Oedenburger Zeitung, 1890. Dezember (Jahrgang 23, nr. 277-299)

1890-12-17 / nr. 289

f­­- ·»;i--«,H-;:,»ss,«·;.k.:c» .- - ..F..... sitzu­ng der Ungarischen Indu­striebank statt.In derselben wird das Uebereinkom­mer der Delegirten der Union­­bank wegen Uebernah­me der Unga­­rischen Waffenfabrik ratifizirt werden. Es soll zu deren Betrieb eine Aktiengesellschaft ge­­­gründet werden, deren Ak­ten zwei Jahre lang nicht auf den Markt gebracht werden dürfen. Die ungarische Akademie der Wissenschaften beschloß, Arneth zu seinem 50-jährigen Dienst­­jubiläum eine Glühwunsch-Adresse zu senden, aus Dankbarkeit dafür, daß A­rneth die Schäbe De3 Hof- und Staatsarchiven den ungarischen Geschichts­­forschern zur Verfügung gestellt. Berlin, 16. Dezember. Nach einem hieher­­gelangten römischen Telegramm hat die Kälte in den lebten Tagen der Gesundheit des Bapstes so viel­ geschadet, daß­ man sich aufs Schlimmste gefaßt macht. &inz, 16. Dezember. Erzherzogin Marie Valerie und ihr Gemal Erzherzog Franz Salvator werden so definitiv am 28. d. M. von Wels nach Wien begeben und daselbst 14 Tage Auf­­­enthalt nehmen. Sera, 16. Dezember. Die seit dem Jahre 1872 bestandene Kreditbank Hat fallirt. Baljiva 2 Millionen Mark. . Communal-Beitung. Bom Magistrate der Königl. Freistadt Oedenburg. "Aufruf! ,, Gleiche anderwärts, hat si auch in Hiesiger Stadt die Löbliche Gepflogenheit eingebürgert, daß die vermögen­ , deren Einwohner ihre gesellschaftliche Verpflichtung der Neu­­n­jahrs-Gratulation dadurch ablösen, daß sie mit dem Ab­­lösungsbetrage — als dessen Minimum 1 Gulden festgelegt it —­ zur Linderung der Noth ihrer armen Mitbürger bei­­tragen. » Beim Herannahen des neuen Jahres fühlt sich der Magistrat — unter Hinweis auf die im Winter stets größere en 7 und Unterfrügungsbedürftigkeit „ter­ Armen “ ‚veranlaßt,die Einwohner dieser Stadt zu v­­ersuchen, ihre Neu­­jahrsgratulations - Nolösungen entweder in der städtischen Kammerfafja, oder in den Geschäftslokalen der zur Entgegen­­nahme bereitwilligen Herren Ludwig V Bergmann, Josef­­ Groß, Josef Pring, Karl Schwarz und Julius Thiering abgeben m­ögen. ‚Die Hälfte der einfließenden Summe wird durch den Magistrat zur Unterfragung der Hausarmen,­­die andere Hälfte zur besseren Verpflegung und Erziehung der unter in den Magistrates stehenden Waisen-Kinder ver­­wendet.­­ Die Namen der bis am 29. Dezember Spendenden werden noch Heuer, die Namen der anderen im neuen Jahre, s in dessen ersten Tagen noch Spenden angenommen werden, dur­ den Magistrat in den hiesigen Zeitungsblättern ver­­­öffentlicht. Oedenburg, am 11. Dezember 1890. Der Stadtmagistrat. TEEN - Gerichtshalle, Schlußverhandlungen des Oedenburger k. u. Gerichtshofes als Kriminal-Gericht. Am 11. Dezember 1890. V­erbrechen der zweifachen Ehe­. Katharine Fudacs, gegenwärtig in Leepreg, geboren in Nemet-Gened, eine 76jährige Taglöh­­nerin war im Frühling I. 3. in Nemesvis bei Johann Farfas bedienstet. Sie Schloß Bekannt­­schaft mit dem G3eßreger Schmiedemeister Johann Kobor, vor dem sie sich für eine Witwe ausgab und sie vermochte denselben, ihr die Ehe anzu­­tragen. Die Verlobung wurde gefeiert und das vorgeschriebene dreimalige Aufgebot fand semwohl in E3epreg, als auch in Nemesvis statt. Nun aber stellte er