Oedenburger Zeitung, 1892. Februar (Jahrgang 25, nr. 26-49)

1892-02-14 / nr. 36

»s- o .:«..y«--.s-—-----.«s--.-7F:­­»M« »m«-ds,,s-.-.»—» F Iris RE­SETESEEREBTTE FILES TEE EDER UTTZERENE RESET­HER­N. _ Sonntag 1 14. Februar 1892. KAV. Zapfgang. Az. 36. Organ für Politik, Handel, Industrie und Bandwiethfenft, sowie fir soziale Sure, Einzelne Aummern Rollen 5 Strenzer. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Präm­merations-Xreife: Für Loco: Ganzjährig 10 fl., Selbjährig, 5 fl., Vierteljährig 2 fl. 50 fl., Monatlich 1f Für Auswärts: Gerjährig­ee fl., „Sat­z fl., Viertel­­jährig 3 fl. Alle für das Blatt ernten. ER mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administertien, Verlag und Inferatenaufnahme; Buchdrnheri­n, Romm­alter & Sohn, Grabenrunde 12, Inserate vermitteln: in Wien: Hafenstein = Vogler, Wale Richaaffe 10, U. Oppelit, I., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, I Wollzeile 12, R. Moffe, Seilerstätte 2, M.­­Dutes, I., Riemer«­­gaffe TS FRER Budapest: Zaulus Gy., Dorotheagaffe 11, Leop. Rang, Gisellaplag 3, U. 8. Goldberger, Servitenplag 's, 5 fr. für die ein, 10 fr. für die z­wei­, 15 fr. für die drei«, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für­­ die durchlaufende Petite äm He­ercelusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender n­ac­h Infertions:Gebüh­ren: 0 Ein beispielloses Hur­ftifnd. Dedenburg, 13. Februar 1892. Vor einigen Tagen meldeten wir nach haupt­­städtischen Blättern, daß der Hochwürdigste Waigner Bischof Konstantin Schuster den Leongrader Kapları Gabriel Bajcsy, der anläßlich der Reichs­­tagswahlen zu Gunsten des oppositionellen Kandi­­daten für den Reichstag, Johann Hoch, gegen den Kandidaten der Regierungspartei Emerich Szivaf fortestedirte, vor sich ab und im Bischofspalais zehn Tage lang gefangen hielt. Bajcdy, der der Vorladung des Bischofs unter verschiedenen Aus­­flitten erst nach erfolgter Wahl! — dieselbe fiel bekanntlich zu Gunsten Hode aus­­ Folge leistete, mußte in der Haft fromme Eperzitien be­­treiben. Der unmittelbare Vorgeseßte des nunmehr wieder auf freiem Fuße befindlichen Bajczy, der Edongrader Pfarrer und Präsident der dor­­tigen Opposition, Anton Heghyi, veröffentlicht nun im „PBesti Naple” ein offenes Schreiben an Bischof Schuster, welches an Unbotmäßigkeit kaum Dagewesenes leitet. Wir entnehmen dem bei­­spiellosen Schriftstück, welches nicht geringes Auf­­sehen erregen wird, die folgenden famosen Kraft­ stellen : „Den Unschuldigen und Gerechten solst Du nicht tödten“, heißt es im der heiligen Schrift Moses II. 23, 7. Ew. Exzellenz aber haben mei­­nen Kaplan Gabriel Bajcsy ohne jede Ur­­ade noch am 30. Jänner in Haft gefegt und hielten ihn bis 8. Februar gefangen. Das Gefäß gestattet selbst dem größten Verbrecher die Ver­­theidigung, Em. Erzellenz aber haben meinen un« schuldigen Kollegen ohne Berhör zum Kerker ver­­urtheilt und ihm das Recht der Selbstvertheidigung entzogen, als wäre er ärger, denn ein zum Galgen verurtheilter Paria ... .“ Das offene Schreiben erzählt nun, daß, als der Szegediner Pfarrer Johann Ivantopics im Hofe des Crongränder Ge­­meindehauses zu Gunsten des Kandidaten der libe­­ralen Partei­­ prach) und die Wegtaufungsverordnung des Grafen Eräsy vertheidigte, Bajcsy in den Ruf ausgebrochen sei: „Elsen Hock János!" Deshalb habe der Bischof den Kaplan durch seinen Sekretär ermahnen lassen, worauf Bajczy sich jeder Bethei­­ligung am Wahlkampfe enthielt. Nichtsdestoweniger habe der Bischof Bajczy am 26. Jänner nach Waigen zitirt, nur damit die Opposition einer Stimme beraubt werde. Da für einen Vertreter nicht gesorgt war, zeigte der Pfarrer dem Bischof telegraphisch am, er künne den Kaplan nicht ent­­behren, der übrigens unschuldig sei. „Und wenn — so hieß es in der Depesche — die Diözesanverwaltung sich gegenüber diesem unschuldigen Menschen dennoch als Kartesmittel gebrauchen läßt, so werde ich sie für ihr unwürdiges Vorgehen vor dem ganzen Lande zur Verantwortung zu ziehen lassen!