Oedenburger Zeitung, 1891. Oktober (Jahrgang 24, nr. 223-249)

1891-10-18 / nr. 238

- Sonntag,18.Ok­tob­er 1891. edenburger Zeitung. Mrnan für Politik, Handel, Industrie und Sandusethiäer, fünfe für soziale Interessen, xxlv.3at­zgang. Buchdrukerei­­, Nommwalter & Sohn, Grabenrunde DI, Einzelne Nummern hoffen 5 S Kreuzer. Insertions:Sebübrent: 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für "die du­rchlaufende Petit“ zeäle erelusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einerhaltung bedeutender Nabatt. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag Pr Tages. Pränumerations­ ®reife: Fir Loco: Ganzjährig 10 fl., Seren, 5 fl., Bierteljährig 2.7.50. %., Monatlich Ur Für Auswärts: Banzjährig 14 fl., „oerejährig 7 fl., Biertel­­jährig 3 fl. 50 Alle für das Blatt besti­mmten knsen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. 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Nedner sieht in der Forderung der Regierung ein Bekenntniß ihrer Schwäche und zu­­gleich betrat sie damit das Feld der Reaktion. Wenn seine Partei auch jedes Budget und jedes Indemnitätsansuchen der Regierung bewilligt hätte, dieses müßte sie auf’S entschiedenste zurück­­weisen, weshalb er denn auch einen Beschlußan­­trag in diesem Sinne einreiche. Namens der „Ge­­mäßigten Opposition“ sprach) Hierauf Graf Albert Appondi. Derselbe machte sie vor Allem über die auf­­ allen Gebieten sich zeigende P­olitik der Behutsam­­keit und Präventivmaßregeln lustig. Dabei berü­hrte Nedner auf das Gerücht, daß die Negirung ge­­zwungen wurde, ihren Kandidaten für den Bri­­matialfig fallen zu lassen, und er meinte die Re­­gierung ermahnen zu wollen, dieses Gerücht zu dementiren, da man sonst annehmen müßte, daß sie wieder einen Beweis ihrer Schwäche gegeben. Auch beschwerte er sich über die Apostrophe, welche Paul Gyulai an die Regierung in Sachen der Einführung der Kloture gerichtet und forderte er den Präsidenten auf, den verlegten Privilegien des Hauses Genugtäuung zu verschaffen. Diese In­­demnitätsvorlage zeige nur, daß ich die Regierung frans fühle, jeder Emotion aus dem Wege gehe und sich im die luftzugfreie Atmosphäre des liberalen Klubs zurücziehen wolle. Mit so wenig Selbstvertrauen könne die Regie­­rung sein Vertrauen Anderer beanspruchen und er reiche daher einen Beschlußantrag zur Ablehnung der Vorlage ein. Hierauf übernahm der Finanzminister Dr. Weferle die undankb­are Aufgabe, die Nothwen­­digkeit einer fünfmonatlichen Aktionsfreiheit zu be­­schönigen. Er erklärte, daß er die­­ Vorsicht der Negierung Schon durch die Nede des Grafen Ap­­ponyi begründet sehe, da dieser Lebtere au An­­laß dieser Vorlage alle Tasten der öffentlichen Angelegenheiten anzuschlagen und sogar die Krimas­­frage zu berühren verstand. Mit an­ti recht wißigen, aber natürlich Niemand überzeugenden Sophismen widerlegte der Minister die gegen die fünfmonatliche Indemnität laut gewordenen Bedenken und behauptete e3 seien ganz haltlose „Infinuationen", zu welchen ich die oppositionelen Wortführer verstiegen haben. Die Indemnität habe mit der Frage des Liberalis­­mus nichts zu schaffen. Die Vorlage sei jedoch in der That ein Ausfluß der Voraussicht und die­­selbe könne von dem Grafen Apponyi der Re­­gierung um so weniger als