff genommen, kurz: Tiburler verlieh gestern Weib und Lind und begab sich per pedes apostolorum, mit baaren 300 fl. und einer Mini­sterial-Nerfebewilligung ausgerüstet, über Sabels­­dorf nach Süden, wo er den Faiching zu verleben gedenkt. Möge dem frommen Pilger die Reise wohlbekommen, möge er heimkehren zum Wohle seiner Familie, die an dem Haupte derselben ihre Stüge entbehrt. Strem­sdorf, am 4. November. Orig.-Korr.] (Opvation). Bei Wochen war es, daß ein Neffe des Raaber Großprobsten, Dr. Karl Nogall’, in unserer Gemeinde seine Pfarrer-Installation feierte. Der geistliche Herr verstand er either sich die Sympathien seiner Pfarrfinder zu erringen und siehe, als Beweis hiefür mag die gelten, daß am Vorabende des jüngsten Karl-Tages vom hiesigen Notarshaufe aus unter der Führung ihres P­räses, des Herrn Josef Dorfmeister die hiesige Feuerwehr, ferner die Gemeinderepräsentang und schließlich die Mitglieder de Kranken-Unter­stüßungs- und Leichenbestattungsvereines hinauszogen in den Pfarrhof, wo vorerst unsere heimische Ka­pelle einen Festgruß intonirte, worauf der Bezirfg« Notar, Herr Franz Molnär, it ergreifenden Worten die Gratulation der Gemeinde zum Aus­ druck brachte. 50 Lampions und die Anwesenheit von beiläufig 700 Gemeindeinsassen Hoben die wiür­dige Feier und der geistliche Herr Pfarrer war sichtlich gerührt, welches Gefühl er auch in einer kurzen, aber herzlichen Dankrede aussprach. Gott erhalte uns lange diesen würdigen Seelenhirten ! Von Inge, Aus den Lominaten. “ Sauerbrunn, 4. November. [Orig.-Korr.] (Diebstahl.) Dem in der Nähe der Wiesener Bahnstation postirten Stredenwächter wurde im der vergangenen Nacht ein Pelz im Werthe von 60 fl. gestohlen. Der ohnehin auf knappe Bezüge ange­­wiesene Beschädigte gibt es alle Mühe, um den Thätern auf die Spur zu kommen, leider aber sind diese­ Bestrebungen 6i8 jegt von seinem Erfolge be­­gleitet. Mattersdorf, am 6. November. [Orig.­­Korr) (Zur Marktverschönerung). Der Hauptpla­n dserer Gemeinde gewinnt durch den Aufbau des Sparfafiagebäudes eine außergewöhn­­liche Bierde. Das nach den Plänen des im Oeden­­burger Stomitate vortheilhaft bekannten Wiener Architek­en, Herrn Schöne, erbaute neue Haus dieser Aktien-Gesellschaft wird soeben­­ eingedacht FR­EN RER­En Telegramme. Wien, 7. November. Der jugendliche Thron­folger von Rußland, Großfürst Nikolaus Alexandrowitsch, ist geftern Mittags um 2 Uhr mit seiner Suite hier angekommen­ und weilt­ als Saft unseres­ Kaiser-Königs acht Stunden in der Residenz. Das erstemal war der Czarewitsch als 17-jähriger Züngling, im Jahre 1885 in Wien Die Ehrencompagnie zu seinem diesmaligen Em­­pfange stellte das Infanterie-Regiment „Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich d’Este“ mit Zahn und Mufil. Außer Seiner Majestät (in rus­sischer Obersten-Uniform) waren am Berron er­schienen: Die Erzherzog Karl Ludwig Franz Ferdinand von Oesterreic­hEefte, Otto, Ferdinand Wilhelm und Rainer. Der russische Thronfolger Hatte die Uniform seines österr.-ungar. Uhlanen-Regiment3 mit der Bande de Stefan3Ordend an. Der Groß­fürst entblößte das Haupt, nahm die Czapfa in di Linke, trat, mit dem Kaiser entgegengestrebte rechter Hand sich elegant verbeugend, einen Schri: vor, worauf Kaiser-König S Franz Josefan der erlauchte Sohn Kaisers Alexando II. sich zweimal füßten und mehrmals die Han­d rüd­en. Das massenhaft angesammelte Bublitum bra: bei dem Anblicke der Allerhöchsten Herrschaften i braufende Hochrufe aus. Um 5 Uhr Nachmittag legte der Großfürst-Thronfolger eine Kranz von imposanter Größe auf den Sarg as Kronprinzen in der Kapuziniergruft nieder. D­iUbreise des Czaremwitsch erfolgte um 10 Uf 15 Minuten Nacht­ und gab ihm seine Majetté persönlich das Geleite. Sodann reiste der Kaiser König nach Gödöllö ann. Berlin, 7. November. Die Nachricht, de Stöder in Folge der Ernennung Dryander zum Schloßprediger beim Kaiser um seine En­tassung nachgesucht hat, wird betätigt. Major Wißmann ist gestern Abent nach Afrifa ab­gereist. Pokal-Beijing. Ueber die Pflege der Baterlandsliebe Dem Andenken U. Diestrwegs. Bon 3. R. Bünker. (Fortlegung.) Wie sehr meine Forderung nach gesteiger­ Pflege des Unterrichtes in der Berfassungs- z u Gefegesktunde berechtigt ist, das beweisen die albe

Next