* „Ew. Gnaden aber — so fährt das offene Schreiben fort —, der Sie jedem Lumpen (gezengut) unbedingten Glauben schenten, haben meiner Depeiche nicht geglaubt, ja selbst dem Abg. Johann Hoch nicht, als dieser Ew. Erzellenz persönlich informirte, sondern Sie tödteten den Unschuldigen und ließen den Gerechten ein­­sperren !" Er erhebe nun — feßt Hegyi fort — vor dem ganzen Lande Protest gegen das das Recht mit Füßen tretende Vorgehen des Bischofs, und da Dieser seine (des Pfarrers) Appellationen an den Graner Erzbischof wiederholt in seinem ade liegen ließ, appellire er an die öffentliche Meinung. Der Bischof wolle als treuer Schleppträger der Regierung im Geistlichen den Bürger tödten, damit er ein willenloses Spiel seiner bischöflichen Willkür und ein Hebel der Macht der Regierung sei. — Der Pfarrer wirft dann dem Bischof vor, er habe im Namen Gabriel Bajcsy’s ein gefälschtes Tele­­gramm an ihn richten lassen, und schließt sein offenes Schreiben folgendermaßen: „Ew. Exzellenz Herr Bischof! Den frommen Hirtenstab gab der Allmächtige nicht deshalb in die Hand des hohen Klerus, damit D­ieser die schußlosen Skapläne mit demselben vom Rande der Abstimmungsurne Hin­­wegzerre und derart die Zahl der oppositionellen Stimmen verringere, sondern damit die hohe Geist­­lichkeit die Herde rammt den Hirten mit Weisheit, Gerechtigkeit und Liebe regiere, da die Bischöfe die Väter, nicht aber die Tyrannen der Gläubigen und ihrer Hirten sind. Und es ist wirklich er­­greifend, daß, während die Bischöfe von Rosenau und­­ Stuhlweißenburg ihre Diözesangeistlichen in vom apostolischen Geiste durchwehten Rundschreiben mit Instruktionen für die Wahlen versehen. Em. Erzellenz jenen armen Kaplan, der im Sinne dieser Rundschreiben stimmte, in Gefangenschaft wirft! Bisher wußten wir nur, daß Ew. Erzellenz sein Herz haben, jegt aber nehmen wir wahr, daß auch ziemlich wenig Weisheit auf dem bischöflichen Katheder von Wallen zu finden is. Nun, wenn Emw. Erzellenz so kurzsichtig sind, so künnen Sie zur Erkenntniß dessen gelangen, daß Sie nicht mehr unter den Karchauer Slowaken residiren und daß es Ihnen nie gelingen wird, aus dem Herzen der patriotischen Geistlichkeit des Waltner Bezirkes das Selbstgefühl auszurotten.“ Dem Enge. O­­om Allerhöchsten Hofe. Ihre Majestät die Kaiserin- Königin wird schon dem«­­nächst im Bade Schwalbach (bei Wiesbaden) mit Allerhöchst Ihrer Tochter, der vau Erzherzogin Marie Valerie zum Surgebrauche eintreffen. Ein Telegramm aus Frankfurt am Main be­­stätigt diese Nachricht und fügt Hinzu, daß für die beiden hohen Damen die Appartements bereit be­­stellt sind. Nach der „Schwalb. Ztg." ist die Nach­richt absolut verläßlich. “ Spende des Königs. Seine Majestät hat aus Allerhöchster Privat - Chatouille für die Abgebrannten der Gemeinde Aka 500 fl. anzıt­­weisen geruht. O Ernennung einer Palastdame. Majestät die Königin Hat — wie man aus Breß- Ihre Feuilleton. Der SBriseur. — Humorezfe von Friedrich Werth. — (Saluß.) — U, das ist ja gar nicht nöthig! Das hatte ich nur für den Fall geschickt, daß Auguste aufmachte, damit sie gleich wüßte, wer es sei. Aber jegt wollen wir gehen! Der junge Mann wollte vorwärts schreiten, stieß aber in der Dunkelheit an einen Stuhl, der mit Gepolter zur Erde fiel. — Machen Sie doch nicht solchen Lärm! Sie werden ja noch­ alle Leute herleden! Aber freilich, jeßte sie Hinzu, es ist ja so finfter Hier, geben Sie mir die Hand, ich werde Sie führen! Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn den Korridor entlang. . Die Sinne des Neferendard fingen an, si­e immer mehr zu verwirren, er wußte nicht, ob er träume oder wache! Und als er sei das weiche, warme Händchen in seiner Nechten fühlte, da wurde ihm ganz heiß ums Herz; er wollte noch etwas jagen, die junge Dame flüsterte aber: — Ruhig! IH bitte! Und nun schlichen sie denn Hand in Hand auf den Zehen dur den Korridor, dann machte das Fräulein die Thür auf und job den jungen Mann und Zimmer. Es war ein einfenstriger Hübscher Raum, der in dem Neffendarius öffnete, ein echtes junges Mädchen-Zimmer. Hellblaue Gardinen, helle Möbel, ein­­­e blaubezogene Sopha mit passenden Stühlen, ein Heiner Schreibtisch um dem einzigen Fenster, viele Nippes und der Thür gegenüber ein Bett mit blauen Vorhängen. — Fräulein von Zedtwil hat Sie mir em­­pfohlen, sie war so zufrieden mit Ihnen. Aber ob­­gleich sie mir deutlich Ihre Wohnung sagte: Hatte ich Yurdt, daß ich doch falsch geschrieben Hätte. Diese Heimlichkeit muß sein, der Papa ist darin eigenthümlich. Dem Referendar fangen über die Harmlosigkeit von Mädchen, die fi junge Herren heimlich an der ‚Hand in ihre Zimmer holen, doch große Berenten. — Nun fangen Sie an! jagte sie, zog eine weiße Jade an, fete sich auf einen Stuhl vor den Spiegel und löste ihr Haar. Be Bitte, ziehen Sie doch Ihren Leberzieher un: :1% Der Referendar stand ganz erstarrt da. — Man muß doch ein Bisschen „Hic“ sein, sagte sie. Neulich auf der Straße hörte ich, wie ein Lieutenant sagte: Diese Frisur würde selbst eine Göttin entstellen! Das hat mich geärgert. Der junge Mann hörte schon lange nichts mehr; er sah nur sie in ihrer ganzen Lieblichkeit, er sah die blonden, üppigen Haarwellen, die weit über ihre Taille hinabreichten; er sah, wie reizend sie in ihrer weißen Jade aussah. — Engel! murm­elte er, Engel ohne Seien! Und er stürzte — feiner selbst nicht mehr mächtig — vor ihr auf die Lnie. Sie wich entjegt zurück und stieß einen Schrei aus, einen marserschütternden Schrei, wie Adelheid im „Löß von Berlichingen“, wenn sie die Richter der heiligen Vehme nahen sieht! — Großer Gott! Sind Sie wahnsinnig?! murmelten ihre jet farblosen Lippen. Sie eilte zur Thür, die sich von Neuem. „Zante Aurora! Der Friseur Hat den Verstand verloren !* einer öffnete und flog mit dem Ausrufe: alten Dame in die Arme. Hinter Fräulein Aurora wurden noch zwei Auguste stand händeringend- andere Köpfe sichtbar, da, und Lette stieß entrüstet heraus: — Der war also der Mensch, der dies Höllen- Na, und mir Hat Der achte= Der Papa ist vorn in feinem Zimmer! ermahnte das alte Fräulein und streichelte das Haar ihrer Nichte, i jeb immel Logließ ! leujnet ! — Kind, sei doch nicht so aufgeregt! fonnte mir mein die wie ein Kind schluchzte. Was dann gelommen, Freund nicht sagen, er wußte es nicht. Wie ein Rafender sei er hinaus gestürzt, die Treppe Hinab­­und and dem Hause, wo er eine so lächerliche Rolle gespielt hatte. — Weißt Du, was ich an Deiner Stelle thäte? sagte ich zu riefen. — Nun? fragte der Berzweifelte, der noch ganz blaß und erregt war. — dh würde in einigen Tagen meinen Bes­­uch wiederholen, dabei tun, al wenn nut? vor» gefallen wäre, würde vom Herrn Ministerial- -Direk­­tor meine Karte und meinen Brief schiden. Die Damen werden sich gehütet haben, ihm einzumeihen! Du wirst Gelegenheit haben, seine Tochter zur sehen. Für Abonnenten liegt Heute Ar. 7 des „Ilustrirten Sonntagsblattes““ bei. Hiezu ein Halber Bogen Beilage. Br >>­a 2

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