ein Fehler angerech­­net werden, da derselbe erst vor einigen Wochen in­ seiner Faß berenger Rede der Regierung Mans gel an Boraussicht zum Vorwurf gemacht habe. Die Vorlage bedeute aber nicht nur die Politik wie Boraussicht, sondern auch die der Entschlossen­­ei­. — Der gute Reichsichagmeister verwechselt näm­­lic Halsstarrigkeit mit standhaftem Muthe. Mini­­sterpräsident Szapary wird jedoch in nicht allzur ferner Zeit zu feinem Schader erkennen, daß der Eigensinn und die Nachthaberei seineswegs die richtigen Stüßen für ein baufällig gewordenes Kabinet sind. Alo8 Bedethy unterfragte wärmstens den Beschlußantrag des­ Grafen Apponyi, denn als Redner erblich in der Vorlage den­­ Versuch, die Diktatur des Budgets zu Barteizweden einzuführen. Die Regierung habe seinen Grund, ss vor Obstruktion zu fürchten. Auch das, was heuer bei uns geschah, war seine­ Obstruktion, sondern eine auf hohem Niveau stehende, äußerst instruktive Debatte, welche der N­egierung klar machte, daß die „Neußerste Linke" ftet die Scheere bereit halte, damit die Bäume der de­spotischen Machtsphäre nicht in den Himmel wachsen. € unterliegt wohl kaum einem Zweifel, rief Beöthy, daß die reaktionären Symptome in Zunahme be­­griffen seien, UM’ das zeige der Negierung facies hippocratica (das verzerrte Antlig des mit dem Kode singenden). Nun gab es eine Feine Heberraschung. Wider alles Erwarten meldete sich nun Justizminister Szilágyi zum Worte, zuvörderst, um die Be­­fürchtungen Beöthy’s Hinsichtlich des Gesundheits­­zustandes der Regierung zu widerlegen und dann dessen Ansichten von der Obstruktion zu bespötteln. Natürlich spendete die wohldisziplinirte Majorität dem Redner den Zoll affektirter Heiterkeit. Nach den obligaten Ladhjjalven der Regierung,-Mamelu­­ten, wies Minister Szilágyi darauf Hin, daß die gegenwärtige Verhandlung der Vorlage si durch Gründe der Zweckmäßigkeit empfehle und daß die Vorlage selbst nichts N Abnormen und nichts Außerordentliche und Alles eher, denn eine Be­­schränkung des konstitutionellen Kontrolrechtes be­­zwecke. Und schon das Ansuchen um eine so lange Indemnität sollte eigentlich die Opposition oder­ Be­i Feuilleton. Schiffbruch im Safen. Novelle von M. Häffer.­­Rahbrat verboten.) (Zertjegung.) Von ihrer Hohen Warte konnte sie Alles be­­obachten. Richtig, da kam der Ingenieur aus einem Seitenwege, er bemerkte die jungen Leute und Stupze plöglich, dann trat er hinter ein Gebüsch, offenbar um selbst nicht gesehen zu werden. Aber den Handfuß mußte er doch noch be­­merkt haben, überhaupt die ganze Haltung Wenner­­bergs. Das war genug für einen Tag. Gegen Abend zog ein schweres Gewitter her­­auf; die Luft war unerträglich schwül und stil, sein Haud a die Blätter an den Zweigen. Mit gefrügten Köpfe saß Halling am enster und brütete verstimmt vor si­ein. Heute hatten die Taglöhner ihre bisherigen Wohnungen verlafen, alle unter lauten Schimpfreden und Drohungen ; die Knechte und Mägde erzählten sich’s bei der Arbeit. Der alte Schwarz sagte ganz unverhüllt, er werde dem Herrn Schon zu Buch kommen, wie er seine Hinterjasfen behandelt habe. Ein zorniges, grollendes Gefühl durchhmwogte Hallings Seele. Schwarz, das mar der Mann, unter dessen Bette jenes häßliche, friechende Unfraut wuchs. Der Anblick desselben Hatte damals mit einem Schlage die halb und Halb gehegten Pläne des Gutäheren zur Neife gebracht, hatte plögliche­­ Entschlüsse gezeitigt und eine ganze Flut­ warmer Empfindungen geweht. Gerade dieser Mann erhob fest zur Verwünschung die Zanft, gerade er stieß die BR Drohungen hervor. „Zur Strafe für seine Lüge wurde der Kö­­nigssohn ein armer Kohlenbrenner und mußte mit geschwärztem Gesicht durch das Leben gehen.