sich heraus, da Skabha­­tina Yud­acs bereit im Jahre 1873 in Diad mit einem gewissen Johann Haragos die Ehe eingegangen ist und daß diese Ehe noch aufrecht besteht. Yudacs zur Verantwortung gezogen, wendet dagegen ein, daß sie dennoch Witwe sei und zwar nach zwei Männern. Der Eine, Johann Haragoz sei vor je­ Jahren im Epitale zu Särvär verstorben und Hierauf habe sie der vor zwei Jahren in Steinamanger verstorbene Claurer­­­polier Johann Horváth geheiratet. Die angestellten Nachforschungen stellten aber heraus, daß Johann Haragos, der selber als Zeuge vernommen wurde, noch am Leben sei, somit die Ehe mit ihm noch­ auf Recht bestehe und daß der im Kärväter Spitale­ verstorbene Haragos nicht der Johann, sondern ein franz Haragos geroefen sei, während die Mentrifel von Steinam­­anger weder von einer Ehe eines Poliers Johann Horváth mit der Angeklagten, noch vor dessen Ab­­leben etwas enthalten. Es wurde daher die Ein­­gangs erwähnte Anklage gegen Katharina Ludacs erhoben. Katharina Fudacs wurde wegen versuc­­ten Verbrechens der zweifachen Ehe zu einem Jahre Kerker verurtheilt. Sowohl die 1. Staatsanwalt­­schaft, als auch die Angeklagte melden die Beru­­fung an. Lebenswahre Gestaltung der „rau Möller“ und und namentlich für ihre Leistung in der Wahn­­sinnsszene das vollste Lob, desgleichen gebührt auch Frau Straßmeyer für die Episodenrolle der „Sieb­e“ und Frl. Brand „Hedwig“ der unges­cheittefte Beifall und wohlverdiente Anerkennung. Herr Lenoir zeichnete als „BöttHer“ mit marfigen Strichen den „bösen Geist“ des Geuüdes und trug im Bereine mit den früher genannten Damen wesentlich zum Gelingen des Abends bei. Nicht so Harr Trautsch, der den „Ernst Mörge“ so empfindungslos ableierte, als ob es ihm mit diesem „Ernst“ durchaus nicht Ernst wäre. 1. Kokal-Beitung. Lokalnofizen. * Der „Liederklang“, unser ältester, und ‚allgemein sehr beliebter Männergesangs»Verein hält heuer seine Sylvester- Feier mit allerlei en entloen in Gasthaussaale zum” „Pala­­tin“ ab. . * Stellenwerber. Auf die hier städtische Vige- M Notärstelle ist eingeschritten: Der Herr Dr. Eugen v. Kosfomw städt. fubst. Vize-Notar. Auf die städt. Expeditor eventuell Kanzellistenstelle sind die Herren: Andreas Lederer, städt. jubst. Expeditor, "Viktor ‚Kapovit", Josef Großmann, Johann Maar,­­Franz Cherid, Michael Trogmayer, August Mon­­seh, Ladislaus Nupprecht, Friedrich Haberland, und Franz Schmidt eingeschritten. * Todesfälle. r­. Elisabet E­inried ist gestern Dienstag Morgend nach längerem Leiden ‚in ihrem 86. Lebensjahre an Altersschwäche gestorben. Die Beerdigung findet heute Mittwoch, 3 Uhr Nachmittags von der Reithofgasse Nr. 10 aus, nac­ ‚dem evangelischen T­riedhofe statt.­­ Aus Budapest wird berichtet: Am 14. d. ut­rau Ludovita v. P­ruzfinsty, geborne Xrogmayer, die Gemahlin des Herrn Ludwig­­ Brugfinsty, der vordem hier ein Galan­­terie-Waarengeschäft etablirt hatte, nach längeren Zeiten in ihrem 44. Lebensjahre entschlafen. Die BVerblichene Hinterläßt den tiefgebeugten Garten und drei unmündige Stinder. * Cyphus. Wie man uns mittheilt, ist­­ im Mattersdorf der Typhus ausgebrochen; bisher wurden neun Typhusfälle konstatirt, jedoch glück­­licherweise bislang ohne fetalen Ausgang. Das Mattersdorfer Stuhlrichteramt hat über