Oedenburger Zeitung, 1892. November (Jahrgang 25, nr. 251-275)

1892-11-08 / nr. 256

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Was bis sehr beschlossen ist, darüber fehlen aber alle definitiven Aufschlüsfe und bewegt sich Alles, was über die Situation verlautet, in dem Gebiete bloßer Kombinationen. S Indeß ungeachtet der Unklarheit und Un­­sicherheit aller Angaben scheint so viel festzustehen, daß weder im Kabinett noch in der liberalen Partei eine volle Einmüthigkeit bezüglich der Behandlung der interkonfessionellen Angelegenheiten vorhanden is. Im Ministerium scheinen Szilágyi und E3sásy für das Prinzip der obligatorischen Zivil­­ehe einzutreten, während die Mehrheit der Minister in der fakultativen Zivilehe eine genügende Bekräftigung der staatlichen Autorität auf dem Gebiete des Eherechtes zu erblicen scheint. Die gleiche Theilung scheint auch durch die liberale Partei zu gehen, und darin liegen die Haupt­­schwierigkeiten der Situation. Jung scheint das Kabinett Szapary nur in dem einen Buntte zu sein, daß seine partielle, Sondern eine allgemeine Rekonstruktion odes Kabinets erfolgen müßte, falls die liberale Partei zu seiner Einigkeit zu bringen sein wird. Das neue Ministerium würde nach den Bereicherungen der Freunde des Ministerpräsidenten Szapäry folgendermaßen­­ zusammengestellt werden : Präsidium und Inneres: Graf Julius Szapary, Finanzen: Weferle, Handel: Lufäcs, Mi­­nister a latere: Graf Julius Andrasiy, Luftiz: Bofros, Aderbau: Bethlen, Lan­­desvert­eidigung: Fejerpäry, froatisches Mi­­nisterium: Sofipopvics­. Wie man sieht, würde das Ministerium so ziemlich­ das bisherige sein, nur würden Czpary und Szilágyi fehlen. Ob auf Dr. Weierle unter allen Um­­ständen gezählt werden kann, scheint uns nicht ausgemacht, denn man behauptet, daß­­"Graf Sza­­pary auch schon mit der Eventualität des NR üh­­trittes des Schaßkanzlers gerechnet habe und einen Kandidaten für das Finanzparteiewille bei­. Welche Haltung die Regierungspartei dieser vom „Bp. Zbt." ventilirten Kombination gegenüber befunden wird, ist mit Bestimmtheit kaum vorherzusagen, doch die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß die Partei beisammen bleibt. Die Freunde Szapary’8 glauben, daß die Opposition Koloman Tipa’s nur ein Manöver ist und Zipa sofort, nachdem ihm die Alternative gestellt werden wird, entweder das Programm Szapary’8 zu akzeptiren oder aus der Partei auszutreten. Klein beigeben dürfte. An die Absicht Ziga’s, eine neue Partei zu gründen, glauben selbst seine Feunde nicht, demn Diese Partei hätte einen derart konfessionellen Anstrich, daß sie seine politische Bedeutung erlangen könnte. Jedenfalls wird Tipa Schon morgen Mittwoch in der Konferenz der Regierungspartei Farbe be­­nennen müssen, denn in der Konferenz dirfte Graf Szapäry bereits­s ein Programm ent­­wiceln. Aus Wien erfahren wir über die Situation Folgendes: Graf Szapäry hat von der Krone die Einwilligung zur Einführung der Zivil­­matrikeln, der Rezeption der Juden und der Religionsfreiheit erhalten, der Alter­­nativ-Vorschlag: fasultative oder obli­­gatorische Zi­pvilehe wurde jedoch ab­­­­gelehnt Wenn Graf Szapäry thatsächlich mit der Kabinettbildung betraut wird, so wäre es seine erste That, die Ggeber-Verordnung zu­­rückziehen zu lassen. Er sem wohl, wie seine Freunde, scheinen, wie gesagt, die Heberzeugung zu hegen, daß er wieder an die Seite der Regierung tritt. Das beweisil nit nur die Stimmung, welche unter den Freunden des Grafen Szapäary im Klub der­­ Regierungspartei herrschte, sondern auch der Artikel, welcher Sonntags im „PB. 2." er­­ichier, welcher stets die Ansichten des Minister­­präsidenten dem WBublikum fundgibt und­ auf welchen wir im Folgenden 2­8 Näheren eingehen : „Wir müssen doch endlich das Kind bei sei­­nem Namen nennen — was wäre denn für die prakiiiche Förderung der Liberalen Reform erzielt, wenn man heute schon mit allem erdenklichen Pomp und Nachdruch die „obligatorische Zivilehe" — im Prinzip ankündign würde? Ank­ündigen würde — sagen wir — denn darüber hinaus brächte man es in seinem SJalle. Kein vernünftiger Denfch wird sich einbilden, daß man diese Institution vom led weg befretiren könne, so lange die administrativen Vorauslegungen für sie fehlen; nur zu Schand und Spott im Bolfe und schon in ihren Anfängen mit dem tödt­­lichen Fluch der Lächerlichkeit beladen, würde sie sein, wenn sie den Heutigen Funktionären der Ge­­meindeverwaltung anheimgegeben würde. Die Staats­­autorität, welche in den jenigen Organen der Ver­­waltung zum Ausdruch kommen sollte, wäre eine sehr verkrüppelte Erxistenz, und man "denke man ji die heillose Reaktion, welche sich im Bolfe gegen die Thränen versiegen macht und es im „alten Schlachtenmuth aufleuchten läßt, während sein Herz sich erweitert. In Zönen, die in der Ferne zu ersterben scheinen, verklingt der feurige Mann, — in