“ „It er nicht in den Himmel gekommen ?“ fragte zagend das altfluge Kleine Lieschen. „Gewiß nicht,“ belehrte Noje. „Die Lüge ist eine große Sünde und wer sie ausspricht, der wird hart bestraft.“ Halling Hörte das Alles mit an: „Sünde? — Was ist Sünde?" „Nur die böse, unfreundliche Absicht, die Lieblosigkeit, sonst nichts. Wer sein Herz hat für den andern, der ist ein Sünder.“ Und trogdem glaubte er immer noch Nofes Flüstern zu hören: „Wer die Lü­ge ausspricht, der wird Hart bestraft.* « « Hatte er denn wirklich gelogen?Wirkl·ich? Endlos—endlos spannen­ sich die Gedan­­kenläden. Da erschien im Zimmer mit blassem,erschreck­­ten Gesicht ein Dienstmädchen­,,Herr Hallingtsch, Herr Hallings« Der Gutsherr suhr aus»Nun­,Marie,was gibt es dennI Wieschen Sie ausM Das Mädchen rang die Hände. „Da drüben in der Fabrik!" stammelte sie. „Ach Gott, es geht ein Spur dar, Die Säle, Klopfen, Knirrchen, Licht­­schein­­—­ und manchesmal ein gränliches Lachen. Wir Alle Haben es gehört.” Der Gutsbesiger zuete die Achseln. „Unsinn, Kind. ES ist der Bliß, dessen Leuchten Sie sehen, das Rollen des Donners und —* „Nein, nein, Herr. ES raucht in der Yalris, als würde Wasser ausgegoffen, ungeheure, gewaltige Massen." Halling feufzte. Wie gern hätte er an Noras Seite gesessen, ihre Hand im der seinigen, ihren Blic sich zuge­wendet, wie gern hätte er mit ihr über alle diese Dinge gesprochen und sein f­orgend schweres Herz ganz ausgeschüttet in das ihrige ; aber Nora vermied ängstlich jedes Alleinsein mit ihm, ja. Sie scheute sich, ihn anzusehen, aus Furcht, ihre gegenseitigen Beziehungen zu ver­­rathen. Ein seltsames Gefühl durchströmte Hallings Seele, ein Unbehagen, von dem er sich kaum selbst Rechenschaft zu geben vermochte. Wenn Nora ettrad weniger zurückhaltend, weniger vorsichtig gewesen wäre, wie sehr würde sie ihn beglüdt haben. Und flüchtig durchsuchte ihn der Gedanke an seinen Eid. War es nicht ein gestohlenes­ Gut, Noras Liebe ? Thorheit. Ansc­hauungen, die im Lichte der ee niemand theilte. Und dennoch, den­­n d — — Er grübelte mit gefrügtem Kopfe. Was war eigentlich das h­eilbegehrte Glück des Daseins ? Worin bestand e3 ? Vielleicht in bloßen Phantomen. Er ließ er nicht einfangen, nicht halten, er trug ein verhülltes Antlig — immer, immer. Aus den Schwarzen Wolfenmatten zischten die Blite und der Donner frachte hinterher. Wo war Nora? Er Hatte sie seit Stunden nicht gesehen. And ZTurlad fehlte Heute und wur s­e lauerte mit den Kindern im einem Winter des großen Zimmers. Die fleine Schaar fürchtete sich vor dem Gewitter und Noje erzählte mit halber Stimme ein Märchen, um das Interesse abzu­ Teufen. Siezu ein halber Bogen Beilage.­­­­. Für göonnenten liegt heute 3n 42 des,,glkustrirten Sonntagsblattes“ bei. B Mail, fi Se 4 ESTATE ii AR Mr. 238 |

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