das Auf­treten de Tuyphus dem Bizegespansamte kurze Meldung erstatte. Wir erwarten hinsichtlich des Verlaufe­s dieser epidemischen Sranfheit von um» jerem Mattersdorfer K­orrespondenten zeitweilig ” Bericht. — Barid Mode. Das eben in Paris erschienene erste Heft dieser Modezeitschrift, welche bekanntlich­ die fran­­zösische Ausgabe der „Wiener Mode“ ist, gehört zu den ge­­schmachvollsten Neuheiten des Zeitschriftenmarktes Der farbige Umschlag bringt ein Mode-Genrebild von bestechender Ans­auth, eine Komposition, welche vor einigen Jahren, bevor die „Wiener Mode“ noch, ihre künstlerisch aufgefaßten Modezeichnungen publizirte, eine P­orträtstudie genannt wor­­den wäre. Und in derselben künstlerisch teilstrebenden Art­­ ist das ganze Heft gemacht. Da­ der Bariser Verleger, ohne Nennung des Ursprungs „Paris Mode“ für eine französische Publikation ausgibt, ist an sich ein Kompliment für die Verleger der „Wiener Mode.” Daß diese neue Pariser Yach­­tschrift, welche in ihrem geläuterten Geschmach alle französi­­schen Modezeitungen überragt, in Paris den Erfolg errin­­gen wird, den die „Wiener Mode“ in deutschen Landen ge­­habt, scheint uns zweifellos. (Brandlegung.) Am 27. September 1.3. fehrten die Knaben Zofsef Nagy, Anton Bin­­ter und Koser Töoth in Tamali, mit ihrem Eich, welches sie unweit des Dorfes zur Weide getrieben hatten, in das Dorf heim. Als sie un­­terwegs in die Nähe eines Heuschobers kamen, welcher dem Valentin Goda gehörte, fiel er dem Josef Nagy ein, diesen Heufchober in dem Brand zu freen, so daß die glammen Hoc) auf­­­ oderten und den ganzen WVorrath verzehrten. Josef Nagy, der im Jahre 1878 geboren ist, somit erst im 13. Lebensjahre steht, ist man wegen Brand­­legung angefragt. Seine beiden erwähnten S­ame­­raden, sind ebenfalls no im sehr jugendlichen Alter. Fojef Nagy gesteht die That ein. In An­­betracht des jugendlichen Alter, der Ungefragter, und der U­nerheblichkeit des unüberlegter Weise verursachten Schadens,­­ wurde Josef Nagy freige­­sprochen. Volkswirtscaftliche Reitung. Die hygienische Bedeutung des Waldes. von Paul 8. Vetter: Edenter, Kunft und Literatur, „om Wanne der Schuld“. Ein ergreifendes Stad­tienschentragödie, das dem in modernen Bühnenwerten häufig betretenen Pfad der Schuld wandelt, die den Sündigen nicht losläft, bis er sein Vergehen dur den Tod gesührt. Nur hat der Autor seine Typen aus dem D­olfe genommen und das Verbrechen des Diebstahls zum Ausgangs­­punkte der Handlung erwählt, um mit lebenswahren und padenden Strichen das Fazit des Mafeld zu ziehen, der dem Sünder in der reellen Welt an­­haften bleibt, ob er auch dem Gefege durch A­b­­büßung seiner Schuld Genüge gethan, und gleich, wol er hundertmale das Bestreben in sich fühlt, unter honetten Leuten selbst auch ein Honetter Mensch zu werden. So ergreifend, wie das Schicsal der Haupt­­figur des Stüces gezeichnet, ebenso ergreifend und­­ wirkungsvoll brachte Herr Hofburgschauspieler Hübner dieselbe an zur Geltung. Der geschäßte Saft zeigte sich in der überaus dankbaren Rolle des „Ferdinand Demmer“ ebenso sehr als Meister der Diktion, wie als solcher der Charakteristik und der Seelenmalerei. Die zahlreicen feinen Nuancen und Details machten eben auch Hier ein Ganzes von padendster Wirkung und