wilden Branfen und Rauschen tobt die Schlacht, — da jubelt’s auf, das ist der Sieg, der Sieg des Baterlandes! Und aus dem stürmischen Jubel brechen getragene, feierliche Afforde hervor, als ob ein heiliges Danklied zum Himmel aufsteige, so daß Räföczi seine Hände unwillkürlich zum Gebet faltet. Aber da schrillt er plöglich auf in wilden Tönen, ein wüstes Sriegegeschrei, — der besiegte Feind fehrt wieder, von Neuem erhebt si das Zoben der Schlacht, «3 schreit und wimmert, Heult und betet wild durcheinander, bi dur das Chaos schmerzzerrissene Silage bricht. Dann verstummen die Töne wie im Schweigen des Todes. Und aus der Stille hebt sich wieder, derselbe wunderbare, leife Klageton, der das ergreifende Tongemälde ein­­leitete und in dem sich nun das alte Web des Baterlandes erneuert. Leifer und eifer zittern die Töne durch die Zuft, biß der fegte von ihnen, wie der Hauch eines Sterbenden, dem Ohre entschwebt. Tiefe Stille Herrichte wieder in dem Kirchlein. Naröczi drückte die Hände vor die Stirn. Wie ein Traumgesicht war Ungarns Glück und Leid an seinem Geiste vorübergegangen. Wer war es, der diese Zauberwelt von Tönen entfesselte? Nur Einen rennt Räröczi, der den innersten Regungen der Seele so ergreifenden, übermäctigenden Ausbruch zu verleihen vermag, und dieser eine it Michael Barna. Rai erhob sie der Fürst und schritt auf die vom Steuerschein erleuchtete Stelle zu.­ Ja, wirklich war es ein tiefdunktes­ Zigeunergesicht, auf welches die Gluth der fladernden Flamme fiel. (Fortlegung folgt.) Feuilleton, Der lebte Hanaköczi. Historische Erzählung aus den Freiheitskämpfen der Ungarn. Bon Gustav Höder. ragen auf (Fortjegung.) Im Schiff der Kirche Steinplatten wenige verfohltee Trümmer Bänke umher, Aichenhaufen, Thierm­ochen und Scherben von Trinkgefäßen ließen erkennen, daß zügellose reibeuter oder wilde Soldatenhorden das Gotteshaus zur Schärfe gemacht und die er­­beuteten Lebensmittel hier verzehrt hatten. Dü­ster ragten die nacten Wände zu den fühnen Bogen des Gewölbes empor ; die Seitenaltäre waren vers­chwunden, nur hervorstehende Steinplatten bezeich­­neten noch die Stellen, wo sie gestanden hatten. Die Schlanken Säufen Hatte die Heiße Glut der Trammen, welche im Innern dieses Gotteshauses gemüthet, schwarz gelebt. « Während Rákóczi in dem Kirchlein umher­­wandelte und sein Auge mit düsterem Ausdruck auf dem Werke der Zerstörung weilte, welches vieleicht unter der Devise seines Namens voll­­bracht worden war, Hatte die Dumm­elheit zuge­­nommen und endlich vollständiger Zinsterung Plan gemacht. Auf einer der Steinplatten, wo früher ein Altar gestanden hatte, suchte si­e Räföczi seine Lagerstätte aus, indem er seinen Mantel hinbreitete und si darauf zur N­uhe niederstrebte. Aber sein unwohlthätiger Schlummer wollte ihm die Augen zudrücen. Verzweiflung wühlte im Herzen des Batrioten, der für sein Vaterland Alles, Alle, sogar eine Königsfrone und das Glüc die Fa­­milien lebend dahingegeben hatte und doc zulegt­e unterlegen war. Im dieser einsamen Stunde brach seine Heldenkraft, er neigte sein auf den Arm ge­­stüßtes Haupt und vermochte den Strom heißer, bitterer Thränen nicht aufzuhalten. Die Todtenstille, die in dem finstern Raume herrschte, wurde plöglich unterbrochen. Vom Ein­­gange der Kirche der tönten Schritte, deren Wiederhol die steinernen Wände und Säulen des gewölbten Baues zurückgaben,­­ war der langsam müde Schritt eines Mannes, der nach langer Wanderung in diesem swingenden Raume wahr­­scheinlich ebenfalls ein Unterkommen für die Nacht suchte. Nachdem er eine Weile umhergetappt war, schien auch er ein geeignete Plägchen gefunden zu haben. Ein Lichtschein fladerte auf, und aus der zunehmenden Helle desselben und einem leisen Geknifter schloß Näköczi, daß der Ankümmling sich aus den umherliegenden halbverfoglten Holzitüden zum Schuße gegen die empfindliche Nachtkühle ein Feuer entzündet hatte. Sehen konnte er ihn nicht, da eine Säule ihn verbarg. Lange Zeit blieb er nun wieder still und Näföczi, der sich um den neu Hinzugekommenen Schlafkameraden nicht gefümmert hatte, fuhr fort, sich seinen schmerzlichen Gedanken hinzugeben. Da tönt von der Richtung des Feuerscheins her das Anklingen einiger Saiten, als, ob eine Bioline gestimmt würde, und nun entladen Bogen und Finger dem Instrumente eine rührend schöne Melodie, Halb Klage, halb Trost. Ráfóczi richtet si empor und lauscht. It es ihm doch, als ob die Töne dem trauernden Helden von Ungarn­ Schmerz und Welt erzählen wollten. Nun erhebt sich das Spiel zu hellen, muthigen, scharfen Klän­­gen, die zur Schlacht, zum Kampfe für das Bater­­land zu rufen scheinen. Wieder wandelt sich die Melodie, das Drängen und Stürmen besänftigt sie die Töne ordnen sich zu den Rhytmen eines Kriegs­­marsches, welcher im Auge des lauschenden Näföczi den der

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