der überreiche Beifall, mit welchen Here Hübner überschüttet wurde, bewies fur Genüge, wie jeder seine Darstellung der Hauptrolle das Herz und auch die­­ Nerven der Zuhörerschaft in Vibration sehte. . Von den hiesigen Mitwirkenden verdient in allererster Reige Frau Treumann für ihre (Fortregung.) (Fortfegung folgt.) Ye Die Ansichten und Vermuthungen, über dem Einfluß des Waldes auf die Solubrität einer Gegend, waren aus dem runde im Wesentlichen verschie­­den, weil die Einen das Wirksame, darin zu­ erbliden glaubten, daß die Bäume wohlthätigen Schuß gegen die Sonnenhiße gewähren . Andere hingegen schreiben die wohlthätige Wirkung auf den menschlichen Or­­ganismus dem reinigenden Einfluße der Ateno« Sphäre durch den erhöhten Aähmungsprogen im Walde zu, und legen den Schwerpunkt auf den erhöhten Sauerstoff-Gehalt der Luft in demselben. Auch wird die Ansicht von Dielen vertreten, daß der Wald durch Abhaltung schädlicher Luft­­strömungen wirfe, indem in den zahlreichen Blät­­tern des Laubdaches eines Waldes, gewisserma­ßen ein Tiltrum gegeben erscheint, welches eine mecha­­nische Reinigung der Luft von den Stanfheits­­erregern, der Spaltipigen bewirfe, oder aber wird der Ansicht gehuldiget, daß die Ursache einer spezifisch hygienischen Wirkung des Waldes, auf den Einfluß zurückzuführen sei, der durch den großen Wasser­­verbrauch, der Bäume, auf Bodenfeuchtigkeit und Grundwasser ausgeübt wird. Bisher hatten diese Meinungsverschiedenheiten in ihren Formen immerhin bestehen können, indem es bis seit der Untersuchung der Waldluft und des Waldbodens betreffend, an craften zuverlässigen Durch­­führungen derselben fehlte, welche allein als maß­­gebendes und erforderliche8g Wtateriafe, zur wissen­­schaftlichen Begründung der sanitären Bedeutung des Waldes, in die Waagschale gelegt werden können. Dr. Ernst Ebermayer, Professor an der Uni­­versität zu München, hatte den 2. September 1. 3. am internationalen land- und forstwirthschaftlichen Kongreß zu Wien, über die hygienische Be­­deutung des Waldes“, gefragt auf eigene egalte Untersuchung der Waldluft und des Wald­­bodens, einen Vortrag gehalten, welchen umfangreichen Erörterungen wir den wissenschaftlichen Stoff zur­ weiteren Behandlung unseren Themas entnehmen. Der als gründlicher Forscher bekannte und pedantisch in seinen Untersuchungswerten vorgehende Professor Dr. E. Ebermayer, hat nur mehr den ein Dezennium mit rühmlicher Beharrlichkeit, sowohl die Beschaffenheit der Waldluft, wie die charak­­teristischen Eigenthümlichkeiten des Waldbodens bes­treffend, feine Zorschungen und Experimente dur»­geführt und stellte zweifellos fest, Daß sich die Hygie­­nische Bedeutung des Waldes nach diesen beiden Richtungen Hin (der Luft und des Bodens) zurück­­führen lasse. .­­" Die Ausführungen des Professors Dr. E. Ebermeyerd, welche gewiß auch, für den geehrten Leserpreis der „Oedenburger Zeitung“ von großem Interesse sein werden, erstrebten sie demnach auf die ausführliche Beschreibung der „hygienischen Be­­deutung der Waldluft und des Waldbodens“. " Ungesneuigkeiten. + Bildhauer Josepf Böß. Aus London wurde kürzlich der Tod eines Künstlers ungarischer Herkunft gemeldet, der seit nahezu drei­­ Jahre­r

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